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Erzgebirgischer Volksfreund : 25.04.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-04-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192204255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19220425
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19220425
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-04
- Tag 1922-04-25
-
Monat
1922-04
-
Jahr
1922
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 25.04.1922
- Autor
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PfkkvEitytütytungön statt. amntthßk AUsfttyt VU^vEK d«s «tt«« üÄ -und, al» «.»schlich, Rahruna h«rg«icht»t. » «, Lmtsch-ftmftfch», SktschaftraR«»««». B«v», 23. April, gwischrn «in« d«mfch«» und st»»isch«, v«l«. DEM» wurd« «in Abkommen nnt«r»«ichnrt, «elche» di, Reaelung vrtna«nd« Wirtschaft»?»«««, betrifft. E» bezieht sich insbesondere Vuk öl, R«grlung o« g^ensettiaen Verkehr» der Handelsreisenden und gewiss« Frag«, de, beiderseitigen Schiffahrt»- und Eisenbahn- verkehr» und dl, Befugnisse der beiderseitigen Konsularbehörden. Da» Abkommen enthüll fern« eine Erklärung, wonach beide Teile bereit sind, demnächst in Verhandlungen über ein Wirtschast»abko«- «en auf breit« Grundlage einzutreten. , Di, Katastrophe von Monastir. D«l», 28. April. Nach Meldungen au» Belgrad scheint das große Explofionsunglück von Monastir da» Werk revolutionärer mazedonischer Komitatschi» M sein. S» fehlen immer noch näher« Einzelheiten über den Gesamtumfang der Katastrophe. Fest steht neuerding» nur, daß d« Bohnhof und etwa SV Häuser in der unmittelbarsten Nähe he» Explosionsherdes vollständig zertrümmert sind. Die Zahl der Menschen opfer soll nicht so groß sein, wie «ft allgemein angenommen werden mußt«. > Braunschweig, 22. April. Die durch die Enthüllungen Sepp Oerter» veranlaßten Verhandlungen de» parlamentarischen Unter- suchungsaueschusse», die nun schon elf Tage dauern, fördern neue Fäll« von Korruption und Disziplinlosigkeit in der Schutzpolizei zu tage, wobei übr>aen» auch Oerter schlecht abschneidet. So wurde B. gegen den Leutnant Schoof keine eigentliche Untersuchung ge- führt, obgleich bei den oberen Stellen bekannt war, daß der Ge nannte bi» über die Ohren verschuldet war und zahlreiche Unter schlagungen begangen hatte. Uebcr den Verkauf der Feldstecher und Wäschestücke machte der frühere Major Karthaus interessante An gaben. Er führte ans, daß Vorgesetzte, darunter der Polizeipräsi dent, Minister Zuntz« und Oerter, sich sehr eingehend an dem Brr- kguf beteiligt haben. Hemden, die einen Wert von 100 Mk. besaßen, hoben sie für 7 Mk. SO Pfg. erstanden. Als dem Major Karthaus von Unregelmäßigkeiten bei der Kassenführung Meldung erstattet wurde, sagte er: „Das ist eine tolle Schweinerei. Wir wollen aus dieser Geschichte kein große» Trara machen.' Braunschweig, 23. April. Der Vorsitzende der Deutschnationalen Dolkspartei, Hergt, erklärte in einer hier gehaltenen Rede, daß, wenn «s wegen des russischen Vertrages mit der Entente zum Bauch kom men sollte, die Deutschnationale Volk^partei sich unbedingt hinter die Regierung stellen werde, denn es hckndle sich um das Recht Deutsch lands, das unter allen Umständen verteidigt werdrn müsse. „Wilsons 14 Punkte." Gin« gerade heutzutage weite Kreise interessierende Entscheidung hat das Reichspatentamt anläßlich der Anmeldung des Wort zeichen« „Wilson» 14 Punkt«' gefällt, indem es