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Erzgebirgischer Volksfreund : 26.03.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-03-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192203265
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19220326
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19220326
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-03
- Tag 1922-03-26
-
Monat
1922-03
-
Jahr
1922
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 26.03.1922
- Autor
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. . . ! «r 73 LV M«rz 1VS» DVÜlSskbUNÜ. «erlag L «. «lnn«. M«. «»lblalt. Oertttche Angelegenhetten. wtttvtvezvtvuerenfttzung zu <v4yUEeve«g >, am 23. März 1022. SS Punkte, die in der Hauptsache unwesentlicher Art find, stehen wf der Tagesordnung. Zum drittenmal während seiner kurzen Tätig» leit muh da» Kollegium sich einen Vorsitzenden küren, da der bi»», irrige Ämtsinhaber Oettel infolge seiner Beschäftigung außerhalb Schneeberg» den Norsteherposten niedergelegt hat. Die Wahl ging blatt vonsiatten. Die bürgerliche Bereinigung gab, gewitzigt durch Mher gemachte Erfahrungen, bei der Wahl des 1. Vorsteher», al» auch de» 1. Stellvertreter» stillschweigend weiße gettel ab und über» Veh somit da» Präsidium den linken Parteien. Der neue Dorsitzend« Kirch«!» muß sich zwar erst in sein Amt einarbeiten. Gleich sei nem Vorgänger versucht er aber die Geschäftsführung objektiv und Pott burchzuführen. Infolgedessen werden die SS Punkte ohne große Aussprachen und, was besonders festzustellen ist, ohne persönliche und gehässige Redensarten seitens der Linken in verhältnismäßig kur zer Zeit erledigt. Die Not der Zeit drückt auch den Sitzungen ihren Stempel auf. Wie ein roter Faden durchziehen Erhöhungen aller Art, bald der Koks- und Gasprcise, bald der Arbeiterlöhne und an dere» die Sitzungen. Und so wird es wohl auch noch eine Zeit lang sortgehen, darüber täuscht auch die In der Sitzung mitgcteilte erfreu- Uche Tatsache nicht, daß es zur Zeit in der Stadt keine Erwerbslosen gibt. Der bisherige 1. Vorsteher-Stellv. Max Kirch ei» wird mit 12 Stimmen (10 unbeschrieben) zum 1. Stadtveroroncten-Vorstehcr gewählt, während Oettel zum 1. Stellvertreter mit 13 Stimmen (S unbeschrieben) gewählt wird. In den Steuerrestausschuß wird Etadtv. St. Windisch gewählt. Einladungen zu Entlassung», feiern der Bürgerschule und der Handelsschule kommen zur Kennt» ui», ebenso die neuen Unterstützungssätze für Erwerbslose vom 27. Februar 1922 ab. Der staatliche Kraftwagenbetrieb auf der Strecke Aue—Schneeberg ist eingestellt worden, weil der Betrieb unrentabel tst. Der Betrieb erforderte in ganz kurzer Zeit 68 000 Mk. Zuschuß. Mit Bedauern nahm man davon Kenntnis. Gegen eine Stimme erfolgt Zustimmung zum Ortsgcsctz, die Einteilung der Stadt in drei Hebammenbczirke bctr. Bei Nichteinhaltung der Bezirke müssen SO Umgehungsgebühr an die Stadt gezahlt werden. Die Gebührensätze für öffentliche Anschläge an den Plakatsäulen werden um durchschnitt lich 100 Prozent erhöht. Mit der Erhöhung der Pauschalgebühr für amtliche Nahrungsmittclüberwachunß ist man einverstanden. Hier regt Etadtv. Schneider eine schärfere Kontrolle namentlich der Milch bei den Händlern an. Als Entschädigung für die Wahlbci- sitzer bei der letzten Stadtvcrordnctenwahl (!!2) werden 800 Mk. ge nehmigt. Zur Unterstützung eines Prozesses des Reichsverbandes der Eigentümer von Mictvostgrundstücken