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Erzgebirgischer Volksfreund : 28.05.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-05-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192205283
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19220528
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19220528
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-05
- Tag 1922-05-28
-
Monat
1922-05
-
Jahr
1922
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 28.05.1922
- Autor
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Die Erben von Senkenberg. Kriminalroman von Erich Ebenstein. Amer. Copyright 1918 by Greiner u. Lomp. Berlin W. 30. (Nachdruck verboten.) 1. Am Morgen des 17. Mai standen zwei Frauen unschlüssig vor dem Trödlerlaüen der Witwe Rabl in der Berggasse. Obwohl es bereits ^9 Uhr und alle anderen Läden offen waren, rührte sich hier nichts. Die Tür blieb versperrt, die Holzladen vor dem kleinen Auslagekasten herabgelassen. Es war den Frauen — zwei Arbeiterinnen, deren Männer kürzlich bei einem Gerüsteinsturz verunglückten, und nun im Spital lagen — sehr peinlich, hier so lange vor aller Leute Augen stehen zu müssen. - Wußte doch jedermann, daß „Mutter Rabl" gelegentlich Geld an Leute lieh, die unverschuldet in Not gekommen. Aller dings nicht bedingungslos, wie der Herr Herzmann zwei Straßen weiter — denn sie vergewisserte sich vorher sehr genau, ob es auch „ordentliche, arbeitsame" Leute wären, denn für Lumpen riskiere ick mein sauer Erworbenes nicht," wie sie zu sagen pflegte. Aber dann tat sie es dafür auch nicht gegen Wucherzinsen, sondern nahm prinzipiell nicht mehr als drei Prozent. „Ich schäme mich halbtot," flüsterte die eine der Frauen nun der anderen zu. „Daß wir nichts kaufen wollen, sieht uns jedermann an. Aber es war nicht nötig, daß die Leute hier herum, die uns kennen, just erfahren, in welcher Der» legenheit wir uns befinden. Wo bleibt sie nur, die Mutter Rabl?" Ein Schuster, der eben aus seinem Laden nebenan trat, grüßte die beiden Frauen. Dann sagte er, aus ihren Mienen ihre Verlegenheit erratend: „Ich würde Ihnen raten, Frau Wörmann, nicht länger hier auf Mutter Rabl zu warten. Sie ist sonst stets die erste, die ihren Laden öffnet. Wahrscheinlich ist sie krank! Wollen Sie mit ihr sprechen, gehen Sie lieber zu ihr in die Wohnung." „Wohnt sie denn nicht hier?" „Nein! Am Laden ist keine Wohnung. Aber dort unten am Ende der Straße, in dem kleinen Hau?, das im Garten steht und dem Major von Brankow ge^örr, bewohnt ste zwei Stuben in der Mansarde. Sie kö..aen gar nicht s-hl ^ehen." Die Frauen dankten und entfernten sich eilig. Das bezeichnete Haus, ein altväterlicher Giebelbau, ent hielt nur eine größere Wohnung im ersten Stockwerk, die der Hausherr bewohnte, deren Fenster aber gegenwärtig alle durch Rollbalken verschlossen waren. Im Erdgeschoß wohnte links die Hausbesorgerin, Frau Moser, rechts gab es zwei Stäben ohne Küche, dir bisher als Magazine vermied waren geo»nwLrtio "-n einem jungen Sprachgelehrten bewohnt wuicken, der ste der ruhigen Lage wegen mietete. Don den zwei kleinen Mansardenwohnungen stand die eine leer, die andere gehörte Mutter Rabl. Frau Moser, eine behagliche rundliche Witwe von fünfzig Jahren, reinigte eben den Flur, als die beiden Frauen nach Mutter Rabl fragten. „Mutter Rabl? Ja, ist sie denn nicht länngst in ihrem Laden? Ich habe ste heute noch mit