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Erzgebirgischer Volksfreund : 10.05.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-05-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192205107
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19220510
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19220510
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-05
- Tag 1922-05-10
-
Monat
1922-05
-
Jahr
1922
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 10.05.1922
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! «r. ro». 10. Mat Ivrr. Erzgebirgischer Dolkssreunv. »»i» v«Mch« Ungel«g<nh«»en. Der Stan- -er Planeten im Mat. von Gotthard Herzig. Am Lauf« diese» Monat» wird am Wrndhimmel auf einige Zeit ! der Planet Merkur sichtbar, der sich in der Regel unseren Blicken verbirgt! Am 23- Mai kommt er in größte östlich» Elongation, d. h. kn «inen Winkelabstand von 22 Grad 81' link» von der Sonne, muß ' als» nach ihr unteraehen. Da der Planet dann etwa ü Grad nördlicher al» di» Sonn« stent, kann er diesmal im Nordwesten in nicht allzu - großer Höhr Wer dem Horizont mit freiem Auge aufgefunden werden. Sein Durchmesser beträgt sechs Bogensekunden. An der Nähe Merkur», ebenfalls im Sternbilde de» Stier», finden wir gleichzeitig den Abendstern venu», der etwa den doppelten scheinbaren Durchmesser (11 Dogensekunden) hat und infolgedessen Merkur bedeutend überstrahlt. Die Sichtbarkeit de» Abendstern», der > am Schlüsse de» Monats in bas Sternbild der Zwillinge Übertritt, ver» längert sich immer mehr, so daß er schließlich zwei Stunden am Abend- Himmel leuchtet. — Zn der letzten. Nummer de» Bulletin» der Astron. Gesellschaft von Frankreich veröffentlicht der bekannt« Astronom am Flammarion-Observatorium in Iuvisy, F. Ouenisset, interessant« Mit teilungen über gutgelungene Venus-Photographien, aus denen sich mit Bestimmtheit das Vorhandensein von Flecken auf diesem unserem Nachbarplaneten erkennen lägt, wie es bekanntlich die visuellen Beobachtungen längst festgestellt haben. Die Frgae, ob durch diese Photographien etwa ein Teil der durch Lücken der Denus-Wolkendccke sichtbaren wirklichen Oberfläche dieses Planeten festgehalten worden sei oder ob es sich vielleicht nur um stärker absorbierende Schichten der Venus-Atmosphäre handelt, ist in dem Artikel offengelassen. Vielleicht tragen diese Aufnahmen dazu Lei, die vielumstritten« und immer noch nicht endgültig gelöste Frage nach der Dauer der Denus-Rotation (24 Stunden-Venustag oder Zusammenfalle» von Rotation und Revolu tion?) aufkläre« zu helfen. Mar» tritt immer früher an den Abendhimmel, so daß er sich bald vor Mitternacht tief im Eübosten in ruhigem, östlichem Lichte zeigt. Er nimmt an Glanz noch zu, weil er sich auf dem Wege zur Opposition (10. Juni) der Erde nähert, so daß sein Durchmesser, der am 18. Mai 17 Bogensekunden beträgt, bis zur Opposition auf 20 Sekun den anwächst. Mars bildet also eine beachtenswerte Erscheinung, die leider durch seinen tiefen Stand beeinträchtigt wird. Der Planet, zur zeit noch im Schlangenträger, wird nämlich in der Opposition zugleich bi« südlichste Abweichung vom Aequator haben und daher für uns tief im Südosten auf- und, nach Durchmessen eines kleinen Bogens, wieder im Lüdwesten versinken. Wesentlich günstigere Sichtbarkcitsverhält- niffe wird, wie schon öfter hier mitgeteilt, die Opposition im Jahr« 1824 bringen. Zupit»r und Saturn, beide im Sternbild der Jungfrau, kommen zwar immer früher