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Erzgebirgischer Volksfreund : 17.05.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-05-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192205173
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19220517
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19220517
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-05
- Tag 1922-05-17
-
Monat
1922-05
-
Jahr
1922
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 17.05.1922
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kAMWUMMm Mittwoch, den 17. Mai 1922 Ar. 114 7S. Jahrg ''M ' i ! 7. >-K -N !M 2. Zed« Staat wird, sofern er wünscht, eine« Sachverständigen ernennen können. 8. Die fünf einladenden Möchte (Italien, England, Frankreich, Belgien und Japan) werden je zwei Sachverständige ernennen, die ihrerseits aus ihrer Mitte einen engeren Ausschuß wählen werden. 4. Die Sachverständigenkommission wird im Juni im Haag zusam- mentreten und ihre Arbeiten innerhalb drei Monaten beenden. Die Rosten ihrerseits werden Vertreter ernennen, die dann nach dem Haag berufen werden, um mit den Sachverständigen zu verhandeln. Die fünf oben genannten Mächte werden die Bereinigten Staaten einladeu, zwei Vertreter zu gewinnen. - Das Konkursverfahren über das Vermögen des Schankwirts und Stelnsekmelilers Felix yohannes Dieiel in Klepzig bet Lölhen, früher in Au», wird nach Abhaltung de» Schiubtermins hier durch ausgehoben. Amtsgericht Au«, den 10. Mat 1S22. Donnerstag, den 18. Mai 1922, vor«. 11 Ahr soll im hiesigen Derichlsoerfteigeruagsloka! 1 neues, schwarzseideue» «leih meistbietend öffentlich versteigert werden. Schwarzenberg, den lS. Mai 1922. Der Verlchtsvollzieher -es Amtsgerichts. Dir Einigungsformel- Genna, 1K. Mai. Etn Lommunique der „Agenzia Stefani* Wer dir Beschlüste der fünf einladenden Mächte besagt: Sine Einigung ist auf folgender Grundlage erreicht: 1. Die Prüfung der russischen Probleme wird einer Kommission von Sachverständigen übertragen, die von den einzelnen Regierungen U V« .*r»,«dtr,Uch< «»»»trrimt- <Nck«iik ilgNck »U vuinabm« d«k Tag, na» Sonn. w>d KeMagon. > monaMch MarN LV.— durck dt« Auolregn Irrt in, Sau«; durch dl« Poft d«zog«a »>«N«HchNtch Mar» So.—, monalftch Mark 20.—. »»,«>,<»pr«M <«lnlchll«bl. Snzelgrnft«u<r): tm AkiUdla«. d«ztrk der Raum »er »p. SoloneüNl« 4.— M»., ou^ »dn»r.—Mk.. im amlftchrnI«ftdte doid,0etl« IS - Mk.. aurwdri,20.-MK.. im ReklamelM dt«P«Ntreilk td^wk-, aumodrU 17.—Wk. P»Mch«a-a»»«,> Litpzi» Nr. I222S. Unterzeichnung de» deutsch-polnischen Abkommen». Genf, 18. Mai. Heute nachmittag wurde das deutsch-polnische Abkommen über die Regelung der Uebergangsverhältniffe in Ober- schlesien von den Bevollmächtigten des Deutschen Reiches und der Republik Polen in öffentlicher Schlußsitzung unterzeichnet. Ss sind zwei Sonderabkommen, welche zwar im Zusammenhang mit dem gro ßen Vertrag stehen, aber selbständig und unmittelbar zwischen den beiden Staaten abgeschloffen worden waren. Sie betreffen die Rege lung des Postscheckverkehr, und di« Grenzbahnhöfe. Die Kostenrechnung für Oberschlcsie«. '! " Genf, 18. Mai. Das „Journal* meldet: Im Anschluß an die pol nischen Schlußberatungen in Genf wird der Völkerbund noch die Ge- samtkosten für die verschiedenen Kommissionen, für die Besatzung und für die Aufwendungen der Alliierten in Oberschlesien festzusetzen haben und die Verteilung der Endsumme auf Polen und