keinem Auge gesehen!" „Nein, der Laden ist geschlossen." „I, da müssen wir gleich mal nachsehen! Wird doch nicht krank sein, die gute Mutter Rabl?" Alle drei stiegen die Treppe hinauf und klingelten wieder- holt an Frau Rabls Tür. Aber es rührte sich nichts in der Wohnung. Die Hausbesorgerin wurde unruhig. „Was kann denn nur los sein mit ihr? Gestern abend war sie doch noch ganz munter und vergnügt, well ihr Paten- lind, der junge Herr Lehrer Eisler, sie besuchen sollte." Inzwischen kam der Briefträger hinzu. Er riet einen Wachmann zu holen, und erbot sich sogar, dies zu besorgen. Der Wachmann erschien, klingelte Ebenfalls erfolglos und ließ endlich die Tür gewaltsam öffnen. Als man etntvat, prallten die Frauen erschreckt auf- schreiend zurück. Knapp hinter der Eingangstür lag Mutter Rabl steif und starr in einer Blutlache! Nun war es freilich klar, warum alles Klingeln vergebens gewesen! Sie war ermordet worden. Der Kopf der alten Frau war jämmerlich zerschmettert. Das Mordwerkzeug, eine kleine Hacke, die nach Aussage der Hausbesorgerin Eigentum der Ermordeten war, lag daneben. Eine halbe Stunde später war das stille, freundliche Garten- Haus von einer dichtgedrängten Menge aufgeregter Menschen belagert, durch die die Polizisten nur mühsam einen Weg bahnten für die Gerichtskommission. Frau Mosers „gute Stube" wurde von dem Unter- suchungsrichter D-. Wasmut beschlagnahmt, der darin, nachdem der Lokalaugenschein oben beendet war, Verhöre vornahm. Aus dem ganzen ergaben sich nach und nach folgende Tatsachen: Bas Haus, in dem der Mord geschah, war -myeit schwach besetzt. Da der Hausherr vor einigen Tagen mit Frau und Tochter zum Sommeraufenthalt nach Buchenberg in Ober steiermark gegangen war, wohnten unten nur Frau Moser und der junge Gelehrte, Dr. Richter, oben in der Mansarde Mutter Rabl. Der Mörder hatte also leichtes Spiel gehabt, besonder», da der einzige Mann im Hau» — Richter --- keine Gefahr für ihn bildete. Der junge Gelehrte arbeitete, ipie Frau Moser angab, an einem wissenschaftlichen Werk, lebte nach der Ubr. verließ seine Erzgebirgischer DoNrsfre««- «r. 1LS. Malier. x: Eine soziale Abgabe in Aue gezerrt. Off gesehen, atte es der Mörder nur auf Bargell' ab» chmuck- und andere Wertsachen fanden sich in fein al» di» Einnah. len, da» dies« Hilf» ck« Beiwort „sozial, LttllliUch in »ll«a vro-orl«,. KanteUar r V/ichmakttivmIe». otsrUsa - Nat«». vom rechtlichen Standpunkt au». Sie ist nicht» andere» al» «in« nen, Gewerbesteuer. Zn Paragraph 11 de» sächsischen Gewerbesteuer- Gesetzes vom 6. Oktober 1921 werden der „sozialen Abgabe" dieselbe» Merkmale zu Grund« gelegt, di« für die staatliche Gewerbesteuer gel ten: Bemessung der Ertrogsfähigkeit «ine» gewerblichen Unterneh men» nach der Zahl der im Gewerbebetrieb« ständig beschäftigt«» gewerblichen Hilfspersonen. Die Einführung der in häuslichen Dl«»- sten stehenden Hilsspersonen in den Kreis der SKuerobjekt« ist nur die „Folie", die den Nichtsachkunbigen irreführen soll. Ma» geht sicherlich in der Berechnung nicht falsch, daß 9V Prozent der zu lei stenden „sozialen Abgabe" auf di« Schultern der Industrie- de» Han dels und des Kleingewerbes abgewälzt werden. Bei dem ständig«» Wechsel und der geringen die Erhebungskosten jeoens men; diese zu erwartende ... Personen nur das „Deeorum" für da» schmückend« Bel Abgabe" aufrecht «chatten sollen. Verlag T. M. Gärtner, Lu». Velbkakl. pkotogr. kppsiÄo voa «k. 128.