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Erzgebirgischer Volksfreund : 29.06.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-06-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192206297
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19220629
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19220629
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-06
- Tag 1922-06-29
-
Monat
1922-06
-
Jahr
1922
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 29.06.1922
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yett»front zur „Dekiimpfun-g der Reaktion" oan«m Tag an, ohne daß sie Wer die Vrabrsprechumye« sind. Die Unabhängigen lehnen ad, sich einer aus M Men seine Aktentasche mochte der Ange, von den Trkbitnc von der linken Sette des Hause« -Kaula, n rau»", Mörder". Ml«» hat sich von den ' " ' " h «gen den Rat »tisch, iu»- den Kopf. Durch ein« Aratbl den Wurf abzuwchren. E» « Umstell«»« de« Knrlfe»? Berlt», S7. Juni. Wie verlautet, beovstchttgt RckchrLangler Dr. Wlrih dos ihm Lis auf «eitere» üb-ertvagen« Amt al» Außen minister zunächst beiMeholten, bis ein« parlamentarisch« Klärung der Gesomtlog-e erfolgt ist. In Regierungskreisen rechnet man mit einer Aeudrruug der parlamentarische« Machtverhilltntsse unmittel- Lar imch der Dovlegung des Gesetzentwurfes zum Schutze der Repu blik. In den gestrigen Besprechungen Le« Kanzler» mit der Zentrum»- partei sprach Dr. Wirtz die Erwartung au», daß auch di« Unab hängigen sich setzt zu einer Beteiligung an der Regierung entschließ«n müßten. Der Jahrestag des Schmachfriedens. —l. Am heutigen Mittwoch fährt sich der Schmachfrieden von Versailles da« dritte Mal. Wa» er au« uns Deutschen ge macht hat, das ist in den letzten Tagen erschreckend deutlich gewor- den: ein zerrissenes, zerklüftetes Volk. Die teuflische Rechnung der Feinde stimmt. Sie hatten von vornherein damit gerechnet, daß un ter ihrem Druck Deutschland auf der Grenze des Chaos dahintaumeln werde und haben ihm immer nur gerade soviel Lust gelassen, daß es nicht ganz erstickte. Erst in den jüngsten Tagen, unter dem Eindruck des letzten grausigen Ereignisses, hat man endlich im Reichstag von Seiten der Regierung und einiger Woxtführer der Regierungsparteien die rechten Worte gefunden: All unser Unglück rührt von dem Schmachfrieden her. Diese Erkenntnis muß mit einer anderen Hand in Hand gehen: Venn wir den Mut und Willen zurinneren Einigkeit ge habt hätten, wäre es nicht soweit mit uns gekommen. Die Rechnung der Entente hätte nicht zu stimmen brauchen. Aber das unselige Erb übel der Deutschen, die Uneinigkeit, arbeitet den Feinden in die Hände, bringt ihre Pläne der Vollendung nahe. Es scheint, als ob es nicht besser, sondern schlimmer werden sollte. Die Frage muß aufgeworfen werden: Was nützt uns alle Erfül lungspolitik, wenn Deutschland sich dabei im Innern auf löst, wenn ihre Folge schließlich der Bürgerkrieg, der Kampf aller gegen alle ist? Wäre es da nicht das kleinere Uebel, die Feinde ihren Weg gehen zu lassen? Schlimmer als es jetzt ist, kann es nicht kom men. ,Im Gegenteil ist dann trotz allem die Hoffnung vorhanden, daß uns durch die unmittelbare Bedrückung von außen das erhalten bleibt, was wir am nötigsten brauchen: die innere Einheit. Wir haben ja die Beispiele in unseren bedrohten Grenzlanden, wo