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Erzgebirgischer Volksfreund : 05.04.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-04-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192204053
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19220405
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19220405
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-04
- Tag 1922-04-05
-
Monat
1922-04
-
Jahr
1922
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 05.04.1922
- Autor
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ch manch«, woM«, wurden fi» dmch «km« üetfptQos««« izertbesucher Unabhängigen, dem sich bi» Kommunisten anschlo Iten. —bl— Mehrheit in enger Brüderschaft steht, auf da, l o-v brocken, gurufe, wie »Lümmel, „Blöder Hami teil. von Aus den Parteien. 't Frl. pW tsittsrL Hillers rÄULSL Nettee-Ätenr A den Lin von zum lau- noch «im« üetfptüloft« Str» der M «tt len «Wen. WahrscheinNcks hat de» eweil» Vinter doch Musikfreund abgehalten. Ein flotter Ball hat di« Konze und den Zubrlverein noch lange in bester Stimmung, erhall * Die sächsische Zentrumspartei hält am 9. und 10. April ihren dritten Landesparteitag in Dresden ad. * Unabhängige gegen Unabhängige. In der gestrigen Berliner Stadtverordnetenversammlung ist es zu einem offenen Bruch der Un- abhängigen gekommen. Der Führer der Rathausfraktion, Dr. Weyl, hatte sich in einer außerordentlich scharfen Weise gegen die Magi- stratsmitgliedcr gewandt. Als im Verlauf der Sitzung die Stadt räte Brühl und Schüning, die als Unabhängige Sozialdemokraten dem Magistrat angehören, eine Erklärung gegen Dr. Weyl abgebcn Stimmen ans dem Leserkreis. fluch Ihr haushskwlnlru«l«m gehören, cke kein«, snckanen ksKM- DUsy mehr ocrwenäen.wennZieäi« H echte, femepkilferL Villers ftrisße»- e Mmr such nur «nmsl «rprobtenk Riesenspiegel mißt 50 Fuß im Durchmesser (15L5 Meter). Nach Angaben des Februar-Bullcüns der Astr. Gesellschaft von Frankreich besteht die spiegelnde Fläche in einer dünnen Ouccksilberschicht in einem wagrecht mit Tourenzahl 1 in der Sekunde rotierenden Becken. Gyrostatische Korrektion wird die Rotationsachse ausbalanzieren, während zur Glättung der spiegelnden Fläche Zedernül aufgetragen wird. Mars wird in diesem Spieoel nach den Ansichten der Expedi- tionsevranstalters weniger gute visuelle Bilder geben, als vielmehr rasch aufeinanderfolgende kinematcgraphisch zu fixierende Serien bilder, von denen die besten — die Planetenscheibe wich immerhin im Brennpunkte mehrere Zentimeter Durchmesser zeigenl — nach- traglich vergrößert werden sollen. Hoffentlich werden dabei nicht nach ähnlichen Erfahrunaen gerade big Marsdetails, ach die es ankommt, „hinwegvergrößert"', nämlich die „Kanäle"'. Es ist nur zu hoffen, daß der erste mit großen Mitteln unternommene Versuch, den Mars photographisch zu entschleiern, gelingen möge. Im übrigen wäre für das Ricsenteleskop noch manche andere Auf gabe übrig, vor ollem eine unter gleich günstigen Verhältnissen durch- gesührte Mondsixierung, die viel leichter und häufiger erfolgen könnte als die Aufnahme des Planeten Mars, der allerdings auf lange Zeit hinaus nicht mehr derartig günstige Sichtbarkeitsverhältnisse biüen wird wie im Jahre 1924. Das Wunderleleskvp. Bk« Beobachtung der Marsopposition 1924 durch da» amerikanische Riesenspiegelfernrohr. Bon Gotthard Herzig, Kempten. Die Opposition des Planeten Mars am 10. Juni 1922 wird in folge der schrägen Stellung des