in Kulmtnationshöhe, beherrschen aber immer noch dm Nachthimmel. Trotzdem Jupiter, der am 4. April in Opposition war, seinen scheinbaren Durchmesser (am 18. Mai 88 Bogen- setunden) fortdauernd verringert, leuchtet er in prachtvollem Glanze hoch am Sudhimmel, alle Gestirne weit überstrahlend. Recht» von Hm steht in rpeit schwächerem Lichte (scheinbarer Durchmesser am 18. Mai 1S Bogensekunden) Saturn. — Uranus ist im Wassermann, Nep - tun im Krebs auszusuchen. » * Baumblüte. Ungefähr drei Wochen später wie in früheren Jahren ist sie eingetreten, nach langen, harten Wintertagen, die die Entwicklung in der Natur zurückhielten. Kaum aber beschien die Maiensonne die wärmehungrigen Bäume und Sträucher, da trieben auch schon allenthalben die Knospen her- vor. Und jetzt ist sie wieder da, jene köstliche Zeit, während der der die Obstbäume in weißem Festgewande sich stolz unter der leichten Last des Dlütenschnees im Winde wiegen. Mehr denn je werden wir uns Heuer an der Blütenpracht freuen. Doch veteachten wir uns einmal so eine Obstbaumblüte, beispiels weise eine Dirnblüte, etwas näher, so finden wir in der schalenförmigen Blumenkrone eine größere Anzahl Staub- gefäß« und mitten unter ihnen fünf Griffel mit gelber Narbe. * Ernennungen. Das Gesamtmlnisterium hat den Negierungsrat Dr. Jungmann von der Amtshauptmann schaft Borna zum Amtshauptmann von Bautzen und den Staatsminister a. D. Otto Kühn zum Amtshauptmann von Großenhain berufen, gum Kreishauptmann von Chemnitz war Ministerialrat Dr. Streit vorgesehen worden. Dr. Streit hat jedoch gebeten, aus Gründen persönlicher Natur von seiner Ernennung absehen zu wollen. — (Nun kann ja der Wunsch der Chemnitzer Sozialisten erfüllt werden, die den dortigen Amtshauptnihnn Marcus zum Kreishauptmann haben wollen. E. V.) * Das Volksbegehren. Deutschnationale und Deutsche Volkspartet haben den Antrag auf Zulassung eines Volks begehren auf Landtagsauflösung erneut unter Beifügung der geforderten 1000 Unterschriften an das Gesamtministerium eingereicht, sodaß dieses sich nunmehr wiederum über den An- trag wird schlüssig machen müssen. Demokraten und Zentrum haben sich bereit erklärt, sich dem Volksbegehren anzuschließen. * Sächsischer LaMemcindevcrband. In Dresden stmd am Montag, die Jahresversammlung des Sächsischen Landgemeindever bandes statt, die von Kammerrat Kleinhempel, Demeindevorstand in Wilkau, geleitet wurde. Aus dem Jahresberichte de» Vorsitzenden ping hervor, daß der Mitgliederbestand von 218 auf 440 gewachsen ist. Diese Gemeinden umfassen ein« Million Einwohner. Der Umfang der Geschäfte ist fortdauernd gestiegen und die Mitglieder haben ein reges Interesse an dem Verband bekundet. Vielfach ist der Verband von der Regierung zur Erstattung von Gutachten herangezopsn worden- Die Reichs st euern haben dem Verband reichlich Anlaß zu Vor stellungen gegeben. Das Finanzelend der Gemeinden, be sonders der kleinen, ist außerordentlich groß. Einstimmig wurde hierzu folgende Entschließung gefaßt: „Wie alle deutschen Gemeinden, so leiden auch die Gemeinden und insbesondere die Landgemeinden Sach sens unter einer gräßlichen Finanznot. Die Gemeinden haben den Dle Srlffelnarben find bereit, verwelkt, während die Staub beutel noch rötlich und prall gefüllt erscheinen. Die Stempel entwickeln sich früher wt, die Staubgefäße derselben Blüte und bringen dadurch »um Ausdruck, daß sie, wenn irgend möglich, von den Pollen einer anderen Blüte befruchtet werben wollen. Wer sollte