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Erzgebirgischer Volksfreund : 20.04.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-04-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192204208
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19220420
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19220420
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-04
- Tag 1922-04-20
-
Monat
1922-04
-
Jahr
1922
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 20.04.1922
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«r «L »L «prü 1SLL. Erzgebirgficyer Domsfreund. S»WSSW»S»W»S-W»!«S»SSW»S«MS»S«U^»^SSWES»S!»SSS«MWI vmag L. w. «Srnm, «n». BsWlO. i milch «ntsvricht in i G Menge. (Das Kalb I erst nach 180 Tagen M auch nicht etwa weg I verlttche Angelegenheiten Milchnvt «nd Gesundheit. Der LandesausschM für hygienisch» Dollibelehrung schreib» uns: Di, Milchteuerung hat »u Notstandsmaßnahmen gefsihrt, um den Minderbemittelten, die die Milch berivtigen, einigermaßen di» Erfül- luna ihres unbedingten Bedarf« zu ermöglichen. Bei der geringen Milchmenge wird freilich auch diese Maßnahme dazu kaum ausreichen, da dl» Mittel zu Verbilligung bald wieder erschöpft sein «erden, muß m alle brr Ruf ergehen, die notwendige Zurückhaltung aufzubringen, um denen di» Milch Mthen zu lassen, di, ohne sw nicht leben können! Wer braucht nun wirklich Milch? Ueberflllssig ist die Milch für gesunde Erwachsen«. Es ist nicht zu billigen, wenn zu Luxuszwecken (Kuchen, Torten, Kaffe», Milchschoko, lad« usw.) oder aar zur Mast von Schweinen und zur Herstellung überflüssiger „Nähr- und Kräftigungsmittel"', die sich, genau wie die zur Milchfördetung bei Menden Frauen empfohlenen kimstlichen Prä parat«, mehr und mehr als entbehrlich, ja t«ilweise al» unzweckmäßig «rwi«s«n haben, Milch vergeudet wird, während Bedürftige und Krank« danach darben. Di« Milchgier, di« jetzt vielfach herrscht, ist auch «ine Kriegserschrinuna. vorher gab es Tausende von Menschen die keine Milch himmterbnngen konnten und den kräftigen Geschmack von Wassersemmeln dem weichlichen der Milchbrötchen vorzogen. Dringend erwünscht ist es, Milch frei zu bekommen für Klein kinder, stillend« Frautn, Tuberkulöse und Magen- oder Darmleidende. Bei den drei erstgenannten Kategorien Milchbedürftiger mag ihnen »um Trost allerdings gesagt sein, daß sie nicht fürchten brauchen, an chrer Gesundheit Schaden zu leiden, wenn sie nun nicht regelmäßig Milch -«kommen. Mancher Tuberkulöse zwingt sich wider Willen zum Milchgenuß, den er sich erst durch allerhand Kunstgriff« erträglich mächen muß, weil er glaubt, sonst nicht genesen zu können. Milch ist aber für, tzn nur dann ein treffliches Nährmittel, wenn er sie gern trinkt, sie leicht verträgt und sich nicht durch viele Flüssigkeit den Ma gen ausschwemmt und so den Appetit verlöt. Worauf es bei Tuber kulösen ankommt, da» ist ein« gehalt- und besonder» fettreiche Kost. Di« gleichen Nährmengen, wi« in einem Liter Milch, kann man aber in konzentrierterer für viele auch noch appetitanregender und dabei noch billigerer Form erhalten, wenn man z. B. 120 Gramm Brot mit 10 Gramm Margarin« bestreicht und 100—120 Gramm Hering oder Bückling darauf gibt- Akut Nierenkranke, Magen- und Darmkranke und ganz besonder» Tuberkulöse mit solchen Störungen müssen da gegen Milch zugefükrt bekommen. Eher können schon kleine Kinder, die ja vielfach erst dazu gezwungen werden müssen, Milch entbehren. Jedenfalls