gegen den Ncichspostfiskus werden 800 Alk. bewilligt. Dieser Prozeß erscheint notwendig, um eine Entscheidung über die Bezahlung des in den Besitz der Post übergehenden städtischen Postacbäudes herbeizuführen. Der Witwe des verstorbenen Trichinenbeschauers Mehlhorn werden SO Mk. monatliches Witwengeld bewilligt; die Bezüge der Aufwärterin Klemm im Kindergarten werden von 78 auf 100 Mk. im Monat er höht. Der Wert der Wohnung, Heizung und Beleuchtung für die Klöppclschullchrerin wird aus 2100 Mk. festgesetzt, die Miete im Waldwärtcrhaus in Neudörfel von 280 auf 880 Mk. Bei Festset zung der Miete für das Rechcnhaus wird entgegen dem Natsbeschluß, der auf SOO Mk. ging, zunächst vom Etadtv. Schubert beantragt, die Miete auf 1500 Mk. zu erhöhen. Stellv.Vorst. Oettel geht noch weiter und beantragt 2000 Mk. Dieser Antrag wird ange nommen. Der Prüfungsbericht über die Erwerbslosenunterstützungs- kasse kommt zur Verlesung, die Richtigsprcchung der Wasserwerks- kassenrechnung auf 1S20 zur Kenntnis. Dem Nats- und Bauaus- schußbefch' g, die Fuhrlöhne für städtische Fuhren um 80 Prozent zu erhöhen, wird zugestimmt, ebenso der Verlegung der Schülerherberge in die alte Zcichcnschule gegen eine Mictsumme von 480 Mk. jährlich. Au» hygienischen Gründen sollen die Zimmer in der Bürgerschule ge ölt werden. Die Kosten in Höhe von 10 000 Mk. werden bewilligt. Genehmigt wird auch der Mehraufwand bei der Wasserlcitungsneu- regelung in der Kleinen Dadcrgasse. Der Antrag der Branddirektion bez. der beiden Freiw. Feuerwehren um Bewilligung von Mitteln zur Beschaffung von Ausrüstungsgegenstünden wird nochmals an den Bauausschuß zurückverwicscn. Notgedrungen ist man mit der Er höhung der Gaspreise auf 4,50 Mk. pro Kubikmeter und 1,78 Mk. für eine Münze, und des Preises für Koks auf 40 Mk. pro Zentner ein verstanden. Der Rabatt für Ncustädtcl wird von 12 auf 014 Prozent herabgesetzt. Dem Bildhauer Dietel in Neustädtel wird ein Stück Gasanstaitsarcal zum Pachtprcis von 600 Mk. jährlich überlassen. Don der Erhöhung der Waldarbeiterlöhne nimmt man Kenntnis, des gleichen von dem Brandschaden am „Hohen Holz" und davon, daß der Vater des Brandstifters die Hälfte des Schadens zu decken hat. Mit der Verpachtung von Areal im Beicrgartcn an P. Hemmann, an der Ringstraße an Thielemann und der Grüne Laubcfelder an die bisherigen Pächter ist man einverstanden. Mit Befriedigung nimmt man Kenntnis von den Ergebnissen der Holzauktion im Februar und März, ebenso von dem inzwischen erfolgten Obstbaumschnitt an der Wildbachcr, Langenbacher und der Scheunen-Straße. Die „Er holung" wird anderweit an die Schlackensteinwerke Falk L Walther > zum Preis» von 2300 Mk. vermietet. Di« Vorlaa, über Einführung s oon Ehrenurkunden wird an den Rrchnung»au»schuß zurückverwiesen. Bon der Mandatsniederlegung de, Etadtv. Hagert nimmt man Kenntni», auch davon, daß dir auf der betr. Liste in Frage kommende Frau Albert auf Ansuchen da» Stadtverordnetenmandat nicht an nimmt. Dem Ratsbrschluß, Gelände an di« Zwickauer Maschinen fabrik in Niederschlema nicht unter 18 Mk. für den Quadratmeter ab» zngeben, wird belgetreten. Die Zwickauer Maschinenfabrik wollte Ge lände zum Preise von 8 Mk. für den Quadratmeter kaufen. Zu einer Versammlung der in Bildung begriffenen Gesellschaft in. b. H. der Künstlerischen Schaubühne in Lhemnitz wird der Ratevorstand ab- geordnet. Line Anfrage de» Etadtv. Bater, betr. den Dienst» betrieb de» Rathauses