Suche löschen...
Erzgebirgischer Volksfreund : 19.04.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-04-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192204191
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19220419
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19220419
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-04
- Tag 1922-04-19
-
Monat
1922-04
-
Jahr
1922
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 19.04.1922
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
ErzgevtrglMer rvolksfre««- . IS. LprU 1S2J.X «»la, L w. aarvm, r». SS Allgemeinen Deutschen D«o«t- M frei« AstsesteutenvnbänL« dieses Mal ganz gegen die Gewohnheit und Karfreitag und der Karsonnabend, an denen r w da» wo bt, ersten Speisungen schon D im Mai Üvoptr kurze geit nach schäft einig» Monat« zu widmen selb«, Jahre» wieder i« Dresden Brown da» SrzgHtrar und im zenbera besucht. Lein Znterel leit, mV v« « sofort auf neue * Sin« B«b! verein« hat in De Dresden gegründet. Rach erfolgt« Gründung sind noch hinzugetre ten! Der Deutsch« Gewerkschastsbund (Landesverband Sachsend d« Gewerkschaftsrina b« Arbeiter, Angestellten und veamtenoerbSnd« (Landesgruppt Sachsen) der Deutsch« Beamtenbund und der Bund deutscher Mietervereine (Landesverband Sachse«), sowie der Landes verband Sachsen des Verbandes deutscher Hausfrauenvereine und d« ' und Nitt,,,a»än und b» gung d« SV-ppelschule tn Pöhla kam s«im Pnn Ausdruck. Vor «inon Jah«, t» ta sein« Heimat zurllck und hat dort aie- zu wlrmd insbesonde« hat « t» «chl- Lrinnerung sein, Besuch d« Qu« sonders auch Lei _ Liebe zu den Kind«, April ISA mal» aufA ,. „ . „ . reichen Versammlungen über dps ausgedehi in Deutschland bepichtet mid zu feiner Fqr beigetragen. All«, di« an dem segmsrei^ , Mitwirken durften ob« W,t«K hatten, betrauern in d«m Heimgtga»- genen einen aufrichtigen Freund und Förderer. VisitkeräVillers Ksttee-Menr - von flNers her in jeUem soarlame« Hauis. MlleiS MSN einen gut«« stÄt« kocht« 2« Smgchisitlochm «uimdonin^« DWMWWMMÜ»«M»»W er nach wachsen entsandt, das infolge seiner luchten Bevolle sein« geringen Landwirtschaft als <m befopd««, Notstand», könnt war. End« Januar traf « tn Vr«sd«. zirk»büro und nahm sofort Fühlung mit der Söchfischm 4 «ung «r» dtn Behörden der größeren Städte. Schon ÄyMg MSrz'tonnt» «8 den Speisungen tn den beiden Gr und LhenmiD begonnen werden. Darauf wurd« —"" übrige» Lell« des Lande» geschritk * Rach den Feiertage«, Da» schöne Wetter, da» wir für die Feier tage erhofft hatten, bracht« dieses Mal ganz gegen die Gewohnheit und den Dolksaberglauben der Karfreitag und der Karsonnabend, an denen vom blauenden Himmel die Sonne mit vollen Händen in funkelndem Verschwenden belebendes Licht über die lenzschnende Flur ausstreute. Und das nicht umsonst; denn innerhalb weniger Tage wurde von kraft- geschwellten Knospen und Blüte« nun endlich allerorts der lähmende Bann der rauhen letzten Wochen gebrochen, und ein erstes zartes Grün erfreut nunmehr an Baum und Gesträuch das Auge, das lange bereits darauf wartete. Auch die Frühlingskinder der Wiesen und Hecken haben sich fast über Nacht vollzählig eirmestellt: Krokus und Veilchen, Gänseblümchen, Buschwindröschen und Märzglöckchen wiegen sich