Volltext Seite (XML)
MM »trö V» »m UWomß, «G ß« Md Ki «Hk n» ErUnntnis bringen; fl, haben do» Wort Gotte», da» allein kann den Weg zur Ewigkeit weisen. Auch selig verstorbene gedenken ihrer Hinterbliebene» und nur so ist manche Umkehr eine» Menschen zu erklären, die sonst jeder anderen Einwirkung entbehrte. Di» Bibel allein ist unser« Führerin durch diese» Erdenleben, drum soll sie her- . vorgeholt werden au» der Schublade oder einem sonstigen ver- ' steckten Platz, um sie suchend und verlangend »u lesen. Alle ander«» Wege, zur Klarheit zu gelangen, führen abseits. Sie allein ist e», di» un» den Weg zeigt zur ewigen Seligkeit. Mit herzandrtngendrn Worten machte der Evangelist noch alle ihrer großen Verantwortung, besonder» der Eltern gegenüber ihren Kindern, bewußt, auf daß st« Nicht «inst schuld seien an ihrem verlorenen Leben und bitter« Eeelen- quälen erduld«» müsse»». Kandel, Industrie, Volkswirtschaft. * Zur neuesten Not« dm Reparationskommisflo« schreibt der Per- bmck Sächsischer Industrieller» Die Entscheidung der Reparation» kommission vom 22. Mürz d. I. will dem deutschen Dolle bi» Ende 1922 729 Millionen Goldmark in bar und 1450 Millionen Goldmark in Sachleistungen auferlegen. Den vorläufigen Zahlungsaufschub macht sie uberdie» von Bevingungen abhängig, die vor allem die Ver mehrung der deutschen Steuern im Rechnungsjahr« 1922 um minde sten» weitere 60 Milliarden Papiermark fordern, dte eine die deutsche Finanzhohrtt beseitigende Ueberwachung »inführen und die im Falle des Versagen» de, inneren oder äußeren Anleihemarktes neue Ab- gaben auf die beweglichen und unbeweglichen Realwert« Deutschlands androhen. Schon zu den Ergebnissen von Lannes mußte der Gesnmt- vorstand de» Verbände» Sächsischer Industrieller nachdrücklich erklären, daß dte Forderungen in ihrer Gesamtheit die Vernichtung jeder Wiederaufbaumöglichkeit und damit der Grundlagen der Reparation»- -sahigkett bedeuten. Da» neue Diktat bringt gegenüber den Auflagen von Lannes nur noch Verschärfungen und hebt dadurch da» Entgegen» kommen bei der Herabsetzung der au» dem Londoner Ultimatum sich ergebenden Barleistungen völlig auf. Es ist in seiner Maßlosigkeit völlig unerfüllbar. Gegenüber diesem Standpunkte der Alliierten kann nicht ost und nicht nachdrücklich genug festgestellt werden, baß «in« unaemessene Leistung von Barsummen, Sachgütern und Be» satzungskosten außerhalb de« Bereiche, der Möglichkeit liegt und daß «ine Erfüllung bei vollster Anspannung der deutschen Kräfte nur er reichbar ist, wenn die geforderten Leistungen auf ein nach Zeit und Umfang allenfalls nach tragbares Maß begrenzt werden und dad >rch der Weg zu einer internationalen Anleihe frelgcmacht wird. Was der Gesamtvorstand de» Derbandes gegenüber den Anforderungen von Lannes zum Ausdruck brachte, bleibt auch heute bestehen: die zer- störenden Tendenzen innerhalb der Entente wollen nichts anderes als eine Zerstörung der deutschen Volkswirtschaft und damit des Bestandes des Deutschen Reiche». Dessen sollten sich Regierung und Reichstaa, die vor der Geschichte die schwere Verantwortung für Dasein und Würde In diesen Schicksalsstunden tragen, in vollstem Maße bewußt sein! Das deutsche Volk aber sollte aus allen Erfahrungen, die es immer von neuem macht, nunmehr