diese An meldung als in politischer Beziehung ärgerniserregend gemäß § 4 g. 3 des Warenbezeichnung»gosetzes beanstandete und auf di« Ein wendungen des Anmelders mit folgender Begründung zuvückwi«»: „Daß der angemeldet« Ausdruck eine geschichtlich« Bedeutung erlangt hat, ist zuzugeben; denn „Wilsons 14 Punkte' waren die Richtlinien, aus denen sich ein gedeihlicher Frieden hätte aufbausn lassen, und mit deren Zugrundelegung sich die beiden kriegführenden Parteien vor Abschluß des Waffenstillstandes einverstanden erklärt hatten. .Die Anmelderin geht ad« fehl, wenn sie behauptet, die Verba Ich ornisierung der 14 Punkt« könne diese nicht zu einem Asrgernis gebenden Mom«nt im Ginn« des 8 14 Z. 3 des Gesetz« vom 12. Mai 1894 umgestalten; sie übersieht, daß Deutschland im Vertrauen auf da» Einverstiindni» durch die Außerachtlassung jener 14 Punkte bei' den späteren Verhandlungen in seinem Vertrauen' in schnödester Weis« ««täuscht worden ist. Diese Täuschung hat nächst der den Deutschen aufgelogenen Hauptschuld am Kriege vornehmlich dazu beigetragen, das Deutsche Reich durch ein vernichtende» und unerfüllbares ffriedsnsdiktat an Len Rand des Verderbens zu bringen. Kein Wunder, daß di« bloß« Er wähnung des Ausdrucks „Wilsons 14 Punkte', die einem ehrlichen Amerikaner die Schamröte ins Gesicht treibt, hinreicht, um, bei jedem wahrhaften deutsch Milchenden und Denkenden Ab scheu und EmpSr-ung wachzurusen. Somit erscheint die Zurück- Weisung des angemeldeten Wortzeichens gemäß der oben unge zogenen Gesetzesbestimmungen begründet.' Dem Urteil, das hier gefällt wird, muß vorbehaltlos zuge stimmt werden. Wilson« 14 Punkte werden in der Geschichte dauernd eine Rolle spielen, die nicht nur für deutsche» Empfinden als verab- s^euenswert berrrteilt werden wird. Oertttche Angelegenheiten. * Da» Wetter bleibt zunächst noch kühl. Das amtliche Berliner Wetterbüro meldet: Wir haben bei frischen, zwischen Nordost und Nordwest schwankenden Winden auch für die nächsten Tage kühles, nur vorübergehend heiteres Wetter und öfter wiederholte, im SUdosten ziemlich starke, in den meisten anderen Gegenden schwächere Regen- und stel l,weise Schnee fälle zu erwarten. ,7?*^ EAEWi» s»MZ«r Hand««?», hakt» ft» b« letzten Hauptversammlung stärksten Einspruch dagegen am hosten, daß dl» Regierung di« Absicht habe, da» Reich* vekletdungsamt Dresden an die Asntraleimaus-genoffenschast Deutscher Konsumvereine in Hamburg zu verkaufen. Dieser Einspruch hat leider nicht die echofste Wirkung gehabt. Zwar ist da» Retchobekleidungsamt nicht verkauft worden, aber e» ist setzt mit der genannten großen Einkaufogesellschaft ein Mietvertrag zustande gekommen, der auf 80 Jahre lautet. Der Abschluß dieses Vertrages ist um so befremdlicher, al» noch im Dezember vorigen Jahres mit der Regierung eine Verein- barung getroffen worden war, nach der da» Retchsbekleidungs- amt durch einen gemischtwirtschaftlichen Betrieb weitergeftihrt. werden sollte, in dem dm Industrie, da» Maßschnetdergewerbe, die Arbeiterschaft und auch der Staat beteiligt sein sollten. Dadurch wäre da» Amt in den Dienst der Allgemeinheit ae- stellt worden, während durch den jetzigen Uebergang an die Zentvaleinkaufsgenossenschaft Handwerk und Gewerbe empfind lich geschädigt werden. Au», 24. April. Zur Jubelfeier derOberreal- schule. Da verschiedentlich Fragen und Zweifel laut ge worden sind, sei hier nochmals darauf hingewiesen, daß die Teilnahme an