an Nachmittagen, und di» Reinigungen der Geschäftsräume ohne Unterbrechung der Geschäftszeit vorzunehmen, wird zur Erwägung an den Rat verwiesen. Verschiedene weitere An fragen werden gleich beantwortet. Anwesend waren 22 Stadtver ordnete; gefehlt haben Etadtv. Hagert, der niedergelegt hat, und Dr. Richter. Am Nntstisch Etadträt« Georgi und Iacob, spät« kommt noch Stadtrat Böhm. , * Eine SvanaeHsch.sozsal« Lehrerkonferenz, veranstaltet von der Evangelisch-sozialen Schule e. D. in ihren Räumen im Ev. Iohannesstift zu Spandau, findet vom 10.—12. April statt. Die Kosten der Teilnahme belaufen sich ins- gesamt auf 55 Mark pro Tag (50 Mark Wohnung und Ver pflegung, 5 Mark Kursusgebühr). Teilberechnung ist statt haft. Liner begrenzten Zahl von Teilnehmern kann völliger Erlaß der Kosten gewährt werden. * Der Sächsische Kaffeehansbesißerverband hielt in Zwickau seinen 4. Perbandstag ab. Nach einem Dortrag des Schriftleiters Wiehle-Berlin über die Einwirkungen der neuen Vergnügungssteuer auf das Kaffeehausgewerbe wurde folgende Entschließung angenommen: „Die am 23. März 1022 versammelten Vertreter des Sächsischen Kaffeehaus besitzerverbandes erklären, daß sie durch die außerordentlichen steuerlichen Belastungen in Staat, Reich und Gemeinde und die weiteren in Kürze in Kraft tretenden Steuergesetze an der äußersten Grenze steuerlicher Leistungsfähigkeit angelangt .sind. Deshalb werden die in den einzelnen Gemeinden weit über die Reichsbestimmungen über die Vergnügungssteuer be- schlossenen Lustbarkeitsstcuersätze ganz besonders drückend empfunden. Eine große Anzahl Betriebe des Vergnügungs gewerbes und der Musikveranstalter sieht sich in ihrer Existenzmöglichkeit bedroht. Aus diesen Gründen fordern die Versammelten die Herabminderung der teils exorbitanten Steuersätze auf die der Reichsbestimmungen. Sollte dem seitens der Gemeinden nicht stattgegeben werden, so würde die Folge die Stillegung vieler Vergnügungsstätten sein. Der Vorstand des Verbandes wird ersucht, sich mit den übrigen Musikveranstaltern in Verbindung zu setzen, um sich ev. durch Einstellung aller musikalischen Darbietungen vor Vernichtung zu schützen. Damit würde nicht nur den Gemeinden die not wendige Steucrquelle versiegen, sondern auch eine große An zahl Musiker und anderer Angestellten erwerbslos werden." In den Landesvorstand wurden einstimmig g-'mühlt: Schiering-Leipzig (1. Vorsitzender), Sachs-Dresden, Mühl- psordt-Leipzig, Fischer-Leipzig, Nonniger-Zwickau, Daldauf- Ehemnitz, Thümer-Chemnitz und Meißner-Dresden. * Die hohen Fleischprelse werden von allen Hausfrauen besonders unangenehm empfunden. In Dresden ist das Rind fleisch schon bis auf 38 Mark für das Pfund gestiegen. Die Leipziger Fleischerinnung erhebt öffentlich Klage über die planlosen Aufkäufe von Schlachttieren durch Agenten aus dem Rheinlands und anderen Grenzgebieten, die durch un geheuerliche Preisüberbietungen das Vieh gleich reihenweise aus dem Markte nehmen. Den Fleischern bleibe nichts übrig, als schnell zuzufassen und gleichhohe Preise anznlcgen, um überhaupt Schlachtvieh zu erhalten. Darauf seien zum größten Teil die rapide steigenden Preise für Fleischwaren zurückzuführen; sie würden auch noch weiter beträchtlich an» ziehen. * Wo bleibt der Zucker? In den Zuckerfabriken beginnt die Nübenverarbeitung im September und endet im Januar. Auch in diesem Jahre hatten sämtliche Fabriken bis auf eine Ende Januar ihre Rüben verarbeitet. Die