lernen, daß es des Zusammen schlusse» der ganzen Nation bedarf, um von unserer deutschen Volks wirtschaft und von jedem einzelnen Deutschen, keine Schicht imd kei- neu Dolksangehörigen ausgenommen, hon Dernichtungswillen der Feinde einmütig und entschlossen abzuwehrenl * Industrie und Gütertarife. Der Verband Sächsischer Ind«, strieller sandte an den Reichsverkchrsminister Groener nachstehendes Telegramm: ,Lum fünften Male innerhalb S Monaten sollen die be stehenden Gütertarife erböht werden ,diesmal ab 1. Slpril um 40 v. H. Der Verband Sächsischer Industrieller weiß sich mit der gesamten deutschen Industrie einig, wenn er erneute Verwahrung dagegen ein legt, rein schematisch der deutschen Volkswirtschaft Mehrausgaben der Reichsbahn über das gerechtfertigte und tragbare Maß hinaus aufzu- erlegen, statt di« Fehlbeträge durch geeignete Detriebsmaßnahmcn tinzubringen. Die Konkurrenzfäbigkeit sächsischer Industriebetriebe auf dem deutschen und auf dem Weltmärkte steht bereit» vor ernsten Gefahren/ Zur Veranschaulichung der Frachtenerhöhunq an der Reichsbahn muß man, wie der Verband «eiter mitteilt, sich vor Augen halten, daß die spracht 'chläge im-Verhältnis zu den Tarifen vor dem Kriege ab 1- März 1822 3318 v. H. (Dreitausenddreibundert- fünfzehn Prozent) betrugen und Lei dem neuen Zuschlag von 40 v. H. 'ab 1. April 4641 v. H. gegen die Vorkriegszeit betragen würden. Vie Arbeitszeit d» Sowsetrußland. Der „Sozialistisch« Bote* hat bemerkenswerte Angaben über die Verlängerung der Arbeitszeit in Rußland veröffentlicht. Hiernach besteht der in Sowjetrußland gesetzlich festgesetzte Achtstundentag in Wirklichkeit nicht mehr. Nach einer Veröffentlichung des offiziellen Organ» „Prawda" ergab eine Untersuchung, die die sozialpolitische Abteilung des Moskauer Gewerkschaftsratcs vor kurzem in den pri vaten Handels- und Industriebetrieben Moskaus veranstaltete, fol gendes Bild: Der Achtstundentag besteht lediglich in 86 (von insge samt 69S) Betrieben. Zn den meisten Betrieben arbeitet man 9 Stunden, in 44 Betrieben 10—12 Stunden, in 11 Betrieben 14—16 Stunden, in 44 Betrieben endlich gibt es überhaupt keine geregelte Arbeitszeit. In der Generalversammlung der Angestellten der pri vaten Handelsunternehmungen Moskaus wurde ferner festgestellt, daß Jugendlichen «ich Kind«« wit inbegriffen, Bei den Bäckern ist der Arbeitstag 12—18 Stunden längs E, sind zahlreich« Fäll« v«rz«ichnrt, wo di« Bäcker- gesellen ununterbrochen Tag und Nacht arbeiten, nur »in« Ruhepause von «inrr bi» zw«i Stundrn haben und wochenlang nicht den Arbeits- raum verlassen. Weiter noch al» in Moskau ist man nach amtlichen Angaben bezüglich der Abschaffung de» Achtstundentage» in der Pro- vinz gekommen. Im Eisenbahnbetrieb» wurden vielfach zwei Schich ten mit zwölfstündiger Arbett,zeit eingeführt. Auch in anderen staat lichen Betrieben ist der Achtstundentag entweder abgeschafft oder durch die Anwendung zahlreicher Ueberstunden annulliert worden. In einem groß« Werl du Douvernemint» Ntshni-Nowgorod ist, M .Lrud" meldet, ans Wunsch der Ardetts« der Zekmfvmdnttqg «tng« führt* worden. In einer Letnewäbefabrtk in demselben Gouvernement wurde der Neunstundentag eingeführt. In Witebsk arbeitet man mm der staatlichen Lederfabrik Nr. 1 (bet Akkordarbeit) 12 Stunden. A^ der zweiten allrussischen Konferenz für Arbetterschuß erklärte d« D- legiert, au, Astrachan, daß «auf den Fischerei-und Salzwerken van Astrachan de, Achtstundentag undenkbar sei.