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Erzgebirgischer Volksfreund : 30.03.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-03-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192203309
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19220330
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19220330
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-03
- Tag 1922-03-30
-
Monat
1922-03
-
Jahr
1922
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 30.03.1922
- Autor
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U U «Nt«L V« Ml lesucht. aeN», g« er idler» M llel, je« iorni«, »tel. inge nd «e. b.A. Se ie» ;eb. ützt n. Au«, tz-L »»r ik >»8»» '»so, t. W viel« t zu und ein« ! ü« Erzgebirgischer Lvlksfreund «MkaL Vr. 7». ro. Mar, isss. Verlag L. M. Gärtner. Vv» tiir üen blonat ^eudsLleNun§en as» unü 6a» 2. Vierteljakr 1922 mHz«« bei üer Poel «olott bev/üüt verlies. * Bo» der gestrige» Sonnenfiusterni» war bet bedecktem Himmel tn unserer Gegend nichts zu beobachten. Di». Ver finsterung macht« sich nur durch eine ranz geringe kaum merk- Uche Abnahme der Tageehelligkeit fühlbar. Schneeberg, 29. Marz. Der Verein Echülerhetm hielt am 27. Mär- tm Ratskeller seine erste Generalversammlung ab. Aus dem Jahres- und Kassenbericht war zu entnehmen, daß der Verein seit seiner Gründung im Dezember 1920 sich er- lreultch weiter entwickelt hat. Infolgedessen konnten dieses Ostern -um ersten Male von einem Teile der aufgelaufenen Zinsen, den Satzungsbestlmmungen entsprechend an vier aus wärtige Schüler des Schneeberger Gymnasiums, Stipendien vergeben werden. Eine von der Versammlung angenommene Satzungsänderung sieht vor, daß in Zukunft ein Abgeordneter des Bezirksausschusses der Amtshauptmannschaft ohne weiteres Mitglied des Beirates sein soll. In diesen selbst ist nach dem Ausscheiden zweier Herren Fabrikbesitzer Stoß in Niederschlema gewählt worden. Don einer Neuwahl des Vor standes wurde auf einstimmigen Beschluß Abstand genommen, >o daß sich dieser auch ferner aus Stadtrat Epperlein, Kauf- mann Eurt Henschel und Studienrät Dr. Caspari zusammen setzt. Angesichts des guten Zweckes, den der Verein verfolgt, nämlich minder bemittelten würdigen Knaben womöglich durch Gründung eines Schülerheims mit Freistellen den Besuch des Schneeberger Gymnasiums zu ermöglichen oder zu erleichtern, Ist zu wllnschen,. daß der Verein immer mehr Mitglieder als Förderer seiner Ziele finden möge. Schneeberg, 20. März. Man schreibt «nm „Evangelisa- tionsnersammlungen'. Sie sind noch in guter Erinnerung vom vor. Winter her in der Kirche zu Ncustüdtel von unserem Stadt kinde Psr. Gilbert tn Echellerhau. Es war ein Ereignis für die Kirchgemeinde und man spricht noch immer gern von den Segnungen dieser Wortvcrkiindigung. Nun ist auch für Schneeberg ein solches Ereignis eingetretcn. Am Sonntag vormittag 11 Uhr kam im Ge- meinschastshaus der »Generalstab', wenn man so sagen darf, zusam men, um noch einmal Plan und Ziel de» beginnenden Feldzuge» ins Reich der Finsternis zu besprechen und sich tn Selbstprüsung und Beugung vor Lott zu rüsten. Auch auswärtige Glaubensbrüder wa ren schon da, um sich al» Mitkämpfer zu stellen, k. Modersohn zeugte davon, daß «» dem Fürsten der Finsternis