Deutschland. Die Gesamtkosten dürsten zwischen 8 und 10 Milliarden betragen. Belagerungqustand iu Arrtonienhütte. Leuchen, 18. Mal. Die Interalliierte Kommission hat Wer Antonienhütte, das von den Franzosen besetzt worden ist, de« Belag««' rungszustand verhängt. Berlin, 13. Mai. Minister Dr. Herines hat. wie von zuständig« Seite mitgeteilt wird, mit deP Vorsitzenden der Neparationskommission Dubois eine Zusammenkunft gehabt, in der hauptsächlich die Fragen des Etats und der Zwangsanleihe besprochen wurden. Berlin, 18. Mai. Zur Neuaufnahme des Leipziger Kriegsbeschul- digtenprozesses wird amtlich darau^hingewesen, daß es sich dabei ledig lich um unsere der Entente gegenüber eingeganger^en Verpflichtungen handelt. Die erste Liste der Abzuurteilenden, die 48 Mann aufwie», ist noch nicht- erschöpft. Neuerdings hat nun Frankreich neues Material geliefert, so daß die Wiederaufnahme der Prozesse geboten erscheint. Genf, 18. Mai. Das „Echo de Paris* meldet aus dem französischen Justizministerium, daß sich Frankreich an den weiteren Kriegsfall- digenaburteklungen in Leipzig nicht mehr beteiligen würde. Es würde sich auch in Leipzig nicht vertreten lassen. Für Frankreich liege die Aburteilung der deutschen Kriegsschulden bei den französischen Gerich ten, zu deren Vorgehen gegen die Deutschen nur noch die Entscheidung des Obersten Rates ausstehe. Halle, 18.-Mai. Bei der Lanbratswahl für den Taalekrei» wurde der kommunistische Arbeitersekretär Grabow aus Halle mit 16 Stimmen zum Landrat aewählt- Der Demokrat Mutzak erhielt zehn, der Re- oierunosrat Muller, bisheriger kommissarischer Leiter des Saalekreises (Sozialdemokrat), zwei Stimmen. London, 16. Mai. Tschang-Tso-lin erklärte unter japanischer In spiration die Unabhängigkeit der Mandschurei. ,. «»»«t,s«r dt» a» vackmM«, «NckNiuxd« I «umm« KU vormittag » Utz« t» »« »«»I-ikbSN»- I »«Ilm. Mn« «»ihr für dt« »lufmi-m« d« «izN«« f am »oriückNib«»«» Ta« samt« an lx-lmml« SUI« wird' nickl g«g«b«n, -uck nickt für dt« Rlckitüiwtl d« dnrch i-nck« aufgeoedrnen Anz«ta«a. -g»r4i«ck»ab« -»«ttaa-I «inüiiand!« Sckriftftüö» üd«nimi»t di« Sck'ttilrUuu« k«in« Dnantmortung. - Unirrdr«ck»no«n dr» ckitckdft»- dtirikb«« b«gründ«n ««in« Anfprück«. Bit Aldin»«»»«»»» und Nonkur, »ktkn Radon« als nickt «rmnbar«. -o»V»«»schttft»ft«ar» k, Au«. Lübut». S»n««d»r« u»d Schwarzenberg- » «nlhaliend di« amNich«» Bellaunkwachuus«« der Amishauplmannschaft und d« Staatsbehörden in Schwarzenberg, der Staats- u. städtischen Behörden ia Schneeberg, Lößnitz, Neustädtel, Vrünh«in, sowie der Finanzämter in Aue und Schwarzenberg. C» werden außerdem veröstmtlicht: Die Bekanntmachungen d« Stadträte zu Au« und Schwarzenberg . und des Amtsgerichts zu Au«. Verlag C. M. Gärtner, Aue, Srzgeb. -«rnspitch«! > «tu« »1, VSSni, (Tlmt «u«) »4», 0ck»««dar, 1», Schwarz«»«», 1». Drahlanschrtst, -vol»fr«u»t Au,«rzg«dtrg»- Die Flucht nach dem Kaag. 6r. Der Schluß der fünften Genueser Derhandlungswoche hat das Ende der Weltkonferenz besiegelt. Was in der dritten Maiwoche noch in Genua produziert wird, ist für die Galerie bestimmt und hat kaum noch praktischen Wert. Die ruffische Antwortnote hat den von Lloyd George und de Facta immer wieder mühsam weitergesponnenen Faden endgültig zerschnitten. Al» es nichts mehr zu retten gab, entschlossen sich England und Italien, die einzige po sitive Anregung aus der russischen Antwortnote zu benutzen und eine neu» Konferenz zur Weiterführung