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Erzgebirgischer Volksfreund : 17.05.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-05-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192205173
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19220517
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19220517
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-05
- Tag 1922-05-17
-
Monat
1922-05
-
Jahr
1922
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 17.05.1922
- Autor
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——-—— Der «rv»prt«A über set»r Mrer«. In d«a t» vertag, der G- L,ttajchen vuch- ha „dlun, Nachfola«, «tuttgart und Berlin, erschienenen Srinnrrnng«» de, Kronprinzen vtlh,lm - erreat auch da» Kapitel <ur» der Jugendzeit besondere« 3n- teresi^ da» er seinen Elttm. in Sonderheit seiner Mutter, ^tdmtt- Sa ist v« bM rode der Kaiserin ^schrieben. Da i ' »Der Mittelpunkt M un» Kinder war, seit ich denken kann, un sere geliebt» Dtzttte» Don ihr ist Lieb« und ist Wärm» «»«gegangen Und tu «n» aekomven. W-« auch jemal» unser» jungen Herzen an Freud« oder «id bewegen mochte, sie hat Verstehen und ein Mit- schwtngen Md Mitempfinden dafür gehabt. Alle, Best, unserer Kind- yeit, n«t» mehr: alle» Beste an dem, was Elternhaus und Familie nur ätbep Finnen, danken wir ihr. Denn was sie un» in jener frühen Jugend gewesen ist, da, ist uns diese gütigst« und beste Frau, für di« lS«« nur Helsen, spenden und sich zum Wohl« anderer hingeben und Merschmenden heißt, auch heute «och. ' Al, ältester Sohn stand ich unserer geliebten Mutter stet» be- sauber» nahe. Mit allen meinen kleinen oder großen Anliegen, Wiin- schen oder Sorgen bin ich zu ihr gekommen, und auch sie hat redlich mit mir geteilt, was sie an Hoffnungen oder Befürchtungen in sich .trüg, wo» sie an Erfüllungen oder Enttäuschungen erlebte. Sie hat in manchen Schwierigkeiten, die sich zwischen meinem Vater und mir im Lauf der langen Jahr, »geben hatten, begütigen-, glättend und aurgleichrnd vermittelt, e» gab keinen Gedanken von einigem Ge wicht in meinem Herzrm den ich nicht zu ihr bringen durste und den ich ihr nicht brachte. Dieses Verhältnis tiefer Liebe und gläubigen Vertrauen, bli,b so bi» in die schwere Zeit de, Kriege» hinein und ist auch heüt« nicht durch all die harten äußeren Umstände durch brochen, di, mich augenblicklich von ihr trennen. Besonder» glücklich und dieser Fügung dankbar aber bin ich, ste in dieser qualvollen gelt an der Seite meines so schwer geprüften Va ter, zu wiss«n, al« sein» treuest, Gefährtin jetzt im Unglück, wi, einst i« Glück. Al» seinen besten bi« zur Aufopferung selbstlosen Freund, ernst und r»in, groß in ihrer Güte, vollkommen in ihrer Treu«. In tiefem Stolz al» ihr Sohn spreche ich e» hier au»: Da» Vorbild einer deutschen Frau, deren beste» Wesen in der Erfüllung ihrer schwer«» Pflichten al» Gattin und Mutter nur reiner und klarer noch sich «nt- hüllt — nun, do d«r Prunk der kaiserlichen Umwelt gefallen ist und ff, allein in ihrer schlichten Menschlichkeit erscheint. Da» Verhältnis von u^s Kindern zum Vater war anders. Er war stets freundlich und in seiner Art liebevoll gegen uns, aber er hatte schon naturgemäß nicht allzuviel Zeit für uns übrig. So kommt es, daß ich, wenn ich unsere Kindheit überdenke, kaum rin paar Bil- der finde, in denen ich ihn in harmloser, ungezwungener Heiterkeit mit un» ober in froher Hingegebenheit an unsere Kinderspiele sehe. Wenn ich e, mir jetzt zu erklären suche, so