die gemeiulame Not die innerpolitischen Gegensätze verstummen macht. Eine Erinnerung. Es sind gerade zwei Jahre her, daß sich im Reichstage die Geister schieden, als die alten Reichsfarben abgelehnt wurden und zwar durch eine Zufallsmehrheit von einer Stimme. Wie damals, ist auch heute noch das deutsche Voll in zwei gleichgroße Hälften gespalten. Glauben die Regierung und die hinter ihr stehen- den Parteien wirklich, daß es möglich ist, den Willen der einen Hälfte des Dolles durch Ausnahmegesetze aus die Dauer zu unterdrücken? Glauben sie, daß es möglich ist, mit einer so starken Opposition im Nacken, die schweren außenpolitischen Aufgaben durchzuführen? Es ist möglich, aber nicht auf dem Wege der Demokratie, sondern auf dem des Absolutismus. Will die Negierung diesen Weg gehen? Wenn sie es tut, so werden nicht sie und ihre Parteien den Nutzen davon haben, sondern einzig und allein die Feinde Deutschlands. Es sollte für alle Deutsche nur ein Ziel geben: sich lssxu- machen von dem Schandfrieden. Dann ist ja immer noch Zeit, den inneren Zwist auszutragen. du Lump", „Schmeißt ihn raus", Mörder Plätzen «Hoven. Stv. Grube wendet sich oeg> besondere «gegen Poltzeidirektor Bartz und pro an. Dorstcher Müller dringt mit wiederholt«« nicht durch. Der Lärm dauert an. Unbeirrt hat Sür. Kaula w- zwischen weiter gesprochene Mr erheben schärfste» Protest, daß hier gegen unsere Partei der Vorwurf erhoben wird, wir seien «ine Partei der Meuchelmörder. Seit der Revolution Haden wir in allen ' Aus der Suche »ach den Mörder«. B.rlln, 27. Juni. Die Zähl der Verhaftungen in Berlin und im Reiche wächst stündlich und ist bereits mit über 200 auzunehmen. Die Verhafteten Tillessen und Hoffmann sind sofort nach ihrer Ankunft im Polizeipräsidium vernommen worden. Ihre Angaben werden zurzeit nachgeprüft. Es ist nicht ausgeschlossen, daß beide mit der Ausführung der Mordtat selbst nichts zu tun haben und vielleicht nur der Teilnahme an der berüchtigten Gsheimorganrsation L zu beschuldigen sind. Berlin, 27. Juni. Unter den Anzeigen befinden sich einige sehr wertvolle Fingerzeige, denen zur Zeit nachgegangen wird und die hoffentlich auf die Spur der Mörder und zu deren Verhaftung führen. Oberrsgierungsrat Dr. Weitz hat sich mit seinem Vertreter, Regierungsrat Goerke, und zahlreichen Beamten mit mehreren Auto» aus dsm Polizeipräsidium entfernt, um der Spur nachgrgehen. Homburg, 27. Juni. Der in der Angelegenheit der Ermordung von Rola Luxemburg mehrfach genannte Leutnant Krull wurde hart« früh in feiner Wohnung in Mandsbeck, wo er sich verbovgenhiell, auf Ersuchen der Reichsbehörde im Zusammenhang mit dem Morde an Rathenau verhaftet. Leutnant Krull behauptete bei seiner Ver nehmung, daß er Wandsbeck und Hambuvg im den letzten acht Tage» nicht verlassen habe. Berlin. 27. Juni. Nachdem bereits der Mg. Becker im Namen der Fraktion der Deutschen Vollrpartei schärfsten Einspruch gegen den Beschluß der Russchmückungskommission des Reichstages erhoben hatte, das Standbild Wilhelms I. in der: WandeFalle des Reichs-- tags bei der Träuerfeker für Rathenau zu verhüllen und dann zu entfernen, hatte auch die Mutter Rathenaus durch Vermittelung der Reichstagsalgeordneten Frau von Oheimb dem Reichstag den drin genden Wunsch übermittelt, davon abzuschen, daß die Trauerfei-r für ihren Sohn