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Wus Lem Gsrichlssaal der Preise. Ein Reigen leitete den Festball ein. Schneeberg. S. Mai. Der Gesangverein .Liederkranz" erfüllte an- läßlich seines 87. Stiftungsfestes am 8. d. M. die edle Pflicht, daß wie an allen wesentlichen Muflkstätten auch in Schneeberg des 28. Todestages von Johanne» Brahms gebührend gedacht würde. Als Erfolg ergab stch ein in seltener Weise abgerundetes, innerlich reiches künstlerisches Erlebnis, unter dessen Eindruck die aufmerksame Hörerschar ganz offensichtlich stand. Drei glückliche, sich wechselseitig bedingende ilmstände kamen dem entgeaen. Zunächst, daß der Dirigent des Vereins, Hr. Musikdirektor O. Mattig über seine genugsam bekannten allgemeinen musikalischen Verdienste hinaus mit glücklichem Griff ein gut Teil seiner Arbeit immer wieder diesem Meister weihte, indem ller bestimmt. Für da» Meteinigungramt wurde al» Mieter- Beifitzer-Stellvertreter Han» Baumann gewählt. Mit der vom Stadt- rat Aue «ltgeteilt«» Kostenberechnung flir da, Mietetnigungsamt war man einverstanden. Die Mobtliarversicherungen der Gemeind« sollen entsprechend erhöht «erden. Die Vergnügungssteuer-Ordnung soll nach der Verfügung de, Lanberfinanzamtes Leipzig geändert werden. Die Einebnung de» Haldengrundstück, de» Hermann Mener wurde abermals abgelehnt- Der Sarkohlenfuhrlohn wurde ab 1. Avril erhöht. Der Sa»pr«i» wurde ab 1. Mai auf 080 Mark pro Kubikmeter festgesetzt. Der elektrische Lichtanschluß de, Handelsmann, Lorenz wurde beding- ung,weise genehmigt. Die übrigen Einsprüche wurden zuräckgewicsen. Wegen Beschaffung eine, Sprengwagen, sollen Preisangebote singe- fordert «erden. Di« Angelegenheit, Beteiligung an der Bauhütte in Au« betr., wurbe noch zurückgestellt. Bet dem Bezirk,verbände soll angeregt werden, stch finanziell etwa« HSHer zu beteiligen. Der Kous- haltplan für 1022/2», der mit 889 000 Mark Fehlbetrag abschlteßt, wurde genehmigt. Die Geschäftszeit im Gemeindeamt« wurde ander weit festgesetzt, hiernach ist Mittwoch» und Sonnabends da» Gemeinde amt nachmittag, geschloffen. Tagsüber beschäftigte Arbeiter können ihre Angelegenheiten im Gemeindeamt« an den übrigen Wochentagen nachmittag» von 4—6 Uhr erledigen. — E» folgt nichtöffentlich, Sitzung. Konzerte, Theater, Vergnügungen. ? Wegen eines Gelddiebstahls hatte bas Schöffengericht ' Schwarzenberg gegen den 14jährigen Schulknaben Arno Walther G. in Aue auf eine Woche Gefängnis erkannt, weil er am 25. Dezember dem Schlosser Stemmler in Grünstüdtel gelegentlich eines Besuchs 200 Mark gestohlen hatte. Die von seinem Vater eingewendete Berufung wurde von der Zwickauer Strafkammer verworfen, doch wurde auf Grund des , Geldstrafgesetzbuches die Gefängnisstrafe in 300 Mark Geld- i strafe umgewandelt. Kanüel, Dnduslrie, Volkswirtschaft. j * Deutschlands Außenhandel im März. Nach den vorläufigen Feststellungen des Statistischen Reichsamtes über die Ergebnisse de, deutschen Außenhandels im März hat im Spezialhandel betrügen: die Einfuhr 26,4 Mill. D.-Ztr. im Werte von 22,9 Milliarden Mark, di« Ausfuhr 21F Mill. D.