leise im Winde, und in geschützt liegenden Gärten träumen bereits auch die vornehmen Narzissen von kommenden Sonnenherlichkeiten. In den Wäldern regt sich» allüberall. Die Schneeschmelze hat die kleinen Waldbächlein zu reißenden Bächen gemacht, viele neue Bäche sind ent standen und führen das Wasser talabwärt», bi» sie versiegen, wenn die m Gw r d— ü Mr. Schneed«-, IS, April» Am vergangenen Sonnabend hielt die Vereinigung chemaliger tzsichenschüler ihre -weite Zu sammenkunft im allen Schützeuhau» ab, die dank der regen Aussprache zu allen Punkten einen guten Verlauf nahm. Das Erscheinen der ehemaligen Schiller aus Fern und aus Noch bekundete auch diesmal wieder bas bewußte Zusammengehörig keitsgefühl und die Anhänglichkeit -ur Schule. Besonder» rege war die gegenseitige berufliche Aussprache, der noch einige Stunden angenehmen Beisammenseins folgten. A«g»l»g»«heUea. » EG .LE Dte Kometen -es gehre» 1S22. GH. In diesen- find -WÄ periodische Kometen mit kurzer Umlaufs^ -g", dte uns höchstwahrscheinlich auch dtesesmal vergeb.. , .oarten lassen und enttäuschen werden. E» handelt sich um die Kometen Brorsen und Perrin«, von denen der erste tn einer Periode von etwa Über fllnf Jahren um die Sonne läuft, während der -weite etwa ein Jahr länger braucht. Der Komet Brorsen'm -u- letzt tm Jahre 1890 beobachtet worden. Es ist anzunehmen, daß er verschollen ist und der Geschichte angehört. Der Komet Perrine ist zum letztenmal im Oktober 1909 beobachtet worden und bot damals nur für den Besitzer eines Teleskops Interesse. Auf seiner Rückwanderung durch unser Sonnensystem kann tm Lause ds. Is. der Komet Encke, einer der pünkt- lichsten kur-periodischen Haarsterne, verfolgt werden, der sich ün ersten Vierteljahr 1922 infolge seiner scheinbaren Sonnen- näh« nicht beobachten ließ. Man findet ihn da» ganze Jahr über in dem Tierkreisbild des Wassermanns, in dem bis vor kurzem die Sonne in ihrem scheinbaren Laufe durch die Ekliptik weilte, weshalb der Schweisstern auch im Fernrohr nicht ausgesucht werden konnte. Dom 1v. April ab ist er in 22 Uhr 32 Min. S8 Sek. Rektaszension und —11 Grad 42 Min. Deklination, also etwa in der Nähe de» Sternes Sigma im Wassermann, aufzusuchen. Gr ist bann bis Mitte Juni in > rechtlänfiger Bewegung, immer im gleichen Sternbild, in der Gegend der Ekliptik -u suchen, von welchem Zeitpunkt ab er rückläufig in immer tiefere südliche Breiten geht. Am 23. August steht der Komet Encke dann in Opposition zur Sonne, weilt also, der teleskopischen Beobachtung sehr günstig, die ganze Rächt am Himmel. x Gin neuer Komet wurde am 24. Januar aus dem stap-Observatorium am südlichen Sternhimmel (Luftpumpe) -ntdeckt. Es handelt sich um einen sehr schwach sichtbaren vaarstern. Das genannte Sternbild liegt an der Grenze der für uns gerade noch unter günstigen Umständen erreichbaren Konstellation des Sübhtmmels. Zur Beobachtung steht er dem- gemäß zu tief am Horizont. i Schneeschmekz« zu End« gegana«« ist. Auch di« «sie« Voaelstlmmn, lassen sich tetzt tm Wald vernehmen. D« Karsonnabend mit sein« ganz un»eitg«aMen, junihaften Hitze ließ manchen zweifelnd zum Himmel aussehen: Wird da» nicht Gewitter geben? E» herrscht« «amenüich um die Mittag»- und Nachmittagsstunden am Sonnabend