durch eine solche Maßnahme in die Arena des politischen Kampfes herabgezogen werde. Da darauf die Umhüllung des Stand bildes abgesagt werden mußte, weigerten sich die Unabhängigen, ei ner Traucrfeier zu Füßen des unverhülltcv Standbildes beizuwoh nen. Um einen Ausweg zu finden, war die Trauerseier in den Sit zungssaal des Reichstages verlegt worden. „Die einzig Schuldigen". Row, 27. Juni. Ein Leitartikel des „Paese", der die Schutz an der Ermordung Dr. Rathenaus den Feinden Deutschlands zuschreibt, schildert die materiellen und politischen Leiden Deutschlands. Die Steigerung der Kosten der Lebenshaltung und die Herausforderung der Pole» und Franzosen, die das Notionalgefühl zum Siedepunkt brächten, woraus verzweifelte und geistesgestörte Fanatiker ihre eige nen Staatsmänner wegen vorgeblicher Nachgiebigkeit nmbrächten, so Erzberger wegen der Unterzeichnung de» Waffenstillstandes und Ra- thenau wegen seiner Erfüllungspolitik. Nur ein oberflächlicher Be obachter erblicke in der Verzweiflungstat die Revancheluft Deutsch, lands. Die einzig Schuldigen feie» die Feinde Deutschlaud«, die mit einer der Menschheit entehrenden kalten Grausamkeit Deutschland ab sichtlich zu Verzweiflungstaten trieben. Die Trauerfeier für Rarhenau. Berlin, 27. Juni. Die Trauerfeier für Rathenau im Reichstag nahm einen weihevollen Verlauf. Um 12 Uhr erschienen die Reichs minister, die preußischen Minister und die Vertreter der Landesregie rungen und nahmen an den Regierungstischcu Platz. Abgeordnete aller Parteien füllten den Saal, daneben Deputationen aus den einzelnen Aemtern, besonders aus Lem Auswärtigen Amte, Mgesandte der ver- schiedensten Organisationen. Auch aus dem Reiche waren Delegierte erschienen, u. a. demokratische studentische Verbindungen mit ihren Bannern. Das diplomatische Korps hatte sich vollzählig in glänzender Uniform eingefunden. In der früheren Hofloge' nahmen die Ange hörigen Dr. Rathenaus an der Traucrfeier teil, darunter die greise Mut- ter, die Schwestern und der Schwager. Um 12ll Uhr betraten, während die Anwesenden sich erhoben, Reichspräsident Ebert mit dem Reichs tagspräsidenten Löbe und dem Reichskanzler den Saal. Gleich darauf erklangen die feierlichen Töne der Trauermusik. Danach ergriff Reichspräsident Ebert das Wort. Er schildert den herben Schmerz, den die deutsche Nation empfing. Rathenau sei ein Mensch von seltener Eigenart gewesen, ausgestnttet mit großen Gaben des Geistes, glänzend in Lauterkeit des Charakters und in Güte Kes Herzens. Er gab sein ruhiges Leben, seine Neigungen, seine bevorzugte Stellung im Wirtschaftsleben auf, als der Ruf des Reichspräsidenten zur Mitarbeit an ihn erging. Er war zum Staatsmann und Führer der Nation geschaffen, er kannte die Aufgabe lösen, unser Volk wieder enger in die politischen und wirtschaftlichen Bezieh- ungen der Völker einzufügeu zu unserem Heile wie zur Gesundung der Welt. Die Kugeln feiger Mordgesellen haben ihn aus diesem Wege herausgeschleudert. Die verruchte Tat trifft Deutschland in seiner Ge samtheit. Gerichtet war die Bluttat gegen die deutsche Republik pnd gegen den Gedanken der Demokratie. Sie ist in das Riesenmaß des Frevels gewachsen und ist ein Anschlag aus die Nation, ein Verbreche» am Dolle. Der Reichspräsident gibt dann dem Abscheu des ganzen Volles Über diese Tat