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«avkv^Borft. HM». Vellen de« Nat, ««« erschlene«: «kqmneister Dr. Metzsch und 8 Stadttät«. Beschlossen wurde: 1. fw btt Benutzung der Plakattafeln entgegen der bisherigen Gedührenberechnung künftig Di jeden Anschlag «in, Gebühr von 50 bezw. 80 PK, bezw. 1 Mk., je nach der Gröhe de« Anschlag» zu erheben, 2 den Entwurf de» 5. Nach trag, vom Ortsstatut übe« die Errichtung einer Freibank, wonach di« Gebührensätze für di, Benutzung der Freibank und den Berkaus b« Fleische, auf 15 bezw. SV v. H. erhöht worden sind, zu genehmigen, 8. di» Fremdensteu« in folgender Weise zu ermäßigen: bei einem Mietpreis von 18 ich» zu 40 Mk. 10 o. H. und über 40 ML 15 v. die Beträge bi, zu 10 ML aber steuerfrei »u lassen, 4. Wit der An stellung einer Hilfskraft in der Girokass« Einverständnis zu erklären, 5. für da, städtische Wasserwerk zur Deckung größerer Alugaben ein« Anleihe von 400000 ML aufzunehmen bei einer 10jährigen Tilgung, v. dem Vorschläge de» Wasserwerkeausschusse« entsprechend di« Wasser- messer in städtische Unterhaltung zu iibernehmen und von den Eigen tümern der Wassermesser vierteljährlich eine Gebühr in folgender Höhe zu erheben: für Messer bis zu 25 Millimeter Durchgang S Mk., für -Messer bis zu 40 Millimeter Durchgang v ML und für solche über 40 Millimeter 15 ML, 7. die Gebühren für die städtische Düngerab- fuhr festzusetzen für Gruben bis 1 Kubikmeter Inhalt 150 ML, bi» 2 Kubikmeter Inhalt 145 ML, über 2 Kubikmeter Inhalt 140 Mk. für den Kubikmeter, wobei Hausbesitzer, die die Geschirr« selbst stellen, zahlen sollen: 00 ML für den Kubikmeter selten der Schwarzenberger .Besitzer, 75 Mk. für den Kubikmeter feiten auswärtiger Besitzer, 8. mit der Durchführung eines Weges durch die Schrebergärtenanlage in Sachsenfeld Einverständnis zu erklären, den Kaun zu Leiden Setten des Wege» entsprechend zu erhöhen und die Kosten mit 4100 Mk. zu be willigen, 0. die Räume 'der Verwaltungsstelle Neuwelt entsprechend instandsetzen zu lasten und die entstehenden Kosten zu bewilligen, bei dieser Gelegenheit wird ein Antrag angenommen, dahingehend, den Nat zu ermächtigen, über einen Betrag von 5000 ML (bisher 1000 ML) selbständig zu verfügen und den 0. Nachtrag des des Ortsgesetzes ent sprechend abzuändern, 10. für die Ueberweisungskasse eine Aushänge- tafel zu beschaffen, 11. die von der Firma Georg Schmidt in Au« gel tend gemachte Nachforderung für die Instandsetzung der Dampfheizung»- anlage in der 1. Bürgerschule nachzubewilligen, 12. auf Vorschlag de» Schulausschusse» die Vergütung für den Schulzabnarzt zu erhöhen a) für Untersuchung der Kinder von 25 auf 40 Pfq., b) für die Behand lung der Kinder von 5 auf 10 Mk., und die Einkommensgrenze zur Ausstellung von Freikarten für Kinder unbemittelter Eltern von 15 000 auf 40000 Mk. heraufzusetzen, 18. von der kommunistischen Fraktion sind noch 3 Dringltchkeitsanträge und zwar: a) wegen Beschaffung für Brennmittel für den Winter für die werktätige Bevölkerung, L) wegen der Schaffung eines Spielplatzes in der Neustadt und e) wegen der Er richtung weiterer Wohnhäuser zur Linderung der Wohnungsnot ge stellt worden. Für sämtliche Anträge wurde die Dringlichkeit aner kannt, und die Anträge wurden nach längerer Aussprache angenommen. Hierauf erfolgte nichtöffentliche Sitzung. Schwarzenberg, 26 .Juni. Wer Steuern zu zahlen hat, der ver meide den weiten Weg zu den Finanzkassen und Steuerbebestellen. Fahrkosten und geit spart, wer bargeldlos zahlt. Gehe