der russischen Verhandlungen ein zuberufen. Nach anfänglichem Sträuben hat Barthou den eng lisch-italienischen Wünschen zugestimmt und es Lloyd George ermöglicht, der Welt mit der einmiitigen Annahme seiner Vorschläge durch die gesamten alliierten und neutralen Delegationen zu imponie ren. Die neue Konferenz soll am 20. Juni im Friedenspalast im Haag beginnen und in drei Monaten beendet sein. Wieder treten die „einladenden Mächte* auf, nur daß sich diesmal ihre Einladung nicht auf Deutschland und Rußland erstreckt. Deutschlands Anwesenheit hält man nach Abschluß des Ostervertrages nicht mehr für nötig; Rußlands Anwesenheit dagegen noch nicht für möglich. Die erste Zeit soll nämlich im Haag unter den alliierten und neutralen Staaten verhandelt werden, damit man nachher Rußland mit einmütigen Vorschlägen entgegentreten kann. Lloyd George ist in den zermürbenden Wochen der Genueser Verhandlungen sehr bescheiden geworden. Er hat sich nicht gewei gert, seine Idee völn zehnjährigen Gottesfrieden in gänzlich entstell- ter Form aus den Händen der alliierten und neutralen Delegatio nen entgegenzunehmen. Der Gottesfriede soll sich nur auf die nach dem Haag geladenen Staaten erstrecken und bezweckt m erster Linie die Sicherung der osteuropäischen Mittel- und Kleinstaaten ge gen einen angeblich geplanten Angriff durch Sowjetrußland. Auf Deutschland erstrecken sich die günstigen Wirkungen des Burgfriedens nicht. Bekanntlich macht es der Versailler Vertrag dem Deutschen Reich physisch und moralisch unmöglich, sich auch nur gegen einen Angriff seiner Haut zu wehren. Wichtiger ist, bas Frankreich-sticht gezwungen wird, sein angemaßtes Recht auf Sanktionen gegenüber Deutschland preiszugeben. Der „Gottesfriede*, wie er aus einer der letzten Sitzungen von Genua hervorgehen wird, ist weiter nichts als ein Akt zur vorläufigen Befriedigung Osteuropas, nicht aber ein feierlicher Entschluß aller Konferenzmächte, die Vorbedingung zur Durchführung einer großzügigen Abrüstung zu schaffen. Aus deiy Sumpf von Genua sind ab und zu Blasen besserer Lust aufgestiegen. Eine dieser Blasen war die Erkenntnis — zu der sich selbst Benesch bekannte — daß ohne eine großzügige Neurege lung des Neparationsproblems praktische Erfolge bei der Sanierung der Welt garnicht zu erreichen sein werden. Einer zweiten solchen Erkenntnis haben die über das Rußlandproblem am Sonnabend und Sonntag beratenden Delegierten in einem Beschluß Rechnung getra- gen, der, von dem italienischen Vorsitzenden der Weltkonscrenz for muliert, dem amerikanischen Botschafter in Rom, Child, üder- mittelt wird. Schon ehe die Konferenz von Genua zusammentrat, wurden Zweifel darüber laut, ob ohne eine Beteiligung Ameri kas überhaupt praktische Ergebnisse zu erwarten seien. Das amt liche Amerika hat sich auch standhaft von den offiziellen Beratungen ferngehalten. Das hat aber nicht gehindert, daß angesehene ameri kanische Finanz- und Wirtschaftsführer eine künftige Beteiligung Amerikas an den internationalen Verhandlungen anzubahnen such ten. Amerika soll nach dem Haag geladen werden und das Recht erhalten, gleich den einladenden Staaten zwei Vertreter zu ernen nen. In Paris feiert man wieder einmal besonders lärmend eine angebliche weitgehende Uebereinstimmung Amerikas und Frankreichs in der russischen Frage. Bekanntlich wird Morgan, der auf Ein ladung der Neparationskommission die Frage der internationalen Anleihe klären helfen