Planeten für die Beobachtung nicht künftig sein. - Dagegen hüben wir im Jahre 1924 die besten Sichtbar- keitsverhältnisse des Rätselplaneten für lange Zeiten zu erwarten. Die Fachwelt rüstet sich daher emsig, um die gute Gelegenheit, dem Bruder unserer Erde etwas von seinen Geheimnissen abzulauschen, auszunutzen. Vor einiger Zeit konnten wir schon mitteilen, daß das astronomische Ereignis des Jahres 1924 aber auch den Ehrgeiz eines amerikanischen Amateurastronomen aufgestachelt hat, der über das Notwendige Kleingeld verfügt, eine eigene Expedition in die Region günstiger Zenithbeobachtungsverhältnisse auszurüsten und dort mit gewaltigen Hilfsmitteln arbeiten zu lassen. Es handelt sich um den amerikanischen Minenbesitzer Mac Afee, der 150000 bis 200 000 Dol lar flir die Entschleierung der Marsrätsel übrig hat und nicht mehr und nicht weniger zu erreichen hofft, als die endgültige Aufdeckung her Wahrheit über die vielberühmten Marskanäle. Während diese 'bisher der photographischen Fixierung infolge ihrer Feinheit und Un- testtmmtheit hartnäckig widerstanden haben, hofft Mac Afee ihnen »it Hilfe eine» riesenhaften rotierenden Parabolspiegels zu Leibe gehen zu können- Die spiegelnde Fläche de« Teleflops wird nickt au» einer festen amalgamierten Masse, sondern' aus Quecksilber bestehen, da» durch Rotationsbewegung in Schwung gehalten wird und sich so aus die Spiegelunterlage verbreitet. Der Gedanke, durch Derwen- düng einer spiegelnden Flüssigkeit, die sich durch rotierende Bewegung völlig zum aplanatischen Parabolspiegel ausbreitet, ein« ideale Spiegelfläche zu erzielen, ist nicht neu. Die erste praktische Anwen- düng des Gedankens hat ein amerikanischer Physiker, R. W. Wood, schon 1909 in Neuyork gezeigt. Durch Auftrag einer zähen oder öligen Flüssigkeit (beispielsweise Glyzerin) werden alle Unebenheiten der rotierenden Masse beseitigt. Mac Afee hat nun einen solchen Parabolspiegel für seine Marskampagne anfertigen lassen und wird ihn in Lhanaral in Chile in einer Höhe von 2500 Metern über d. M. Ml Schacht eines ehemaligen von den Spaniern gegrabenen Goldberg- werke» ausstellen, über dem der Planet in einer der Nächte während der Opposition die Zenithstellung erreichen wird. Diese ist für die Benutzung des rotierenden Spiegels Voraussetzung, weil dieser natur gemäß nur in vertikaler Achsen-Stellung verwendet werden kann- Di« entscheidende Nacht fällt auf den 84. August 1984. Es besteht kein Zweifel, daß da» Unternehmen wirklich von einem Wchm wissenschaftlich bedeutsam« Erfolg begleitet sein kann. Der Die Wahrsager In» Kellerloch. In das Reick dos schwärzesten Aberglaubens und zugleich des — blühenden Blödsinnes leuchtete, so lesen wir in der „Tgl. Rösch."", eine Verhandlung hinein, die das ScköH-'ngcricht Berlin-Mitte be schäftigte. Angeklagt wegen Betruges w» ">er „berühmteste Horoftop- steller Deutschland»"', der Artist Ernst Erlenbach und sein „Geschäfts- führer* Adolf Lehmann. — Seit längerer Z it tritt in Berlin, und zwar in fast allen Volksschichten, beinahe seuchenartig ein Hang zur Wahrsagcrti und sonstigem mystischen Unsinn der schon viel Un heil angerichtet hat und welcher die Ursache -»»»" unerklärlicher Selbstmorde geworden ist. In allen Fällen handelt es sich ü-' ebenso dreiste wie gemeingefährliche Spekulation auf die Dummheit der lieben Mitmenschen, welche man eigentlich in dem heutigen repu blikanischen Zeitalter der „Aufklärung"' kaum noch für möglich halten könnte. Vor einiger Zeit wurde Berlin, besonders aber der Norden, mit Zetteln überschwemmt, ungefähr des Inhaltes: ,Dein Glück ist in den Sternen, deine Handschrift ist die Seel«, Lüfte den Schleier, der über deiner Zukunft liegt — e» ist dein Glück. Mademisch gebildeter Graphologe, Horoskopsteller und Kartendeuter Erlenbach. Diskretion Ehrensache.