* Und d«r Delegiert« au»! dem Dongebiet hob hervor, baß „in Verbindung mit der neuen Lir^j schaftspolitik di« Bergarbeiter im Dongsbirt auf der Jagd nach d«R Stück Brot 16—17 Stund«» täglich zu arbeiten angefangen haben.* i Turnen- Sport und Spiel. Ständig« Drllag« d«» Erzgrdirgischen Dolkssreuude«. AmMche Bekanntmachungen de« Sa««« Erzgebirge l. B. M. B. B- Gauoorstandssitzung am 1. April 1922 im Kaffee Georgin: Beginn v Uhr. 1. Protest Lauter im Spiel Lauter 1 — Bernsbach 1 am ö. Mä» 1922. Geladen werden die Spielführer beiderseits, Hr. E- Müller-Au« und Hr. S. Richter-Grünhain. 2. In Beschwerdeange legenheiten werden geladen: a) vom Spiel Lößnitz 1 — Schneeberg 1, Tormann von Lößnitz und Erhardt Häußler (V. f. L): b) vom Spiel Grllnhain 8 — Lauter 8 R. Lein-Drünhain, O. Becher-Lauter), R. Wunderlich-Beierfeld; e) vom Spiel Aue 8 — Schneeberg 8, Ma; Ouas^Lchnceberg, P. Körner-Beierfeld, Spielführer beiderseits; d) vom Spiele Bernsbach 8 — Grünhaiu 8, K. Röhner-Drünhain, P. Körncr-Beterfeld. P. Gehlert. M. Solbrig. » vervandsspiele am 2- April 1922. 8. Klasse (A.-Bezirk)» Aue 8 — Lößnitz 8 (Schneeberg) ' 1.00 Uhr, Hartenstein 2 — Schneeberg 8 (Bernsbach) 230 Uhr- Alberoda 1 — Langenbach 1 (Lößnitz) 2.30 Uhr. Neuanfetzung, 1. Klosse, Lauter 1 — Ane 1 (Schneeberg) 2.00 Uhr, Drünhain 1 — Schneeberg (Lauter)' 2.00 Uhr. 2. Klasse (A.-Dezlrk)r Aue 2 — Loßnitz 2 (Lauter) 2.30 Uhr. 2. Klasse (B.-Bezirk), Bernsbach 2 Grünhain 2 (Beierfeld) 2 00 Ubr, Johanngeorgenstadt 1 —Beierfeld 2 (Auerhammer) 2.30 Uhr» 8. Klasse (B.-Dezirk): Zwönitz 2 — Grünj-ain 3 (Lößitz) 2.00 Uhr, Johanngeorgenstadt 2 — Lauter 3 (Auerhammer) 12.30 Uhr. 4. K l a s s r: Beierfeld 4 — Schneeberg 4 (Grllnhain) 2.00 Uhr. Jugend (A-Beziry: Eibenstock — Schneeberg (Aue) 200 Ubr, Lößnitz — Auerhammer (Alberoda) 2.00 Uhr. Jugend (B-Bezirk): Grünhain — Lauter (Zwönitz) 12.30 Uhr. M. Solbrig. NS. Sollten die Wetterverhaltnisse bi» Sonntag, den 2. April 1922 nicht besser werd-n, werden alle Derbandsspiele abgesctzt. Die heute veröffentlichten Spiele gelten dann für 9- April. M. Solbrig. An all« Sportvereine des Gans« SrWebkrge! Der unterzeichnete Verein beabsichtigt, mit der Ligareserv« der Leipziger Sportfreunde ein Spiel für 2. Osterfeiertag und mit der 1. Jugend des Sporvtereins Halle 98 ein Spiel für 1. Osterfeierwg in Schneeberg abzuscbließen. Beide Mannschaften sind sehr spielst« k, die letztere ist Saalekreismeister in der Jugendklasse. Vereine, die die Leipziger Sportfreunde am Karfreitag oder 1. Feiertag und solche, die die 1. Jugend des Sportvereins Halle 98 am Karfreitag oder Ostermontag verpflichten wollen, werden gebeten, sich m vcrzüglich an unseren Geschäftsführer Fritz Beuthner, Schneeberg, Markt 11, zu wenden, der mit näheren Angaben zur Verfügung steht. Verein für Leibesübungen 07 («. B.) Schneeberg i. Sa. * B. f. 2- 4 Schneeberg gegen Zwickauer Sportklub 8. 