-Ztr. im Werte von 21^ Milliarden Mk. Dem Werte nach betrug die Zunahme bei der Einfuhr 10,9 Milliarden Mark oder 99,8 v. H., bei der Ausfuhr 6,8 Milliarden Mark oder 46,9 v. H. Infolge der weit stärkeren Steigerung der Einfuhr verzeichnet die Handelsstatistik im März einen Einfuhrüberschuß von 1,6 Milliarden Mark. Unter den eingeführten Waren ist die stärkste Zunahme bei den Rohstoffen (4- 8,8 Mill. D.-Ztr. und 6,4 Milliarden Mark) «in- getreten und bei den Halbfabrikaten (4- 1 Mill. D.-Ztr. und 1L Milliarden Mark); hierbei sind insbesondere beteiligt Kohle, Eisenerz,, tierische und pflanzliche Spinnstoffe, Rohtabak, Haute und Felle, Roh- , eisen, ferner Kupfer, Blei, Zinn, Nickel. Auch die Einfuhr von Lebens- ; mitteln weist im ganzen ebenfalls eine starke Steigerung auf. Bei der Ausfuhr haben mengenmäßig am stärksten die Rohstoffe und halb- i fertigen Waren zugenommen (4- 1L und 1,5 Mill. D.-Ztr. und 466 bezw. 639 Mill. Mark). Der Wertsteigerung nach stehen allerdings die Fertigwaren weit an der Spitze (-st 0,9 Mill. Doppelzentner und 5H Milliarden Mark). «UM)" verband« der Maschinisten und Heizer am S. Mat haben zu folgender Einigung geführt: Vom 1. Mai ab werben bi« Stundenlöhne in allen drei Ortsklassen für die sächsischen Se- metndearbeiter und -arbeiterinnen Uber 21 Jahr« gleich, mäßig echvht: für Handarbeiter um 3^0 Marl, für angelernte Arbeiter um 8,20 Mark, für ungelernt« Arb«tter um 8,10 Mark, für Facharbeiterinnen um 2,95 Mark und für ung«. lernt« Arbeiterinnen um 1,95 Mark für bi« Arbeitsstunde. Für die Löhne der männlichen und weiblichen Arbeiter unter 21 Jahren bleiben die bisherigen prozentualen Abstufungen bestehen. Diese betragen für jugendliche männliche Arbeiter 80 , 75, 70 und 65 v. -. de» Lohne» eine» Arbeiters über 21 Jahre derselben Arbeitergruv"« und für jugendliche weibliche Arbeiter 95, 90, 85 und 80 v. H. des Lohnes einer Fach. bezw. ungelernten Arbeiterin über 21 Jahre. Die neu vereinbarten Löhne gelten bis zum 81. Mai 1922. Die Kinderbeihilfe und die Ehefrauenzulage bleiben in der bisherigen Höhe bestehen. Aue, 9. Mat. IuttaHolzgab gestern im BUrgergarten wieder einen Tanzabend, der diesmal insofern ein besonderes Gepräge trug, als der Tanz vom Altertum bis zur Neuzeit veranschaulicht wurde. Die Tänze umrahmten Dichtungen von Fritz H. Lhelius, die Direktor Hanns Heinz Kampfs aus Anna berg wirkungsvoll sprach. Die Auer Stadtkapelle erledigte den musikalischen Teil. Jutta Holz führte teils einzeln, teils mit zweien Hrer Schülerinnen folgende Tänze vor: Alt- ägyptisch, Altindisch, Altgriechisch, Altdeutsch, Barock, Roeeoeco, Biedermeier, Walzer und Ausdrucktanz. Den Schluß machte Webers „Aufforderung zum Tanz". Es war ein ästhetischer Hochgenuß, Jutta Holz in diesen Eharaktertänzen zu sehen. Nicht nur die duftigen, stilvollen Kostüme entzückten das Auge, sondern vor allem die Geschmeidigkeit und leichte Elastizität der Glieder, die Harmonie aller Bewegungen und die charakteristisch sprechenden Gesten, Hurch die die Eigen artigkeit jedes Tanzes verdeutlicht wurde. Die Darbietungen lösten stürmischen Beifall aus. Gin vollständiges griechisches