ist es mir, als ob er die Würde und die Ueb«kleg«nheit de» Reifen und Erwachsenen nicht so völlig hätte von sich streifen können, um mit uns kleinen Jungen richtig jung zu sein. So haben wir in seiner Nähe eine gewisse Be fangenheit eigentlich nie ganz verloren, und auch seine in Momenten guter Laune bisweilen betonte Derbheit in Ton und Ausdruck, die uns ofi»nbar zutraulich machen sollte, wirkte auf un» «her einschüch- ternd. Da» mag weiter auch daher kommen, weil wir Kinder fühl ten, daß «r so ost, wenn er noch bei un» zu sein schien, mit sein«» Gedanken schon nicht mehr bei un» war. Da» ließ ihn bann beinahe unpersönlich, zerstreut und unseren jungen Herzen manchmal fremd erscheinen. Nur meinem Schwesterchen ist r» gelungen, von Kindheit auf sich «inen warmen Platz In seinem Herren zu gewinnen. Osrtliche Nngelegenhetten. * Staat und Gemeinden. Vom Süchs. Gemetndetag wird ge- schriekxn: Dem Landtage ist der Entwurf zu einem Gesetz zur Er gänzung des Gesetzes über Aenderungen im Polizeiwesen vom 27. Juni 1V21 zugegangen, der bedauerlicherweise geeignet ist, das Selbst verwaltungsrecht der Gemeinden schwer zu beeinträchtigen. Er be stimmt, daß -je Gemeinden mit staatlicher Sicher- heitspolizei^künftig ihre Polizeibeamtenstellen ge genüber der in dem Gemeindehaushaltplan für das Rechnungsjahr 1VL1 eingestellten Zahl nur mit staatlicher Genehmigung vermehren oder vermindern dürfen und daß die Stellen des Poli- zeidienstes, von besonderen Ausnahmen abgesehen, künftig nur mit Beamten der sächsischen Landespolizei besetzt werden dürfen. Diese Beschränkung soll sich auch auf die Wohlfahrtspolizei beamten beziehen, also auf ein Gebiet, das unbestritten in der weiteren Verwaltung der Gemeinden belassen werden soll. Die Ge- meinden, die um ihr SelbstverwaMmgsrccht schwer ringen — wir erinnern nur an deG Verlust ihrer Steuerhoheit — müssen den nach drücklichsten Einspruch gegen eine solche Beeinträchtigung erheben. Auch der Versuch des Staates, den Kostenaufwand für die staatliche Polizei zu drei Fünfteln zum überwiegenden Teile auf di« Gemeinden abzuwälzen, ist abzulehnen. Bei der der O«sf»ntlichkeit nur zu bekannten Notlage der Gemeinden in finanziel ler Hinsicht, tragen die Gemeinden dem öffentlichen Interesse genug Rechnung, wenn ste sich zu einem angemessenen Beitrag, der rin Drittel des staatlichen Aufwandes für Polizei nicht überschreiten darf, bereit erklären. Dabei ist vor allem darauf hinzuweisen, daß «s sich bei der Uebernahm« der Polizei, die an sich ein Hoheitsver lust der sächsischen Polizeigemeinden bedeutet, nach der Erklärung der Regierung immer um eine staatliche Ausgabe handelt. Den Gs- ,nisti. «schttn-n. Dr»i j» muß d«n Aberglaube« 1. S-' t»s mit »IN Vortrag bb »«»«»« lau« picht Mnauttt Mrd««, di« Kost« hier«, wama. MAEsA-LW w»rd«n. * Geh-ltoftagm. Di« deutsch-dem»t«tisch« Lanttag»frakti»n hat in. Nevstädttt, 15. Mai. Di« am Sonntag unternommen« Herrenwanderuna des Grzgebirgszweiaverein» ging über Lindenau nach dem Hirschensteine, wo sich von einer nahen Waldblvße eine herrliche Aussicht auf das westliche Erzgebirge und nach dem Vogtlands bis zum Kubberae bei Netzschkau bot; auf prächtigen Waldwegen wurde di, Wanderung Uber die * Rote Kreuz-Tage, vom S. bi» 1». Juli werd«» an zwei hi» drei Tagen Geldsammlungen unter der Bezeichnung „Rote-Kreuz-Tage" unter Beteiligung des sächsischen Roten Kreuze» und seiner gweig- v»rein» für die Zweck» d»» Roten Kreuz«» veranstaltet. * Der Landeiverband sächsischer Klempner