— an sie», Lrnemann, Ooerr, Katts!) «ovla »Sm«. in tadelloser LsicNaktooNaN «mpstodl« krlsr L ko. klsokf. Ink.: Karl Sommer r«i. 14. zu« I. E«bt>. karbmünnirrN« SatUonang, KoMvalo« XnIvltnnU. 1. Steuerpflichtig sind alle natürlichen und juristischen Personen, die im Stadtbezirk Aue Arbeitnehmer gegen Vergütung beschäftigen. Kl» Arbeitnehmer gelten neben eigentlichen Lohnarbeitern auch Dienstboten, Angestellte und Beamte. Unter Vergütung im Sinne diese» Ortsgesetzes fallen außer Lohn oder Gehalt auch Natural- Leistungen, Gratifikationen, Umsatzprovisumen, Tantiemen und der gleichen. Der Steuer unterliegt der gesamte Betrag aller von. einem Arbeitgeber geleisteten Vergütung dieser Art. 2. Der Steuersatz beträgt 1 Prozent der auf voll« 1000 Mark nach unten abgerundeten Gesamtvevgüt-ung. S. Als Steuerjahr gilt das vom 1. April bis 31. März lausende städtische Rechnungsjahr. Der Veranlagung Mr ein Steuerjahr dienen diejenigen Vergütungen, die in dem dem Steuerjahr vovaus- gegangenen Kalenderjahre der Gesamtheit der Arbeitnehmer geführt worden sind. 4. Tritt di« Steuerpflicht erst im Laufe ein« Steuerjahre» ein, so erfolgt die Veranlagung am Schluss« des Steuerjahres und zwar nach dqü während dieses Jahres tatsächlich gezahlten Vergütungen. Für das nächste Jahr werden der Steuerberechnung diese Ver gütungen, aber umgerechnet auf voll« 12 Monate, zu Grunde gelegt. 8. Soweit Naturalleistungen mit in Anrechnung zu stellen sind, gelten die vom Landesfinanzamt Leipzig Mr den Steuerabzug aus gestellten Normalsätz«. 0. Der Steuer unterliegen nicht do« Reich, das Land, dte Ge meind« sowi« diejenigen Arbeitgeber, die nicht mehr als S Arbeiter und Angestellte beschäftigen. Mr Betriebe mit 4—6 Arbeitern und Angestellten ermäßigt sich der Steuersatz auf Prozent, Mr Be- trisbe mit 7—1V Arbeitern und Angestellten auf 5» Prozent. 7. Eine Abwälzung der Steuer auf die Vergütungs-Empfänger ist unzulässig. 8. Ergeben sich in einzelnen Fällen aus der Steuererhebung be sondere Hätten, so kann der Stadtrat auf Antrag entsprechende Er- mößigiprg oder vollkommenen Erlaß Ler Steuer bewilligen. S. Die Steuer ist in vierteljährlichen Terminen und zwar Ende Juni, Ende September, Ende Dezember und Ende März zu ent richten. 1ü. Dieses Ortsgesetz tritt mit Wirkung vom 1. Juni 1V22 in Kraft. Bürgermeister Hofmann hatte dem Ottsychetz-Entwurf folgende Begründung beigsgeben: In dem vorläufigen, vom Finanzausschüsse vovgelogten Ent würfe des Haushaltplanes für Aue auf Las Wirtschaftsjahr 1922/23 war das Gleichgewicht zwischen Ausgabe und Einnahme herzustellen versucht worden ohne Inanspruchnahme einer neuen Steuer, ledig lich durch Gleichstellung des voraussichtlichen Eingangs an Ein kommensteuer mit Lom im übrigen ungedeckt gebliebenen städtischen Bedarf. Es lag btt Abschluß Mr Ane noch nicht vor; es fehlt auch heute noch die Schätzung Ler Körperschaftssteuer. Das Ergebnis Ler Einkommensteuerschätzung Mr das Jahr 1920 beträgt noch nicht 11 Millionen Mark (ein Drittel davon entfällt auf die Stadt) und mahnt jedenfalls zur Vorsicht. Insbesondere ist auch von der noch nicht geschätzten Körperschaftcsteuer kein besonders hoher Ertrag zu erwarten, da erfahrungsgemäß gerade di» großen InLustrieunter-. Wohnung nur morgens auf zwei Stunden, um seinen Spazier gang zu machen und kümmert» sich absolut um nichts in feiner Umgebung. Jede Partei besaß einen eigenen