Erzeugung ist gegen das vorige Jahr von 1014 auf fast 1214 Millionen Doppelzentner gestiegen. In den freien Verkehr gesetzt wurden von September bis Januar über 514 Millionen gegen nur 3)4 Millionen in derselben Zeitspanne ein Jahr vorher. * Eilzüge mit 4. Klasse. Im Hauptausschuß gab Reichs» verkehrsministrr Gröner bekannt, daß ab 1. Juni beschleunigte Personenzüge mit vierter Klasse fahren werden. * Postkarte«. Dl» Postämter sehen jetzt scharf darauf, daß die zulässigen Größenvethältnisse der Postkarten nicht überschritten werden. Auslandspostkarten dürfen den Um fang von 14 :S Zentimeter und Inlandspostkarten den Um fang von 15,7:10,7 Zentimeter nicht überschreiten, andern falls die Postkarten wu» Brief» behandelt und mtt Nachporto belegt werden. , Au«, 25. März. In die Kirchgemelnbevertretung für Klösterlein-gelle wurden vom Kirchenvorstand zu den 15 Ge wählten noch berufen: Frau Fabrikbesitzer Agne» Bauman^ Kantor Fritzsche, Bäckermeister Voigtmann, Schlosser Paul Meyer, Betriebsexpedient Grünenwald. Dl» Einweisung findet morgen im Hauptgottesdienst statt. u. Schneeberg, 25. März. Die Ortsgruppe Schneeberg be» Bezirksausschusses für den Kleinhandel und de» Handwerk» veranstaltete am Freitag abend lm Restau rant zur Post «inen Vortragsabend, in dem der Syndikus der Vereinigung, Dr. Hirt-Aue über die Landesgewerbesteuer sprach. Die jetzt zur Austragung gelangten Eteuerzettel, so führte Dr. Hirt au», haben in den Kreisen de» Handels und des Gewerbes die hellste Emvöruna hervorgerufen über die viel zu hohe Einschätzung, und schon wieder naht sich dem Mittelstand ein neues Steuergespenst in der Landesgewerbe steuer. Der R'ferentenentwurf der Sächsischen Regierung habe an Mittelstandsfeindlichkeit das mögliche gebracht. Durch scharfe gesetzliche Bestimmungen, durch drückende steuerlich» Erfassung beabsichtige man den Mittelstand nach und nach zuin Erliegen zu bringen, um dann die SozlalisterungspISn» in die Tat umznsetzen. So zum Beispiel sage die Regierung daß der Mittelstand in Sachsen nur noch eine Ruine sei. Der im vorigen Jahre in Dresden stattgefundene Sächsische Mittel standstag mit zehntausenden von Teilnehmern habe jedoch der Negierung das Gegenteil bewiesen. Die bisherige steuerlich» Erfassung habe eine Rechtsunsicherheit geschaffen, wie nie zu vor. Im Gegensatz zu den bisherigen Steuergesetzen zeig» der Gesetzentwurf für die Landesgewerbesteuer eine gewiss» Klarheit. Der Redner erläutert dann anschaulich die ein zelnen gesetzlichen Bestimmungen und unterzieht die ver schiedenen Paragraphen einer sachlichen Kritik. Dabei kommt er vor allen» auch auf die Schonung der mlttelstandsfeindlichen Konsumvereine und Bauhütten zu sprechen. Das Gesetz wird schwer auf dem Mittelstand lasten, aber dank der außerordent lich intensiven Tätigkeit der Wirtschaftsorganisationen und beharrlichen Mitarbeit der Mittelstandsabgeordneten im Land tag, insbesondere unseres Abgeordneten Obermeister Mitzschke» Arie, sind dem Gesetz die schlimmsten Giftzähne genommen und im Entwurf ursprünglich vorhandene Härten gemildert worden. Der Mittelstand darf aber auf solchen Erfolgen nicht ruhen. Da der Mittelstand in Deutschland wenig Freund» habe, sei er in der Hauptsache auf Selbsthilfe angewiesen. Eine Wiedergesundung unseres Wirtschaftslebens und damit unseres Polkes könne nicht allein kommen vom Kapitalismus, auch nicht und erst recht nicht vom Sozialismus, wohl aber und in der