nicht den weiten Weg nach Schwarzenberg. Spare Dir das Steigen nach der Berms- grüner Straße. Wer ein Konto beim Postscheckamt, bei einer Bank oder Sparkasse besitzt, zahle durch.Ueberweisung auf das Postscheckkonto der Steuerkafse. Wer kein Konto besitzt, zahle beim nächsten Postamt mittels gahlkarte, gahlkarten Mit besonderem Vordruck für Steuerent richtung erhält man auf jedem Postamt. Oberschlema, 26. Jimi. Die Kasse für Altershikfs der Firma Gebrüder Wilisch wurde errichtet, als im Februar L. I. Ler allgemeine Aufruf zur Gewährung von Unterstützungen als Hilfe für das notleidende Alter erfolgte. Mit großer Freude war es zu begrüßen, -daß Lie gesamte Belegschaft der Firma Göbrüder Wilisch einer Anfrage für langfristige Gewährung von Altershilse Folge leistete, sodaß bei Len reichlichen Momttsauszahlungen nicht nur Lie Firma und deren Vsamie, sondern mich die Arbeiterschaft im erheb lichen Maße beteiligt ist. Die Unterstützungen fließen Lem notleiden den Altor aller Stünde zu. 1« ob«re^vög8land« ausgtebig, Regrasäll« »inaetrrt«« find, in großen Mengen «tngäraaen und auch zum Kauf« ana«oot«n. Frrttich werden kür da» Pfund Steinpilz« 12—15 Mark verlangt, «kn Prei». d«r a» Fleischpr«is« gemisst», nicht «inmal übertrieben genannt «erden darf. — Lichtenstein. Am Sonnabend früh in der vierten Stund« ist infolge Brandstiftung da« Garn- und Seidenlaaer der Firma V. A. Bahn«, völlig au»g«brannL Rach mehrstündig« Tätigkeit d«r Feuerwehren könnt«» di« Fabrikgebäude al, gerettet gellen. Der Gebäudeschaden ist erheblich. Durch den Brand, wurden Millionen- ««rt« vernicht^. " Chemnitz. gu Ler Ermordung de» Chemnitzer Fabrikanten Nichicher in Oberhof wird noch mtbgeteiltr Di« Tat «schab ganz in der Näh« de» Orte« und würbe auf «inan vielbesuchten Waldwege begangen. Di« Mordgefellen sind mit einer geradezu unerhörten KLHtcheit zu Werk« gegangen. Es war abend» gegen 7 Uhr, also am hellichten Tage, als Ler Raubüberfall geschch. Di« Tochter de« Ermordete» hott« glückliö^rweis« Fassung genug, um sich befreien und fliehen zu kämm». Durch ihre sofort ausgestoßenen gellenden Hilferufe konnten Li« Täter an Ler vollständigen Ausplünderung ihre» Opfer» verhindert werden. So ist e» auch gu verstehe», daß di« Räuber Lem Ermordeten Lie Geldtasche mit etwa 15000 Mart An- halt nicht «vaubt haben. Stt mußten sich in der Hauptsache mit den Geldtaschen der Damen bagniigen. Gin in Ler Näh« befindlicher Postbeamter war durch Li» Hilferuf« Ler Bedrängten herbeigeeilt, indessen waren di« Verbrecher schon verschwunden. Es steht fest, daß die Täter — «» find mittlerweile wieder Zweifel entstanden, oh es ein oder mehrere Täter waren — iHv Opfer schon vom Hotel au» verfolgt haben. Di« Untersuchung ist schon so weit gediehe», daß Man einen bestimmten Verdacht zu haben glaubt. Dev Er- mordete befand sich erst seit 5 Tagen in Oberhof. Di« Leiche wir- sofort nach Chemnitz überführt. Mit der Untersuchung Les Ver brechen» ist di« Staatsanwaltschaft in Gotha betraut worden. " Leimig. Im Auslande sind Gerücht« verbreitet, daß zur Hundertjahrfeier der Gesellschaft deutscher Naturforsch er und A e rzte, die vom 18. bis 24. September in Leipzig begangen wird, das Quartier für Ausländer 1800 Mark für Nacht und Bett kosten soll. Demgegenüber wird festgestellt, daß der Wohnungsaus schuß für den Kongreß Bürgerquartiere auch für Ausländer in einer Preislage von 40 Mark für einfache bl» zu 160 Mark für verwöhnte Ansprüche bereit halt. " Lehtzig. Der Rat und die