macht zu viel Milch (mehr als n Liter im Tag) sie leicht zu dick und aufgeschwemmt. Milch ist eben nur zu Beginn des Lebens ganz angemessen; selbst an der Mutterbrust werden ohne Zu gaben Kruder in späteren Monaten oft bleichsüchtig. Stillende Mütter tun gut, die Milch, die sie für den Säugling kaufen, selbst zu trinken und ihm die Brust zu reichen. Manche stillende Mutter quält sich Äer ganz unnötiger II- mit dem Gedanken, al» ob sie Milch trinken müsse. Jed« kr^ ge, bekömmliche, einfache, gemischte Haus- mannskost bringt ebenso die Milch. Denn die Milch der Mutter ist ja nicht ein Abkömmling der getrunkenen Milch, sondern ein Produkt der Milchdrüs». Daher bleibt auch die Zusammensetzung der Milch bei der verschiedensten Art der Ernährung, selbst beim Hungern, erstaunlich glrichartig. Nur die Menge geht zurück, wenn die Ernährung im all gemeinen ungenügend ist. Es braucht also auch kein Dier oder gar Kraftbier oder sonstige Sondergaben oder Präparate zur Milchför derung. , Dor allem aber ist Mich unentbehrlich für die Säuglinge, wenn di« Mutterbrust nicht ausreicht oder nicht gegeben werden kann. Ge wiß ist auch die beste Kuhmilch niemals auch nur der ärmlichsten Muttermilch gleichwertig. Aber anderseits kommt auch kein Kunst. Präparat (Nährmehl, Kindernahrung, Kunstmilch) der Tiermilch gleich. ' Doch ist es nötig, mit der Kuhmilch auch richtig zu wirtschaften. Kuh- * Dl« Positive DolkskirchliHe Bereinigung Kat folgende Eingabe an die Regierung, den Landtag und die Frak tionen gelangen lassen: Die Positive Volkskirchlichs Ver einigung erhebt schärfsten Einspruch dagegen, daß dem evange-" sichen Sachsenvolke durch Beschluß der Landtagsmehrhett der Schutz für den Bußtag und das Erscheinungsfest genommen ist und ihm dafür die Feier des 1. Mai und S. November auf gezwungen werden soll. Unter Berufung auf die Artikel 135 und 139 der Neichsverfafsung verlangen wir Freiheit für unsere Religionsübung, für die unserer christlichen Familien, insbesondere auch für die unserer Kinder. Die Verherrlichung des Klassenkampfes durch die Feier des 1. Mai und die der Revolution durch die Feier des 9. November lehnen wir mit Entrüstung ab und protestieren dagegen, daß man uns zwingen will, ein Ereignis und Bestrebungen zu verherrlichen, die wir als schweres Unglück für unser Volk ansehen müssen. * Altersversicherung der selbständigen Handwerker. Während Arbeiter und Angestellte durch gesetzliche Vorschrift Rücklagen für ihren Lebensabend in Form von Beiträgen zur Invaliden^ und Angestelltenversicherung machen müssen und sowohl für diese Beiträge als auch den Kapitalwert von Renten aus einem früheren Dienst- oder Arbeitsverhältnis völlige Steuerfreiheit genießen, ist diese Vorsorge dem selbstän digen Handwerker und Gewerbetreibenden selbst überlassen, ohne daß ihm die Wohltat der Steuerbegünstigung im gleichen Maße zugute kommt. Für Arbeiter, Angestellte und Beamte wird für das Alter gesorgt; dem Handwerker aber wird es unter den heutigen Verhältnissen nicht leicht, Ersparnisse zur Sicherung des Lebensabends zu machen, was durch die Zahlung von Steuern hierfür noch besonders erschwert wird. Dies hat dön Landesausschuß des Sächsischen Handwerks veranlaßt in milch entspricht in ihrem Eiweiß «nd Salzg«halh «twa der doppelten - erreicht ja schon nach «twa KO Tagen, da» Kind , l doppelte» Gewicht. Kuhmilch ist also zu stark, ist ich nicht etwa wegen höhere« Kalkgehalte» besser für da» Knochen- wachstum) Der