darum zu tun sH die »Offizier» an der Front' buchstäblich lahm zu legen. Bor kur zem habe ihn eine Krankheit am Kni, befallen, dt, ihn zwang, ein« zugrsagt« Evangelisation tn Westfalin aufzugeben. Entweder hab, Gott ihn tn die Still« tun wollen oder Eatan ihn zum Schweigen bringen. E» sei ihm aber klar geworden, daß Letztere» vorltege. Nun müsse ihm ein .Gebet-rücken' zur Verfügung stehen, an den er sich anlehnen könne. (Merkst du «s, Ehrist, wie schwer es oft «tnem Prediger werden kann?) Denn e» stehe uns nicht, wl« in anderen Ländern Europa», die Press» so zur Verfügung. Voriges Jahr hab» er in Schweden evangelisiert und da habe die große Presse jeden Lag seine Ansprachen wörtlich für das ganze Land gebracht. (Das er mutigt uns, von unserm lieben »Volksfreund' ein ziemlich weite» Entgegenkommen nicht vergeblich zu erwarten.) Nicht ohne fein» Ironie meinte er, was würde da» sein, wenn jeden Tag das »Berliner Tageblatt' solche Predigten einmal brächte. In einem freudigen Ge löbnis der Brüder klang bas Wort: Römer 18, Der» 80, in der dar auffolgenden Debctsvereiniaung aus. Am Nachmittag läuteten dl« Glocken harmonisch und voll, hoch vom Turm, und riefen die Scharen tn die schöne St. Wolfgangskirche. Etwa S—8090 Menschen mochten gekommen sein, denn e» sollte zunächst eine Konferenz der Gemein schaften au» nah und fern sein. Leicht wird dabet des Guten etwa» zu viel geboten und die doch noch recht kalte Luft der großen Kirch« machte sich unangenehm fühlbar. Ernst, tiefernst und glaubenstärkend war die Ansprache de» Evangelisator», dessen Thema: »Praktische Heiligung' das Schriftwort Ebr. 12,1 zugrunde lag. Darin knüpft der Apostel an die damaligen Kampfspiele (heute sagt man Sport feste) an und ermahnt seine Gemeinde zum »Laufen durch Geduld in dem Kampf, der uns verordnet ist.' Oberlirchenrat Thoma» halt» der Veranstaltung zuvor seinen Segenswunsch in herzandrinnender Weise mit auf den Weg gegeben. Schön und klangvoll, wir immer in unserer großen Kirche, kamen di» umrahmenden Chorlieder de» D»- meinschaftschore» zu Gehör. Das Schlußwort hatte Gemeinschaft»- Pfleger Nußpickel. Leider werden Wenige ihn verstanden haben, denn nur ein Kanzelredner wird in der weiten Kirchenhall» gut ver ständlich sein. Langsam entleerte sich das Gotteshaus und viele der auswärtigen Gäste vereinigten sich im Gemeinschaftshaus zu einem einfachen Abendbrot oder bei einer Tasse Tee. Manch frohes Wieder sehen und neue» Kennenlernen wurde mit innigem Händedruck be kräftigt und froher Gesang unserer schönen Herrlichkeitslieder kürzt« die Zeit bis zur Abendversammlung. Nur ein Stimmungsbild kön nen wir hiermit geben, wer mehr wissen will, und da» ist Jedem zu empfehlen, Groß und Klein, Hoch und Niedrig, Ann und Reich, de» gehe hin und Hore selbst den beliebten Kanzelredner, wie er mit sei ner reichen Erfahrung und btldreichen Sprach» die Hör« voa Av- sang bis -um immer zu frühen Ende zu fesseln weiß. Trotz des regnerischen Wetter» strömten auch am Sonntag Abend große Scharen ins Eotteshau». Beim Eintritt in die Kirche bot sich den Einheimischen ein überraschende» Bild bar, sie «strahlt« im Glanze elektrischen Lichtes, da, eigen» dazu gelegt wurde. E» ist hell genug, um lesen zu können, doch auch