sich dieser Arbeit unterziehen, wenn nicht die In- selten- Deshalb erzeugen die Blüten den lockenden Duft und bieten den süßen Honig. Sollte allerdings alles Locken ver geblich sein, dann bleibt immer noch die Möglichkeit der Selbst, bestäubung, der Entnahme de» Blutenstaubes aus der eigenen Blüte. Deshalb machen wir auch immer die Beobachtung, baß bet günstiger Witterung die Obstbaumblüte sehr schnell ver läuft, während sie sich vei ungünstiger Witterung lange hin- zieht. Die einzelne Blüte stößt ihre Kronenblätter bald nach der Bestäubung ab. Ohne vorher gewelkt zu sein, lösen sich die Blumenblätter vom Blütenboden los und fallen zur Erde. Sie haben ihren Zweck erfüllt. Ani frühesten entfalten in unserer Gegend die Aprikosen und Pfirsiche ihre Blüten. Sie sind Kinder wärmerer Landstriche und haben die Eigenschaft des frühzeitigen Aufblühens bis zum heutigen Tage beibe halten. Die ersten warmen Strahlen der Frühlingssonne locken sie aus den Knospen hervor. Oft sehr zu ihrem eigenen Schaden, denn eine einzige kalte Nacht kann die ganze Herr lichkeit vernichten. Deshalb zieht man die frühesten Pfirsiche und Aprikosen stets an geschützten Mauern und deckt die Bliiten, damit sie nicht erfrieren, oft noch über Nacht zu. Etwas später kommen die Kirschblüten. Dafür sind sie aber außerordentlich widerstandsfähig gegen Frost. Man hat Jahre erlebt, wo es zur Zeit der Kirschblüte drei Nächte hinter-, einander starken Frost gab und doch brachte der Sommer eine gute Kirschenernte. Diel verderblicher als der Froft scheint der Obstbaumblüte lang anhaltendes Negenwetter, das die In sekten am Fliegen behindert und die Blüten faulen macht. -bifm-tt«»« und Stürmen der Krieg»,eit standgehalten. Sie könnt« früh« bk« dringendste« Bedürfnisse durch erhöhte Steuern deck«. Auch nach «r Krlrgszeit strengt« sie sich an, mit noch höheren Steuer, di« ihn« »dtteKenden Aufgaben zu erfüllen. Di« Gemeindevertrete, und Gemeladeverwaltunaen war« sich bewußt, daß di« Demrind« Äs Grundpfeiler de» Staate» und de» Reiche» nicht versag« dürft« und kamen alle» Anforderungen in treuester Pflichterfüllung «ach. Da» wurde ihn« aber t« den letzten Jahren durch die neue Reifst««, gesetzgebung «amöallch gemacht. Den Gemeinden sind fortgesetzt neu» Aufgab« zuaewtesen worden, so z, B. di« ErwervelosenfUrfora^ dt« Beseitigung oer Wohnungsnot, di« Unterstützung der Sozial- und Kleinrentner und ähnliche nicht von der Hand zu weisende Aufgaben, di« bed«utend« Mittrl erfordern. Da aber den Gemeinden da» Steuer recht nahezu genommen ist, und ihn« kein« Möglichkeit mehr bleibt, die erforderlich« Summen durch bi« den Gemeinden gelassen« kleinen Steuern zu decken, und da auch die Verschuldung der Semei«- den immer mehr zugenommen hat und neue Darlehen nicht mehr be schafft werden können, so sind die Gemeinden am Ende ihrer Leifkma»- fähipkeit. Dl« seitherigen Ueberweisungen von Anteilen au» v« Reichseinkommensteurr find gegenüber dem Hoh« Bedarf vollständig unzureichend. Anteile au» der Körperschaftssteuer war« überhaupt noch nicht zu erlangen. Seit Anfang März 1022 sind in Sachs« keine Anteil« au» der Reichseinkommensteuer mehr verteilt worden, vis Gemeinden, und insbesondere die kleinen Gemeinden, steh« am Ab gründe ihrer Finanzwirtschaft und können nicht mehr zahlen. Alle» Bitten um höher« Zuweisungen und Bewilligung größerer Antelle au» der Reichseinkommensteuer war bisher ohne Erfolg. Wenn auch di« Erhöhung de» Anteile» der Reichseinkommensteuer für