Hauptsache vom Mittelstand. Im Mittelstand lagen von jeher die starken sittlichen und ethischen Kräfte^ die notwendig sind, ein Volk wirtschaftlich und kulturell auf wärts zu führen. Nur aus dem kernhast und gesund ge bliebenen Mittelstand wird der Wiederaufbau unseres deutschen Daterl ndes emporblühen. Lebhafter Beifall wurd» dem Portragenden für seine interessanten, leicht verständlichen Ausführungen zu teil. Im zweiten Teil des Abends sprach Dr. Hirt über die Organisation von Handel und Gewerbe insbesondere über die Tätigkeit der Geschäftsstelle Aue de» photogr. Lppsksts von mk. 128.— Oll (les, Lnemema, Ooerr. Leis«, dkeNel) «owla rümll. Ssüsrlssrtlksi In l»a»Uo»sr Lerclialleodalt empkleklt krler L ko. Ilsokf. Ink.: IlsrI Sommer 7«!. 14. 4^us 1. Errgsd. 8 ?ackmSaaI«cI>s SeMenuna. Loslonloss Haleltuag. Gebrüder Wesienwald. Roman von Lola Stein. (17. Forlsetzung.) „Vater, ich glaubte, unser Geschäft sei so sicher und so un verrückbar, daß es auf neue und fremde Gelder nicht ange wiesen sei?" „So sicher ist wohl selten ein Geschäft, Manfred. Es gibt immer kritische Zeiten. Gewiß könnte ich fremdes Kapital genug bekommen, auch von den Banken, aber das will ich nicht. Gebrüder Westenwald dürfen sich keine Blöße geben. Und weil unser Haus tatsächlich Geld braucht und es nach außen hin nicht zeigen darf, so wäre mir Inez Mitgift sehr willkommen gewesen. Sieh, Manfred, wenn du Dorothea geheiratet hättest, wie es mein und Mamas Wunsch war, dann wäre ihr Kapital im Geschäft geblieben. So muß ich damit rechnen, daß Thea stch über kurz oder lang verlobt und ihr Erbteil ausbezahlt wünscht. Dafür muß das Geld bereit sein. Nun, es wird auch so gehen. So ernsthaft sind die Sorgen ja gerade nicht. Mach dir keine trüben Gedanken, mein Junge. Kritische Zeiten erlebt jede Finna einmal. Aber es tut mir leid, daß ich dir und Inez nun nicht ein Haus kaufen kann, wie ihr es euch wünscht. Ich habe, nachdem dein Schwiegervater bei mir gewesen ist heute, sehr genau gerechnet und kalkuliert. Es geht nicht, daß ich gerade letzt eine große Summe für den Kauf eines Grundstücks aus dem Geschäft ziehe." Zur Miete wohnen könnt ihr auch nicht gut. Es würde darüber gesprochen werden, wenn Manfred Westenwald eine Mietswohnung nimmt. Die Dillen, die euch zusagen, sind ja auch nur käuflich erhältlich. Nun habe ich gedacht, ihr zieht vorläufig in unser Sommer heim nach Flottbeck. Es wird nicht mehr lange dauern, bi» Thea und Elly verheiratet sind. Dann brauchen wir das große Haus ohnehin nicht mehr. Für Mutter und den Kleinen und mich genügen einige Zimmer, die ihr uns im Sommer über lassen könnt, wenn die Mädel» erst au» dem Hause sind. Und kalarm» bleiben wir eben tm Sommer auch ln Lamb»»«-" Das mag ich Inez I lm Winter, den sie schrecklich fand, nicht draußen an der Elbe t für die Billa am 'zu wohnen, und weil sie es nun mußte. Ihre Eltern waren Da fragt« p» nicht weiter, 1 Vottfilpm-solgb) Er bedauerte nur, seinem süßen Kinde nicht selbst ekn Haus kaufen zu können, aber die Villen, wie Inez ste wollte, mit großen Parks und in der schönssen Gegend am Wasser, waren in Hamburg nicht leicht und nur äußerst teuer zu haben, und das erlaubten Don Octavio seine Mittel jetzt nicht. So tröstete er denn sein Kind mit dem neu erworbenen Auto und damit, daß das alte vornehme Hau» an der Flottbecker Chaussee, das in einem wundervollen bis zum Wasser hin untergehenden P - lag, ^ch » g-ntlich ganz herrlich sei und mit