Hausschlüssel. Um 9 Ahr wurde das Tor von der Moser verspricht, nachdem sie stets vor her noch Umschau schalten hatte. Auch gestern war dies geschchen, ohne daß ste etwa» Bev- dächtiges bemerkt oder nachher gehört hatte. Als ste schlafen ging, war oben bei Fva« Rabl der*» Patenkind, der Lehrer Felix Eisler, zu Gast. Er sollte, wie Mutter Rabl der Moser eiqShlt hatte, heute früh eine neue Stelle irgendwo in Obersteiermark anttchten, und war aus diesem Anlaß von ihr zu einem Abschiedsessen Mr gestern abend eingeladen worden. Wie lange er geblieben, wußte die Moser nicht. Ste schlief von 10 Uhr an in einem Zuge bis früh. Er wurde von der Hausbesorgerin als ein sehr netter Mann, solid, ordentlich und dankbar gegen seine Wohltäterin Mutter Rabl, geschildert. Dr. Äichter befand sich momentan noch aus seinem Morgen- spaziergang. In den beiden Stuben der Ermordeten herrschte furchtbare Unordnung. Alle Laden waren aufgebrochen und durchwühlt, die Kasten geöffnet, sogar da» Bettzeug heraus- Menge vor. Ob er Geld gefunden, oder Mutter Rabl dieses kn ihrem eisernen Geldschrank im Locken aufbewahrt habe — wie di« Hausbesorgerin vermutete — mußte erst durch Untersuchung des Geldschrankes festgestellt werden. In der Küche fanden sich mehrere blutgetränkte Taschen, tllcher, mit F. G. gezeichnet, die nach Frau Mosers Angabe dem jungen Eisler gehörten. Ste und eine Waschschüssel, in der man offenbar etwas Blutgetränktes zu reinigen versuch! hatte, ließen zuerst einen bestimmten Verdacht gegen da» PatenkinL aufkommen. .... Er wurde verstärkt durch den Umstand, daß die Haus besorgerin am Morgen die Haustür vollkommen ordnungs mäßig versperrt und sämtliche Fenster geschlossen gefunden hatte. Der Mördet mußte also wähl einen eigenen Torschlüsse besessen haben. , (Fortsetzung folgy. ' Bei Beratung Le» Haushaltplanrs in Ler letzten gemeinschaft. nchen Sitzung der städtischen Körperschaften war von Stadtvat gi «al« r Ler Vorschlag gemacht worben, statt der im HaushaltPlan Po vg eschenen 7 Millionen Mart städtischen Anteil» an der Reichs- rtnkmnmensteuer nur 6 Millionen Mark «inzuftellen unü Len Fehl betrag Lurch eine sogen, soziale Ab gab« zu Lecken. Die Auf- bringung der Dtttkl soll Lurch Lie Arbeitgeber erfolgen. Begründet wurde dies« Maßnahme damit, daß di« Stadt erhebliche Beträge Mr Wohlfahrtspflege, wie Fürsovgewesen, Gesundheitswesen, Ingend- Mifovge, Wohnungsamt usw., aufzubringen habe und dies« Ein- Achtungen indirekt auch wieder den Arbeitgebern zugute kommen. Dem Vorschlag wurde zug«stimmt und -er Rat beauftragt, «ine aus führliche Vorlage zu machen. Dies« Vorlage wurde den Stadt verordneten in ihrer gestrigen Sitzung unterbreitet in einem Nachtrag zur Gemeinde st euerordnung, in dem e» beißt, daß zur Deckung der Ausgabe Mr soziale Fürsorge eine beson- b«r« Abgabe nach den folgenden Vorschriften erhoben werden sdll: 5. Dte „soziale Abgabe" wird aber in jed« Weis« »unsozial« wirken, da sie die Träger derselben durchaus ungleichmäßig trifft. E» läßt sich leicht nachweisen, daß es Betriebe gibt, di« mit einer ge ringeren Anzahl von 10 Angestellten ganz gewaltige Umjutze und auch entsprechende Gewinne erzielen. Die» ist aber nicht nur bei der Industrie der Fall, sondern auch beim Handel. Der Kleinhandel muß oft mehr Angestellte beschäftigen als der Großhandel. Da» gleiche gilt auch von der Fahl der in den Industrie-Betrieben beschäf tigten Arbeiter. Es