* Di« Folge dieser Massenspekulation auf die Dummheit jähe find vußer ttnkggn grseMgen LeranstaNungen km Winter mehrere Ausflüge im Sommer in Aussicht genommen. Di« Rechnung aufs Jahr 1S21 wurde richtig gesprochen und der Hauskaltplan fürs Jahr 1922 genehmigt. Ler Vorsitzende be richtet« noch über di« Schritte, die er wegen de» unfreund- lichen Verhalten» de» Bedienungspersonals im Unterkunfts- Haus« auf dem Bärenstein gegenüber Schwarzenberger Schul- Nassen getan hat und regte eine Eingabe an den Hauptvorstand wegen Bewilligung von Ermäßigungen sowie von Vorrechten Wr Dereinsmttglieder beim Besuch der Derggasthäuser an. Aus der Mitte der Versammlung wurde vorgeschlagen, nicht hloß di« Unterkunftshäuser zum Entgegenkommen zu ver- pflichten, sondern auch in den Hauptorten des Erzgebirge» je «in Gasthaus zu gewinnen, das den Vereinsmitgliedern ähnlich« Vorteile bietet. Die Brudervereine sollen -um An- sqluß an di« Eingabe aufgesordert werden. Die Versamm- «mg erklärt« sich damit einverstanden. Eine längere Aus- sprach« veranlaßte noch die Anregung des Lehrers Hentschel zur Pflege der Heimatgeschichte., Bei der Dorstandswahl »utten Handelsoberlehrer Schramm al» 1. und Handelsober lehrer Wellner als 2. Vorsitzender, Regierungsamtmann Kan-leirat Götz« al» 1. und Ratskellerpächter Fischer als R. Schriftführer, Lehrer Käding als 1. und Uhrmacher Berg- mann al» 2. Kassierer, Oberschaffner Bräutigam als 1. und gimmermejster Flechsig als 2. Wegemeister wieder bez. neu- gewählt. Dem bisherigen Kassierer, Lehrer Stößel, wurde anläßlich seines Weggangs von Schwarzenborg vom Vor- sitzenden besonderer Dank für seine aufopfernde Betätigung für den Verein zum Ausdruck gebracht. Auch den Mit, wirkenden bei den verschiedenen Vereinsveranstaltungen Hankt« er mit anerkennenden Worten. Alberna«, 8. April. Bei der Neuwahl de» Kirchenvorstande» waren von 801 eingetragenen Wählern 208 an der Urne erschienen. Es wurden einstimmig gewählt Fabrikdirektor Schulze für Günther U. Richter, und Prokurist Georgi für Schindlers Werk. In Alber- nau war von der Kirchgemeinoeversawmlung eine Liste von sechs Herren aufgestellt worden. Sie ist mit großer Mehrheit gewählt worden. Es sind das Emil Wild, Oberlehrer Näumann, Alfred Boch mann, Gustav Bochmann, Packmeister Brückner und Paul Dauer, gu den Gewählten hat der Kirchcnvorstand berufen das bisherige Mitglied Karl Baumann und Gemeindevorstand Triebel. Die Ein- Weisung und Verpflichtung des neuen Kirchenvorstandes findet am Palmsonntag im Anschluß an den Dormittagsgottesdienst statt. Konzerte, Theater, Vergnügungen. Schneeberg, 4. April. Am vorigen Freitag fand in der Post eine öffentliche Versammlung de» deutsch, demokratischen Ver ein» statt, in der Landtagsabgeordneter Pastor Wehrmann über »Deutsche Ostern* sprach. Er erinnerte zunächst an den Zustand, in dem sich Deutschland ungefähr vom November 1918 bis Februar 1919 befand, wie damals eine allgemeine Auflösung, ein vollkommenes Chaos, ein alles Leben tötender Winter zu befürchten war. Zwar sehr langsam, aber doch unverkennbar nahte sich seitdem ein Früh ling, denn Ordnung und Gesetz