und Iustallaltu« hielt in Dresden seinen zweiten Verbandstaa ob. Der Verdandsvorsttzenbe Obermeister Kallies-Dresden eröffnete die sehr gut besuchte Tagung mit einer Begrüßungsansprache. Den Geschäftsbericht erstattete der 2. Vor sitzende Beugel-Dreiden. Daraus war zu entnehmen, daß der Ver band am Schlüsse de» »rsten Geschäftsjahr«» etwa 15-0 Mitglieder zählte, die 21 Innungen angehören. Der Vorsitzende gab wichtig« Be schlüsse der letzten Würzburger Tagung de» Rrichiverband«, kund und wie» besonder« auf die Gründung der großen Einkaufigenossenschaft hin, die ein wirksame» Gegengewicht gegen den Großhandel sei, der es dem einzelnen Handwerker unmöglich mach», di« benötigt»« Roh stoffe direkt beim Fabrikanten oder b»m Syndikat zu kaufen. Kassen- bericht, Jahresrechnung und Haushaltplan wurden genehmigt, * El»« Wieberseh«n»f«ier aller Angehörigen de» Land- sturmbatatllons Glauchau xix/15 findet am 8. und Juli in Glauchau statt. Der Festausschuß richtet an all» Kameraden, die größtenteils au» dem Bezirke unserer Amtshauptmannschaft stammen, die Bitte, die Anhänglichkeit zu ihrem Kriegstruppen, teile durch ihre Teilnahme an der Feier, welche ein «in kameradschaftliche« Gepräge tragen soll, -U beweisen; um bi« zu erleichtern, sind die wichtigsten festlichen Veranstaltungen auf Sonntag verlegt. Anfragen und Quartierbestellungen sind an Kamera- Liebersin Glauchau, Srebnerstr. 3 (Fern, sprecher 455) bi» 20. Juni zu richten. » " - Schn«eb«kg, 1S. Mai. Auch an der »weit»» Wanderung do» Erz- g«bivgr»wtisv«r»M» nahm «in« stattlich« Schar Damen un- Herren teil. Bei prächtigem Wanderwetter ging «e auf aussichtsreichen Waldwegen über Stein, Langenbach nach Neudörfel. Während der Rosst im Gasthof ^I-Mfch"3tmbörftt wurden künstlerisch« Genüsse gebot«». In «r Mittags-stund« erreichte man den KvilLrvg, wo -i« Wanderung mit «inom kurzem gmnütlichen veifamm«nftta ihr End« fand. Lößnitz, 15. Mai. Der ev.-luch. Jungfrauen»erst« kann mit seiner Veranstaltung am Freitagabend Men vollen Erfolg verzeichnen. Dis beiden Aufführungen waren sichtbar» Beweise dafür, baß in der letzten geit rührig gearbeitet worbe» ist. Da, erst« Stück, ein ergreifendes Drama („MutteÄos"), stellte große Anforderungen an die Darstevungskunst der Dilettanten; sie gaben ihre Aufgabe vortrefflich gelöst. Al» geradezu einzig in ihrer Art Ist die zweite Darbietung zu be werten. Was da auf der Bühne an unseren Augen vorüber- zog, war eine Verherrlichung de» Frühling» in symbolischen Bildern, wie man sie sich nicht echebender und frisch« Maschen kann. Solche echte Volkskunst sollte in unseren christlichen Iugendpereinen immer mehr gepflegt «erden. In unserer Stadt ist dazu vor kurzem mit der Aufführung volkstümlicher Schattenspiele im ev.-luth. Iünglingsverein der Anfang ge macht worden. Wenn auch die letzten Ziele der christlichen Jugendpflege anderswo liegen, so ist doch eine edle Art -er Unterhaltung schon recht viel wert. Darum: weitergearbeitet in diesem Sinne! Unaussprechlich großer Donk gebührt der Pflegerin de» Iungfrauenvereins, Schwester Paula Müller, die in seltener Selbstlosigkeit die Einstudierung und-Aus- stattung de» Stückes besorgt hat. Auch Frl. Kraus« und Frau Lehrer Meyer (aus Lichtenstein) ^ben sich um die Einübung der Lieder und Reigen verdient gemacht. Im Ginne vieler Freunde der christlichen Jugendsache wird hier die Ditte ausgesprochen, daß da, fröhliche Frühling,spiel noch einmal geboten wird. vrobl»n« namrntNlh^rt^ur ^hand!R"«»^»üß d^Ättglaub«, Kämpfen, «l»sb