nicht zu hell, um di« Ehr würdigkeit de» herrlichen Baue» herabzuwüroigen. Pastor Moder sohn sprach über da» Thema: »Da» Leben nach dem Todei' Das Gleichnis Jesu vom reichen Mann und armen Lazarus bildete di» Grundlage. Diel wird heute über diese Frage geschrieben und ge sprochen; die hohe Besucherzahl brachte gleichwohl den Beweis, wie sich alle sehnen, Gewißheit über da» Leben nach dem Tode zu er halten. Der Redner behandelte jedoch das Thema nicht als eine Frage, sondern er führte die Zuhörer mit überzeugenden Worten in die unumstößlich» Wahrheit eines Fortlcbens nach dem Tod« ein. Manches Beispiel au» dem Leben diente zur Bekräftigung. Er güH auf den besonder» tn Sachsen stark verbreiteten Spiritismus ein, brr nicht immer Schwindel sei, obwohl mancher Prozeß solchen au den Tag brachte, aber da» Wort Gotte» verbiete ausdrücklich, dt« Loten »u befragen. Mit ernsten Worten warnte er, diesen Weg zu be schreiten, wer ihn geht, muß umtehren, da « in» Verderben führt. Auf gleicher Stufe stehen die Wahrsager, Kartenlegerinnen und oergl. Die Bibel nennt alle diese Dinge »sie sind dem Herrn ein Greuel'. Die Bestätigung «ine» Weiterleben» hat schon mancher Spötter ge- aeben, der sein Leben l mg alle« Göttliche verhöhnte und dann am Rande der Ewigkeit das erschütternde Bekenntnis ablegen mußte, es gibt doch ein« Ewigkeit! Unsere Verstorbenen auf Grund oben er wähnten Gleichnisse» nehmen Anteil an unserem Ergeben. Der reich« Diann denkt an sein« Brüder, die den gleichen Weg de» Verderbens gehen und -möchte sie warnen. Ab« auf sein» Ditte, «ine« Loten zu OerMche Anyelegenhetten. * Wa« bringt da« Reichrmketengesetz? Da« neue Gesetz kennt keine langfristigen Mietsverträge mehr, es führt di« gleitende Miere ein, d. h. vom 1. Juli 1022 ab treten zur Grundmiet» (Friedensmtetei vom 1. Juli 1014 minus 10 v. H. fllr Heizung und die noch zu bestimmenden Abzüge für die Instandhaltung und Betriebskosten nach dem Stande vom 1. Juli 1014, also wahrscheinlich auch noch 10 v. H.) die jeweilig geltenden Mtetszuschläge. Diese Zuschläge sind zu berechnen nach den Betriebs- und Derwal- tungskosten, nach den Kosten für laufende Instandsetzungs kosten, nach der Zinsenaufbringung. Angenommen, Keser Zuschlag würde am 1. Juli 150 v. H. betragen, so kostet die 1000-Mark-Frledenswohnung mit Sammelheizung 1000 Mark minus 20 v. H., also 800 Mark, plus 150 v. H., gleich 2000 Mark, hierzu treten noch die Kosten fllr die Heizung. Für Wohnungen ohne Sammelheizung sind von der Friedens miete nur 10 v. H. abziehbar, hinzutreten die jeweils geltenden Zuschläge. Durch das Neichsmietengesetz erllbrigt sich das Kündigen langfristiger Verträge. Am 1. Juli hat jeder Dertragsteil das Recht, die gesetzliche Miete zu beanspruchen. Die Vermieter werden dies wohl ausnahmslos tun. Dies muß bi« 15. Juli geschehen sein. Die Neuberechnung tritt bann bei monatlicher Mietzahlung am 1. August, bei vierteljährlicher Mietzablung am 1. Oktober in Kraft. Dis Frage der Instandsesungsarbeiten ist wie folgt zu regeln: Kleine laufende Arbeiten, auch das Er- neuern der Tapeten und Decken, sind vom Vermieter aus der neuen gesetzlichen Miete zu bestreiten, die Mietervertretung hat ein Kontrollrecht, bet Streitigkeiten entscheidet das Miets