gibt deren, die mit wenigen Arbeitern sehr kost bare Rohstoffe verarbeiten, andere, in denen der Arbeitsprozeß sehr schwierig und umständlich ist, und in denen demgemäß «in« grvß«r« Fahl von Arbeitern beschäftigt werden muß. Des weiteren wird auch die Zahl der Arbeiter bedingt durch deren Leistungsfähigkeit. E» gibt Betriebe, die, weil ste in der glücklichen Lage siiw, kein« qualifi zierten Arbeiter zu beschäftigen, mit einer bedeutend geringere« Zahl von Arbeitern auskommen, al« dies in Betrieben der Fall ist, die nicht in dieser glücklichen Lage sind. Wir müssen aus den angeführten Gründen den volkswirtschaftlich unglücklichen Dilettantismus zurückweisen, der die Höhe der gezahl ten Löhne und Gehälter zur Bemessungs-Grundlag» Mr »in« Steu«r ausgestalten will. «. Man darf nicht vergessen, daß Betriebe, die eine Hoh« Zahl von Arbeitern und Angestellten beschäftigen, schon auf Grund dieser Tat sache allein mehr zur Abdeckung der sozialen Lasten beitragen al» andere Betriebe mit den höheren Einkünften und geringerer gahl von Hilfspersonen, indem ste die öffentlich« Arbeits-Unterstützung statt entlasten. Diese Unternehmer will man strafe« durch «in« neue verkappte Gewerbesteuer, die man obendrein noch schmückend „sozial« Abgabe" nennt. Die Bezeichnung „soziale Abgabe" ist nicht nur irre führend, sondern auch unwahr. In der an un» durch den Stadttat ergangenen Zuschrift vermissen wir jede volkswirtschaftlich« «nd ethische Begründung! Man erhebt noch Vorwürfe gegen unser« In dustrie, daß sie nicht Mittel zur Verfügung gestellt habe für die Er- richtubg von Wohnhäusern in Aue. Die Gründe Mr diese» Fern bleiben von der Mitarbeit an der Lösung eine» der wichtigsten Ge genwartsprobleme sind folgender a) außerordentlich statte Be lastung unserer Induskien in Aue durch Steigerung der Rohstoff preise, Löhne, Gehälter, Transportkosten, der Kohlenpreise, der ver schiedensten Steuergesetze und durch die Unterstützung vo» mildtätigen und vaterländischen Einrichtungen und Sammlungen; b) di« ge- und 14 Betriebe 11—15 Arbeiter; insgesamt waren in Liesen klein«« Betrieben 716 Personen beschäftigt. Läßt man dies« sämtlichen De- triebe von Ler Steuer frei, so dürft« noch Li« Lohn- und Gehalts- summs von 8090 Personen für Li« Besteuerung übrig bleiben. Nimmt man ein Durchschnittseinkommen von 18—20 909 Matt km (das ist Mr das Jahr 1921 im Durchschnitt gewiß nicht zu niedrig), so gelangt man zu einem voraussichtlichen Ertrag« Ler sozialen Ab gabe von 1599 999 Matt. Dieser Betrag entspricht etwa Lem Be- Lars« Mr Lie sozial« Fürsorge (etwa 1259 099 Matt haushaltplan mäßiger Bedarf und 259 999 Matt Mehrbedarf bei weiter ein- ketender Geldentwertung.) Sollte Vie Einkommensteuer rin günstigeres Ergebnis halben al» angenommen wird, dann würde es möglich sein, Lie obengenannten Stvaßenbauaufivendunaen haus- haltplanmäßiq zu Lecken, was dringend notwendig erscheint, un- ferner Mr WohnungsMvsorge und Mr eine Rücklaa» zu einem künftigen Schulbau Lie notwendigen Mittel bereitzustellen. Die Ortsgruppe Aue der Arbeitgeber-Vereinigung erzgebirgischer Industrie und die Wirtschaftliche Vereinigung fik Handel und Ge- werbe, die vom Stadtrat aufgefordert worden waren, sich über die soziale Abgabe zu äußern, erheben Einspruch und begründe» den selben in nachstehender Weise: 1. Die Fülle von Reichssteuern in Verbindung mit den von den Bundesstaaten und den Städten bereits