ein« der artige Temperatur, daß da» Atmen und Gehen fast zur Qual wurd«. »Dies« Hitzel Vies« Hitzel' Wo »um ging und stand, tönt« «ine« dies stvhnend entgegen- E» war, al» wollt, der Himms mit Gewalt «ach- holen, wa» « bt»b« »«rsäumt hatt«. Aufkommen-« Befürchtungen wollten in d« Frühe de» ersten vsterseiertag« schon wieder zerftat- t«rn, al» man über Stadt und Land den wolkenlose« Himmel sich azuren breiten sah, und mancher schon heimlich aufargebene AtwflUgo- plan gewann dadurch wieder fest« Gestalt. Wie «» ab« in dem wetter wendischen April diese» Jahre» schon so ost ging, so «ar e» auch am ersten Feiertage: Kaum hatten die Glocken der Kirchen neun Uhr ge schlagen, so segelten Wolken heran, di« in Kürz« d«n ganzen Himmel einförmig grau bleckten. Da aber bi» in die stritten Nachmittags- stunden ein frischer Wind blies, drr teilweise sogar den Himmrl wieder öffnet«, so bliebe das Wetter beständig zur Freude all der ungezählten Scharen, di« abermals hinausdrängten in» Frei«. Dte Witte der Um- gebung dürsten ein gute» Geschäft gemacht haben, waren doch bi» in oi« Abendstunden selbst die Tische in den Gärten mit frohen Aus- flüglern dicht besetzt, di« in ihr« Osterfreude auch «twa» daraufgehen liegen, wa, ja bei den heutigen Preisen immerhin etwa» sagen will. In der nermten Abendstunde erst sagte sich der Himmel, daß oi« Mensch- lein da unten sich nun genug gefreut und amüsiert hatten, und so schickte « das erste richtiggehend« Gewitter diese» Jahre» mit wunderschönen blauen Blitzen und nachfolgendem Donn«, bene» sich bald strömend« Rimen zugesellte, der schwäch« auch den ganzen zwei ten Feiertag anhielt und dadurch auch den Vergnügung»- und Vast städten in der Stadt zu ihrem Rechte »«half. * Glue Denkschrift über Maßnahmen, um einer künf- tigen Arbeitslosigkeit vorzubeugen, ist dem sächsischen Landtage vom Gesamtministerium -»gestellt worden. Anlaß zu der Denkschrift hat die Befürchtung gegeben, daß ein Konjunkturumschwung eintreten könnte, der große Arbeitslosigkeit im Gefolge haben könnte. Um den ver heerenden Wirkungen einer solchen Erwerbslosigkeit zu be gegnen, sollen Notstandsarbeiten vorbereitet werden, um beim Eintritt ber Krisis sofort tn Angriff genommen werden zu können, z. D. Eisenbahnbauten, Bau des Elster- Saale-Kanals, Wohnungs-, Talsperren-, Straßenbauten, be- schleunigte Aufschließung des Draunkohlenwerkes Böhlen u. a. Weiter soll die Arbeitsvermittlung im ganzen Lande straffer organisiert werden, wobei auch die Verschiebung von beschäftigungslosen Industriearbeitern an die Landwirtschaft erfolgen soll. Weiter wird die berufliche Umschulung von Arbeitern vorbereitet, um Arbeiter notleidender Industrien in Betrieben beschäftigen zu können, die von der Krisis weniger betroffen werden. Schließlich ist geplant, beim Eintritt der Krisis die Arbeitsstreckuna durch Einführung von Minder- arbeit, verbunden mit Schichtwechsel, durchzuführen. * Ein Wohltäter der Menschheit. Der frühere Bezirksleiter du Kinderhilfsmission der Religiösen Gesellschaft der Freunde (Quäk«) von Amerika für Sachsen und Schlesien, Mr. Drown, ist in seiner Heimat, Indianapolis, Vereinigte Staaten Amerika, plötzlich verschie- den. Der Heimgang dieses vorzüglichen Mannes, der unendlich