Sissnschafi und Sr-mmichtt Gm«n- di« Erkenntnis »«rbwtten, baß «» »in Zerrbild „unser« christlichen Dlaub»n»' «qibt, wenn »an ihn al» «nm Sammlung LwlosjWr Lehrsätze b»ttacht«t und nicht im Gc 't« protestantischer FrömmiKit als «in schlicht«« Bekenntnis des Her»«»» und «ine »eltüberwind»»-- Kraft. Superintendent Müller (Zwickau) sprach über Unsere lirchenpolttischen Forderung««/ Di» srii« volk«kirchltch» V«wiuigu»a will, so Mr» er unt»r and»rem au«, nicht gwana, Schablone und Ena» in der Kirche, sondern Freiheit und Mannigfauigkeit- St« will, daß die Kirche eine umfassend« Gesamtorganisation br» religiösen Lebens unseres Volkes werde. Die Frei« volkskirchlich« Vereinigung steh« in Ehrfurcht vor d«m geschichtlich Seword«n«n, «ch« sich ab«r gegen die Fesselung der Gegenwart durch di« v»MNS«nyttt. Men, in di« sie nach den für dl« Einstufung grltenbm m-jatz»« »inaerkiht zu werd«» Anspruch haben, und zuKttch die . t«, zu beseitigen, di« sich bei Festsetzung de, Ruh«kehaltes auch für bi« sogenannten «inheitltchen Beamtengruppen durch Einstufung in di« Eingangsgruppe ergeben hoben. * Di« p«v«p Postm-Üh»«». In unser«, -«strige« Notiz über den vo» Reichspostministtrium dem Reichsrat ttna«,eicht,n Posttarif muß «» httßem Gebühren; Poftkartrn (Ott,verkehr) rot« bt«h«r. F«rnv»r- kehr: 1Ä M; Briefe: Ortsverkehr bi, 20 Gr. 1 M., bis 100 Gr. 2 M., bis AH Gr. s M.; Fernverkehr: btt d«ns«kb«n v««icht»sätz»n », 4 und v M. * Da, neue Etldergelb. In der nächsten geit kommt da» neue Silbergeld zur Ausgabe, ha« endlich brr schmutzigen Papier- und Not- geldwirtschaft Mr die kleinen Münzen ein Ende machen soll. Für das neu« deutsche Silbergeld hatte im vorigen Jahre das Reichsfinanzmint- sterium einen Wettbewerb unt« einer kleinen Anzahl von Künstlern ausgeschrieben. Unter d«n darauf ringwangenen Entwürfen i>,fanden sich treffliche Arbeiten. Pie entscheidenden Stellen wählten den Ent wurf von Professor Josef Wackerle, dem früh«» an der Brrltner Por- zellamnanufaktur und jetzt wieder in München tätigen Künstler- Die eine Seite des Silberstückes trägt einen Adler von straffer, schnittge- rechter Gestatt: von vorn gttehen mit ausgebreittten Schwingen, euer- gisch und dabei leicht drr Runbform der Münze sich einfügend. Die andere Seite trägt die runde Umschrift „Deutsches Reich* und unten zwei kleine Eichelzweiae. Zn der Mitte aber steht in großen Antiguabuchstaben dje Wertangabe Ein« b«zw. Fünf Alark. Das'Ein- Markstück, etwas größer als die jetzige S0-Pfg.-Münze, erreicht nicht ganz Vie Abmessungen der alten „Goldmark", da» Fünfmarkstück hat etwa Talergrötze. * Auskünfte durch da« Aenttal-Rachwrift-Amt für Kritger- verlnste und Kriegergräber. Da» Zentral-Nachweise-Amt hat seinen Sitz in Spandau. Dort ist das gesamte Derlustmaterlal der Kriegsformattonen kartothekmäßig geordnet. Das Zentral- Nachweiseamt erteilt schriftlich und mündlich Auskunft iiber Tod, Vermißtsein, Verwundung, Krankheit, Gefangenschaft, Kriegergräber, über da» einzuschlagende Verfahren bei der Be urkundung von Todesfällen usw. Es vermittelt auch in be sonders schwierig liegenden Fällen die Beschaffung von Material für gestellte Versorgungsansprüche. Das Zentral- Nachweise-Amt ist zuständig für die Erstattuna der Sterbefall, anzeigen an die Standesämter bet Gterbefällen des alten Heeres oder der alten Marine. Bei ihm können auch, di« für das Todeserklärungsverfahren Kriegsverschollener erforder- lichen Bescheinigungen kostenlos bezogen werden. In allen Anfragen.an das