einigungsamt. Große Arbeiten (Dacharbeiten, Abputz des Hauses, Kesselerneuerung), fallen der Gesamtheit des Hauses zur Last. Die Aufbringung der Mittel ist wie folgt gedacht: Umlage bei eintretenden größeren Arbeiten, Anlegung von Hauskonten durch jährlich für diese Zwecke zu erhebende weitere Zuschläge, Bildung eines Ausgleichsfonds durch Erhebung einer besonderen Steuer durch dir Gemeinden. Diese Regelung kann erst allmählich eingefllhrt werden. Eine Mietervertretung kann als Kontrollinstanz vorgesehen werden (nicht »Mußvorschrift'), sie wird bei Häusern mit Sammelbeizung bei den hohen Kohlenrechnungen wohl un- bedingt rn jedem Falle notwendig sein. Das Gesetz will, wenn man es auf einen einheitlichen Nenner bringen soll, den Ver mieter vor Verlusten schützen und will den Mietern die Gartanie geben, daß ihr« Gelder auch für ihr Hau» Ver wendung finden. * Der KreisverLand erzgebirgischer Pferdezüchter hielt in Ehemnitz eine startbesuchte Versammlung ab. Der Leiter des Landesverbandes, Landstallmeister a. D. Graf zu Münster, hielt einen interessanten Vortrag über den Stand der sächsischen Pferdezucht und die Maßnahmen zu ihrer Förderung. Als Ziel des Landesverbandes bezeichnete er vor allem die Zucht eines mittelstarken Pferdes im Oldenburger Typ. Ferner hat sich der Verband zur Aufgabe gemacht, die Kaltblut- und auch alle übrigen Zuchten zu fördern und die Privatzüchtor zu unterstützen. Der Weidebetrieb, die Grundlage der Pferde zucht, soll weiter ausgedehnt werden. Durch Veranstaltung von Ausstellungen mit Prämiierungen will der Verband den Züchtern gutes Material und das Zuchtziel vor Augen führen. Weiterhin ist die Gründung von Reit- und Fahrschulen ge- plant. In der Aussprache teilte Kreissekretär Frey mit, daß zunächst für Chemnitz die Einrichtung eines Pferdemarktes mit Hengst-, Stuten, und Fohlen-Prämiierungen geplant ist. Gebrüder Wesienwald. Roman von Lola Stein. (20. Forlfetzung.) 8. Im Kontor der Firma Arno Zerrat u. Eo. wurden die Musterkoffer gepackt, eine große Kollektion zusammengestellt, denn in den nächsten Tagen sollte der erste Neisende des Hauses wiederum nach Süd-Amerika gehen, um dort die Kunden zu besuchen. In dem großen Mustersaal waren auf dem Tisch, der breit und mächtig in der Mitte des hohen Raumes stand, die Herr lichkeiten ausgebreitet, und Herr Alsen stand davor und wählte und prüfte und stellte sich zusammen, was er für nütz lich und brauchbar erachtete. Ein paar jüngere Angestellte halfen ihm dabei, und aus ber Schreibstube waren dis beiden jungen Mädchen gekommen, »u denen sich die Einkäuferinnen aus der Spitzen- und Seiden- Abteilung gesellt hatten. Eie wollten die Herrlichkeiten be trachten und sich erfreuen an diesen wundervollen Ledertaschen und Täschchen, an diesen kostbaren Federn und Rüschen, den schimmernden Spitzen, den durchbrochenen, seidenen Strümpfen, den Vasen und Figuren au» Kristall und feinstem Porzellan und den hundert Dingen. »Herr Zerrat kommt', hieß es plötzlich, und die jungen Mädchen huschten eilig an ihre Plötze zurück, um von dem Gestrengen 'nicht beim MUßigang betroffen zu werden. Arno Zerrat war ein strenger Chef, der sehr viel von seinen Angestellten verlangte. Er legte an alle Menschen den eigenen Maßstab und