Zauberrezept besteht au» folgenden Teilen. Zuerst wird die mächtige Wirkung des Rezeptes gepriesen, dann werden die Bestandteile des bei dem Zauber nötigen Opfers mitgeteilt und gezeigt, wie das Opfer beim Zauber zu verwenden ist, daran schließen sich die Formeln des Logos, des Gebetes, wo- nach nochmals Rauchwerk in das Opferfeuer geworfen werden muß. Es werden dann Vorsichtsmaßregeln mitgeteilt, damit der Zauber nicht dem Zaubernden selbst schädlich werde; die Geister waren näm lich auch damals schon recht empfindlich. Es folgen Anweisungen über Anfertigung eines Amuletts und ein zweites Gebet, um die gewünschte Wirkung desto sicherer zu erzielen, sowie ein oder mehrere Hymnen in Versen, in denen die Macht der Göttin gepriesen wird, und als Gegenstück ein Gedicht, das die Uebeltaten des zu bezaubern den Mädchens enthält, damit, wie schon gesagt, die Göttin es ver folge und dem Zaubernden „zuquäle". Der lobpreisende Hymnus ist im Versmaß der Heldendichtung, im epischen Hexameter, das Schmähgcdicht in Jamben geschrieben, die sich sür Schelten besonders eignen seit jener Zeit, da dis dadurch berühmt gewordene Waschfrau den Dichter Archilochos mit den klassischen Worten: „Weg da, du Kerl, du stößt mir ja die Wanne um", aus den höheren Sphären der Dichtung in die prosaische Wirklichkeit zurückrief. Ja, so sind die Waschfrauen! Immerhin wurde dadurch der Jambus erfunden und jene Waschfrau bis zu einem gewissen Grade wenigstens die Mutter der tragischen Dichtung. Doch lassen wir nunmehr bas alte Zauberbuch selbst sprechen. (Anpreisung.) „Zubereitung des die Mondgöttin bannenden Rauchopfers. Es führt ohne Widerstand und noch am selben Tage die Seele (des zu Beschwörenden) herbei; es zwingt (den Feind) auf das Krankenbett und tötet sicher; es schickt wonnige Träume und hat sich bei den meisten Zaubereien als wunderbar wirksam erwiesen. Dieses Opfer führte Pankrates, der Priester von Heliopolis, dem Kaiser Hadrian vor und bewies ihm damit die Kraft seiner gött lichen Magie: der Bann erfolgte in einer Stunde, Krankheit in zwei, der Tod in sechs; den Kaiser selbst versenkte es in Träume, während derer er alle«, was um ihn herum gezaubert wurde, richtig sah und verkündete. Staunend über die Kunst de» Propheten ließ er ihm doppeltes Honorar reichen." (Rezept.) „Nimm eine Spitzmaus und vergöttere sie im Ouell- wasser (gemeint ist töte sie; dieses Wort darf aber des bösen Omens wegen nicht gebraucht werden), dasselbe tu« mit zwei Mondkäfern, aber im Flußwasser: dann nimm einen Flußkrebs, Fett von einer gesprenkelten jungfräulichen Ziege, Mist von dem Hundskopfaffen, zwei Ibiseier, je zwei Drachmen (etwa 9 gr) Gummi, Myrtenharz, Krokus, je vier Drachmen italischer Wasserwurz und Weihrauch und eine Zwiebel obne Nebent'iebe. Alles das tue in einen Mörser, stamvfe es sorgfältig und hebe es für den Bedarfsfall auf in einem Behälter aus Blei. Wenn du es dann anwenden willst, so nimm etwa» davon und steige mit einem Kohlenbecken auf den Söller de» Hanse» uni winn der Mond aufgeht, opfere die Mischung unter fol gendem Gebet«, und sogleich wird Selen« erscheinen." (Gebet.) „Dor