Zentral-Nachweise-Amt muß stets die früher« Truppenzügehörigkeit angegeben «erden, da sonst die Aus kunftserteilung entweder überhaupt nicht möglich oder doch sehr erschwert ist. Um Verwechslungen zu vermeiden, find weiterhin Angaben zur Person (Vor- und Zuname, Dienst- grad, Geburtstag und Geburtsort) notwendig. * Der «««« Sandesbischof. Bon drr Positive« Volkskircklichen Bereinigung wird un» geschrieben: Die Ernennung de« Professor» Dr. Ihmels zum Oberhofprediger. und zukünftigen Landesbischofe b«. wegt begreiflicher Weise die kirchlichen Kreis» de» Land«, in wttt«m Maße. Es verdient hervorgehoben zu «erden, daß Dr. Ihm«!, kein Parteimann ist. Als solcher ist er weder in der Presse noch in der Synode hervorgetreten. In seiner kurzen, eindrucksvollen Synodal» reo« nach seiner Ernennung hat er ausdrllcklich erklärt, baß er der Landeskirche dienen werde und Kritik vertrage, von welcher Seite sie komme- Es kann auch nur im Interesse der Kirch« li«q«n, daß der Parteiparlamentariemus, der in unserer Staatspolitik nicht zu« Heile unseres Volke, ausschlaggebend ist, vom kirchlichen Leben fern gehalten wird. Was in erster Linie vom zukünftigen Landesbischof er- wartet wird, ist, daß er ein geistiger und geistlicher Führer werde und zugleich als repräsentative Persönlichkeit sich «rwetse. Zu beidem erscheint Dr. Ihmel« in einzigartiger Weis« geeignet. Wissenschaft und Praxis beherrscht er. Daß «r kein geborener Sache ist, soll man mit dem Blicke auf die bedeutendsten Oberhofprediger, Männer wi« Reinhard, Ammon. Spener, Harleß, Dibelius, nicht gegen seine Er- nennung geltend machen; zudem hat «r den größten Teil seiner Tätig- kpit in Sachsen auegeübt. Es wird manchem von Interesse sein, au« seinem Lebensgange zu erfahren, daß «r, 1858 in Ostfrieeland geboren, in Leipzig, Erlangen, Döttingen, Berlin studiert hat, 1881 in das geistliche Amt trat, 18S4 Studiendirektor im Kloster Loccum, 1828 Professor an der Universität Erlangen, 1VV2 Professor und Universi- tätsprediger in Leipzig ward. AI» solcher trat er auch in di« Lande,- synode ein. * Die frri« volkskirchltche Bereiawnvg hielt unter dem Vorsitz von Pfarrer Herz- Leipzig in Chemnitz ihre Frllhjahrstagung ab. Pfarrer Herz gab einen Ueberblick über die kirchliche Lage und die sehr ernsten Aufgaben, die aus ihr drr Vereinigung erwachsen. Zwei dieser Auf gaben wurden sodann in Vorträgen näher beleuchtet. Pfarrer Bogel (Böhlitz-Ehrenberg) sprach über Moderne evangelisch« Pressearbeit'. Der Leitgedanke dieses Dorttages war: Durchdringung de» ganzen Bol- Gebrüder Westenwal-. s. Roman von Lola Stein. (57. Fortsetzung.) Ihr zur Erlösung kam jetzt der Diener und meldete, daß angerichtet sei. Es wurde ein wenig angenehmes Mähl, eine frostige Stimmung herrschte, die Unterhaltung quälte sich hin. Doch die Anwesenheit des servierenden Dieners machte ein inttrperes Gespräch unmöglich. Nach dem Essen ab«, als im Nebenzimmer der Mokka getrunken wurde, ging Arno gerrat geradewegs auf Octavio Gonzalvez zu: .Sie haben ein unehrliches Spiel gespielt, Gonzalvez! Ste ließen mich glauben, daß Sie auf meiner Seite und mit meinest Plänen einverstanden waren und wenden sich jetzt im letzten Moment gegen mich!" ,2m kaufmännischen Leben sind solche Schliche erlaubt," faste Don Octavio, ohne seine Ruhe zu verlieren, »das wissen Sie selbst, von Arno. Im Seschästsleben spielt man nicht mit offenen Karten. Wohin käme man damit? Zuerst war ich auch mit allen Ihren Plänen einverstanden, als Sie sie mir enthüllten, aber