Ausdruck. Deutschland sei ein unheilvoller Schlag zugcfllgt worden. Mit Worten herzlichen Dankes für den Da- hingeschicdenen und der Versicherung unvergänglichen Gedenken» schließt der Reichspräsident, indem er dem toten Freunde den letzten Gruß des deutschen Volles nachruft. Im Namen des ReiLstagsprästdiume führte Vizepräsident Dr. Bell au«: Bei der heutigen Trauerfeier liegt mir die schmerzliche Pflicht ob, namens des deutschen Reichstages und seines Präsidiums dem xdlen Verstorbenen ein letztes Gedcnkwort zu widmen. Wann vollzog sich jemals tragischer ein Schicksal, wann wurde jemals sitt liche» Empfinden und Nationalgefühl stärker ergriffen al« bei diesem grauenvollen Meuchelmord? Der Menschheit ganzer Jammer muß rr- mssen sedes nicht zu Stein gewordenes Herz. Wir sind es dem Andenken des l-uren Verstorbenen schulbiq, unser Doll und BaterlanL mit stark« Entschlossenheit «r b-kretea von der Mordatmotobär», die Berlin, 27. Juni. Heute nachmittag um ? Uhr fanden im Lust garten, am Schloßplatz und auf dem Neuen Markt neue große-Kund gebungen für die Republik und gegen die Monarchisten statt. Die Zahl der Beteiligten war etwa die gleiche wie am letzten Sonntag. Zu dem Massenaufmarsch der Berliner Arbeiterschaft batten dis Gewerkschaft--- kommission von Berlin und Umgegend, der Afa-Bund, die Bezirksver- bände der SPD.. USPD, und KPD. aufgerufen. Schon um 2 Uhr sah man die ersten Züge mit ibren Fahnen, Dannern und Tafeln unter Führung durch rote Armbinden kenntlich gemachter Ordner auf dem Morsch« noch den Demonstrationsorten. Hier sprachen von zahlreichen Plätzen die Redner der genannten Parteien und Organisationen, wo raus die Massen unter dem Absingen van Arbeiterkampfliedern wieder abmorschierten. Zwischenfälle hoben sich nicht ereignet. Berlin, 27. Juni. Die Kundgebungen anläßlich der Ermordung Dr. Rathenaus sind nach den bisher vorliegenden Meldungen in den verschiedenen Teilen des Reiches ruhig verlaufen. In München fand die von den sozialistischen Parteien einbcrufene Massenkundgebung auf der Theresicnwiese statt. Die Sektionen der Parteien zogen mit schwarz-rot-goldenen und roten Fahnen einzeln mit Tafeln mit der Aufschrift: Koch die Republik! auf den Vsrsammlungsplatz. Die Red- ner wandten sich hauptsächlich gegen die geistigen Urheber des Mor- des. In Hannover wurde die von den Spitzenvcrbänden der Gewerk- schnften einbcrufene Trauertundgebung auf dem Waterloo-Platz ab- gehalten. 100 MV Personen wohnten der Kundgebung bei. Die Red ner traten für eine einheitliche Front der Arbeiter, Angestellten und Beamten ein. Auch im rhcinisch-wcsifälische» Industrkcbezlrk hatten zahlreiche Teilnehmer den Aufrufen der Gewerkschaften Folge gelei- stet. In Essen herrschte von heute früh bis rnorqen früh 6 Uhr völ- lige ArLeitsruhe. Dis öffentlichen Gebäude haben halbmast ge flaggt. Dis Geschäfte sind geschlossen. In Breslau nahmen an den Kundgebungen viele Tausende teil, die nach Beendigung der Demon-- strotion unter Hochrufen auf die Republik durch die Straßen zogen. Alle Betriebe und Geschäfte waren von 12—4 Uhr geschlossen. In Königsberg fand eine von den drei sozialistischen Parteien, der deutsch-demokratischen Partei und hem deutschen Gewerkschaftsbund veranstaltete Massenkundgebung statt, die ebenfalls ruhig verlief. An«, 28. Jimi. Mehrere Tausend