1-1 (i-v). Sonntag, den 26. Marz weilte die 4. Mannschaft in Zwickau, um das für die 3. Elf anaesetzte Gesellschaftsspiel auszukämpfen. Nach hartem Kampfe konnte der zweiklassige Gegner vom Gau Wcstsachsen gegenüber der vierklnssigen Mannschaft vom Gau Erzgebirge nur ein unentschiedenes Resultat erzielen. Die 4. Elf verdient ein Ge samtlob. Tormann Schulz war der allerbeste auf dem Felde. D. f. L. 4 schoß sein Tor in der ersten Halbzeit, während Sportklub 3 in der zweiten Halbzeit, durch Selbsttor des Mittelläufer» B. f. L. zum Ausgleich kam. D. Pokalspiel d«r Sa«« Srzgebkrg — Mitteflachse« 8,7. Die Würfel sind gefallen! Di« Pokol-LIf de» Erzgebirge, fi«M am Sonntag in Schneeberg nach hartem Kampfe wer Mittelsachsen^ Mannschaft mit 8:7. Kenner der Sache tippten im „Sport-Sonntog*, daß Erzgebirge gegen Mittelsachsen und Obererzgebirge gegen Nord» sechsen um den silbernen Wanderpokal unterliegen würden. Doch mit des Geschickes Mächten... In unserem Dau wurde der Sieg er rungen; wo hingegen Obererzgebirge gegen Nordsachsen nur 2.1 knapp unterlag. Im Ausscheidungsspiel treffen sich nun am Kar freitag in Riesa die Auswahlmannschaften der Gaue Erzgebirge —» Nordsachsen. Auch dort werden unsere Repräsentativen hoffentlich ch« Beste» hergeben, um einen Erfolg zu zeitigen, zum Besten unsere» Gaue» Erzgebirge, zur weiterer fruchtbringender Sportsarbeitl Spielverlauf: Bei ungünstigen Bodenverhältnissen stellten sich 2.30 Uhr beide Poknl-Maunschaften dem Ligaschiedsrichter Dellt-Riesa zur Verfügung. Erzgebirge konnte nur mit 10 Mann antreten, den. Ermangelung eines Schwitzers, jedoch nach 20 Minuten die Mannschaft ergänzt war. Mit Anpfiff setzte sofort ein flotter und spannende« Kamps ein.' Erzgebirge war im Angriff; jedoch die Hintermannschaft Mittelsachlens stand gut auf Posten. Bereit» in der 8. Minute buch ten die Gäste Nr. 1. Kurz darauf 11 Meter für Erzgebirge, welch«! durch Halblirks verschossen wurde. Der Kamps tobte bin und her-, unsere Gelbweisen leiteten wunderschöne Kombmations-Angrifle rth bis Rechtsaußen den Ausgleich 1:1 herbeilührte. Drlbwciß fing an, immer mächtiger zu drücken, bis der linke Läufer einen präzise«! Schuß aufs Tor anbrachte und somit Nr. 2 im Netze saß. Innerhalb kurzen Zeitabständen buchte Er'^birge noch 4 weitere Tore, während! Mittelsachsen durch einzelne gefährliche Durchbrüche nur 2 Tore ent»i gegenstellen konnte. Bei Halbzeit 6:3 für Gau Erzgebirge. Nach' Seitenwechsel -erfahrenes, planloses Spiel- Gelbweiß streikte; di«, Läuferreihe rückte zu weit auf, der Gegner erkannte diesen taktische»; Fehler, verlegte das Spiel auf feine stärkste Seite nach rechts »ich, innerhalb 20 Minuten waren 4 Tore aufgeholt. Erzgebirae erkarnt» - fetzt endlich die Situation. In der 1S. Minute vor Schluß wurd« durch Halbrechts der Ausgleich 7:7 geschaffen. Unentschieden wogt« der Kampf, zäh und hartnäckig. Beide Torwächter mußten öfter» ret» te--d eingreifen; Lindner besonder» meisterte glänzende Sachen. End lich 8 Minuten vor Abpfiff schoß Häußler 2 da» siegbringende To« unter tosendem Beifall. Auf beiden Seiten wurden noch einige heikl« Momente geschaffen, welche geklärt wurden. Al» Sieger mit 8:7 des Gaues Erzgebirge verließen die Delbweisen da» Spielfeld. Schiedsrichter Delli-Riesa war dem Spiele, da» er fest in der Hand hielt, ein gerechter Leiter. Das Eckenverhältni» hält Wage. Die Tor schützen waren Häußler 2 (4), Knopf (1), Reuther (1), Scheffler (A. Durch ausgezeichnete Vorlagen