mir zerteile stch der Wolken düstrer Schleier und es strahle mir die Göttin Aktiophis un! höre auf mein heiliges Ge bet, denn ich bin gekommen, um die Verleumdung aufzudeckcn der schändlichen und unfrommen N. N. (hier hat natürlich der Zaubernde den Ramen de» betreffenden Mädchen» einzusetzen). Et« bat dein« heiligen Mysterien den Menschen verraten. N. N. hat auch gesagt: »Ich sah die groß« Göttin da» Himm«l»gewölb« v«rlaff«n und am vlellelchk M EeiWM MMMykk muyum,innung mm wiederum die verhalten innerliche Art Brahm» scher Kunst besonder» zu erschließen vermag. Zweiten», daß stch unter solcher Land de« Lirderkranz zu einem Chore herausssebildet hat, in dem sich reinst« Hingabe an die Sach« mit musikalischer Intelligenz so «int, wie für eine Musikpflege von solcher Höh« unbedingt erforderlich- Und dritten», daß man infolge solche, jahrelangen Musizierens dem Publikum Schnee berg» eine ersreultch« Reffe und Würde de» Musikhören, nachrühmrn kann. Die» Dreie» trat im verflossenen Konzert schön zu Tage. Da« Programm frischte mit einigen gemischten Thören früher Gehörte» wieder auf, setzte in den Neuen Liebesliederwalzern op. 68 di» frühe» aufgeführten Liebesllederwalzer op. 62 fort und brachte al» ganz Neu artiges die Gesänge für Frauenchor mit Begleitung von zwei Hörnern und Harfe. Dazwischen standen als Klavierstücke ein Intermezzo und eine GluLsche Gavotte, von Brahm» für Pianoforte gesetzt. Musik direktor Mätttg» Konzertprogramme verdienen an sich besondrre'Wür- dtgung ihres abgewogenen Aufbaus. Ihre innere Fülle bet verhält nismäßig zeitlicher Kürze ist schlcchtweg'vorüildlich und sicherlich ein wesentlicher Faktor ihrer künstlerischen Wirksamkeit. Volles Verständ nis der Hörer fand auch der für Schneeberg neue Versuch, in dem ver flossenen Konzert die so seltsam zu hörenden Frauenchöre mit Hörner» und Harfe durch zweimalige Ausführung an einem Abend der musika lischen Erinnerung umso dauernder einzuverleiben. Ueberdie» lag darin eine kleine, feine Brahmsreminiszenz, insofern es daran denke» läßt, wie Brahms Freund Hans v. Bülow in seiner bekannten Schnur- rigkeit sogar Brahm» ganze dritte Symphonie dem Meininger Korzert- publikum an einem Abend des Jahres 1884 gleich zweimal verführte. In der durchweg glänzend gelungenen Durchführung des Programm» Einzellzeiten hervorzrcheben, wäre müßig. Daß die begleitende Mit wirkung von Frl. Reinicke-Plauen (Harfe), Frl. Marg. Böhm (Klavier) und der Herren Gommlich und Gottwald (Hörner) den Thorleistunaen ebenbürtig war, ergab eben die Einheitlichkeit und Geschlossenheit der Kunstleistung, die als für dieses Konzert besonders kennzeichnend schon hervorgeboben wurde. Wieviel Fleiß und Arbeit sich gerade hinter dem so selbstverständlichen, mühelosen Darlegen der Schwierigkeiten in den einzelnen Nummern versteckt, hat gewiß auch manchen Hörer mit Bewunderung erfüllt. Die Mitglieder des Liederkranzes werden in dieser Genugtuung auch reichen Lohn finden für die geldlichen Opfer, die mit der Ausführung dieses Programms verbunden waren. Brachte alles in allem dies Konzert wieder einmal den Schneebergern zu Be