Stadtverordneten der Stadt Leipzig haben es abgelehnt für AuslSnder, die Leipzig besuchen, besondere Sätze der Beherbergesteuer, wie sie z. T. die anderen Städte eingeführt haben, anzunehmen. Trotz des großen Defizits im Stadthaushattsplan halten sie eine derartige Sonderbesteuerung angesichts der Bedeutung Leipzigs al» international« Messestadt für nicht geeignet, da» Budget auszugleichen. * Roßwein. Der Vetriebsinspektor der Ueberlandzentrale Gröba, Kadereit .versuchte mit seinem Kleinauto rückwärts in da» Grundstück elnzufahren. Hierbei versagte anscheinend die Bremse, bas Auto fuhr in den Straßengraben und überschlug sich, wobei K. erdrückt wurde. Er war sofort tot. " Freiberg. Don einem hier zu Besuch weilenden -Stockholmer Schüler wurde «in junges Mädchen, Las mit Freundinnen auf dem Kreuzleich gondelte und Label in» Wasser gefallen war^ mit eigener Lebensgefahr gerettet. " Dresden: Gin dseister Schwindel ist am 21. Juni vor Lem Postscheckamt von zwei unbekannten Männern an einem Kaufmanns- lehrling verübt wovden. Der Lehrling hatte Len Auftrag, 100000 Mark, Lie er in Ler Hauptsache bett» Postscheckamts erhoben hatte, nach Ler Neustadt gu bringen. Unterwegs trat ein Unbekannter an ihn heran mit der Behauptung, Laß er Las Geld vom Postscheckamt zu unrecht erhalten habe, weil gegen seine Firma ein Strafverfahren wogen Steuerhinterziehung schwebe und das Konto gesperrt sei. Gr müsse sofort »ach Lem Postscheckamt zurückkommen. Dor Lem -Post scheckamt gesellt« sich ein zweiter Unbekannter Lazu, Ler vom ersten mit Direktor angesprochen wurde. Beide verstanden es nun, dem AW AchmaEö VÜL EkDWfifWWh WA Et AE ALL Amt»g«icht >u schaff«». ? A»»zerte, Lhe«ter, VerMr*s*»r«« z Lößnitz, I6. Juni. Der Naturheilverein hielt bei schönster Witt» rmm unter zahlreich« Beteiligung sei» Sommerfest ab. Groß miss Klein, All und Jung suchten di« Gartrnanlagen aus, di« in schonst«» Grün prangtrn. In L«n Schrebergärten entwickelt« sich «in bunt«« Trribrn. Für Belustigung«» und Zeitvertreib Gar aus» best« gesorgt Lößnitz, 23. Juni. A» 21. Juni wurde im Naturtheater bei sehr gutem Besuch Hauptmann» ,v«rsuyt«n» Glock«* von Mitgliedern de» Zwickauer Gtadttheater» aufgeführt, Di« natürlich« Anlag« de» Theaters ist für diese» Stück außerordentlich günstig; Man glaubt« sich durch Oertlichkeit und Spiel in jen« Zeit versetzt wo die Rest« de» lebensfrohen Heidentum» mit dem Christentum um di« Vorherrschaft rangen und die sinkende Nacht ließ den Ort ganz in dem vom Dichter angebeuteten Sinn« erscheinen, »wo ftnstri Mächte ungebrochen Hausen und Kluft und Abgrund trotzen wider Gott*. Uno in der Tat, hier wurde es jedermann zur Gewißheit, daß jede« Dichter die Darstellung seiner Gabe eigentlich nur in der freien Na tur vorschwebt, während man im Theater di« Stimmung «den nur mit gemalten Versatzstücken hervorbringen muß. Wie malerisch wirkte z. B. da» am grünen Waldrand liegende Hexenhau« mit sei« nem rauchenden Schlot; wie konnte sich der lüsterne und übermütig« Waldschratt ausrasen und im schnellen Laufe ein« der auf blumige« Rasen den »Ringelreihenflüsterkranz" tanzenden Elfen entführen; wie schallten seine Hilferufe im Walde und wa» läßt sich an Schön« heit auf einer Bühne dem herrlichen Bilde von Rautendelein» Gang« nach dem Hause des Glockengießer» an die Seite stellen? Da» rot goldhaarige Mädchen wandelt im roten Kleid durch den frühlings- grünen Wald an dem dunklen Weiher vorüber; ihr liebliches Bild spiegelt sich im glänzenden Teich; wie ein Rotkäppchen