Personen, Arbeiter und Arbeiterinnen aus den hiesigen Betrieben, -demonstrierten -gestern nachmittag auf -er Malthcrwies« wegen -de» Mordcs an Reichs- Minister Rathenau. Drei Rsturer sprachen zu der Menge und begründeten die vom E. D. gestern -wiedevoegebenen Forderungen. Außerdem -wurde die Auflösung des Reichstages gefordert. Die Demonstration spielt« sich im allgemeinen planmäßig ab und nahm «inen ruhigen Derlarrf. Am Schlich ihrer Ausführungen brachten die Redner ein Hoch aus auf di« Republik imd die Arbeiterschaft. Don der Walthevwiesc ans zogen die Demonstranten in -geschloffenem Zuge u-nter Mitführung von roten Fahnen durch verschieden« Straßen der Stadt. Di« staatlichen und städtischen öffentlichen Ge bäude hatten halbmast geflaggt. " gwickan. In dsr Sitzung der Ktadtverordnetsn erklären die Mchrheitssoziali-sten, sie lehnten' es ab, in Anwesenheit der Herren, di« ein System führen, da» di« Mordtat unterstützte, zu verhandln und gemeinsam mit ihnen gegen den Mord an Rathenau zu Lemon- stritten. Die Unabhängigen verlangten aus „Reinlichkeit»gründen", daß die Dcutschnationale» den Saal nrrbssscv. Bei der Enta-gmmg de* Stv. Koula Lam es zu einem Tumult. Der Kommunist Grub« wi« Gift, wie Pesthauch umgibt unser Doll und feine leitenden Staats männer. In der deutschen Geschichte wird der Name Rathenaus fort- leben als einer seiner größten, treuesten und edelsten Söhne. Für die Fraktion der Demokraten sprach Reichstagsabgeord- neter Korell. Er sagte unter anderem: Als di« Nachricht von der Ermordung Rathenaus in dieses Hau» gelangte, da gab es wohl Wut und Leidenschaft, aber das Erschütterndste waren die Tränen, die in graue Bärte hineingeriesest sind. Sie waren der Ausdruck der Scham darüber, daß es Deutsche gibt, die sich an einem Sohne der eigenen Nation vergreifen, der nicht anderes wollte, als sie besseren Zeiten hin- aufzuführen. Er ist im Dienste des Vaterlandes gefallen. Mein die Sache, nicht der Ruhm und nicht die Ehre leiteten ihn; darin gleicht er Friedrich Naumann. Walcher Rathenau ist als Jude gefallen und ist als Persönlichkeit jener Idee von der völlischen Reinheit erlegen, die nichts anderes ist als eine-Verirrung menschlichen Instinkts. Wir müssen uns in Deutschland von dieser widerchrlstlichen Atmosphäre ab- wenden und ebenso von einer anderen auch in Materialismus einge- kleideten Idee, den Nationalismus, dem Dr. Rathenau auch zum Opfer gefallen ist. Die Person müsse Über der Pattei stehen. Wenn wir jetzt von dem Sarge Rathenau» scheiden, so wollen wir fest geloben, Buße zu tun. Nicht die Buße, die uns der Versailler Vertrag anfer- legt, daß wir uns allein schuldig bekennen sollen an dem Unglück unse res Vaterlandes, aber die Buße wollen wir tun, daß wir nicht rein genug gewesen sind im Dienste der Menschheit und unseres Rolkes, daß wir Knechte des Mammons und der Leidenschaft geworden sind! An gesichts des Sarges von Dr. Rathenau reichen wir willig allen denen dis Hände, die die deutsche RepMik schützen und avsbaücn wollen! Traucrmusik schloß die Feier ab^ Vor dem Neichstagsgcbäude hatte eine Kompagnie Reichswehr Aufstellung genommen, die den Sarg, ass er aus dem Gebäude getragen wurde, ehrend begrüßte. Eine Nerchswehrkapelle spielte «inen Traucrmarsch. Der Sarp wurde auf einen mit Blumen geschmückten Magen gebracht. Diesem