der Weih« des Ehrenmales Mittwoch, den 26. April, norm. ^11 llhr in der Oberrealschule nur geladenen Gästen gestattet ist. Der Besuch der Festfeier im Bürgergarten Donnerstag, den 27. April, vorm. 10 Uhr, und der Besuch der Zeichenausstellung in der Oberrealschule Mittwoch und Donnerstag von 12—8 Uhr ist jedermann ohne Eintrittskarten gestattet. Zum Besuche der Theateraufführungen (Schillers „Räuber') im Bllrgergarten Mittwoch und Donnerstag abends 148 Uhr löst man Karten bei Milster und Lorenz. Besondere Einladungen dazu ergehen nicht. Für Schüler hiesiger und benachbarter Schulen findet Mittwoch nachm. 2 Uhr eine Vor stellung statt. Zum Begrüßungsabend am 25. April abends 7 Uhr im Bllrgergarten und zum Unterhaltungsabend mit Tanz am 28. April abends 7 Uhr ebenda, werden nur In- Haber von Festkarten zugelassen. Dieselben sind zu Haden im Hotel Burg Wettin (Dienstag von 3—6 Uhr, und Mittwoch von 8—10 Uhr) Uno am Eaaleingang. Ehemalige Schüler und Schülerinnen, die etwa keine Einladung erhaben haben, werden hierdurch eingeladen. — Die Firma A. Wellner Söhne hat die reizenden Festzeichen nach einem Entwurf von Oberlehrer Schönfelder hergestellt und der Schule in dankenswerter Weise gestiftet. Aue, 24i April. In der Städtischen Handels schule fanden mit Beginn des neuen Schuljahres von 164 neu angemeldeten Schülern und Schülerinnen 136 Aufnahme. Die große Zahl der Zurückgewiesenen erklärt sich in der Haupt sache dadurch, daß der Rat der Stadt die Errichtung einer Parallelklasse für die 3. Klasse der Höheren Handelsschule nicht bewilligte. Echnrebttg, 24. April. Am 1. April wurde Hr. Walter Matthes, Studienrat am Seminar, an das Seminav Zwickau versetzt. Hr. Oberstudiendirektvr Prof. Dr. Richter verabschiedete Hrn. Matthes zu Beginn des Unterrichts im neuen Schuljahr, dankte ihm herzlich für die Treue, die er während seiner hiesigen Amttätigkeit unserer Anstalt bewiesen hat und wünschte ihm Glück für sein fernere» Wirken. m. Neustädtel, 24. April. Vor einiger Zeit ist hier eine Sportgenossenschaft gegründet worden, deren Auf- gäbe es sein wird, den Sport in den verschiedensten Arten zu pflegen und zu fördern und einen geeigneten Sportplatz an- zulegcn, der auch als Festplatz bei größereft Veranstaltungen dienen kann. Die Stadt hat die ihr gehörigen Feldgrundstücke oberhalb des Rathauses der Genossenschaft auf 20 Jahre pacht weise überlassen und ist derselben mit einem größeren Anteile beigetreten. Am 3. Osterfeiertage fand unter Veranstaltung einer kleinen Feier der erste Spatenstich zur Einebnung des Platzes statt. Zum vorläufigen 1. Vorsitzenden der Genossen schaft wurde Stadttat E. Wagner gewählt. Lößnitz, 24. April. Die prkv. Schützengesellschaft hielt am 3. Osterfeiertag ihre Oster-Quartalsversqmmlung im Schützen- Haus ab. Die Versammlung war sehr gut besucht. Vom Schriftführer wurde ein ausführlicher Jahresbericht zur Kennt nis gebracht, der sehr beifällig ausgenommen wurde. Der Kassenbericht des Kassierers ließ gute, sparsame Wirtschafts führung erkennen. Da für die nächste Zeit wieder größere Ausgaben bevorstehen, mußte eine Erhöhung der Steuer be schlossen werden. Mehrere neue Mitglieder konnten ausge nommen werden. Die Mitgliederzahl beträgt 132. Es wurden noch einige Punkte wirtschaftlicher und persönlicher Art be sprochen und entsprechende Beschlüsse gefaßt. Der Beginn des Schießens ist auf 30. April festgesetzt. Das Vogelschießen findet vom 