da» Land und die Gemeinden von zwei Dritteln auf drei Viertel in Aussicht st«ht, so nützt «ine solche Zusage nicht», wenn nicht bald höhere Zuweisungen erfolgen. Kein« Gemeinde hat bis jetzt rin Drittel von der Re!ch»eia- kommcnsteuer für 1020 erhalten, obwohl dis Reichseinkommenpeuer« für die Rechnungsjahr« 1020 und 1021 nahezu voll an da» Reich ab geliefert sind- Alle Versuche, durch neue Steuern der Gemeind« der Finanznot zu steuern, scheiterten bislang an dem Widerspruch der Neichssteuerverwaltung gegen die verschiedenartigsten Gemeindesteuern. Der Sässchsche Landgemeindcverband weist auf dieses Finanzelend nach drücklichst hin und richtet hiermit an das Reichsfinanzministerium und die sächsische Negierung den Hilferuf und die dringende Ditt« um so fortige und bedeutend höhere Zuwendungen von Anteil« au, drr Reichseinkommensteuer, der Körperschaft»- und d«r Umsatzsteuer. Wird dieser Ditte nicht schnellsten» entsprochen, dann sind die sächsischen Ge meinden nicht mehr tn der Lage, ihre Aufgaben zu erfüllen, und st« werden durch die Schuld des Reiche» in den Abgrund gestürzt." * Tagung der „Sächsischen Fechtschule". Der Uber V0 000 Mitglieder zählende Wohltätigkeitsverein „Sächsische Fecht- schule* hielt in Leipzig eine gutbesuchte Landeshauptversamm- lung ab. Nach dem vom Vorsitzenden, Oberlehrer Kirschen- Nadeberg, erstatteten Bericht über die Entwicklung der „Sachs. Fechtschule" war bas Jahr 1V21 eine« der arbeitsreichsten und bedeutsamsten in der Geschichte der Fechtschule. Ein von vielen. Fechtern erstrebtes Ziel, die Errichtung eines Kinder- Erholungsheimes in Sohland a. d. S., ist trotz mancher Hemm- nisse erreicht worden. Das Heim hat sich im ersten Jahre seines Bestehens gut entwickelt, es wird auch während der ganzen Sommermonate d. I. voll belegt werden. Der vom Landeskassierer Schütze erstattete Kassenbericht fand einstimmige Genehmigung, ebenso der Haushaltplan für 1922/23. Tue „Sächsische Fechtschule" hat auch im vergangenen Jahre sehr segensreich gewirkt. Sie hat in 4761 Fällen zusammen 280 976 Mark Unterstützungen geleistet. Nach mehrstündiger Aussprache wurde die Errichtung einer Begräbnis-Unterstützungskasse für die Mitglieder beschlossen. Der Mitgliedsbeitrag hierfür be schränkt sich auf die Zahlung von 30 Pfg. für jeden Sterbefall. Der Sterbe-Unterstützungsbetrag stellt sich auf 1000 Mark. Einstimmig erfolgte die Bestätigung von Ersatzwahlen, die sich im Laufe des Jahres für verstorbene Landesvorstandsmitglieder notwendig gemacht haben. " Abschluß der Lohnbewegung der Gemeindearbeiter. Tarifverhandlungen des Arbeitgeberverbandes Sächsischer Ge meinden mit dem Verbände der Gemeinde- und Staats- deinetwegen will ich ihn nicht. Ich selbst habe mich nie um das gekümmert, was die Leute denken und sagen, du weißt es. Aber dich will ich schonen. Denn ich kann mir die Liebe, die ich jahrelang zu dir im Herzen trage, nicht in einer Stunde aus der Seele reißen. Noa) immer bist du mir wert. Und sollst mir darum auch heilig sein. Wir werden einen Weg finden, der dich nach einer Zeit frei von mir werden läßt. Bis dahin wollen wir äußerlich zusammenbleiben, aber innerlich sollst du zu jeder Stunde frei sein, Dorothea. Ich lasse dich jetzt allein. Ich werde mich im Ankleidezimmer niederlegen.