folgten nur zwei Wagen, in denen die nächsten -Angehörigen Platz genommen- hattcn. Der Zug bewegte sich nach Oberschöneweidc hin zur Familien gruft. Lagen auf Lom Stmidpunckt gestände», daß «im so feig« Meuchel mord, wi» er an Dr. Walter Rathenau ausgoführt wurde, zu ver- urteilen ist. Wir hatten uns selbstverständlich auch einer Kundaebmrg angoschlossen, die sich mit Mschem gegen eine solche Tat richtet^. Die Linksparteien verließen unter «^dauerndem Lärmen den Raum, woraus die Sitzung geschlossen wunde. " Zwickau. Nach der Demonstration auf dem Schießanger kam es zu Gewalttätigkeiten. ZÄssreiche Demonstranten zogen nach der Schloßstraße, wo sie in die Gastwirtschaft -Zum Weihenstephan, wo nationale Vereinigungen ihren Sitz haben, eindoangen und Bilder der früheren Monarchen, Heerführer usw. zertrümmerten. Bon der Schloßstraß« aus zogen die Demonstranten noch Iakobs -Bevgleller", drangen auch dort ein und bemächtigten sich der Schläger einer studentischen Verbindung der Ingenieurschule, um sie in die Mulde zu werfen. Den Bemühungen des Regierungskommissars Krippner und des Landtageabg. Kmchsch gelang es, die Menge, von weiteren Gewalttätigkeiten abzuhalten und sie zu zerstreuen. Chemnitz, 27. Juni. Nach Beendigung der auf dem Königsplatz für den Außenminister Dr. Rathenau stattgefundenen Trauerkund gebung staute die Menge auf dem Johannisplatz. Es wurde polizei liche Hilfe verlangt. Die Polizei fand indessen keinen Anlaß zum Einschreiten. Ein Trupp war nach dem Kaßberg gezogen, um angeb lich die dort in der Gefangcnenanstalt internierten Gefangenen zu be freien. Die Menge zog indessen alsbald wieder ab und zerstreute sich nachdem inzwischen bekannt geworden war, daß politisch« Gefangen« sich dort zurzeit überhaupt nicht befanden. Dresden, 27. Juni. Die auf dem Altmarkt anläßlich der Ermor dung Rathenaus von den drei sozialistischen Parteien eimhermsege der Kundgebrmgen zogen die Mmon^antsn nach verschiedenen Ho- tsls und suchten nach schwärz-weiß-roten Fahnen. Wo sich solche fan den, wurden sie auf der Stelle zerrissen. auch hinsichtlich ihoa Entschließungen im den pavtamentnrkschm Fragen. Di« Kommunisten sind zu -den Vesyrechvmg«, überhaupt nicht huHugezogen worden. Nr. 149. 75. Jahrg. Donnerstag, den 29. Juni 1922. ( KWWUAWMiS Ls werden außerdem veröffentlicht: Die Bekanntmachungen der Stadlrät« za Ave and Schwarzenberg und des Amtsgerichts zu Aue. Verlag L. M. SSrlrrer, Aue, Sr-geb. -ernspr«ch«r< «»» »t, («ml 4lu«) 440, Sch««S»r« 1». Schmarzeuder, t». Drahtanschrift! 4»oS»kr«i»»» 4lu««r,»»M»»». « enthaltend die amMch«» Lekanttkmachuuge» d« Amtshouplmannschast und da " Staatsbehörden in Schwarzenberg, der Staals- u. städtischen Behörden in Schneeberg, Lößnitz, NeustLLtel, Grünhain, sowie da Finanzämter in Aue uad Schwarzenberg. Dir .<r»ge»irsisch« D»lr»tr««nd- «schau «Md «U Aurnadm« der Ta^ na» Sonn- and stewa,«. »«»»»»»rUSi monatlich Mar» ro.— durch di» tlstria« Inti tu» «m>»; hur» dl« Pult de,-»«» uinleljehrlch Wart <!0.—, monatli» Mart 20.—. »«,«»,Mlprrt» <«U>I»lt«tl. «nz^enstrn«)! t» «mutlaü- tut» L« Naum t« Iw. Loiou,heile 4.— Mt., <m»- »irUS.—Mt,, i» amtliche« I«U die bald«geil, «swilrueo^wt., du rietlmnetUI dtePeltlzell, »--Mt.. «»»Wirt» l7.— Mt. »««-»««»> Leipzig Nr. irres.
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