de» Mittelstürmers, wurden hauptsäch lich die Tore geschossen. Im groben Ganzen waren die Leistungen zu» friedenstellend. Mittelsachsens-Elf war sehr gut; beid« Mannschaft«^ waren gleichwertig. i ü Gerd«r. Gaupressewart. Aue, 29. Mörz. Dom Skiverein wird un» geschrieben: D« Winter fällt das Abscbicdnebmen schwer. Wird ibm an einem mild-» Frühjahrstage der weiße Pelz mal gestreift, so erscheint er tagsdarauk mit einem neu-n dicken weißen Wintermantel und grinst die Welt hinter einem dichten Flockenschleier höhnisch an. Was man im Skt- verein sonst Frühjahrssahrten nennt, da» sind jetzt echte Winter reifen. Da oben bei Tellerhäuser hat man erst-dieser Tage wird«« Winterfreuden genossen, wie sie uns ost zur Weihnachtszeit nicht s« beschieden sind. Tie-verschneite Wälder in einer klaren Stcrnennacht, dazu die Lichter einsamer Hütten, die in den Tälern und an Berger lehnen still zu träumen scheinen, das anzuschauen sind Erbauung«» stunden, wie sie der ruhelose Städter braucht. Wohl sind wir Wintersrcunde lange schon bereit, den Frühling freudig zu empfangen, allein solang der Winter noch regiert, solange kosten wir — soviel «r Schlimmes auch bescheren mag — noch seine Freuden. Dom Winter» Abfchiednehmen wird die letzte Fahrt wohl nur der Aufana erst ge wesen sein. Was sonst der Ski-Verein in den vergangenen Zeiten aa Sport und Wanderungen erlebt hat, das wird am Freitag diese» Woche in einem Lichtbild-Dorttag nochmals vorgeführt- Beginn abends 7^ Uhr im Saale des Hotel zum Stadtpark. Gast« und di« Jugend sind herzlich willkommen! Schopenhauer und Goelhe. Neber die persönlichen Beziehungen des jungen Schopenhauer nnn alternden Goethe bringt Gwinners Schopenhauer-Buch, dessen Erstauflage in neuer Bearbeitung durch die Enkelin Gwinners in den nächsten Tagen bei Brockhaus erscheint, interessante Aufschlüsse. Er schreibt darüber u. a.: . . . Und doch glänzte nur einer neben dem jungen Genie, der es verdunkeln durfte wie die mit Lichteffckten bunter Art sich nei- aende Sonne den ausgehenden Abendstern, einer, dem er sich rück- oaltlos hingab, ja von dem er oft bekannte, daß er ihn zum zweiten Male erzogen habe. Wenn Goethe den Salon seiner Mutter be trat, dann hatte der Sohn weder Auge noch Ohr für die andern. Der Dichter war damals in seiner verschlossensten Periode; nur die „Far benlehre*, wegen deren Verkennung er grollte, vermochte ihm den Kst 40 Jahre jüngern und, wie er in den Tages- und Iahresheftsn selbst sagt, „schwer zu erkennenden* jungen Mann näherzubringen, kr hatte die „vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde" zelesen, und, erstaunt und erfreut einem Selbstdenker ohne Dor- jtrteil zu begegnen, nahm er dessen gänzlich vorurteilsfreies Inter- sss« sogleich für sein mißachtetes Schoßkind in Beschlag. Er schickte Km seinen optischen Apparat und seine Instrumente ins Haus, und Schopenhauer ließ sich keine Mühe verdrießen, blieb länger als seine klbsi^it gewesen in Weimar und studierte unter Goethes beständiger Leitung Optik. Das aufkeimende Genie des Philosophen ordnete sich mfangs willig unter. Die Wahrheit aber gatt ihm viel zu viel, als baß ihn selbst ein so mächtiger Geist aus der Bahn, wie ihm die Katur vorgezeichnet, hätte ablenken können. In der Stille ließ er sich von ihm befruchten