wußtsein, welch feine Musik in ihren Mauern gemacht wird, so mögen sie nun dahin wirken, diesen Besitz für die Zukunft sicher zu stellen- i Kurt Hunger- Stein. Aus einem altgriechischen Zauberbuche. Von Dr. Paul Brandt-Schneeberg. Einem aufmerksamen Beobachter kann es nicht entgehen, daß zur Zeit die sogenannte „okkulte Wissenschaft" außerordentlich an Boden gewonnen hat. Spiritismus und Theosophie sind die Zauberwörter, in denen einem Teile der verängstigten Menschheit das Heil winkt. Ungezählte Sitzungen okkulter Vereine offenbaren täglich in den Mit tel- und Großstädten den in mystischer Verzücktheit erschauernden Gläubigen ihre Geheimnisse; die weisen Frauen, die unter der Assistenz des rilckcnkrümmenden Katers aus dem Kaffeesatz und den Karten die Zukunft zu ergründen wissen, haben nicht über schlechten Geschäftsgang zu klagen. Da wird es weitere Kreise vielleicht inter essieren, auch mal in die Vergangenheit einen Blick zu tun und zu hören, wie auch im alten Griechenland diejenigen, die nicht alle wer den, die dem Menschen gezogenen Grenzen zu überschreiten und die übersinnlichen Kräfte ihren Wünschen dienstbar zu machen suchten. Wer die griechische Kulturgeschichte kennt, weiß, daß es zu allen Zeiten unter den Griechen Leute gab, die von der Macht der Zauberei fest überzeugt waren. Man glaubte, daß man durch richtiges Aus nutzen der Naturkräfte, aber auch durch Zwang, der direkt auf di« Götter ausgeübt werden konnte, sich allerlei Schönes, z. B. Reichtum und Gesundheit, vor allem aber Liebe sichern oder einen Feind mit Krankheit und Tod behexen könne. Je älter die Zeit, umso einfacher find die dabei üblichen Zauberformeln, die allmählich, zumal in der hellenistischen Zeit, durch den Einfluß der orientalischen Geheimwis senschaft so kompliziert wurden, daß man sie schriftlich aufzeichnete. Die einzelnen Vorschriften wurden zu ganzen Zauberbuchern zusammen gestellt, von denen sich, allerdings erst aus der spätesten Zeit des grie chischen Altertums mehrere, etwa zwölf, erhalten haben. Das be deutendste und interessanteste dieser Zauberbücher befindet sich jetzt in der Nationalbibliothek von Paris; es ist im vierten nachchristlichen Jahrhundert niedergeschrieben, also zu einer Zeit, da der alte Aber glauben dem neuen noch nicht völlig erlegen war. Aus dieser kultur geschichtlich sehr wertvollen Handschrift gebe ich hier nach der Ausgabe von Wünsch zum ersten Male in deutscher Uebersetzung einige, freilich nur geringe Proben und füge das sür den Nichtphilologen zum Verständnis unbedingt Notwendig» in Klammer bei. Zur Ein- führung sei bemerkt, daß es sich um einen Liebeszauber handelt, also um ein Rezept, wie man die Liebe eines Mädchens dadurch er zwingen kann, daß man von der Göttin Hekate erwirkt, im Sinne des Zaubernden das Mädchen zu beeinflussen. In der orientalisch- griechischen Magie ist Hekate mit der Mondgöttin (Selene) gleichbe deutend, diese aber verschmilzt wieder mit Artemis und der Unter weltsgöttin Persephone, sodaß Hekate entsprechend ihren dreifachen Funktionen dreigestaltig dargestcllt wirb; dadurch wird sie aber auch »ur Göttin der