inzwischen haben sich die Verhältnisse für mich geändert. Ich habe triftige Gründe, meinem Schwiegersohn den Pofün zu wünschen, den Sie wollen." »Private Gründe, denen di« geschäftlichen Interessen untergeordnet werden,' sagte Arno Zerrat bitter. »Nun, hier ist nicht der Ort, über diese Dinge ausführlich zu sprechen. MH, sind bei-« Gäste in diesem Hau». Aber wir werden wohl N-chGelegenbttt finden, un» darüber »u unterhalten. gHHabe Ihnen noch manche» zu sagen, D»n vctavio." »Aber, stttr scheint, einer von un» ist zuviel hier heute abmld. Und da ich dex Fremdeste bin, so werd« ich gehen." Bleiben nötigte, „wozu soll ich den Frieden Ihres Hauses stören?" Als er, das Zimmer verlassen hatte, folgte Dorothea ihm nach kurzem Abschied. Man ließ sie gehen, weil man Mite, daß ihr Platz »n seiner Seite sei. Sie traf ihn noch in der Garderobe und Neidete sich schweigend an. »Warum willst du schon gehen, Thea?" -Ich gehe mit dir," sagte ste ruhig. »Ich möchte dich nicht um das Zusammensein mit den Deinen bringen, ich möchte dir nicht diesen Abend vevbeÄen. Du sollst dich nicht, nur weil wir vor der Welt zusammen- gehvren, vor den Augen der Deinen auf meine Seite stellen. Ich will das nicht." Sie schritt neben ihm her, trotz seiner herben Wort», al» er nun das Haus verließ. „Ich stehe an deiner Seite in diesem Kampf, nicht nur vor den Augen der Welt und der Meinen, sondern innerlich, weil auf deiner Seite da» Recht ist." »Du stehst zu mir — gegen Manfred Westrnwald?" fragt» er verwundert und ungläubig. Sie wollte rufen: „Was ist Manfred Westenwald mir heute? Was ist er mir jetzt noch neben dir? Aber sie brachte die Worte nicht Uber bi« Lippen, Scheu und Scham schloß ihr den Mund. Unb so sagte ji» nur noch einmal: »Ich stHe zu dir, weil du im Recht bist."' Ihrer vornehmen Denkungsart ist Gonzalvez und Man fred Westenwolds unlautere Handlungsweise unfaßbar, dzchi» Arno, sie ist gerecht, wen, auch ihr innerste Gefühl zu Man- freb treibt. Sie schritt:,, schweigend n«b«n»inan-er den -arvestohu-er Weg herab, bis sie an da» Fährboot gelangten, da» si, an da» andere Ufer der Alster brachte. Erst al» Arno vor Dorothea» Zimmer ihr abschie-nehmen- bie Hand reichte, fragt» sie zaghaft: »Unb wie wird «* nun? Wie wfich dies» Frage ent schieden?" »Die Herren wollen Bedenkzeit," sagt» er. „In v-w Tagen soll die Entscheidung fallen. E» soll abgestimmt werden. Da aber Manfred Westenwalds Freunde di» größere Menge von Anteilscheinen besitzen, so weiß ich jetzt schon, daß sie zu seinen Gunsten ausfällt." „Kannst du denn nicht noch einige Herren für das Projekt unb für deine Wahl interessieren?" fragte sie. »Wir find übereingekommen, daß kein Außenstchender mehr etwas von dem Unternehmen ersah«« soll. Da» Ge- hetmni» könnt» sonst zu leicht durchbrochen «erben. Dawm kann ich jetzt nicht» mehr ändern. Rein, ich kann nichts tun, ich muß den Dingen H«n Lauf lassen und mich dem Entschluß der Majorität beugen. Vie ganz» Wendung -er Sach» ist mir auch leib'sSv dich, Th«. Uns»« Scheidung wär, am besten zu bewerkstelligen ge wesen, wenn ich nicht iw Lande bin. Nun »sich sich akk» v« schwieriger und langwieriger gestalten." Er sah ste scharf und forschend an. Aber st» biß die Zäh« zusammen und entgegnete nicht». va wicht, er chr bi» Han-. „Gut, Nacht, «hm.* 6 »Gute Nacht." Sie ging in ihr Zimmer und sah nicht mchr den langen Blick voll Liebe und Leidenschaft, mit bmn er Ihr nachstaste. (Foriftjpmg ßelgt-
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