8. bis 17. Juli statt. Das Schützenzelt ist an den Besitzer des Fremdenhofes „Sächsischer Hof" verpachtet. Für die BoMwies» -Ami sich Aus MM«K «Wyk MuftHnW, Unternehmungen gemeldet, darmNmr «ich Schaustem«-»» größerer Art. Ießmmgeergeuftadt, 24. Uprn. VefftMkNht Stavtg«MM»d«at* sitzuna vom 21. «pril. UM« Ausdruck de» Dank«» wird mttgMM, daß DampfsägraArksbesttz« Herma»» Grun« d« Stadtz««»tnd» «du Stiftung von 200 000 Mart für wohltätig« Zweck« hinttrlassm Lat. Da» Kollegim» gibt srin« Zustimmung zur Erhöhung d« Satz, d» Rtistkost«n-Vrt»g«s«tze» um 1V0 v. H., sowi« zur Sp«nd« von 10 000 Mark für di« Untnstützung der Klttnrentner und zu «la« Sammlung für bi« Bedürftigen der Stadt. In den Einkommensteuerausschuß wird KraNkenkasserweamter Schweinsberger und al» ftd» Stellvertrrt« Handschuhmacher Barth gewählt. D«r Förderturm mit Maschinenbau«, sowie die elektrisch« Leitung de» Erzengrlschachte» soll zu« Kreise von 4000 Mark von o«r Stadt übernommen «erde» Mldrnfel», 24. April. Am 4. Mat findet hier «4» vm» K«i»-^ verein Chemnitz veranstaltete staatlich« Fohlenschau statt. Im An- Wuß an di« Schau «hält der PferdeHichtervereüt ei«« Verein»- fohleNschau mit Prämierung ob. / * i " Bad Elster. Don den Mineralquellen Elster» find nur einzelne stark kohlensäurehaltig. Diese allein reichen bei der/ ständig wachsenden Besucherzahl zur Bereitung der erforder lichen Bäder seit längerer Zeit nicht mehr au». Reben hem Mangel an kohlensäurehaltigem Mineralwasser leidet Bad Elster unter dem Mangel an Trinkwasser. Beiden Mängeln soll durch Erbohrung neuer Quellen abgeholfen werden. " Klingenthal. Im nahen Grenzort Silberbach wurde» die in ein Tuch eingenähte Leiche eines neugeborenen Kindes in einem öffentlichen Trinkenwasserbrunnen aufgefunden, wo- selbst sie nach ärztlichem Gutachten mindsteens sechs Wochen gelegen hat. Zahlreiche Dorfbewohner, welche das Brunnen wasser benutzt und genossen naben, sind infolge des Ekels über die Freveltat heftig erkrankt. ' Burgstädt. In elfter Einwohnerversammlung wurde das Dr. Roth freisprechende Urteil in der Paßaffäre als Fehl urteil und Dr. Noths Beseitigung aus dem Amte als unum gänglich bezeichnet. U. a. wurde bekanntgegeben, daß gegen die städtischen Beamten, die seinerzeit erklärten, nicht mehr mit Dr. Noth zusammen arbeiten zu wollen, das Disziplinar verfahren eingeleitet worden sei. Nach längerer, erregter Aussprache wurde gegen eine große Minderheit eine Ent schließung angenommen, wonach die Einleitung des Diszivli- narverfahrens gegen Bürgermeister Dr. Roth verlangt wird, lieber diesen Antrag soll das Stadtverordnetenkollegium Be schluß fassen. " Crimmitschau. Dl« Auflösung d«» Gtadtoervedneten- kollogiruns, -i« von bürgerlicher Seite beantragt worden war, ist vom Ministerium d. I. obgelchnt worden. In der Verfügung heißt es u. a.: Die StaÄvrrorLnetenWrperschaft aufzuWsen, trügt das Ministerium Les Innern Bedenken. Dir Stadtverordneten sind trotz der Nichttetlnahm« von 11 Mitgliedern an den Sitzungen beschluß fähig; ihre Beschlüsse find rechtsgültig. Ist ein groß« Teil der Gcmeindebüvgerschaft durch das Verhalten ihrer gewählten Ver treter van der Teilnahme an Ler Bestimmung über Li« städtischen Angelegenheiten, soweit die Stadtverordneten zu beschließen haben, ausgeschlossen, ko muß « da» ebenso in Kauf nehm«», als wenn seine Vertreter in Obstruktion treten oder fortgesetzt von der Mehrheit überstimmt werden. " Rochlitz. Erne