Dreiwege, die durch die abergläubische Phantasie von jeher mit Spukgestalten bs-ölkcrt wurden. Der Gedanke, der diesem Liebeszauber zu Grunde liegt, ist nun der, daß di« Göttin da» Mäd- ch«n, da» von dSM Zaubernden begehrt wird, zu ihm ^hinquälen" toll: damit die Göttin aber bas tut, wird ihr in „Verleum dung" vorgeredet, daß jene» Mädchen sich gegen sie vergangen habe. K» ist billig und wird niemandem verwehrt, über solche Naivität zu lächeln; man vergesse aber nicht, was heute manche Menschen ihrem Gott« zumuten, wobei man noch nicht einmal an die Sitten jener Lolk»stämm« zu denken braucht, die ihren wott umsomehr zu «hr«n tzlaub««, temekr st» sein Biidnl» ansp«i«o- Zschorlau, 9. Mai. Gemeinderatssitzung am 2. Mai. Anwesend: Gemeindevorstand Heinke, Vors., Gemeindeältester Schramm und 11 Gemeinderatsmitglieder. Von der Genehmigung der Gerichtstage in Zschorlau wurde Kenntnis genommen. Die Kosten für Heizung und Beleuchtung des Geschäftszimmers wurden bewilligt. Von der Be willigung einer Wegebauhilfe für 1921 nahm man ebenfall» Kenntnis. Die Lieferung von 120 Stück 30er Schleusenrohren wurde an Meier- Albernau vergeben. Das Grundstück an der Abzweigung der Herzog straße soll den Anliegern auf 1 Jahr pachtweise überlassen werden. Der Wafserleitungsanschluß des Gustav Müller wurde bedingungsweise Westerzgsbirgischen Stenographen-Derband Gabelsberger abgehaltenen Wettschreiben konnten Mitglieder des hiesigen Stenographen-Dereins bei sehr großer Beteiligung durch Preise ausgezeichnet werden. Es erhielten bei 180 Silben: 1. Preis Fritz Schröder; 160 Silben: 2. Pr. Frl. Tharlotte Decher, Artur Zweiniger; 140 Silben: 1. Pr. Frl. Lis beth Zager; 120 Silben: Hans Korndörfer, Walter Seidel; 80 Silben: 1. Pr- Frl. Milda Mehlhorn; 8. Pr. Frl. Gertrud Purucker. Schön- und Richtigschrekben: 1. Preis Artur Zweiniger; Belobigung: Walter Seidel. Außerdem bestanden die Geschästsstenographen-Prüfung bei 150 Silben: Frl. Tharlotte Becher, Lisbeth Jager, Hertha Lippmann, Fritz Schröder. u. Schneeberg, 9. Mai. Berg- und Sportfest. In den einzelnen Ausschüssen ist in den letzten Tagen intensiv« Arbeit ge leistet worden. Am weitesten mit seinen Vorarbeiten bürste der Aus schuß für den Heimatabend vorgeschritten sein. Dieser Abend verspricht aber auch ein Hauptanziehungspunkt für da» Fest zu werden. Er findet am Festsonnabend in der großen Festhall« statt und steht unter Leitung der Herren Röser und Günther, während die musikalische Leitung in den Händen de» Hrn. Organisten Zunghan » und die künstlerische in denen der Herren Professor Lorenz und Oberlehrer Römer liegt. Ihre Mitwirkung an dem Abend haben bi» jetzt zugesagt der Dürer-Verein, der Erzgebirgs-Zweigverein, der Glückauf-Verein, die staatlich« Gcwerbezeichenschule. Sorgen diese für theatralische Dar- bietunaen sowie künstlerische und dekorative Ausgestaltung der Fest- Hall«, so die Liedertafel, die Licderquelle und die freie Sängervereinig- ung und der Bergchor für gesangliche Darbietungen. Bei letzteren kommen vor allem such heimatliche Komponisten zu Worte. Durch Mitglieder de» Erzgebirgsvereins werden zwei