den prachtvollen neu'» Möbeln ausgestattet auch dem verwöhntesten Geschmack genügen müßte. Das alles sah Inez wohl ein, ab"' die Furcht, in diesem schönen Hause im Sommer mit den Schwiegereltern zusammen zu leben, war es, die sie bedrückte. In Frau Karoline aber hatte die Eröffnung ihre» Mannes Unruhe und Furcht entfesselt. Wie, stand es nicht mehr so günstig um das Geschäft, daß ihr Gatte diese Aus gabe scheute? Daß er bedrückt schien, weil Inez keine bar» Mitgift erhielt? Daß er sich entschloß, sein altes schönes Haus, das er so liebte, den jungen Leuten zum Wohnsitz zu ubed» lassen? Sie fragt« tastend, forschend, aber Johann Christian wich ihr aus. Und al» ste meinte, wenn es nötig sei, könne man sich ja auch im Verbrauch einschränken, da wurde er fast heftig, wie sie ihn selten gesehen, und erklärte, daß dieses unnötig sei, ganz und gar unnötig. Manfred war sehr niedergeschlagen. „Das mag ich Inez Ilm Winter, den sie schrecklich fand, nicht draußen an der Elbe nicht vorschlagen, Vater. Sie ist schon fest für die Villa am 'zu wohnen, und weil sie es nun mußte. Ihre Eltern waren Feenteich entschlossen." linnerlich empört, daß ihrem geliebten Kinde ein Wunsch ver- „So wird sie ihren Entschluß wieder umstoßen, Manfred, isagt wurde. Donna Nosita fand die Partie, die Inez machte, Mein Gott, ich finde, ein schöneres Haus als unsere Besitzung ' --»»<>»'-5 -n-k» 8». plötzlich nicht mehr so glänzend wie bisher, Don Octavio be schloß, sich umzuhören, ob irgend etwas Ungünstiges über die Firma verlautete, um schlimmstenfalls im letzten Moment noch zurückzutrcten. Aber er hörte überall nur das Beste Uber Gebrüder Westenwald und nur Rühmendes und Gutes über ihren Inhaber. ! an der Elbe kann eine junge Frau sich kaum wünschen." „Sie fürchtet sich davor, im Winter draußen zu wohnen, Vater." „Diese Furcht mußt du ihr eben ausreden, mein Junge! Mir scheint fast, du hast Angst vor deiner Braut?" setzte er gutmütig-spöttisch hinzu. „Vor ihr nicht, aber werde du mit solchen Schwiegereltern fertig, die den Himmel herabholen möchten, um ibn ihrem Kinde zu Füßen zu legen", sagte Manfred ein wenig befangen. „Nun, es wird schon werden," meinte der Senator, rief den Kellner herbei und zahlte. Die Herren gingen zusammen Uber den Iungfernstieg ihrem Kontor zu, das sich im „Europahaus" an der Ecke des Alsterdammes erbob. Aber wie Manfred in den nächsten Stunden nichts anderes zu denken vermochte, als was Inez und ihre Eltern zu dieser Eröffnung wohl sagen würden, so fühlte auch Iobann Christian eine Scheu und Beklemmung in sich, seiner Frau von seinem Entschlusse zu sprechen. Gr scheute ihre grauen, kühlen, erstaunten Augen. Er wußte, ste würde nicht fragen und ihn nicht um nähere Er klärungen über seinen Beschluß bestürmen, wie Manfreds Schwiegereltern in ihrer cemperamentvollen Art 's tun mochten. Aber er fürchtete Karolines Schweigen und ihre inneren Gedanken, die er erriet, ebensosehr wie ein stürmische» Fragen. Denn keinem Menschen gegenüber wäre es ihm so schwer geworden, sune nicht gerade glänzende geschäftliche Lage «in- -»gestehen, al» seiner eigenen Frau. Und doch gab es keinen anderen Ausweg. Er konnte i dem Geschäft jetzt keine größeren Gelder entziehen. Und die gesuchtste Unterredung fand statt auf beiden i s Seiten und «normte Zweifel, Ueberraschung und Unruhe. Inrz schmollte, weil sie'nun dock, entschlossen gewesen war,!
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