* Wie in einer Erstarrung hatte sie zugehört, hatte seinen Wortschwall über sich hinbrausen gefühlt ohne die Möglich, leit, ihn zu unterbrechen, sich zu verteidigen, ihn die Dinge in anderem Lichte sehen zu lassen. „Arno*, bat sie jetzt nur und streckte die Hände nach ihm aus. „Laß", wehrte er eisig ab. „was du mir sagen willst, weiß ich. Für mich gibt es keine Entschuldigung für dein Tun. Du hast mir nie Liebe gelogen, aber du ließest mich stillschweigend an sie gla> :n. Du hast mich verraten, Dorothea. Und du hast das Vc«ie und Edelste in mir zertrümmert.* Sie brach wie vernichtet zusammen. Eie bedeckte das Antlitz mit beiden Händen. Sie weinte lautlos in sich hin ein. Als sie eine Weile später aufsah, weil die Stille sie ängstigte, war Arno Zerrat gegangen. Dorothea war allein. Dritter Teil. 1. Octavio Gonzalvez war nach Hamburg gekommen. Er brachte seiner Tochter einen kostbaren Schmuck und seinem Schwiegersöhne die immer noch rückständige Mitgift, die er ihn in Höhe von 600 000 Pesetas auszahlte. Denn Manfred Westenwald hatte seinem Schwiegervater seine schwierige ge schäftliche Lage nicht verschwiegen und Don Octavio hatte ver- sönlcch in Brasilien den Abfall der Kunden von der Wesien- maldschen Firma erlebt. Er selbst hatte inzwischen durch glänzend gelungene Spekulationsgeschäfte viel verdient und freute sich, Manfred mit dieser bedeutenden Summe eine er wünschte Hilfe bringen zu können. Manfred Westenwald, der seit Monaten einen neuen Auf» schwung der alten Firma erlebte, begrüßte auch diese frische Hilfe, die von außen kam, dankbar. Am zweiten Tag nach Don Octavios Ankunft fuhr Inez mit ihm nach Uhlenhorst, um der jungen Frau Zerrat einen Besuch zu machen. Ehe sie ihren Vater der Schwiegermutter brachte, ging sie mit ihm zu ihrer geliebten Dorothea. In ihrem entzückend gelttienen, wundervoll eingerichteten Hause ani Feenteich empfing Dorothea Zerrat ihre Gaste in der Mittagsstunde. Inez Westenwald, die sich selbst einst vor vier Jahren diese Besitz»,rg zum Wohnsitz erkoren hatte, sagte, al» sie io der Hausfrau traulichem Wobnrirnmer mit d»« »arten Gebrüder Westenwald. Roman von Lola Stein. (81. Fortsetzung.) „IG will dir sagen, was geschehen ist," sagte er nun und zwang die furchtbare Aufregung, den schrecklichen Groll, der in ihm war, nieder, und bemühte sich ruhig zu sprechen. „Als ich vorhin an dein Zimmer kam, um dich abzuholen, hörte ich deine und Manfred Westenwalds Stimme. In eurer Erregung sprächet ihr sehr laut. Und so wurde ich Zeuge eures Gespräches. Ich habe gelauscht, was ich sonst erbärmlich finde, aber daß ich es tat, bereue ich nicht. Denn mein Lauschen hat mir Klarheit gegeben über dich und dein Tun!* Sie war totenblaß geworden bei seinen Worten. Sie schwankte und tastete nach einem Halt. Sie hielt sich mit klammernden Händen an einem Sessel fest. „Du hast vieles, was du hörtest, bestimmt falsch gedeutet, Arno." „Es gibt keine zweierlei Deutung in diesen Dingen. Du kamst freiwillig zu mir, und ich mußte von einer Dorothea Westenwald glauben, daß sie sich nur aus Liebe einem Manne geben könnte und nicht aus Berechnung. Durber hast dich verkauft!" Scharf und schneidend kam da» Wort aus seinem Munde. Dorothea knitterte. „Ich ftlt es nicht für mich!" „Nein, du tatest es für den Mann, den du immer noch liebst. Desto größer war dein Betrug an mir." „Nie haben Beziehungen »wischen Manfred und mir be- standen, di« du nicht wissen dürftest, Arno!