pflückt st« auf üppiger Wiese Heilkräuter und Blumen für den verletzten Ge liebten und hohe Felsen rahmen das unvergleichliche schöne Bild ein. In diesem Spiele herrscht überall Helle Lebensfreude und wir glau ben es den Waldgeistern mitsamt der Waldhere gern, daß sie sich auf- regen und für ihr kleines Paradies durch das Kirchlein und da» Glocken-Ungeheuer fürchten; denn für dies fröhliche Gelichter gilt auch der Spruch: „Evangeln, Glokken und Klangen, da» vertrefst (vertreibt) uns aus den Langen (Landen)*. Die Darsteller und Dar stellerinnen leisteten sämtlich ihr Beste» und wir fürchten Unrecht zu tun, durch Hervorheben Einzelner die anderen scheinbar zurückzustel len. Erwähnt sei nur, daß auf dem Nachhauseweg sich Viele im „Brekekekex" übten. So bleibt uns das Spiel wie ein frischgrüner Märchentraum unauslöschlich im Gedächtnis mit aufrichtiger Dank barkeit für die Künstler, die uns diesen Genuß schenkten. E. Mühlhaus««. Sa«-Ll, DsrLKwMfchafl.^ Aue, 26. Juni. Wie aus einer Bekanntmachung im Inseratenteil unserer Sonntag - Nummer ersichtlich Ist, hat sich die Direktion der Commerz- und Privat-Bank Aktiengesellschaft Berlin aus Organisa tionsgründen entschlossen, ihre Zweigstellen Aue, Eibenstock, Oederan, Stollberg und Zschopau an den Chemnitzer Bank-Derein, Chemnitz, zu welchem sie in engsten Beziehungen steht, anzugliedern. Die hiesige Zweigstelle der Commerz- und Privat-Bank wird vorläufig noch ihr« Geschäfte als Nebenstelle des Chemnitzer Bank-Vereins, Finale Aue in ihren bisherigen Bankräumen weiterführen. An einem noch später bekanntzngebenden Termin soll dann die Geschäftsordnung der bis herigen Commerz- und Privat-Bank Aktiengesellschaft Zweigstelle Au« m di« Dankräume des Chemnitzer Bank-Vereins, Filiale Äue verlegt werden, damit dann die gemeinsame Leitung in zusammengeschlosseu« Form von dieser einen Stell« au» erfolgen kann. Zeitbilder. von Dr. Paul Brandt, Schneeberg. VI. «) Aus der schönen Stadt Lübeck kommt beängstigende Kunde. Dort hat der berühmte Ornithologe Werner Hagen festgestellt, daß die Störche in bedenklichem Abnehmen begriffen find. Noch im Jahre 1S0S zählte man im lübeckischen Freistaate 186 Störche, jetzt gibt es nur noch 67. So ist es im Lübecker Kreise, nicht besser steht es in an deren Gegenden, wo der bei jung und alt so beliebte Bruder Langbein im frischen Grün der üppig schwellenden Wiesen gemächlich umher stolziert. Wie lange noch wird es dauern, bis man den hübschen Kindervers Adebar, du Guter, Bring mir 'nen lütten Bruder; Adebar, du Bester, Bring mir 'ne lütte Schwester zum alten Eisen werfen wird! Wenn es nur daran läge, daß man dem guten Adebar, als einem Schädlinge der Niederjagd, mit dem Schießgewehr nachstellt, dann wäre die Sache nicht so bedenklich, denn durch vernünftige Jagdgesetze würde sich dem Uebelstande abhelfen lassen. Aber, und das ist ja eben das Schlimme, die Sache liegt ganz anders. Nicht die Nachstellungen der Menschen vermindern die Zahl der Störche, sondern in ihrer eigenen Mitte hat sich das Schreckliche vorbereitet: um es kurz zu sagen, die Störche wollen — kinderlos bleiben. Malthusianismus in der Tier- weltl Hat man etwas schon erlebt? So siehst« aus, würde Frau Kommerzienrat Piefke aus Berlin flöten. Schon im Jahre 1909 hat ten im Lübecker Kreise von 57 Storchenpaaren nur 38 legitime Nach kommenschaft, also nur 66 Prozent. Das ist die erschreckende Tatsache, die Herr Professor Hagen bekanntgibt. Die Folgen sind unausdenkbar. Da der Storch bekanntlich