Säugling braucht anfangs kaum X, allmählich mehr, in der 20. Wchoe «twa 1 Liter Frauenmilch; danach bedarf er also von der Derdünnungsflüssigleit (Schleim, Mehlf ipp« mlt Zuckerzusatz) abgesehen, anfang, nu, V, und spater bi» » Liter Kuhmilch, selbst nach dem 8. Monat reicht man mit X Liter, von Ausnahmefällen ab- gesehen, gut au». Man gibt eben nicht mehr Milch, sondern fügt durch Brei von gekochtem Gemüse (Karotten, Ärtnat), Haferflocken, Grieß, Mehl, Zwieback, Erbsen- oder Dohnenmehl die fehlenden Nährstoffe (Kohlenhydrate, lebenswichtig« Salze) bei. Gs ist ein schwerer Irrtum, anzunehmen, weil «in Liter Säuglingsmilch freigegeben isih so müsse man auch so viel kaufen und ausbrauchen für da» Kind. Das hat so gar schon wieder im Gegensatz zum Krieg, wo di« unbekannt wurde, zu schweren Schädigungen geführt, indem der sogenannt« Milchnähr, schaden auftrat. Dieser bencht auf Ueberfütterung mit Milch, Da» Kind wird blaß, mißmutig, unruhig, bleibt im Gewicht stehen. Nun glaubt die Mutter erst recht, mehr geben zu müssen «nd gefährdet so da» Kind noch mehr. Das Entsetzen über den,grausamen Arzt', der den armen Liebling hungern laßt, weicht bald der Befriedigung, da das Kind wieder aufzublühen anfangt, wenn nur erst die verhältnis mäßig zu groß« Mitchmeng« herabgesetzt wird. Insofern muß man dringend den Müttern raten, nicht des Guten zu viel zu tun, weder bei den Säuglingen noch bei älteren Kindern. Sie Mögen an Milch sparen in den angegebenen Grenzen, ihre» Kindchens Gesundheit hal ber; die übrigen aber nicht minder, um unseren Nachwuchs und unseren Kranken dies« wirklich edle, unentbehrliche Naß nicht zu verteuern und zu verkürzen. Da, Wertvollste aber für ihr Kindchen wie für die Allgemeinheit leisten aber die Mütter, di« selbst stillen. Ihrer Brust entquillt der Segen, der die wirkliche Milchnot verhütet und unver gleichlich« Gedeihen dem künftigen Geschlecht sichert, einer Eingabe an do» Retchsfinan-ministerium di« Forderunß aufzustellen, einen gewissen TeU des Einkommen, der selbst««, digen Handwerker uns Gewerbetreibenden von der Sim komurensteuer frei zu machen- wenn dieser Betrag nachweislich sür eine Lebens-, Kapital- oder Rentenversicherung verwendet wird, und insbesondere hei den kommenden neuen Vermögens steuern di« noch nicht fälligen Ansprüche aus Lebens-, Kapital- ober Rentenversicherungen nicht als abgabepflichtiges Vermögen zu betrachten. E» ist zu hoffen, baß dies« Forberunaen, welch« auch dem Reichswirtschaftsrat vorliegen, bei den Beratungen der neuen Steuern Würdigung und Berücksichtigung finden. * Di« B»sold«ug»u»»rrg»lu«g. Dl» Regierung gibt jetzt weit«« Ausführungsbestimmungen zum Beamtenbesoldungsgesetz mit Wir kung vom 1. April 1V22 an heraus. Darnach erhalten idke nickt plan mäßigen Beamten, sowie die wissenschaftlichen Assistenten und Hilfs kräfte mit planmäßiger Vergütung an den Hochschulen «ir Grund- verglltung »inen besonderen Zuschlag, der nach den Dienstjahren ge staffelt ist, von 5 bis 2S vom Hundert de» Anfangsgrundgrhalt» der jenigen Gruppe, in der sie beim regelmäßigen Verlauf ihrer Dienst laufbahn zuerst angcstxllt werden. Der allgemeine Ausgleichs-uschlag zum Grundgehalt, zur Drundvergütung, zum Ortszuschlag, zu dro Kinderbeihilfen und zu den besonderen Zuschlägen wird auf 80 » H. festgesetzt. Neben, dem allgemeinen Ausgleichszuschlag erhalten al» besonderen jährlichen Ausgleichszuschlag von den ersten 10000 Alk. ihrer Dienstbezüge die im Staatsdienst