wurden wieder beachtet, eine kleine, aber mehr und mehr zuverlässige Wehrmacht erstand wieder/ die Ar beitsleistungen und die Ausfuhr stiegen, die Kaufkraft und Kauf möglichkeiten de» größten Teiles des deutschen Volkes nahmen zu. Aber wie in der Natur, so gibt es auch im politischen Leben Rück schläge; beides ist jHt der Fall. Jedoch ist das heute in der Politik wunderbar? Nein, denn Deutschlands Schicksal ist zum guten Teil vom Ausland abhängig. Frankreich aber ist und bleibt unversöhn lich; in England bestehen Schichten, die Deutschland etwas weiter entgcgenkommen möchten; sie werden aber durch die asiatischen und afrikanischen und irischen Nöte des britischen Weltreiches sehr ge hindert; Amerika'aber, das an'einem ruhigen und kaufkräftigen Mit teleuropa großes Interesse hat, hielt sich bi» vor kurzem von der europäischen Politik fast ganz zurück. Und warum? Weil es zu der Stetigkeit, insbesondere der deutschen politischen Entwicklung, kein Interesse hatte und haben konnte. Wenn in Sachsen mit ein oder zwei Stimmen Mehrheit regiert wird und im Reiche fortwährend die Minister wechseln und noch häufiger die Ministerkrisen eintreten, so muß das Ausland das Interesse für uns verlieren. Da sagen nun manche, das deutsche Volk hat eben keine politische Anlage; es muß autoritär regiert werden. Das ist aber falsch. Es fehlt nicht die politische Anlage, sondern die politische Erziehung und zwar fast ebenso bei den Männern wie bei den Frauen. Es fehlt vielfach die Erkenntnis, daß es die erste Aufgabe jeder Wahl und jedes Politikers ist, für eine stabile Regierung zu sorgen, und es fehlt häufig, z. B. bei der Deutschen Volkspartei und der Linken der Mut, nach dieser Er- kenntnis zu handeln. Man darf auch nicht glauben, daß wirtschaft licher Aufstieg für sich allein politischen Einfluß verbürge. Wie falsch diese weit verbreitete Meinung ist, zeigt besonders deutlich der gewaltige wirtschaftliche Aufstieg von 18L0—1914, der wegen einer ganz minderwertigen Politik von fortwährender Einbuße unseres politischen Ansehens begleitet^war. Darum weg mit der politischen Gleichgültigkeit, weg mit der rein wirtschaftlichen Einstellung, weg mit der Betäubung durch Genuß, weg mit der Hoffnung auf den rettenden starken Mann, aber dagegen Ernst gemacht mit politischer Erziehung, politischem Verantwortungsgefühl und mit Vertrauen zu den selbstgewählten politischen Führern. Dann wird noch einmal ein deutsches Ostern kommen. An der Aussprache beteiligten sich Sticker Oberländer, Walter Friedrich, Max Michaelis, Lehrer Ienkner. Es wurde darin durch Beispiele aus der deutschen Geschichte die Befähi gung des deutschen Volke» zu politischem Denken und Handeln nach- gcwiesen, die skrupellose, Deutschland schwer schädigende Politik der Deutsch-Nationalen scharf gekennzeichnet, die volle Umkehr der Deut schen Volkspartei zu einer Politik der Mitte als möglich und drin- gend wünschenswert hingostellt, die Notwendigkeit der republikanisch, demokratischen Staatsform für das heutige Deutschland nachgewiesen und zu unermüdlicher politischer Arbeit aufgesordert. In seinem Schlußwort, das ebenso wie sein von reifem politischen Verständnis und tiefem sittlichen Ernst getragener Dortrag starken Beifall aus löste, sprach Pastor Wehrmann besonders über die gegenwärtige par lamentarische Arbeit und Lage in Sachsen und im Reich. Zschorlau, 4. April. Die am 2S. März von der Frei willigen Sanitätskolonne im Gasthof zum Lamm veranstaltete theatralische Abendunterhaitung erfreute sich eines sehr guten Besuches. Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt. Von auswärtigen Kolonnen waren Kameraden aus Schnee berg, Aue und Bockau erschienen. Der stellvertretende Be- zirks^nspizient Dr. med. Weise-Schneeberg begrüßte die An wesenden mit herzlichen Worten und schilderte die segensreiche Tätigkeit des Noten Kreuzes. Sämtliche Aufführungen unter der bewährten Leitung des Kolonnenführers Winkler- gschorlau waren als sehr gut gelungen zu bezeichnen, was durch den stürmischen Beifall bei den einzelnen Darbietungen zum Ausdruck gebracht wurde. Ein gemütlicher Ball bildete den Schluß der harmonisch verlaufenen Veranstaltung. war ein kolossaler Andrang von Männlein und Weiblein. Richt, MW das alte, verhutzelte Mütterchen au» der Ackerstraße, welche» wtfft» wollte, wo ihr in Frankreich gefallener Sohn beglichen liege, sondÄM auch Damen aus dem vornehmen Westen, welche ihr Auto oder ihr« Equipage verschämt an der nächsten Straßenecke warten ließen, zähl ten zu der Kundschaft des Schwindler», der die besten Geschäfte iNachtw. Al» der Unfug immer größeren Umfang annahm, schritt schließlich die Polizei ein. Sie fand folgende Situation vor: Zn einem muffig«« und wohl absichtlich dunkel gehaltenen Kellerloch in der ZnvatitzM» straße saß der „berühmte Graphologe"', in Gestalt eine» blassen Zür«. lings mit einer riesigen Lockenmahne, der den Beamten mit weibisch- gezierter, piepsiger Stimme allerlei Unsinn zuflllstert«. „Für all« Fälle* waren in dem Zimmer, dessen Wände mit allerlei astronomi schen Bildern geschmückt waren, zwei bissige Hunde angebunden, welch» jeden neuen Kunden grimmig anknurrten. Während da» Zimm«« des Herrn Wahrsager» durch einen stinkenden Petroleumofen mühsam erwärint wurde, mußte die Kundschaft in einer kalten Kück« auf aS> modischen Plüschsesseln, aus denen di« Lingtwtidey d. da» Werg«! heraushingen, sitzen. 1 Die Verhandlung selbst hatte mehrfach zwerchfellerschütternd« Moment«. Der akademisch gebildete* Wahrsager sagte konsequent „das Horoskop* „der Horoskop', so daß ihn der Vorsitzende schließlich fragte, ob „Horoskopus* vielleicht mit „Hokuspokus* identisch sei. Du« Frau, die wissen wollte, ob ihr Kindersegen beschieden sei, wurde MW Vorsitzenden befragt, ob denn die Prophezeiung de» Angeklagten auch einqetroffen sei. Dom Verteidiger wurde darauf aufmerksam gemacht daß laut Eröffnungsbeschluß diese Tat des Angeklagten erst im Za-', nuar verübt worden sei, man also nicht wissen könne, ob der orakel« Angeklagte doch noch recht bebalte. Eine ander« Zeugin erklärt«, daß sie dem Angeklagten das Geld auch so gegeben hätte/ well «» bmw Wahrsagen — so geschwitzt habe. Der Amtsanwalt beantragt» die Verurteilung der beiden fi klagten, während d-r Detterdiaer geltend machte, daß sie eigen, noch eine Belohnung verdient hatten, da durch die jetzige Verband! gegen sie und damit durch die Presse der volksaufllarung unschätzlS Dienste geleistet und das Publikum vor derartigem Unsinn gew« werde. Das Gericht !prach den Mitangeklagten Lehmann rend es bezüglich des Angeklagten Erlenbach insofern der Verteidiger» folgte, daß es seine Vergehen au« dem Grund« m< besonders strafwürdig ansah, da die Leute, welche ihr Geld für derartigen Unsinn ausaebrn, wirklich nicht eine» besonderen S schütze» durch die Gerichte bedürftig seien und hier mehr hie in Tätiakeit treten müsse. Er wurde also nur zu 800 MaS GeV verurteilt > . , , Lößnitz, 4. April. Am vergangenen Freitag feierte der Män» nrrgesangverein der Firma Gerber L Müller sein LOjhäriges Sitftungsfest durch ein wohlgelungenes und reichhaltiges Konzert im Saale des Deutschen Hauses- Lin herzhafter Sänger marsch eröffnete den ersten Teil de» Konzertes. Ihm folgte Mendels sohns Festgesang an die Künstler, ein Werk, das an die Sänger hohe Anforderungen stellt- Unter der umsichtigen Leitung des Lieder meisters Lehrer Cutt Hunger wurden aber alle Schwierigkeiten überwunden. Der Chor bot dann noch das zarte Ritornell von Schu- mann, ferner zwei Lieder von dem bekannten Chemnitzer Komponisten Theo Nestler und als Abschluß zwei wohlgelungene Volkslieder, Per len deutscher Mönnerchorliteratur. Im zweiten Teil des Konzertes bracht« der fleißige Ehor unter der sicheren Leitung seines Licder- meisters den „Waldchor* aus der Rose Pilgerfahrt, ebenso Kreutzerschen „Abendchor* aus dem Nachtlager zu Gehör. Doppelquartett erfreute durch Darbietung einer Komposition Casimir. Zum Abschluß des Konzertes und als Ueberlcitung Festball erklangen Reineckes „uraltes* Hildebrnndlicd und das nige Lied vom Weinhaus. Dieses reichhaltige Programm wurde durch flochten von erlesenen Darbietungen der Solisten. Für Zenkner-Schneeberg war Frl. L i e b m a n n - Chemnitz eingesprunqen, «ine Sängerin, die weit über Chemnitz hinaus bekannt und als Künst lerin geschätzt ist. Sie erlang sich auch hier bald eine lauschende Ge meinde und schlug alle Hörer in ihren Bann. Ich erinnere nur an das zarte Wiegenlied von Reger und an die wundersame Weise von Richard Strauß: Du meines Herzens Krönelein. In vollendeter Weise wurde sie von Musikdirektor M ä t t i g - Schneeberg begleitet. Ihm und Kapellmeister Drechsel-Aue haben wir wohl für die Darbietung der gewaltigen Grleg-Sonate am meisten zu danken. Bei einmaligem Hören kommt man nur dazu, diese Musik zu bestaunen, fick zu freuen und die Gedanken zu ahnen, die dieses Meisterwerk in sich birgt. Da waren die Gavotte und die bekannte Serenade von Drdla schon leichter und dem Ohr gefälliger. Me diese Werke wurden den Konzcrtbesuchern in hervorragender Weise dargeboten. In Kapellmeister Drechsel-Aue lernten wir Lößnitzer einen Violin künstler bester Art kennen. Wir hätten sein Instrument so gern noch einmal singen hören- Vielleicht kommt er bald einmal wi.der. Die Kunst Musikdirektor MSttig» ist ja allen bekannt, und man kann nur dankbar sein für seine Gaben und flck daran begeistern. Nur ein Wunsch ist an diesem Abend nicht erfüllt worden. Das überaus reichhaltige Programm hätte den Saal bis auf den letzten Platz fül- * Erhöhung der Zellsioffpreis«. Ler Verein b«utsch«r gellstafft fabrikanten hat für April «in« weiter« Erhöhung d«k gellstoffvreift um rund 40 v. H. beschlossen. Innerhalb »ine» Monat» ist daWit ein» Verteuerung de» Zellstoffpreise» um etwa de» A eingetreten. Das hat natürlich ein« D«rt«u«rung d« Papier- «ad mit der Zeitungspreise zur Folg«. Krochen. Zurufe, wi« ^Lümmel, „Blödrr Ha«««»' w wurden d«m Etadtrat Brühl, d«r di« Erklärung vorles«« Drr Unabhängig« Stadtverordnete Elasu» li«f »u» RedarrkDH und sucht« Brühl bi« schriftlich festgelegt« Erklärung zu «ntrmW. Drr Vorsteher mußt, di« Sitzung unterbrechen. Zn der ErNLrchW Brühl und Schüning heißt e» u. au „Die maßlos und VW», rechtfertigten Angriffe de» Dr. Weyl gegen den Magistrat «üfft» wir entschieden zurückweisen. Lein Vorgehen wird nicht befttymt durch