heimatliche Theaterstücke zur Aufführunq kommen, wovon eins seine Uraufführung erlebt. Es wird ein Stück Schneeberger Vergangenheit aus der Zeit der Napo leonischen Kriege an den Augen der Heimatabendbesucher vorüberziehen lassen- Originell werden auch die Schneeberger Typen au» der Ver gangenheit und der Gegenwart im Schattenbild wirken. „Dr Batt- nand", „De Katznmutter" u. a. werden wieder aufstehen und wie zu ihren Lebzeiten viel Heiterkeit Hervorrufen. Daß bei einem Heimabend unser historisches Turmsingen nicht fehlen wird, ist selbstverständlich. Künstleirsche Hände werden in der Kesthalle ein getreues Abbild des Turme» unserer St. Wolfgangskirche hervorzaubern und die Besucher werden die Turmsänger aufs Gatter steigen sehen und dann die herr lichen Weisen erklingen hören. So ist in großen Umrissen das Pro gramm für den Heimatabend fettiggestellt und die beteiligten Vereine ;ehen nunmher an die ihnen zugewiesenen Aufgaben. Da voraus ichtlich der Heimatabend sich eines starken Besuches erfreuen wird, im> eine oder auch zwei Wiederholungen geplant. Soviel heute über >ie Tätigkeit des Heimatabendausschusses. Uober die geplanten Ver anstaltungen der anderen Ausschüsse, vor allen Dingen de» Sportaus schusses wird demnächst berichtet werden. Aue, 9. Mai. Im festlich geschmückten Saale des Düraergartens feierte der Stenographenverein „Gabelsberger" sein 36. Stiftungsfest. Musikstücke der Auer Orchestervereiniguna unter Leitung des Kapell meister» Drechsel leiteten das Fest ein. Nack, einem gut gesprochenen Prolog begrüßt« der Vorsitzende die sehr zahlreich ersck'ienrnen Mit glieder und Gäste. Ein vortrefflich gespieltes Theaterstück wurde mit großem Beifall ausgenommen. Nach der Preisverteilung an die Siegerinnen und Sieger vom Dereinswettschr«iben am 2. April 1922 schritt der Vorsitzende zur Verteilung der Ehrenurkunden an die Mit glieder, die durch 25jährige und noch längere Zugehörigkeit ibre Treue zum Verein bewiesen haben. Ebrenurkunden erhielten: Kaufmann Böhnisch, Derwaltungsobersekretär Dieke, Steuerkassendirektor Emmrich, Schneeberg, 9. Mai. Bei dem am Sonntag in Grünhatn vom Verwaltungs-Inspektor Ficker, Kaufman Paul Georgi, Obersekretär ' -------- - - -. Henniq, Prokurist Kehr und Kaufmann Gerhard Schmidt. Kaufmann Georgi dankte im Namen der Geehrten und gab der Loffnung Ausdruck, baß in Zukunft auch die älteren Mitglieder sich wieder rege an den Vereinsveranstaltnngen beteiligen möchten. Assistent Männel, dem di« Leitung des Aniänaerkurses übertragen war, überreichte je 100 Mark für den Wettschreibefonds und für die Freund-Iahn-Stiftung. Der Betrag war von den Damen des Männel'schen Kurses gestiftet worden. Frl. Else Hauck bankte im Namen der Damen, die mit Preisen bedacht werden konnten, dem rühriaen Vorsitzenden wie auch den Spendern der Erde wandeln mit nackten Füßen, ein Schwert in Händen und stumm". N. N. hat auch gesagt: „Ich sah, wie sie Blut trank." N. N. hat das gesagt, ich nicht. — ^ktiopbis Lresebigal Nsbato- mialstbi kborxborbasa Tragi ammon (von der orientalischen Magie beeinflrlßte Zaubernamen der Göttin, die hier aus Raummangel