viel für die Kinderspreisung getan hat, erfüllt alle, die mit diesem Hilfs- Werk zu tun Haven, mit tiefstem Bedauern. Mr. Brown gehörte zu der ersten Gruppe von Quäkern, die im Januar 1920 «ach Deutschland kamen. Obwohl er schon über die besten Jahre hinaus war, nahm er sich des Kinderhilfswcrkes mit größter Hingabe-an. Ausdrücklich bat Gebrüder Westenwsw. Noma» von Lola Stein. (34. Forlsehung.) Frau Karoline sagte empört: »Es ist unglaublich, wie- viel Freiheit Manfred dir läßt. Immer bildest du den Ge sprächsstoff für Hamburg, Inez, immer hast du irgend etwas getan, worüber geklascht, gelächelt, geflüstert wirb. Immer ist meine Schwiegertochter in aller Leute Mund. Eine Frau, die den Namen Äiestenwald trägt! Es ist ebenso unpassend wie unglaublich.' »Mutter/ begütigte Elly, dte gern einen Zank vermieden sehen wollte und auch Dorothea sah die Tante bittend und beschwichtigend an. Man hatte doch nun lange erkannt, daß Inez nicht zu ändern war, man mußte mit ihren extravaganten Launen um) ihrem oft auffallenden Benehmen rechnen, da ihr Gatte ihr alles schweigend erlaubte, würden Schwieger mutter und Schwägerinnen sie gewiß nicht beeinflussen können. Zuerst hatte sie geweint, wenn man ihr Vorwürfe machte, später getobt, jetzt begegnete sie Frau Karoline mit passivem Gleichmut, der dw alte Frau noch mehr erbitterte. „Da kommt Manfred," sagte Dorothea schnell und wie erlöst, denn häusliche Szenen waren ihr verhaßt. Sie wandten alle die Köpfe zu ihm hin und Inez, der eine ungezogene Be- merkung auf den Lippen geschwebt hatte, ließ sie nun unbe sprochen. Manfred Westenwald begrüßte die Damen, küßte seiner Frau die Hand und sah sie mit zärtlichen Blicken an. „Gefällt dir mein neues Kleid?' fragte sie und erhob sich lächelnd, um ihre volle Schönheit zu zeigen. Hinreißend, berückend stand sie vor ihm und die alte Leidenschaft blitzte auf in seinen Augen. Vergessen waren in solchen Augenblicken die Szenen, die schrecklichen Auftritte, die seine Ehe so schwer machten. Immer wieder siegte Inez' Liebreiz, wenn er inner lich voll Groll und Gram war, immer wieder triumphierte in dieser Ehe ihr unwiderstehliches Frauentum. Sie wußte es und das gab ihr die fast unumschränkte Macht Uber diesen Mann. Diese Macht, die nur dann versagte, wenn sie von ihrem Wunsch sprach, ihre Heimat wieberzusehen. Dorothea hatte das Ehepaar beobachtet. „Es ist immer dasselbe," dachte sie. Und wenn ihr auch Manfred oft un- männlich erschien, viel zu weich, viel zu schwach, so gab es doch auch Augenblicke in Dorotheas Leben, wo sie begriff, daß die Macht, die dieses zarte und schöne Frauenwesen ausüben konnte, eine schr große war. Denn sie selbst, die Ine- Lieb« zuerst mit einem todwunden Herzen voller Gram und Bitter- reit gegenüberegstanden, hatte es auf die Dauer nicht vermocht, sich der werbenden Freundschaft der jnngen Fra»: zu entziehen. Sie hatte Inez Liebe zuerst geduldet, weil es ihr unmöglich war, unfreundlich und schroff -u dieser Frauenblume zu sein, später hatte sich ein herzliches, warmes Gefühl für sie in ihr Herz geschlichen, das nur manchmal erschüttert wurde, wenn sich zu viel Groll über Inez in ihr ansammette. Denn sie sah den Dingen ja klar ins Gesicht. Und wußte, daß Manfred Westenwalds