beschäftigten planmäßigen Be amten und Lehrer 3000 Mk., die nicht planmäßigen zwischen 2830 und 8000 Mk., di» Polizeiwachtmeister 3000 M. Di» Eheftauend«1> hilf» betrügt allgemein L500 Dik. jährlich. ' Der 1. Mat bet den Relchsbetrtebem Das Reichskadinett hat für die Reichspost, und Eisenbahnverwaltung folgender Regelung b« Dienstes am 1. Mai zugestimmt: Anträgen von Beamten und Ang«- stellten, sowie Arbeitern, welche zwecks Teilnahme an einer Feier am 1. Mai dem Dienst oder der Arbeit fernbleiben wollen, ist grundsiitz- lick überall soweit zu entsprechen, al» dadurch die notwendige Fort führung d« Dienstbetriebes nicht in Frage-gestellt wird. Die be willigte Freizeit ist bei Beamten und Angestellten auf den Erholung» urlaub anzurechnen. Wird von Arbeitern nicht ausdrücklich um Anrechnung auf Erholungsurlaub nachgesucht, so wird für die Dau« der Arbeitsversäumnis Lohn nicht gewährt. Für die Bezirke, in den« der 1. Mat landesgesetzlich als Feiertag erklärt ist, werden besonder«. Anordnungen getroffen. Für di« übrigen Reichsverwaltungen soll« entsprechend» Grundsätze gelten. * Unentgeltliche Totenbestaltung. Die Nachrichtenstelle der Staatskan^lei schreibt: In der Presse ist behauptet woÄen, daß Der Minister d. I. Gegner der unentgeltlichen Tote«- bestattung sei. Diese Behauptung ist falsch. Richtig ist, daß Ortsgesetze für Totenbestattung bisher genehmigt worden sind, wenn die Gemeinden über di» hierzu notwendigen Mittel ver fügten. Im Einverständnis mit dem parlamentarischen Bei- rat des Landtags beim Ausgleichsstock ist aber der Grundsatz festgehalten worben, daß bei der Uebernahme derartiger frei- williger, neuer Aufgaben die Kostendeckungsfrage geklärt sein müsse. Äußerem hat das Ministerium d. I. es für unzulässig LMlW V. llWWW'M sLM MW.llMM- 1-k«!« »vdeiULr«. VonSzUcU, Nm-lorlcdUmera. UWIvlßutN» v» Nin<Uu»x. SeellieU, LeeMNus-un,. 8«1t« <U»t«U»rU« PN««, »»- kmrälunz von wuvea- imä «Nea Ore»nI«Iä«>, 8vrpu!«ni,»ax-r- Il«It, oient, pti«um», 2uck«Mrsi>U>«Ii, k>»u«nt«lrlea, UdmuaL«», «tc. XdNIrtuo«- «uw StoNvecNieNcur«». «mwkrl Prospekt. r«I. 2150. cm-kmt: vr. l.ood«H. gehen, oder suchten dea mißlichen Pfad wieder zu gewinnen, der st« hinaufgeführt. Nur ein Oesterreich« blieb auf d« Mauer. Es war der junge Führer de» Trupps. Zu nahe cm seinem Gegner, als daß dessen Kameraden einen Schuß hätten wagen dürfen, der nm »u leicht ihren braven Verteidiger mederstrecken konnte, schien er »nt- schlossen, das Unglück seiner Kameraden angesichts beider Parteien « rachen, welche jetzt bloße Zuschauer abgaben, ohne zur Rettung irgend »in« der Kämpfer etwas beitragen zu können. Hieb auf Hieb führte sein kräftiger Arm gegen dl» kurz» Kling, seines ermattenden Gegners, der kaum noch vermochte, einen-Teil ihr» Gewichtes auszuhalten. Aber jetzt war der Augenblick gekommen, wo Thomas sich seines Feindes entledigen durfte. Mit der linken Hand faßte er das Pistol, welches er in seinem Gürtel führte, und feuerte « seinem Gegner ins Gesicht. Indes war diesem die Bewegung d» Feindes nicht entgangen. Mit einem fürchterlichen Hieb zersplittert« er die Klinge des Preußen und schlug sein Pistol auf die Seite; der Schuß hatte ihm bas Haar gesenqt, aber die Kugel fuhr in die Luft. Jetzt schien des armen Thomas letztes Stündlein gekommen, »r hatt» keinen zweiten Schuß mehr. Lin allgemein« Ruf der Trauer entfuhr den Belagerten, die aus allen Fenstern de» Schlosses dem verzweifelte» Kampf beim Hellen Schein des