nicht nur die Pflicht hat, als dekorative Landschaftsstaffage zu wirken, sondern auch die kleinen Kinder zu brin gen, so ist das Ende der unsozialen Umstellung in der Storchenseele in ihren Auswirkungen gar nicht abzusehsn. Mam male sich aus, was geschehen wird, wenn sich die Störche nicht doch noch in letzter Stunde eines besseren besinnen. Die Wissenschaft hat bisher nur statistisch ge arbeitet, hat nur die Tatsache der verminderten Fortpflanzung der Störche konstatiert, nicht aber ihre Gründe ausgedcckt. Ob die wirt schaftliche Not der Zeit, die heute unter uns Menschen so viele zu einem freudelosen Iunggesellenleben verdammt, auch schon in'» Storchenleben übergegriffen hat? Oder ob den Storchen bei der fort schreitenden Sittenverwildcrung der kantische Begriff des Pflichtbe wußtseins abhanden kam? Wir wissen es nicht, vielleicht aber empfiehlt es sich, den deutschen Störchen einen Volkshochschulkursus einzurichten, denn so — das sieht jeder ein — kann es nicht weiter gehen. ") Vgl. „Erzgeb. Dolksfreund" Nr. 117 und 187. Der „Naturalist" Johannes Schlaf. Schlagworte sind ansteckende Krankheiten. E» ist so bequem, mit den Augen blinkernd, höchst verständ-.isnoll zu einem Gespräch ein solches Schlagwort hinzuzuspenden. Es sieht nach Kenntnissen aus. Zmmer wieder muß man den Schrubberbesen nehme:« und ein solches Schlagwort fortschrubbern, um irgendeiner Persönlichkeit zu ihnen, selbst zurückzuveryelfen. Das erscheint auch notwendig bei Gel-'genbeit »es 60. Geburtstages Joh, Schlafs (21. Juni). Dieser Dcu>-^^: hat 'inmal mit Arno Holz zusammen die Methode de? N'- für Deutschland begründet — und heut« noch sprechen di ', d, - ihre betriebsamen Oberflächenkenntniss« vertreiben, vom - ..s- n" Schlaf. Wer Schlafs Entwicklung kennt, weiß, daß N f " ' Au- Sng«.für ihn selbst belanglos find, soweit nicht In ihnen, n i - -t>o i i >« „Familie Selickc" oder noch stärker in „Meister Oe! ,c', säiou fM- bre Probleme anklingen. Iohannes Schlaf ist kein Naturalist. Johannes Schaf ist, wenn au «iuwal die' » Schtoawort «brauch«» «UL sn ErvrMontü. Gr hat niemals bas Leben photographiert, er hat bas Leben immer ge zwungen, sich seinen Ideen anzupassen. Diese Ideen aber wachsen seit dem Jahre 1806, nachdem er ein langes, durch Krankheit bewirktes Schweigen hinter sich hatte, mit einer Konsequenz in seinen dichterischen und denkerischen Werken, daß man schon ein Trottel sein muß, um die große Linie seiner Weltanschauung nicht zu erkennen. Im „Frühling", der zuerst 1804 in Bierbaums Musenalmanach, dann 1896 als Buch erschien, ist die gesamte Entwicklung Schlafs sozusagen in nuce ent halten. Was hier Ekstase, Unbewußtheit, Lyrik, Mystik ist, wird in den spateren Werken ins Licht des Hirns und eines unglaublich fein gestuften Bewußtsein geführt Schlafs Weltanschauung ist die einer großartigen Entwicklungsphilosophie, die die gewordene Welt als ein einheitliches Wachstum begreift. Wie jeder Entwicklungsphilosoph fragt auch er nach der Zukunft. Die Antwort, die er gibt, ist sein Ge- samtwerL In der Decadence des beginnenden 20. Jahrhunderts sieht er die Uebreaangsform. Gr glaubt an einen „Uebermenschen". Sein Usbermcnsch ist aber nicht ein Willensathlet wie der Nietzsches, sondern ein mit ganz neuen Nervenfähigkeiten ausgestattetes biologische» Neu wesen, dem die Umwelt ganz neue Erschütterungen und Erlebnisse schenken wird. Auch das Verhältnis der Geschlechter wird sich differen zieren. Für Schlaf ist das, was wir „Individuum", also das