wunderte sich, wenn sie seinen Er wartungen nicht entsprachen. Aber trotz seiner Strenge und seinem oft herrischen Wesen, das keinen Widerspruch duldete, war er beliebt bei seinem Personal. Er zahlte gut, hielt auf eine angenehme Arbeitszeit und überraschte seine Angestellten oft, wenn er selbst viel verdient hatte, durch Extravergütungen. Er kümmerte sich um ihr Wohl und Wehe, kannte die per sönlichen Verhältnisse eines jeden einzelnen und war nicht der hochmütige und erhabene Chef, für den seine Leute nur Nummern und Arbeitswerkzeuge bedeuteten, wie so viele große Handelsherren. Arno Zerrat achtete und schätzte den Menschen in jedem, und wer in einer Notlage war, der wandte sich vertrauensvoll an ihn. Und darum hatten ihn alle gern und hüteten sich, seinen Tadel und Unwillen zu erregen. Er sah an diesem Morgen schweigend eine Weile zu, wie Herr Alsen wählte und ordnete. Dann sagte er plölst.ch: »Kommen Eie einmal mit mir, Alsen, ich habe v ' Ihnen zu sprechen.' Herr Alsen folgte dem Ehef in sein Privatlontor. Seine Stimme hatte herrisch kurz geklungen, das verhieß keine aut« LkM«. . . 1 „Ich habe es mir anders überlegt,' sagte Arno Zerrat, „Sie brauchen nicht heraus, Alsen. Ich will selbst reisen.' en war verblüfft. Seit das Geschäft sich so sehr ent wickelt, hatte Arno Zerrat seine Angestellten hinausgcsandt, da er in dem Hamburger Hause zum Einkaus und zur Leitung unentbehrlich schien. Herr Alsen selbst hatte schon mehrere große Reisen zur Zufriedenheit seines Chefs gemacht. Er fragte nun erstaunt: „Sind Sie mit meiner Reisetätigkeit nicht mehr zu- frieden, Herr Zerrat?' „Doch, Alsen, doch; aber mir will scheinen, es tut not, daß ich mich auch selbst mal wieder den Herrschaften da drüben präsentiere. Man gerät zu leicht in Vergessenheit.' „Dafür sorgen doch Ihre Briefe und Ihr« Waren- Sendungen, Herr Zerrat, daß Ihre Kunden Sie nicht vergessen.' Er lachte. „Gleichviel. Die Persönlichkeit tut Wunder. Ich will mir zu meinem Kundenstamm neue erobern.' „Und wer wird Ei« hier vertreten, Herr Zerrat?' fragte Herr Alsen zweifelnd. „Ich habe an Sie gedacht, Alsen. Ich ernenne Sie zum Prokuristen, ich habe Vertrauen zu Ihnen. Sie haben sich trotz Ihrer Jugend bewährt. Und ich werde die ganze Sache so deichseln, daß alles von selbst acht und Et« nur meinen Weisungen von drüben zu folgen brauchen.' Herr Alsen dankte für das Vertrauen des Chefs, er war froh und beglückt, aber er fühlte sich nicht völlig sicher. Würde er die Erwartungen auch nicht enttäuschen? Würde er leisten können, was Arno Zerrat von ihm verlangte? Zerrat aber fuhr noch an diesem Tage von Hamburg fort. Er reiste nach Bayern, wo sein erster alleiniger Geldgeber in Muße und Frieden lebte und es sich wohl sein ließ bei den Verdiensten des Hauses Zerrat u. Lo. Er entwickelte dem Freund seine Pläne und forderte neue» Kapital, wa» ihm bewilligt wurde. Dann suchte er die größten Fabriken auf, mit denen er seit Jahren arbeitete. In den Hauptartikeln, die er aus führte, in Spitzen, Strümpfen, Lederwaren, Porzellan und Emaille tätigte er große Abschlüsse, die sich auf Jahre hinaus erstreckten,'zu günstigen Preisen. Er machte diese sehr be deutenden Käufe ohne Aufträge seiner Kunden nur auf eigenes Risiko und ohne zu