Frau, die über sieben Jahre von ihrem in den Krieg gezogenen Mann kein Lebenszeichen erhalten und sich nach länger Trauer über seinen mutmaßlichen Tod zum zweiten Mak verheixaiet hat, ficht jetzt der Rückkchr ihres ersten Mannes aus russischer Gefangenschaft entgegen. " Löbau. Einen recht „aktuellen" Grund gab in Löbau ein Fortbildungsschule;: an, als er seinen Lchrer um Urlaub bat. Gr sagte, er müßte zu seiner „Braut" fahren, Sie in diesen Tagen Mutterfreuden entgegensehe. Jugend von heute! d Konzerte, Theater, Dergakgunsen. ? Schneeberg, 24. April. Der literarische Kr«is am Schneeberg«, Staatsgymnastum führte am Sonntag auf eigener Schulbühne in der Turnhalle des Gymnasiums «in altes lustiges Stück ,Herr Peter Squenz' von Andreas Gryphius auf. Der Untertitel de» Stückes ist „Absurd« Comica". Damit ist schon eine kurze Inhaltsangabe des Stückes selbst gegeben. Hat das Stuck überhaupt einen Inhalt? Lr ist noch mit einem weiteren Wort gezeichnet: Verrückt! Verrückt und ulkig von Anfang bi» zum End«. Grotesk ist schon der Einzug der Komödianten, die gleich einer girkustrupp« mit lautem Tamtam in den Theaterraum und hinter die Bühne ziehen. Ulkig ist auch der Prolog dos Pickelhäring- Derbe, recht derbe Späße durchzichcn das Stibck, wobei sich die Mitwirkenden oftmals auch an die Zuschauer wenden. Wenn in einer kurzen Besprechung do« Stückes bezw. des Dichters auf dem Theaterzettel die Frage aufgeworfen wird, ob diesem Spiel auch heute noch ein gewisser Roiz inncwohnt, so darf diese Frage bis zu einem ge wissen Grade bejaht worden. Vor allem bann, wenn es sich darum handelt, einen Vergleich zu ziehen zwischen der Komödie zu einer Zeit unmittelbar nach dem 30jährigen Krieg und d der heutigen Zeit. Dies« Vergleich ist nicht uninteressant. Ein gewisser Reiz wohnt dem Gebrüder Wesieuwald. Roman von Lola Stein. <39. Forisetzung.) 8. Draußen schlug ihnen der Dust und die Süße der Mai nacht entgegen. Das Gewitter hatte seit langem ausgetobt. Eine zarte silberne Mondsichel leuchtete am sternenbegrenzten Himmel. Dorothea blieb einen Augenblick stehen und atmete den Dust von Flieder, Rotdorn und Maiglöckchen, der ihr in breiten Wellen eittgegenkam, in vollen Zügen ein. „Worum haben wir nur den ganzen Abend im Zimmer gesessen, wo es hier draußen so herrlich ist?" fragte sie betrübt. Er dachte an den Zug, der nicht warten würde, aber da sie wie verzaubert inmitten der Frühlingsherrlichkeit stehen blieb, gab auch er sich der Süße des Augenblicks hin. Und als sie dann den Vorgarten durchschritten und den Weg zur Station einschlugen, war Dorothea Westenwalds Gang immer noch langsam und beinahe zögernd. Sie schien vergessen zu haben, daß sie sich eilen mußten, um den Zug zu erreichen. Als sie in der Nähe der Station Othmarschen waren, er- tönte ein langgezogener Dfiff und sie sahen einen Zug in der Richtung nach Hamburg den Bahnhof verlassen. „Das war unser Zug,' sagte Arno Zerrat lächelnd. „Wahrhaftig, da» war er! Und ich bin schuld daran, daß wir ihn nicht bekommen haben. Was machen wir nun, Herr Zerrat? Wollen wir hier auf dem langweiligen Bahnsteig volle 20 Minuten warten?' „Dissen Sie einen anderen Ausweg, gnädiges Fräulein?' „Gehen wir doch zu Fuß,' schlug sie vor, „die Nacht, ist so wundervoll. Ich habe ordentlich Sehnsucht nach Lust und Be- »«wa. E« ta h«» Zimmer» so schwill Sie mögen und Ihnen der Weg nicht zu weit ist, gehen wir erst mal bis Altona. Dort können