will, einige Bedingungen stellen, die den Fran zosen wenig angenehm sind. In Paris erwartet man augenschein lich, daß Amerika für die Verhandlungen im Haag die gleichen Be dingungen nicht stellen wird. Es handelt sich dort ja auch nur um osteuropäische Fragen und nicht darum, ob etwaige Verfehlungen Deutschlands bei der Abwicklung des Reparationsprogramms mit Besetzung neuen Landes geahndet werden dürfen. Die russische Delegation hat gegen die Beschlüsse der alliierten und neutralen Mächte sofort lebhaften Protest erhoben. Tschit scherin ist empört, daß man ihn nicht zu den Verhandlungen über diesen Beschluß hinzugezogen hat, und empfindet es als eine Krän kung für Sowjetrußland, daß es den Vorverhandlungen im Haag scrnbleiben soll. Auch einige andere Beschlüsse vom Sonntag gaben der russischen Delegation Anlaß zum Einspruch. Während des drei- monatigen Burgfriedens soll nämlich keine im Haag vertretene Macht mit Rußland ein politisches Abkommen treffen dürfen. Da- mit wird die staatsrechtliche Anerkennung Rußlands durch die alli ierten und neutralen Staaten zu einem Monopoltrumpf bei den Ve.handlungen über die Einzelheiten der Schuldenanerkenntnis und der Anleihebedingungen. Nach dem Schreiben Tschitscherips an de Facta liegt es keineswegs außerhalb des Bereichs der Möglichkeit, daß Rußland von vornherein darauf verzichtet, einer späteren Ein- ladung nach dem Haag zu folgen. Wer sich von dem Kleinkram der Genueser Verhandlungen frei- zumachen versteht, muß erkennen, daß die Flucht nach dem Haag ein Derlegenheitsmittel allerschlimmster Art darstcllt. Nur ganz ver wegene Optimisten können heute noch erwarten, daß die kommende Haag« Konferenz mit geringeren Schwierigkeiten zu kämpfen haben wird als der immerhin unter dem Druck der öffentlichen Meinung der ganzen Welt arbeitende Kongreß zu Genua. Holland für eine drntsche Anleihe- Haag, 16. Mai. Der Präsident der niederländischen Staatsbank wird mit der Regierung und den führenden Bankiers beraten, ob uni in welcher Höhe Holland sich an einer internationalen Anleihe zugun sten Deutschland» beteiligen soll. Di« Sachverständigen schätzen Hol lands Anteil auf SO bi» 100 Millionen Gulden. Das Resultat der Ver handlungen soll der Reparationslommission in Paris mitgeteilt werden. Genua und die Wellrevvlulion. Li. Es werde» viele Wochen, ja Monate vergehen, bevor sich mit einiger Sicherheit feststellen läßt, welche Auswirkungen die Ge nueser Konferenz und besonders ihr Hauptereignis, das russisch- deutsche Abkommen, auf die Politik unseres Vaterlandes zeitigen wird. Schon heute aber muß mit Nachdruck darauf hingewicscn wer- den, daß die Annäherung Deutschlands an die Sowjetregicrung bei allen unzweifelhaft gute» Chancen auch Gefahren birgt, die sich nur durch ein besonnenes, kühl abwagendes Vorwärtstast n bannen lassen. Die Richtung, in der diese Ce <- en liegen- wird ''utlich, wenn man sich einmal folgende Lage d-r -Loge, wie,sie sich au st dem ungeschulten Auge immer klarer offenbart, nachdenklich vor Augen hält: Das Endziel Rußlands ist zugleich imperialistisch und revolutio när. Bei allen Rückzügen und Winkelzügen im einzelnen kann die Sowjetregicrung ihrer Natur nach wie vor auf die Wiederherstellung der russischen Grenzen und auf die Weltrevolutiou a.s Mittel zur Weltherrschaft verzichten. Ihr Hauptfeind ist zunächst Polen, und daher auch Polens Schirmherr Frankreich. Das nächste Ziel der Sowjetregierung