Heirat nicht nur ihr eigenes Lebens- glück vernichtet hatte, daß diese Ehe auch fitr die snnze Familie kein Segen geworden war. Und daß es heute anders um da» Haus Westenwald stände, wenn HanH-d statt dieser kind lichen, unvernünftigen luxuriösen F ein ernstes ver- ständtae» Weit sei» eigen nennen wün Manfred Westenwald war sehr ernst geworden Im letzten Jahr. Falten zeigte seine vor einem Jahre noch so glatte Stirn. Ein unruhiges Flackern war meistens in seinen schönen braunen Träumeraugen. Wenn man diesen Mann scharf be- obachtete, konnte einem nicht entgehen, daß er von innerer Un ruhe gequält wurde, daß er Sorgen hatte. Und die Frauen, die ihn mit liebenden Blicken betrachteten, hatten seit langem gefühlt, daß irgend etwas in Manfreds Leben nicht stimmte. Seine Ehe konnte es nicht sein, denn nach wie vor betete er Inez an. So mußten seine Sorgen den»» das Geschäft be- treffen. Und was Frau Karoline und Elly seit langem ge- ahnr, das war ihnen seit einigen Mormten zur Gewißheit ge worden, seit der letzte furchtbar ungünstige Jahresabschluß vor lag: es ging bergab mit der alten Firma. Es stand schlecht um das vornehme Haus. Manfred hatte nicht länger schweigen können. Man mußte sich einschränke»» iy Zukunft. Er mußte der Mutter und Schwester nun sagen, daß er, seit er das Geschäft leitete, nur schlechte Jahre gekannt, nur Ausfälle, Abspringen der Kunden, Aergerlichkeiten und keine nennenswerten Verdienste. Aber was er den Frauen seines Geschlechts nicht länger vorenthalten konnte und wollte, das wagte er seiner eigenen Gattin nur anzudeuten. Und Inez nahm es nicht tragisch. Sie behauptete lächelnd, sich nicht einschränken zu können. Und nach wie vor rannen große Summen lässig und leicht durch ihre zarten Hände. Nun kam auch der Regierungsbaumeister und setzte sich zu den Damen. Bald darauf ging man zu Tisch. Man speiste in dem großen prunkvollen Eßsaal. Man aß von dein Jahrhunderte alten kostbaren Porzellan mit dem schweren Familiensilber der Westenwalds. Frau Karoline be wirtete ihre Kinder immer sehr, gut, an Speisen un- Weinen wurde nicht gespart an den Familienabenden. Aber die rechte Stimmung hatte sich in den letzten Monaten niemals mchr einstellen wollen. Auf allen Gemütern lastete ein Druck. Sie fühlten alle: irgend etwas mußte geschehen, irgend ein Ereignis eintreten, um die Firma zu retten, die langsam und mit tödlicher Sicherheit ihrem Zerfall zutrieb, wenn keine Hilfe von außen oder innen ihr kam. Als nach dem Essen Dorothea mith Elly und Erwin Leuchtwanger plaudernd beisammensaß, während im Neben zimmer Frau Karoline ihrem Sohn Vorhaltungen Uber die Verschwendungssucht seiner Frau machte und Ine-, als ginge sie das Gespräch überhaupt nichts an, mit dem kleinen Johann Christian sich neckte, sagte der Negierungsbaumeister plötzlich: „Es wird dich gewiß Interessieren, Thea, baß nun auch dein treuester Verehrer wieder zurückkommt nach Hamburg." Ihr He» schlug einige Sekunden schneller. Dann fragte sie ruhig: „Wen meinst du denn, Erwin?" „Thea," sagte er lächelnd, „verstelle dich nicht. Du weißt genau, daß ich Arna gerrat meine." „Er hat dir geschrieben?" „Das tut er öfter mal. Sein alter Geschäftsfreund, der ihm seinerzeit die Mittel gab, um seine Firma