Mondes und beim rötlichen Leuchten de« Feuers zusahen. Es wurde durch ein Zubelgeschrei von außen be antwortet. Da riefen viele Stimmen im Hofe: „Stürzt Euch hinab, Thomas, hier hinab, wir sangen Euch auf!" Thomas hatte keine« Augenblick länger Widerstand zu I ästen vermocht, er folgte dem Ruf» seiner Gefährten, die sich gerade unter ihm an der Mau« zusammen- gedrängt hatten, und siel besinnungslos in ihre Arm« -Letzt schießt den verwegenen Hund von der Mauert' schrieen di, wütenden Soldaten, und zwanzig Kugeln pfiffen dem Sieger d« Zweikampfes um den Kopf. Dieser junge Offizin schien entschlossen, selbst der Unmöglichkeit nicht zu weichen, und al» ab er das Schloß allein stürmen wollte, stürzte er vorwärts und «reichte die Plattform, indem er seinen Leuten zurief, diesem Beispiel zu folgen und einen zweiten Versuch zu wagen. Mein apf der Plattform streckten sich ihm au» allen Scheiben Gewehrmündungen entgegen und würden ihn zer rissen haben, hätte nicht Holm, rasch vorspringend, mit seinem eigene» Kröper den jungen Helden gedeckt, der noch jetzt sich gegen die ihn «m- ringenden Feinde wehren wollte, als ihn sein« Kräfte durch die ikbev- mäßige Anstrengung verließen. Er wurde gefangen und enttvajket- Während der drohende tteberfall auf dieser Seite abgeschlagen wurde, war der Feind von der Stadt her nickt müßig geblieben, und als Holm sich noch mit dcn^ Gefangenen beschäftigte, wurde er von Warten aufgefordert, zur Unterstützung nach dem viereckigen Turm» zu eilen. In der Zelt, dy di« von so vielen Seiten geängstigte Besatzung an verschiedenen Orten beschäftigt war, hatte der Feind in einem G«- bäude, da» dem Schlosse gegenüber lag, Anstalten zum Sturm g»- troffen. Auf ein gegebenes Zeichen schritt ein Trupp von etwa dreißig Mann aus -dem Hause hervor. Sie trugen eine ungeheure Leit« über ihren Köpfen und indem sie den Graben durchzogen, nahmen fi« ihr» Richtung ans den Turm mit den großen Fenstern unter dem Altan, von welchem Warten den Gang des Gefechts beobachtete. Alle Schützen dieser Front des G-bAudes richteten ihr Feuer auf die kühne Schar, welche auch wirklich mehrere Leut« verlor, dennoch unter dem Schutz ihrer Leiter langiam lortschrttt. Der Turm, welcher, wi« erwähnt, be deutend ans der Masse der Gebäude hervortrat, um diese zu flankieren, war eben deshalb we iger von den Seiten bestrichen, Und so kamen die Angreifenden mit jedem Schritte mehr au» dem Bereich« der fettwärt» angebrachten Schießscharten, während die Lage der Besatzung mit j-dem Schritte mißlicher wurde. Einmal uni« dem Altan «mgckommen, waren di» Stürmenden grgen alle Schüsse gesichert. -(Fortjetzuna folgte i, Die beiden Freunde. Erzählung von Helmuth von Moltke. (Fortsetzung.) Noch hallte der Donner der Geschütze, als sich plötzlich der Schreckensruf verbreitete, das Schloß stehe in Flammen. Ein blut rot« Licht drang durch alle Fenster vom Hofe her und erleuchtete jeden Winkel des Gebäudes. Ernst und der alte Feldwebel Thomas begaben üch auf das Dach des Turmes, um die Größe der Gefahr zu entdecken. Sw bemerkten bald, daß das Feuer von einem hölzernen Schuppen herrühre, der im Graben erbaut war, und dessen Nieoerbrennen daher keinen wesentlichen Schaden verursachen konnte, da dem Feinde da- durch kein Eingang geöffnet wurde und die Flammen nicht leicht das Hauptgebäude entzünden konnten Jedoch mußten ihre Fortschritte beobachtet werden. Thomas, ein alter, ergrauter Krieger, welch« tm ganzen Negi- mente viel