nicht näher erklärt werden können): begib dich zur N. N., nimm ihr weg den Schlaf, wirf in die Seele ihr den Feuerbrand und strafe sie mit Wahnsinnsunrast, verfolge sie und führe sie von jedem Orte und von jedem Hause her zu mir. Nach diesen Worten opfere und stoße laute Rufe aus (um die Aufmerksamkeit der Göttin zu erhalten) und rückwärts gehend steige hinab, und sofort wird die Seele der Beschworenen erscheinen: Du aber öffne ihr die Türe, denn sonst muß sie sterben (da sie ja von der zürnenden Göttin verfolgt und während des Warten» eingeholt wird). Willst du nun jemand krank machen, so bediene dich desselben Gebets, doch füge hinzu: „Mache N. N., die Tochter der Ä. N., krank." Soll sie sterben, dann sprich: „Nimm, Herrin, den Atem au» der Nase der N. N." Willst du einen Traum senden, so bete: „Tritt zu ihr in der Gestalt der Göttin, der N. N. dient." Verlangst du selbst einen Traum, so sprich: „Tritt zu mir, Herrin, und gib mir während des Schlafes Nat über die und die Sache", und sie wird zu dir treten und dir alles ohne Trug sagen. Wende den Zauber aber ja nicht leichtfertig an, sondern nur dann, wenn ein ernsthafter Grund vorliegt." (Das Amulett.) „Es gibt auch Vorsichtsmaßregeln, baß du nicht zu Falle kommst. Wer nämlich unvorsichtig solchen Zauber treibt, den pflegt die Göttin Luftsprünge machen zu lassen und von der Höhe auf die Erde zu schmettern. Deswegen hielt ich es für nützlich, aus Vorsicht auch das Amulett zu beschreiben. Doch halte es ge heim! Nimm ein Blatt von bestem Papyrus und trage es während des Opfer» um deinen rechten Arm. Auf dem Blatte sollen die Worte stehen: „blulatLi Odsrnutd ^maro bluNanckrou! Behüt« mich vor jedem bösen Dämon, sei es nun ein männlicher böser oder ein weiblicher." Doch halte es geheim, mein Sohn!" E» folgen im Urtext die eben genannten Hymnen, die lobprei senden auf die Göttin in Hexametern, die schmähenden in Jamben. Die Lobhymnen sind den orphischen sehr ähnlich, feierlich und ge- heimnisvoll klingen die Worte und erwecken eine Stimmung, nicht unähnlich dem Dämmerlicht in dem Marmordome von Mailand. Di« Jamben aber, die, wie schon gesagt, dir Greuel enthalten, mit denen die zu Beschwörende die Göttin verleumdet haben soll, lassen uns tief in di« Nacht des Aberglaubens blicken, von der noch im vierte» Jahrhundert n. Chr. die Ungebildeten (nur diese?) umdüstert waren. Die Einzelheiten können ohne ausführliche Erläuterungen nicht ver ständlich gemacht werden; nur soviel sei gesagt, daß das Trinken von Blut und das Essen vom Fleisch eines Menschen gläubigen Gemütern auch damal» als mit dem Wesen einer Gottheit vereinbar erschien. So stellt das gauberbuch, von dem wir hier nur «inen kleinen Aus schnitt mitteilen, ein beachtenswertes Dokument au» alter Zeit da« wer mag wissen, wie viele sich dieses und ähnlichen Hokuspoku» be dient haben, um an da» Ziel ihrer Wünsche zu gelangen — oder auch nicht zu gelangen. Nach diesem Rezevte zaubert heute freilich niemand mehr. Doch nicht die Sache, nur die Form hat gewechselt, und ewig wahr bleibt Schiller, Wortt Mit der Dummheit kämpf«« Kött«, selbst «v- »eben». .