teilbare, nennen, nicht der Einzelmenschen, sondern die Zweiheit Mann—Weib. Im Mittelpunkt seiner Ethik steht diese Zweisamkeit, die Ehe, die nun allerdings nicht das Produkt irgendeiner zeitbedingten Moral ist, son dern der Zwang biologischer Gesetze, deren Bewußtheit erreicht werden muß. In seinen Dramen und Romanen hat er diesen neuen Menschen typ, sowohl den männlichen wie den weiblichen, zu zeichnen versucht. Es sind schwere problematische Bücher, an denen man zu arbeiten hat, die aber denen, die die Mühe nicht scheuen, sich in die seltsamen Ge- dankengänge dieses germanischen Mystikel hineinzudenken, unendlich viel g«ben. Der ersten Rvman-Trrgolie: „Das dritte Reich", „Die Suchenden", und „Peter Boies Freite" (100—1902) folgten: „Der Kleine", „Der Prinz", „Am toten Punkt", „Aufstieg" und ,;Mieze". Zu letzter schönster Klarheit Ler Aschauung ist Schlaf Laun in seinen beiden letzten Romanen gelangt: „Mutter Liese" (1015) und „Die Wandlung", (soeben bei Dünnhaupt in Dessau erschienen). Daneben hat er unermüdlich in theoretisch-philosophischen Werken seine Welt anschauung eingebaut. . Sein Hauptwerk heißt: „Das absolute Indivi- Lmrm und Lie Vollendung Ler Religion" — ein einzigartige», groß- artige» Buch, in dem die Gesamtheit der Weltentwicklung vom Nebel flecken bi» zum Jahre 1910 bargestellt ist. Hier tritt auch Schlafs „geozentrische Feststellung" mit logischer Notwendigkeit hervor, die er dann in den Büchern „Religion und Kosmos" (1911) und „Die Erde — nicht die Sonne!" (1919) astronomisch begründet hat. So etwa sieht die wahre Entwicklung diese» „Naturalisten" an». Der gewaltige Bau eines Weltanschauungsgebäudes, der an die Sy steme der romantischen Philosophen gemahnt, erhebt sich vor dem, der dem Werke dieses Mitteldeutschen beikommt. Dieser Dichter denker unterhält nicht, er amüsiert nie und stellt seine Leser die Höch- sten Anforderungen. Schlaf ist überhaupt nicht mit der Rubrik „schöne Literatur" abzutun. Sein Werk gehört zu den ganz wenigen Versuchen, bas Ganze der Welt zu erleben und ideelich zu gestalten. So muß es erst noch von spateren Generationen erkannt werden. Und wenn Dutzende von denen, di« heute al» Ereignisse gelten, längst ver- schollen sein werden, wird dieser Iohannes Schlaf al» einer der weni gen Ileberlebenden au» der letzten Hälfte de» 19. Jahrhundert» Zeug nis davon «eben, daß auch in diesem, mit Recht ost geschmähten Jahr zehnten Kräfte an der Arbeit waren, die durch allen Materialismus hindurch z» nm« Religiosität vorstießen. Vom LraffeeMnKen. Ein« kulturgeschichtliche Plauderet. Man hat-ihn viel geschmäht, den „Neger, der den Schlaf raubt", wir «in alter orientalischer Dichter den Kasse« n«nnL Er hat aber auch zahlreich« verteidig« gesund I», besonder» mEm Len geistigen Arbeitern, die in ihm ein willkommenes Anregungsmittel sehen. Daß er, wie so ost behauptet wird, ein gefährliches Gift sei, hat schon Vol taire in witziger Weise widerlegt, und Mirabeau sagte, Kaffee und Te« hätten mehr zur Bekämpfung der Trunkenheit beigetragen als all« Lehren der Moralisten, als die Wissenschaft der Medizin und die ver suche, die Menschen darüber aufzuklären, was ihnen nutze oder schade. Mirabeau dachte dabei an die in Frankreich herrschende Sitte, während und nach den Mahlzeiten schwere Liköre zu reichen. Um das Jahr 1735 herum wurden diese durch den Kaffee verdrängt, der sehr bald zum Lieblingstrank der vornehmen Gesellschaft nach Tisch wurde und dadurch die oft recht wenig schönen Trinksitten