galt, hatte sich mittlerweile nach der ander'» Seite ge wendet, um nach den feindlichen Geschützen zu sehen, als ihm plötzlich rin Schrei des Entsetzen» entfuhr, der bei einem Manne wie Feldwebel Thomas ein großes Unglück verkündigen mußte. Wie versteinert blieb «kleinen Augenblick stehen, unfähig, die Fragen seines Offiziers zu beantworten, den stieren Mick unter sich geheftet. Sehr bald aber ging er aus diesem Zustande der Erstarrung zur höchsten Tätigkeit über. Holm hatte indes ebenfalls die Ursache des Entsetzens seines alten Unteroffiziers entdeckt. Wahrend drr Brand auf der einen Seite und mehr noch da» feindliche Geschütz auf der anderen die Aufmerksamkeit der Verteidiger gefesselt, hatten etwa fünfzig Mann ganz still den Graben überschritten, welcher die dreißig Fuß hohe Mauer nach der Feldseit« hin umgab. Dort fanden sie einen alten Strebepfeiler, welcher in späteren Zellen von außen an einer schadhaften Stelle war angebaut worden, um ihr eine größere Haltbarkeit zu geben, dessen verwittert« Backsteine aber einem gewandten Kletterer als Stufen dienen konnten. Der Strebepfeiler befand sich in einer Entfernung von etwa hundert Schritten von dem Punkte, wo die Mau« sich an das Hauptgebäude anschloß, und die Stürmenden mußten, nachdem sie den Pfeiler erstiegen, noch diese Strecke auf dem Kamme der Mauer, wel cher nicht ganz zwei Fuß breit war, zurücklegen, um auf eine Art vün Plattform zu kommen, auf welcher sie sich sammeln und durch vier niedrig« Fenst« in d«n Korridor de» Gebäude» selbst kommen konnten, wo sie dann allerdings eine furchtbare Diversion verursachen mußten. Nur die genaueste Ortskenntnis hatte diesen Plan angebrn können, d«r mit ebensoviel Stille als Verwegenheit und Gewandtheit in« Werk gerichtet worden war. Da» Erstaunen des braven Thomas ließ sich daher erklären, al» « bei der Beleuchtung de» Mond«, der nunmehr aufgcgangen war, den Strebepfieltt mit Bewaffneten bedeckt sah, welch« nicht ohne Gefahr, den Hals zu brechen, wie ein Haufen Ameisen an einem alten Baum stamm, emsig emporlletterten. Auf der Mauer selbst befanden sich be reit« fünf bi« sechs Mann, welche trotz der Unebenheiten von zerbrök- kelten Steinen auf der Schärfe der Mauer ruhig der Plattform zü- ichritten. «nd an ihrer Spitze erkannte er den ehrlichen Sprecher und Abgesandten Sr. Exzellenz, welcher rückwärts gekehrt durch Zeichen und Winke sein» Gefährten ermunterte, ihm auf seiner halsbrechenden Bahn zu folgen. Thoma» hatte «tnen richtigen militärischen Blick. Er erkannte so gleich, daß kein Augenblick zu verlieren sei, und daß, wenn die Spitz« liefe» seltsamen Zuge» erst die Plattform erreicht haben würdt, e» kußerst schwer sein mußte, ihn ferner aufzuhalten. Zugleich aber ent- ring es ihm nicht, daß »in entschlossener Mann die ganze Gesellschaft mfhalten könne, fZcmg« sie auf der schmalen Mauer stand, und zu dies« Aufgabe fstük» « sich nickt ,v Hwach. -Lol— Et- Hm» L ittnant.' »«-i, Thoma», ^wd ich will dies «kletternden Bestien den Weg von der Mauer hinab viel schnell« finden lassen, als sie Hinauskameni' ' Beide flogen-die Wendeltreppe hinunter, jeder zu seinem Ge schäfte. Glücklich fand Thomas die Fenst« im zweiten Stock, welche auf die Plattform führten. Er stieß einen Flügel auf und sah seinen Freund, den Redner, nur noch etwa dreißig Schritte von der Platt- sorm entfernt, wie er eifrig üb« die vielen Steintrümmer und kleines Gesträuch lortschritt. ,HaltI guter Freund!' donnert» ihm Thomas