wir immer noch eine Elek trische nehmen." „Mit Vergnügen," sagte Arno Zerrat. Und er dachte: mit dir ginge ich "die ganze Nacht hindurch. Es müßte ein seliges Wandern sein. Aber er war doch erstaunt innerlich Uber Dorotheas Vorschlag, er wurde nicht klug aus ihr. Sie vermied also das Zusammensein mit ihm nicht, ja, sie dehnte es freiwillig aus, nachdem der Zufall sie am heutigen Abend zusammcngeführt. Merkwürdig war das Ganze. Sie gingen nun in lebhafter Gangart nebeneinander her und stenten sich beide über den Rhythmus ihres Schreitens, wie sie sich einst über den Rhythmus ihres gemeinsamen Tanzes gefreut. „Hier in Hamburg hat sich manches geändert seit Ihrem Fortgang vor fast Jahren, Herr Zerrat." Er nickte. Ihr Herr Onkel ist gestorben. Mich hat sein Tod damals stark ergrifft». Ich habe ihn immer hochgeschätzt.' Eine scharfe Antwort schwebte auf ihren Lippen. Wenn er Johann Ehristian Westenwald geschätzt hatte, warum ver- suchte er dann, seine Firma zu ruinieren? Sie unterdrückte die Worte. Und als sie schwieg, fuhr er fort: „Und Sie, gnädiges Fräulein, verbringen nun Ihre Tage in dem stillgewordenen Hause zwischen einer alten verbitterten Frau und einem kleinen Jungen. Das muß doch furchtbar für Sie sein?' „Es ist gar nicht furchtbar,' widersprach sie trotzig und warf mit der ihr eigenen hochmütigen Bewegung das Haupt zurück. „Ich habe ja meine Arbeit.' „Hm!' Sie sah einen Zug von Spott und Ueberlegenhett in seinen stahlharten Augen und uni seinen ausdrucksvollen Mund. Da» reizte sie maßlo». „Sie machen stch wohl lustig über -reine Arbeit, Herr Zerrat?' Bebüt«, gnädig»» Fräulein, «i« würde ftk mir ko «twqs jemals herausnehmen? Aber als man mir einmal schrieb, Dorothea Westenwald arbeitet im Bureau ihres Vetters, da dachte ich zuerst, der Schreiber sei verrückt. Ich habe über die Mitteilung nur gelacht. Wenn einer gesagt hätte: Dorothea Westenwald ist die regierende Königin eines Landes geworden, so hätte ich ihm auf der Stelle geglaubt. — Aber Dorothea Westenwald als Hilfskraft in einen: Kontor? Das schien mir ganz und gar unmöglich zu sein!" „Das verstehe ich nicht,' sagte sie immer noch gereizt. „Glauben Sie, ich hätte in unserem Kontor nicht nützen können?" „Aber Sie passen nicht dorthin,' sagte er nun fast heftig, „natürlich werden Sie Gutes und Nützliches geleistet haben! Warum auch nicht? Das ist nicht so schwer. Aber den Posten, den Sie bekleiden', den hätte ebenso gut eine andere intelligente Dame oder ein Herr ausfüllen können. Und um an solchen gleichgültigen Posten ihre Fähigkeiten zu verschwenden, dazu sollte Dorothea Westenwald, zu stolz sein und sich zu schabe fühlen.' „Mir war der Posten nicht glenhoülttg,' sagte sie heftig, „und ich hatte nie das Gefühl, überflüssig' oder nicht nötig zu sein." - „Wirklich nicht?" meinte er spöttisch. „Nun, ich kann mir nicht gut denken, daß, wenn «ine Dorothea Westenwald die Leitung eines Hause« in ihre Hände bekommt, sie ruhig und tatenlos zuficht, wie irgend ein Fremder diesem Hause einen Kunden nach dem anderen fortfchnappt. Ich hatte stet» da» Gefühl, was Dorothea Westenwald tut, das tut fie ganz!' Sie war errötet bei seinen Worten. „Ich hatte ja auch nicht die Leitung und ich bin kein Kaufmann,' sagte sie äu» dem Wunsche heraus, sich zu verteidigen in seine» Auge«, „aus meine Ratschlage «urve nicht genügerft) gehört.' , (Fortsetzung folgte
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