wissen, ob die heute günstig er- cheinenden Preise es auch in einem und in zwei Jahren noch ein würden. Er baute auf sein untrügliches Gefühl, bas hn beim Einkauf noch niemals getäuscht und auf die Kraft seiner Persönlichkeit, der es vielleicht gelingen würde, diese enorm n Posten in Kürze abzusetzen. Er deckte sich in ge- wal i Mengen ein, überlegte alles, verhandelte überall, re. ne zu ermüden mit der größten Schnelligkeit und' arl . Tag und Nacht. ,.d ward so Herr Uber seine Leidenschaft und bas un gestillte Sehnen seines Herzens, das das Lied der emsigen W-be»t nun übertönt«. Nach drei Wochen kehrte er heim, arbeitete nun angestrengt in seinem Privatkontor mit Herrn Allen, dem neuemnnten Prokuristen und gab ihm strikte Anweisungen, wie er sich allen nur ausdenklichen Möglichkeiten gegenüber zu verhalten haben würde. „Ich denke, bi« Sache läuft nun von alleine,' sagte er schließlich lächelnd, „und Sie brauchen nur ausführendes Werkzeug zu sein und hier in Hamburg die Augen offen zu halten. Ordres werde ich zur Genüge schicken, führen Eie sie so aus, wie wir besprochen haben, und schreiben Sie mir, wenn es Neuigkeiten von Wichtigkeit gibt.' Einen bedeutenden Teil ber gekauften Waren ließ Arno Zerrat jetzt gleich ohne -Bestellung von drüben verladen, er wollte sie nach seiner Ankunft zur Verfügung haben und war sicher, sie — auch ohne vorherige Aufträge — sogleich verkaufen zu können. Er würde mm dieselben Plätze bereifen, dis Manfred Westenwald für seine väterliche Firma in den letzten Jahren besuchte. Bisher hatte die Firma Arno Zerrat u. Co. dem alten Westenwaldschen Kundenstamm keine Offerten unter breitet. Die persönlichen Beziehungen zu dem Hanse des Senators, die eigenen Hoffnungen auf Dorothea Westenwald hatten Arno Zerrat hiervon zurückgehalten. In diesen Wochen, als der Gedanke an Manfred Westen wald immer wieder in seine Arbeitsplans kam, sann er oft darüber nach, wie wohltuend es sein würde, die Arbeit des Feindes da drüben in den überseeischen Ländern aus zulöschen, das Westenwaldsche Haus zu verdrängen durch die Firma Arno Zerrat u. Lo. Er traute sich die Kraft zu, wenn er selbst in seiner siegenden Persönlichkeit vor die Kunden hin trat, Gebrüder Weftenwald manchen Schaden zuzufügcn. Ach, es mußte eine WonM sein, Manfred Westenwald, den er weiß- glühend haßte, einen Schla nach dem anderen zu versetzen. Aber der Gedanke an den vornehmen alten Johann Christian Westenwald würde ihn stets vor dieser Handlungs-. weise zurückhalten. Denn in seinem Hause hatte er verkehrt, seine Gastfreundschaft genossen, an ihn dachte er nur in Hoch- achtung und warmer Symphatie. lind er war der Chef der Firma, Manfred hätte er tre.fen und schädigen mögen, Johann Christian nicht. Er machte in den Hamburger Häusern, kn denen er ver kehrt hatte, seine Abschiedsbesuche. In die Westenwaldsche Villa ging er, als er wußte, die Herrschaften nicht anzutrrffcn. Er wollte kein Wiedersehen mit Dorothea Westenvalb. Er gab seine Karts ab. Und verließ am nächsten Tage Hamburg. (Fortsetzung folgt.) " btsuo« «US Attsm frao kluev ttonskrs« avrck «!I«. ve> bttcULner Ro.Is vennMMs Lrauns kltausbaltlardon. t» »Usa «wicRUtjüaoa veredelt», «NellU«^.
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