entgegen, welcher mm selbst auf der Mauer vorging, von der jeder verlorene Fußbreit ein Schritt zum Verderben der Besatzung war- Der österreichische Fäh- rer war über diesen Gruß nicht mehr erfreut, als ein Seiltänzer scm mag, der mitten auf seiner luftigen Bahn vom Rathause zum Turm der Stadt einem Kunstgenosten begegnet, der den entgegengesetzten Weg eingeschlagen hat. Sein Geaner war mit Säbel, zwei Pistolen und außerdem ein« Büchse bewaffnet, während er und seine Gesellen auf einem Marsche, wo sie beide Hände zur Hilfe nehmen mußten, nur Säbel und Pistolen führten. Nichtsdestoweniger stockte er keinen Augenblick im Fortschritten, vielmehr beschleunigte er es soviel wte möglich, ohne jedoch sein Pistol abznfeuern, indem diese Waffe nur durch ihren Lärm der Garnison das Unternehmen verraten haben würde, ohne daß er hoffen durfte, den ungelegenen" Feind niederzu- ' strecken. Thomas kniete nun hin, legte die Büchse an, spannte den Hahn und rief mit entschlossen« Stimme ein nochmaliges Halt! , ,Hurra! Vorwärts, Kameraden!' schrie der Oesterreich«, ,chefrett die edle Gräfin; es lebe die Kaiserin!' Da knallte die Büchs«, und der alt« Veteran stürzte lauflos in den Schloßoraben. Tboums hatte nebofst, ln dem ihm zunächst Folqenden einen weni ger entschlossenen Führer des Zugs zu finden. Mein dieser schien vielmehr von Rache und Wut entbrannt. Ebenso verwegen wie sein Vorgänger gewesen war, aber nicht so ruhig, feuerte « sein« beiden langen Pistolen rasck nacheinander auf den Preußen ab,«ohne ihn jedoch bei der großen Entfernung und dem zweifelhaften Lichte des Mond« zu treffen. Sein Leben war jetzt Thomas verfallen. Mein dieser mit seinem Scharfblick erkannte, daß sein Vorteil unter den obwaltenden Umstän den erheische, den Führer und durch Ihn alle hinter ihm herschreitendsn Feinde in ein Gefecht auf blanke Waffen zu verwickeln, um so das Dor- rücken des ganzen Zuges zn hemmen. Die Nachfolgenden konnten durchaus nichts zur Unterstützung des Dodersten tun, weil die Mauer zu schmal war, als baß zwei nebeneinander hätten fechten können, «nd der nunmehrig« Führer durch seinen eigenen Leib den Preußen gegen di« Schüsse der letzteren deckte. In einer Entfernung von nur noch zehn Sckrktten von d« Platt form rannten di« Kämpf« aneinander. Der Oesterreich«, mit der Wut der Verzweiflung, überschlittete seinen stämmigen Gegner mit einem Regen von Hieben seiner kurzen! ab« gewichtigen Türkenkling«. Der kluge Thoma« ging nun verteidigungsweis« zu Werk». Er schonte das Leben seines Gegners, als ob es sein eigenes gewesen wäre; aber er wich keinen Fuß breit. Bei weitem inde« seinem Gegner an Ge schick in diesem Kampfe nachstehend, hätte er endlich erliegen müssen. Es hatten jedoch über dreißig Monn die Mauer erstiegen. Me waren durch den Zweikampf, der sich an der Spitz« entspannen, In ihrem Fort schreiten dickt vor dem Ziele gehemmt. Schon blutete der brave Tho ma, aus vielen Wunden; aber noch behauptete er seinen Posten, und sein wütender Gegner begriff in der'Hitze de« Gefechts nicht, daß er nur Plaß zu machen brauche, damit rin glücklick« Schuß seine? Kinier- m«nnes die Snch« entscheid«. Dl« Lage der Stürmende:, or kritisch und muri" von Sekunde zu Sekund« mißlicher. Dg blibten fünfzig Gewehr« zugleich im Schloßhose, viele der Braven fielen aetroffni in den Graben oder in den Hof, andere stürz- t« vck dir Kob, Mau« hinab, uw dem Uüttxggna» wi
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