und setzte die lebendigen Keime nachher aus- ertragener Ideen tm ernsten Ringen mit dem für ihn scheinbar un dankbaren Stoffe an. Daß Goethe die Entstehung der sogenannten physischen Farben richtig erklärte, war ihm bald zur Gewißheit ge worden, aber ebenso auch, daß dessen Lehre die Stelle einer allgemei nen optischen Theorie, die weder physikalisch noch chemij"„ sondern Physiologisch erfaßt werden muss« -'cht vertreten könne. Wie prächtig diese zwei so grundverschiedenen großen Geister aufeinanderplatzen mußten, davon kann man sich einen Begriff ma chen, wenn man aus Schopenhauers Mund darüber hört: „Dieser Goethe war so ganz Realist, daß e» ihm durchaus nicht zu Sinn wollte, daß die Objekt« «l» solche nur da seien, insofern sie von dem erkennenden Subjekt vorgestellt werden. Was, sagte «r mir einst, mit seinen Iupiteraugen mich anblickend, das Licht sollte nur da sein, insofern Sie es sehen? Rein, Sie wären nicht ta, wenn das Licht Sie nicht sähe." i. Goeth« war sich seiner Stellung zu Schopenhauer «nb zur Phil. . sophie klar bewußt. So gab er in der Zeit, als Schopenhauers Far bentheorie gedruckt vor ihm lag, gleichfalls das sehr bezeichnende Ur teil ab: „Dr. Schopenhauer ist ein bedeutender Kopf, den ich selbst veranlaßte, weil er eine Zeit lang sich in Weimar aufhielt, meine Farbenlehre zu ergreifen, damit wir in unsern Unterredungen irgend einen quasirealen Grund und Gegenstand hätten, worüber wir uns besprächen, da ich in der intellektuellen Welt ohne eine solche Vermittlung gar nicht wandeln kann, es müßte denn auf voetischem Wege sein, wo es sich ohnehin von selbst gibt. Nun ist oieser junge Mann, von meinem Standpunkt ausgehend, mein Gegner geworden. Zur Mittelstimmung dieser Differenz habe ich auch wohl die Formel, doch bleiben dergleichen Dinge immer schwer zu entwickeln." So mag es ihm denn auch schwer gefallen sein, die Mittelstim mung zur „Welt als Wille und Vorstellung" aus seinem poetischen Formelso.tz hcrauszufinden. Indessen konnte doch Adele dem Bruder nach Neapel berichten, daß Goethe mit Eifer daran gelegen habe. Allein, das Buch scheint ihn schließlich doch zu dick gewesen zu sein; sein philosophisches Interesse war wieder einmal mächtig ange regt, aber die Zeit, in der er sich mit Spinoza gequält, einer Wieder- kolung nicht mehr fähig. Wie Goethe übrigens von Schopenhauer oachte, zeigt auch eine in dem beiden Familien nahe befreundeten Frohmannschen Hause zu Jena erhaltenen Anekdote, nack welcher Goethe zu den am Tectisch über Schopenhauer, der in mürrischer Ab sonderung am Fenster stand, kichernden Mädchen gesagt haben soll: „Kinderchen, laßt mir den dort in Ruhe, der wächst uns allen noch einmal über den Kopf." A. G. Heileres aus dem Vogllan-e. Daß trotz der trüben Zeiten, in denen sich unser Leben bewegt, der Humor im Volke nicht erloschen ist, konnte der Schreiber dieses vor kurzem aus den persönlichen Erlebnissen eines Pfarrers aus dem Dogtlande feststellen. Dieser hatte als zugereister braver Onkel bei der Taufe der ersten Großnichte die Taufhaudlung vollzogen und erzählte beim folgenden solennen Kindtaussschmause in fröhlicher Tafelrunde heitere Episoden aus seinem Amtsleben. Von diesem durfte ter nachstehende hübsche Schwank wert sein, der Vergessenheit entrissen