milderte. In einer alten arabischen Dichtung heißt es: „Kaffee ist das Ge tränk der Kinder Gottes und die Quelle der Gesundheit. Trinke davon mit Vertrauen und horche nicht auf die Rede der Toren, die ihn ohn« Grund verdammen." Also gab es auch damals schon Gegner de« Kaffeetrinkens, das offenbar eine schon sehr alte Sitte war. Wenn auch die weitverbreitete Ansicht nicht sicher genug verbürgt ist, daß man in Persien schon in den siebziger Jahren des neunten Jahrhunderts nach Christi Geburt Kaffee getrunken habe, so ist doch aus einer ara bischen Handschrift des gelehrten Ehehabeddin Den, die im 15. Jahr hundert entstanden ist, ersichtlich, daß man schon längst vor dieser Zeit in Abessinien den Kaffee, allerdings wohl nicht als Kulturpflanze, ge kannt habe. Von Aden branq dann der schmackhafte, braune Trank immer weit« nach Norden vor und wurde den Aegyptern und Syriern bald zu einer schwer zu entbehrenden Gewohnheit. In Konstantinopel ist nachweis lich das erste öffentliche Kaffeehaus im Jahre 1551 eingerichtet worden- Anno 1660 wurde durch die Denetianer der Kaffee im nördlicheren Europa eingefllhrt und trat nun seinen unaufhaltsamen Siegeszug durch alle Lander an. Aber auch schon früher war.es so, daß vielbegehrt« Nahrung»- und Genußmittel im Preise steigens je größer bis Nachfrage ist. Und mit dem Kaffee war es nicht anders. Außerdem verteuerte der dazu gehörige Zucker die Kaffeefreuden erheblich, und bald suchte man nach einem Getränk, das den Kaffee, besonders am Morgen, ersetzen könne. Wie Ernst Eonscntius in seinem Buche „Alt Berlin Anno 1740" schreibt, glaubte man dies, in Norddeutschland wenigstens, in einem Bier gefunden zu haben, das man zu Güstrow in Mecklenlm g braut» und den schönen Namen „Kniesenack" hatte. „Selbige» können die Liebhaber des Morgen» glühend oder warm anstatt Schokolade oder Kaffee trinken, welche» ihnen besser als diese schmecken und gut be kommen wird", beißt es in einer gedruckten Anpreisung. Aus gesundheitlichen Rücksichten hielt man damals den Genuß reichlichen Zuckers 'im Kaffee nicht für ratsam, wie aus folgender ärzt lichen Warnung Hervorgeht: „Ich wollt doch solchen, welche viel Säure im Magen oder Schleim auf der Brust haben, nicht raten, allzuviel Zucker und Milch bei dem Kaffee zu genießen, weil beides, wenn «» sich mit der Säure vermengt, dieselbe nicht nur" vermehren hilft, son dern sich auch in eine zähe und schleimigte Materie verwandelt." Aber wie er auch getrunken wurde, süß oder bitter, der Kaff« galt, besonders bei den Frauen, als ein Universalheilmittel." „Kaffee schlägt alle Dünste nieder, Kaffee verscheucht der Sorgen Schwarm, Kaffee belebt Lie matten Glied«, Un^ unterdrückt den inneren Harm; Sogar die unverschämten Flöh' verjagt den Jungfern der Kaffee." Der hohe Preis machte allerdings da» beliebte Genußmitiel schnell zu einer nur den besser gestellten Ständen erschwinglichen Delikatesse, ab« trotzdem waren die al» eine besondere Gepflogenheit der deutschen Frauen vier ««spöttelten „Kaffeevisiten" schon um die Mitte des 18. Jahrhundert» in Berlin sehr üblich. Nach dem Kaffee gab e» Pflaume» und Weintrauben, und wem der Kaffee zu teun war, der setzte seinen Gästen — Schafsmilch vor. E» wird von einem Feldwebel Neumann berichtet, nach einer von Consentiu, wttbergeqebenen Zeitungsnotiz, daß er die zu ftch Einqeladenen „mit wohlgewünt« Schafsmnch, hol- ländnffchem Käse, Weintrauben, Braun- und Weißbier" bewirtet hab«. v«neiL»n»w«rt» Müllt«. dl« da» all« vertrvLV» komtgal