^ „Nein, aber sein Bild trugst du im Herzen. So mit den «sehnsüchtigen Gedanken an ihn tratest du mit mir an den Altar. So wurdest du vor den Augen der Welt mein Weib. Und so wolltest du es auch heute tn meinen Armen werden." Sie machte ein abwehrend«, eine stehende Gebärd^ er aber fuhr unerbittlich fort: „Ich bin kein Jüngling mehr und ich habe immer das Leben und alle seine Schönheiten und Genüsse geliebt. Du wirst nicht geglaubt haben, daß ich bis zum heutigen Tage ge lebt habe wie ein Mönch. Ich habe viele Frauen geküßt, — geliebt, Dorothea, habe ich nur dich! Aber alle Frauen, die mir bi» heute in den Armen ruhten, waren jubeln- un- lachend an mein Herz geflogen. Mit gittern und Bangen hat noch keine an meiner Brust gelegen. Ich verschmäh« eine Liebe, die ich mir erzwingen muß! Ich will lein Weib, das sich mir darbringt wie ein Opfer und nur darum, um ihr gegebenes Wort zu erfüllen! Weil ich die Bedingung erfüllt, unter der du die Meine weichen wolltest, darum, nur darum, Dorothea, wolltest du heute mein Weib werden. Ich verzichte auf bas Opfer, da« du mir bringen wolltest. Vor den Augen der Welt bist -du meine Frau und lucht »» «in» Dev» bleib««. Dem» iw will leine» Skandal. Farben, den vielen Blumen und lichten Möbeln saßen: „Ich finde dieses Haus doch tausendmal hübscher als meine viel zu große Villa da draußen. Oft komme ich mir so verloren vor in dem Riesenbau." Sie hatte ihn immer als Alleinherrscherin bewohnt. Denn Frau Karoline hatte nach dem Tode ihres Gatten ihr Haus am Harvestehuder Weg nicht wieder verlassen und die Flottbecke» Besitzung gemieden. Octavio Gonzalvez, der vor vier Jahren viel für ba- schöne blonde Mädchen übrig gehabt, musterte Dorothea Zerrat jetzt mit bewundernden Blicken. Wie wundervoll hatte diese Frau sich entwickelt. Aber noch immer erschien sie sehr ernst, wie sie, das sehr junge Mädchen, auch damals während Inez Verlobungszeit gewesen war. Und er wunderte sich, daß von Arno Zerrats junger Frau nicht eine größere Glückseligkeit ausstrahlte. Denn er selbst hatte drüben ja miterlebt, wie di« Frauen sich um diesen Mann drängten, und daß er die Wahl hatte zwischen den Schönsten. Er sagte: „Ich freu« mir sehr, meine gnädige Frau, gerade Sie, an die ich oft und gern dachte, und an der meine Inez mit so vergötternder Liebe hängt, als die Gattin eines der bedeutendsten Hamburger Kaufherrn wiederzufinden. Don Arno und Sie sind von der Natur füreinander bestimmt wie selten zwei Menschen, die sich finden." Dorothea war leicht errötet. Wie ost hatte sie ähnlich« Worte in den letzten Monaten schon gehört. Weil sie beide Hobe, schlanke, blonde Menschen waren, beide kraftvoll und schon urch sich äußerlich in ihrer ganzen Art gleichend, darum meinten fremde Menschen immer wieder derartig« Be merkungen machen zu müssen. Um abzulenken, fragte sie Don Octavio, wie lange er in Hamburg zu bleiben gedenke und warum er sein» Gattin nicht mitgevracht. »Sie wollte nicht. Ihr gefällt der Norden nun einmal nicht. Und sie ist auch sehr bequem geworden in der letzten Zeit. Zudem wird mein Aufenthalt diesmal nur ein lurzer sein. Und dann habe ick meiner Frau ja auch versprochen, ihr unser Kind heimzubringen." Und Inez fiel glückstrahlend ein: „Ja, denke dir, Theo^ Papa sagt, Manfred und ich würden ihn bestimmt begleiten, wenn er zurückfährt, und zwar für lange Zeit." Dorothea war erstaunt. „Und was sagt Manfred dazu?" „O, er weiß es noch nicht," meinte Ine- gleichmütig. „Aber Papa wird heute noch mit ihm sprechen. Er sagt, er hat drüben ein große» Geschäft für chn. ' (FoWetzun« folgt.) ck>» desto unä qmr«m»w * . vouE^cns. Lr-MtUc- I« »U« viÄpoet«. s«wwu«r» vu-wnwlw»«-«.
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