eingeführten, bezw. noch er strebten Steuern haben unsere gewerblichen Unternehmungen bi» an der Grenzen der Leistungsfähigkeit geführt, sodaß dies» gezwungen sind, den vom volkswirtschaftlichen Standpunkt aus al» äußerst be denklich zu bezeichnenden Zugriff in die Substanz der Wirtschaft, in das Betriebskapital zu machen. Es ist eine bittere Tatsache, daß Um wandlungen von Einzelfirmen in Aktiengesellschaften nur zu dem Zwecke erfolgt sind und noch heute erfolgen, neue Betriebskapitalien leichter aufzunehmen. Andere Unternehmer halten ihre Betriebe noch dadurch aufrecht, daß ste bei ausländischen Abschlüssen Abschlagszah lungen entgegennehmen. Diele Unternehmer haben um Stundung der zu leistenden Steuerbeträge mit Erfolg nachgesucht. 2. Steuern lassen sich nicht in der gleichen Weis« auf die Ge stehungskosten abwälzen wie die Löhne, Gehälter oder erhöhte Roh stoffpreise, da die Steigerung dieser Unkosten auf die Geldentwertung zurllckzufiihren ist. 8. Die Industrie steht unter dem Druck der bevorstehenden Zwangsanleihe, die von neikem die Substanz hart angreifen wird. 4. Wir erheben Einspruch gegen die geplante soziale Abgab« auch nehmungen von -er Möglichkeit -er Stcuerabbllvdung Lurch Ab schreibungen und sogenannte Wettberichtigungslonten einen ausge sprochenen Gebrauch nurchen. Au« bleibt mit jenem Steueraufkommen > trotz seiner großen Unternehmungen und einer jahrelang«» günstigen Wirtschaftskonjunktur weit hinter anderen Mittelständen von ge- rirmerer Größe zurück, beispielsweise hat ?lnnabera mit 17 999 Ein wohnern für 1929 ein Linkommsteuer-Gesamtouflommen von 21 Millionen Matt, Limbach mit nur 14 Z4 TausenL Einwohnern sogar ein solches von 24 Millionen Mark. Nach alledem erscheint es zwecknräßig, statt Ler im Entwürfe -es Hanshaltplanes vorgesehenen 7 Millionen Matt städtischen Anteils an -er Reichseinkommensteuer höchstens 6 Millionen Mark einzustellen. Der ursprünglich vorge sehene haurhaltplanmäßige Bedarf hat sich im übrigen noch um rund 159 999 Matt Mr Zwecke sozialer Fürsorge erhöht. Es sind weiter 159 999 Matt Kosten Ler Bqchleusung un- 225 099 Matt Kosten der Fußweganlagen Mr Len Niederschlomasr Weg nicht im Haushalt plane eingestellt worden, weil die Deckungsmöglichkeit fehlt«. Deckung hierfür sollt« im künftigen Hausholtplan« Mr 1923, evtl, durch An leihe erfolgen. Es scheint aber, wenn auch in normalen Zeiten Ausgaben dieser Art regelmäßig aus Anleih« übernommen wurden, gegenwärtig keineswegs zulässig, den abnorm hohen, Lurch vorüber gehende Verhältnisse bedmgten Aufwand auf «ine langfristige tilg- bare Anleihe zu verbuchen. Endlich war in Aussicht genommen, für einen neuen Schulbau «in beträchtliche Baurllcklage vorzusehen. Auch dies mußte bei den knappen Deckungsmöglichkeiten des Haus haltplanes unterbleiben. Dorstchende Verhältnisse haben Lie städ- tischen Körperschaften veranlaßt, auf Einführung einer sozialen Ab gabe nach Lom Chemnitzer Bässler zuzukommen, ober mit wesent lichen Erleichterungen Mr kleinere und Mittlere Betriebe. Aue hat bei der letzten Anbei tevzählnng vom 2. Mai 1922 ln 396 Betrieben 9953 Arbeiter unü 1243 Angestellte gezählt. Da Mr Li« Abgabe di« Lohnsumme des Vorjahres maßgebend sein soll, wird man etwa 1599 Personen weniger rechnen müssen. Von jenen 396 Betrieben hatten 188 Betriebe weniger al» 5 Arbeiter, 29 Betriebe 6—19 Arbeiter
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