zu gründen, ist gestorben. Nun muß gerrat zur Abwicklung der Geld- geschtchten mit den erl ernten Verwandten herüberkommen. Er scheint es nur ungern zu tun, er machte ein paar geheim- nisvolle Andeutungen, als ob er große Pläne da drüben erst gern noch verwirklicht hält» „Also du stichst noch immer mit ihm in freunbsHMicher Verbindung, Erwin, obgleich er unser« Firma so sich« ge schädigt hat?" „Liebes Kind, mein« Freundschaft mit Arno Zerrst ist alt und unerschütterlich. In eure geschäftlichen Angelegen heiten mische ich- mich prinzipiell nicht hinein. Unser per sönliches Verhältnis aber hat nichts mit dem Geschäft zu tun." In diesem Augenblick rief Frau Karoline nach ihren» Schwiegersohn. „Ich soll Schiedsrichter spielen," sagte er und schnitt eine Grimasse. „Ein undankbares Amt. Eine der Parteien Ist hinterher ja doch beleidigt." Und er ging ungern tu da» airdere Zimmer. Die Pflegeschwestern blieben allein. . „Weißt du, ob gerrat sich drüben verheiratet HÄ, My?" „Nein. Wie kommst du darauf denn, Thea?^ „Nun, ist das nicht ziemlich naheliegend. In den Jahren dazu ist er doch lange." „In den Jahren, dich zu verheiraten, bist du auch schon geraume Zeit, Thealrin, und hast es doch nicht getan. Weiß» du, ich möchte dir etwas erzählen, aber eigentlich habe ich Erwin versprochen, nicht darüber zu sprechen." Dorothea lächelte. Sie wußte, ihr gegenüber konnte Elly nichts bei sich behalten. „Betrifft es mich denn, Elly?' „Ja, das ist es ja gerade. Zuerst wollte Erwin «s mir auch nicht sagen, weil er behauptete Weiber könnten den Mund nicht halten." „Und nicht einmal ganz mit Unrecht, Elly, will mir scheinen." „Du hast leicht, dich lustig zu mache»». Du bist eben ganz anders veranlagt, LLea, als wir anderen. Du bist so ver- schwiegen und diskret, wie ich nie eine andere Frau gekannt habe. Und neugierig bist du auch nicht einmal." Sie sagt« es ganz beleidigt well Thea nicht mehr Interesse für ihr» Neuigkeit zeigte. „Ein »venia neugierig bin ich doch, Elly. Und mm er zähle mir ruhig, was du ja doch nicht verschweigen kapnfl Von mir wird Erwin gewiß nichts erfahren, daß ich es weiß. „Nun, er hat mir eine Stelle aus Arn- Zerrats letzte« Brief vorgelesen. Er schreibt: „Dte schönsten Spanierinnen haben sich hier vergebest» bemüht, mir ewige Fesseln anzu legen, es ist keiner gelungen, mich -u biirden. Und weißt du, warum nicht? Du wirst dich wundern, wie auch ich oft über mich selbst staune. Ich hätte mich für weniger sentimental gehalten. Weil ich das blonde Malkllrenmädchev immer »roch nicht vergessen kann." Es war minutenlang still im Raum. Dann sagt» Elly Leuchtwanger leis«: „Ist solch» Treue des Gefühls nicht etwa» Seltenes und sehr Schöns» bet einem Manne, wie Arno Zerrst ejner ist? Der so hart, so entschlossen, so «Ssowt männlich und herrisch erscheint und es im sonstigen Leben such ist? Und der von dem tiefen Gefühl nicht loskourmen kann, von diesem Gefühl, das dir gilt?" - „Ja", sagte Dorotha sinnend, »solch« Grfühlsireu« ist schön. Aber was nützt fi« ihm und wa» nützt st« mir, da ich ibn nicht liebe?" „Cs ist jammerschade, daß du ihn nicht liebst, Thea. Denn ihr deide wäret «in herrliche« Paar geworden." MorFchrmg -ochy
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)