Derantwortlichkeitsbewußtsein, sondern ist lediglich dtktiarh von rein agitatorischen Bedürfnisse«. Lieft Politik lehaea wir ad^ Di« »neutral«»' fr«k« Gewerkschaft««. „Gewerkschaften und Sozialdemokrati« sind «in»'. Li«s«» Wart^, bas sich auf di« freigewerkschaftlichen (sozialistischen) Ardeiterorgatzt» sationen bezog, sprach schon vor vielen Jahren ein sozialistischer werkschaitsführer. Später hielt man e» für klug, da» innige DeHifit» nis zwischen freien Gewerkschaften und sozialdemokratischer Papftt nicht mehr so stark zu betonen. Die sozialistischen AngestelltenorgaM, sationen, vollends (Zentralverband der Angestellten, Bund der ftch, Nischen Angestellten und Beamten, Deutscher Werkmeisterverbayhd versuchen besonders seit der Revolution unter dem Deckurantel „Mp» tcipolitischer Neutralität' auch die Massen der Angestellten für sich zu gewinnen, die den Internationalismus der roten Parteien ablfsi, nen, politisch sich also zum Bürgertum bekennen. Wie «» in Mü» lichkeit um die „parteipolitische Neutralität' bestellt ist und daß.dies» sich bestenfalls auf die verschiedenen Richtungen und Parteien innev« halb des Sozialismus erstreckt, geht daraus hervor, daß «ine AnzM „freier' Gewerkschaftskartellr und Organisationen an sozialdemokra tischen Z-itungsunternehmungen beteiligt sind. Nur durch dies« .Ka pitalbeteiligung sind vielfach sozialistische Zeitungsaründungen erst möglich gewesen. Die Beziehungen sozialistischer Parteien zu dM „f.eien Gewerkschaften' sind viel herzlicher, al» gemeinhin anHe» nommen wird. Der „Korrespondent', die Zeitschrift der frelgewecft schnftlichen" Buchdrucker, gesteht in seiner Nummer 147 vom W. 1<> 1921 sreimütig, daß sogar Unterschüsse sozialistischer Parteihetriek« von den freien Gewerkschaften getragen würden. Wegen eine» ih» unangenehmen Aussatzes in einer bürgerlichen Zeitung wurde dl» „Oranienburger Arbeiterzeitung' (ein Kommunistenorgan) gegen hi» in jenem Betriebe beschäftigten Buchdrucker ausfällig. Der »Kov« respondent' weist diese Angriffe zurück und sagt u« a.r „Die Oro nie»« bnrgcr Arbeiterzeitung' bandelt sehr unklug, denn ihr nicht gering«« Defizit muß vom Gcwerkschaftskartell gedeckt werden. Die BuchdrÄ- ker müssen also noch ein übriges tun zur Erhaltung eine» Blatteryba» sie öffentlich verunglimpft'. Das beweist also, daß die angeblich „freien' Gewerkschaften (vertraglich) verpflichtet sind, Defizit» ft« zialdemokratischer Zeitungen zu tragen. s <. i Zurzeit rüstet die Sozialdemokratie zur „Maifeier*. Me fiB» rufe in den sozialistischen Zeitungen sind nicht nur von d en rqft« Parteien, sondern auch von vem „parteipolitisch neutralen* Allgemeft i nen Deutschen (Arbeiter-) Gewerkschaftsbnnd und dem Allgemein«« freien Angestelltcnbund (Asa) unterschrieben. Besonder» dem-Afa,' Bund gehören viele Angestellte an, die den marxistischen Ideen wB» tenfern stehen und nur im Glauben an die .Neutralität' ihrer, E» Wirtschaft bcigctreten sind. Sie müssen mitbelfen, die Summpi wirft zubringen, die zur Aufrechterhaltung sozialistischer Zeitungsbetrieb» und für politische Veranstaltungen erforderlich sind. An' alle Mft muß der Ruf ergehen, sich den im Gesamtverband Deutscher Angp, stelltengewertschaften zusammengeschlossenen nationalen Angestellte», gewerkschaften anzuschließen. Sonst machen sie sich mitschuldig,'«« dem Llcnd, das Sozialismus und Kommunismus über un» gebrach-, haben und immer noch über uns bringen. 's
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