ist das Büudnis mit Deutschland und. England, ' -ren Neutralität Rußland unbedingt braucht. Daher hat' Rußland gar kein Interesse an einer Lösung der Reparationsfrage und einer Aufwärtsentwicklung Deutschlands — im Gegenteil, je unüber brückbarer der deutsch-französische Abgrund- je krisenhafter die Ent wicklung des deutschen Wirtschaftsleben», desto reifer wird Deutsch land für eine Politik im russischen Fahrwasser. Es wäre deshalb auch ganz verfchlt, von den deutschen Kommunisten nunmehr das Aufgeben ihrer bisherigen Streik- und Putschpolitik zu erwarten. Allen Anzeichen nach wird man in diesem Lager»nur insofern vor- sichtiger sejn, al» man jede revolutionäre Bewegung fortan al» wirt schaftlich zu maskieren versuchen und sich sehr Hüten wird, bei neuen Streiks die kommunistische Parteifahne heranszüstecken. Man weiß dort, zumal nach dem kläglich mißglückten Dersöhnungsversüch d« drei Internationalen, doch zu genast, daß man mit btt Errichtung der Räterepublik in Deutschland keine großen Massen mehr auf di« Deine bringt. Desto eifriger aber bereitet man sich vor, die nächst» Krise unserer wirtschaftlichen Entwicklung anszunutzen, um bei nm- fafletlden Lohnstreik, groß« Acoein ehmerschichten bi« Führung an Ach W miß«» und die Bewegung allmählich in da» volitlsch-rrvolq« tioniire Fahrwasser zu leiten. Ob die direkte Unterstützung von Mos kau dabei eine ebenso große Rolle spielen wird, wie früher, ist all«» dings zweifelhaft, denn Moskau hat bei den deutschen Kommunist«» kaum noch irgendwelche Achtung und ist auch zu größerer Vorsicht genötigt als früher. Aber schließlich — das Endziel, die Weltrevo lution, bleibt bestehen, und trotz aller schönen Reden Tschitscherin» wird jeder Weg gegangen werden, der näher an diese» Ziel heranzu» sllhren verspricht. Der Posketal. Stimmungsbild aus dem Reichstag Am Montag nahm im Reichstag die allgemeine Aussprache zur zweiten Lesung des Postetats ihren Fortgang. Anträge der bürgerlichen Parteien fordern bessere Berücksichtigm o der Wünsche des platten Landes, solche der Unabhängigen eine Wicdereinstellung der wegen unehelicher Mutterschaft entlassenen Beamtinnen, ferner Einreihung volkswirtschaftlich und sozialpolitisch befähigter Kräfte aus Arbeiter und Angestelltenkreisen in die Obcrpostdircktionen. Ia, der demokra- tisch-gewerkschaftlich eingestellte Reichspostminister Gie»bert» erlebt eitel Freude an dem Treiben der „Vorurteilsfreien*. Deren erster Redner, Abg. gubeil (U. S.), «in im Kritisieren ergrautes Parlamentsmitglied, sprach frischweg von „Verkalkung* der Ncichspost — man denke, im „freien Dolksstaatl* wo — nach Herrn Zubeil — „die Knochen der unteren Angestellten in manchen Postämtern in Arbeitsmühlen zer mahlen werden, während oben höhere Beamte wie Drohnen herum wimmeln.* Deizupflichten war dem Abg. Zuüeil darin, daß er für die Zeitungen das Recht iy Anspruch nahm, entsprechend den gleitenden Zeitverhdltnisseu monatliche Erhöhungen der Zeitungs-Abonnement» eintreten zu lassen. Für die Deutsche Dolkspartci sprach Abg- Morath. Er wie» zutreffend darauf hin, daß das HennnschnUffeln nach Büsten de» früheren Kaisers in Amtszimmern besser unterbliebe, weil Untreue gegen die alte'Ueberzeügung noch kein Beweis für Charakterstärke sei. Für die Personalpolitik der Post forderte er, daß sie unt« das Zeichen des Schutzes der Berufsbeamtenschaft gestellt werde. E» gelte vor.alle«, das Personal wieder zur Dienstsreud« zu