zu werden. Im oberen Dogtlande waltet« lange Jahr« die brave „Hanne" ihres Amte» als Hebamme. Sie hatte in ihrem Wirkungskreise wak» ker dazu beigetragen, den ncurn jungen Weltbürgern den Eintritt in das Leben zu erleichtern, und den Müttern die schmerzvollen Stunden noch Msiglich'.tt zu lindern. Sie erfreute sich großer Beliebtheit r-ittn uur in eem beschränkt«« Kreis« ihr« Tätigkeit sondern auf ihre Amtsgenossinnen im ganzen Bezirk schätzten sie hoch al» ei» Vorbild treuer Pflichterfüllung. Da war es nun ganz selbstverständ lich, daß nah und fern bemüht war, der guten „Hanne" zum 40- jährigen Amtsjubiläum die geziemende Anteilnahme zu beweisen. Der Ortspfarrer stiftete ihr als persönliches Geschenk das hübsch« Kunstblatt: Der „Kinder-Engel", von Kaulbach; schön unter Gla» gerahmt. Am Iubeltage selbst begab sich der Pfarrer nach der Woh nung der Jubilarin. Auf diesem Gange wurde er von einem vor» siindslutlichen Monstrum von Omnibus überholt, welcher mit Da men aus allen Lebensaltern vollgepfropft war. Vor der Wohnung angekommen, stand dieses Beförderungsmittel seitlich am Wege, wäh rend die ausgebootete Frauenmasse die Wohnräume der „Hanne* füllte. Es waren die Kolleginnen der Jubilarin au» dem weitere« Bezirk, die das Kunststück fertig gebracht hatten, den Storch zu ver anlassen, einmal einen Tag mit dem Heranbringen neuer Lebens fracht zu warten, um Gelegenheit zu haben, ihrer alten „Hanne" persönlich die Glückwünsche zu ihrem Ehrentage darzubringen. De« Ortspfarrer erschien, freundlich begrüßt, in dem großen Kreise, über reichte der Jubilarin das Kaulbachsche Bild und nahm Veranlassung, ihr in einer Ansprache in warmen anerkennenden Worten den Dam für ihre langjährige Tätigkeit zum Ausdruck zu bringen. Mit Be ziehung auf die bildliche Darstellung, in welcher ein Engel von» nächtlichen Sternhimmel zu einem am erleuebteten Fenster schlafen den Kinde herabsteigt, verglich er den Engel mit der mühevollen, ab« auch dankbaren Aufgabe der Wehmütter und daß diese doch ein» engelgleiche segensvolle Tätigkeit auf Erden ausübten. Dies. Anerkennung des Ortspfarrer» wurde von den versammelten Dame» mit Freude und Dank ausgenommen, da ihnen eine solche Ehrung und Würdigung ihres Berufes noch nicht vorgekommen war. Rach einigen Stunden frohen Beisammensein» wurd« Heimw«g und Hei»^ fahrt angetreten. Tag» darauf erschien in der Wohnung de» Pfarrer« ein« Ab ordnung der Bezirkswehmütter; sie dankten nochmal« für dir groß» Ehrung und baten den Pfarrer, ihnen doch die am Tag« vorher gezollte Anerkennung und daß sie Engel seien, schriftlich zu geben, damit sie r» schwarz auf weiß hätten. Mit lächelnder Miene erfüllt» der Pfarrer ihren Wunsch, und hocherfreut zogen sie ihre Straß« heimwärts. Nach einigen Tagen besuchte der Pfarrer den Gemeinde vorsteher zur Erledigung von Amtsgeschäften. Hierbei erzählte «» dem mit gutem trockenen Humor begabten Amtrgewaltigen den Vor gang. Nach herzlichem Lachen bemerkte dioser, baß doch in der Welt alles ander» geworden sein müsse; deru» so sehr er auch die TSi.gkeit; de: Hebammen schätz«, so sei ihm doch n«., daß dies« zum Geschlecht der Engel gerechnet würden; bisher habe er immer geglaubt, sie ae»' hörten zu den Säugetieren, „weil sie lebendig« Junge zur Welt brin gen". Schneeberg.