erziehen. Reichspostminister Eiesbert« setzte dem Hause nun die Einzelheiten der neuen Tarifs«- bühren'thöhung auseinander und ließ sich über einige Besoldungsfragen der Beamtenschaft vernehmen. Die Posthelf«, die im Kriege gut ge- arbeitet hätten, könnten jetzt nicht einfach entlassen werden. Im Reicbspostgebiet würden demnächst 8—7 große Fernsprechämter «öff net, di« zirka 8000 Leute «forderten. Die Russen und die Haag« Konferenz. Genua, 16. Mai. Tschitscherin hat an Schanzer eine Note ge richtet, in der er Stellung nimmt zu den Absichten der Mächte: 1. Rußland von der Prüfungskommission im Haag auszuschließen oder ihm nur eine beratende Stimme zuzubilligen; 2. die Teilneh merstaaten zu verpflichten, während der Dauer der Kommission keine separaten Verträge mit Rußland zu schließen. Die Note fährt dann fort: Da die russische Delegation keine Möglichkeit hat, sich amtlich über die Arbeiten der Unterkommission und insbesondere über die von ihr getroffenen Entscheidungen zu unternchten, fühlt sie sich verpflichtet, den absolut unannehmbaren Charakter dieser'schwerwie genden Entschlüsse zu unterstreichen. Dor allem drückt die russische Delegation ihre Ueberraschung darüber aus, daß sie nicht eingeladen wurde, ihren Standpunkt über einen von ihr selbst gemachten Vor schlag zu erläutern. Was den Schwerpunkt der zu treffenden Ent scheidungen der Mächte anlangt, stellt die russische Delegation fest, daß, anstatt das Einvernehmen zwischen Mächten zu erleichtern, die Beschlüsse nur den Erfolg haben werden, die bereits erzielte Annähe rung zwischen den Mächten und Rußland wieder rückgängig zu ma chen. Ferner werden sie dazu führen, daß die alten Methoden zur Ordnung des russischen Problems, die sich als unfruchtbar und schädlich erwiesen haben, wieder aufleben. Der Ausschluß Rußlands würde den Kommissionsärbeiten je den objektiven Charakter und jede Moralische Autorität nehmen, nicht nur in den Augen des russischen Volkes, sondern auch bei der ganzen unparteiischen öffentlichen Meinung. Der weitere Entschluß, der die Mächte verpflichtet, kein Abkom men mit Rußland zu schließen, ist nur eine neue Art maskiert« Blockade, die direkt gegen die Interessen des russischen Voltes ge richtet ist, das darin einen neuen Akt von Feindseligkeit gegen seine Lebensintercsscn erblicken würde. Uebrigens würden solche Entschei dungen im offenem Widerspruch stehen zu dem anderen Vorschlag der Mächte, sich jeder Feindseligkeit zu enthalten. Die russische Delsga- tion stellt fest, daß noch jedesmal, wenn ein Abkommen getroffen werden sollte, gewisse Mächte ihre eigenen Interessen über die des Friedens stellten. Zum Schluß verlangt die Note an Stelle einer so einseitigen Behandlung der russischen Frage die sofortige Einbe rufung der politischen Kommission, in der die russische Delegation ihre Vorschläge im Hinblick auf die Bildung der Expertenkommission vorlegen kann. Eine amerikanische Warnung. London, 15. Mai. In den „Sru day Times* schreibt der amerika nische Publizist Frank S. Simon, die grosse Masse des amerikanischen! Volkes habe sich die Ansicht der amerikanischen Regierung zu eigen ge macht, daß es zwecklos sei, sich mit der europä-schen Fraae zu beschäf tigen, bevor Europa die amerikanischen Ideen in der Abril stnnqsfrage und in den Fragen des Ausgleichs der Budgets und der Herabsetzung der Reparationen angenommen habe-
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