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Erzgebirgischer Volksfreund : 09.03.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-03-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192203090
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19220309
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19220309
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-03
- Tag 1922-03-09
-
Monat
1922-03
-
Jahr
1922
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 09.03.1922
- Autor
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«r. « ». «ör, lSLi. Erzgebirgifcher Dolksfreund. «. «. «HE, Am. »MAL küßt; bei der Mobilmachung 1914 «folgte «in Sturm der Einleger, je 25 Jahren gegliedert. Die allgemein interessierenden! Stadt und ihrer Sparkasse zngerufen wurden, in reichstem Maße er- olgen. Der gesamte Umsatz betrug 325 502 099 (11599 009 t füllen und ihr auch in Ankunft das wohlverdiente Vertrauen der Be- l> 214 000 090) Mark, die Gesamtsumme der Einlagen! wohner von hier und der Umgegend erhalten bleiben! Glückauf! m. m. I Oerttiche Angelegenhetten. 7SMrlges WilSum der SparWe zu Aeusläbiel >er jedoch bald abebbte; hierauf folgten die Kriegsanleihezeichnungen; es waren deren insgesamt 1612 über 2 718 200 Mark zu vermitteln; die Sparkasse selbst zeichnete auf eigene Rechnung für 8 941 SOO Mark, auf die bevorrechtigten Kriegssparkassenbücher sind 5SS2S2 Mark einaezahlt worden. Die abnorm gestiegenen Eisenbahnfahrpreife, und Postgebühren sind nicht ohne nachteiligen Einfluß auf den Geschäfts verkehr mit den auswärtigen Einlegern geblieben. Auf die Verord nung Wer Maßnahmen gegen die Kapitalflucht sind bet der hiesigen Sparkasse 433 offene Depots mit 791 500 Mark Nennwert eröffnet und auf das Neichsnotopser in 54 Fallen Kriegsanleihe im Nennwert, von 1800 000 Mark abgeliefert worden. Mit dem Wunsche, daß die Spar kasse zu Neustadts!'auch im 4. Diertelfahrhundert wachsen, blühen und gedeihen möge, schloß Rendant Hergert seine von großem Fleiß« in der Bewältigung des reichen Material» zeugende Rede. Richter den Anwesenden für ihre Teilnahme gedankt und «ine Zu schrift der Postbehörde, daß eine Vertretung derselben bei der Jubel feier nicht möglich gewesen sei, mitgeteilt hatte, schloß « die einfache, aber eindrucksvolle Festhandlung. Durch die Mitglieder de» Spar- kassenausschusfes wurde noch das Andenken der um die hiesige Spar kasse hochverdienten Bürgermeister Speck und Rendant Otto Hofmann sichtbar geehrt, indem man die Gräber derselben auf dem hiesigen Fried- Hofe durch Kränz« mit Widmung schmückte, die Bürgermeister Dr. Rich ter mit kurzen tiefgefühlten Worten an den Ruhestätten der Verstarb», neu nied rlegte. Mächten sich alle Wünsche, welche gestern der 90800 000 (6083000, 28500000 und VOLMOOly Mark, bi» Gesamt- summe der Rückzahlungen 86 080000 (4 700 000, «500060 und 54 880 000) Mark; im letzten Zeitabschnitt, find di, Einlagen in 272 050 Posten und die Rückzahlungen in 174 OSS Post«, «folgt. An Zinsen wurden in bar ausgezahlt 278 SSS (3S 200, 80174 und 164 S8S) Mark, dagegen an Zinsen gutgeschrieben 13 800 000 (878 OOS, 3 SOO OOS und 9 820 000) Mark, an Kapitalzinsen vereinnahmt 19400 000 (600 000, 5000 000 und 13800000) Mark, an Reingtwim» erzielt 3 850 000 (170400, 1235000 und 2 445 000) Mark, von den Ucker- schlissen des 3. Zeitabschnitte» sind nicht wenig« al» 1836000 Mark an die Stadtkass« überwiesen, 732 000 Mark an di« Rücklage der Spar kasse abaeführt und 376 000 Mark für ander, städtisch« Zwecke (Grund- stiicksankaufsfond, städtischer Neservefond, Straßenbau) verwendet worden- Im Jahve 1920 hat bi« Stadtkasse keinen Anteil und 1921 nur wenig vom Reingewinn erhalten, da derselbe verordnungsgemäß samt dem Reservefond voll zur Deckung der entstandenen Kursverluste an Wertpapieren verwendet werden mußt«. Die Rücklage war End« 1920 auf 1035 550 Mark angewachsen und beträgt jetzt wieder 7S171 Mark; dieser wird sich aber bedeutend erhöhen, da mr 1921 rin Rein gewinn von 250 000 Mark einschl. 150000 Mark zu erwarten ist. Sparkassenbücher wurden bisher 55 590 ansgestellt,wovon 21486 noch im Gange sind. Der im Jahre 1882 ausgenommen« Sparmarkenverkauf bat der Sparkasse insgesamt 23 800 Mark an Einlagen zugeführt. In folge ungünstiger Verhältnisse auf dem Grundstücksmarkte mußten vor einigen Jahren 5 beliehen« Grundstücke übernommen werden, von denen bereits 4 mit 54 000 Mark Gewinn veräußert wurden und auch 8« einer schlichten Feier hatten sich am Montag die Mitglieder der städtischen Kollegien, di« Beamtenschaft, Vertreter der Kirche, Schul,, der Bahnbehordr und ein, größere Zahl von Gasten aus der Einwohnerschaft im geschmückten Eitzungssaale de» Rathauses ein- gefunden, um de» Tage» zu gedenken, an welchem vor 75 Jahren die Sparkasse al» ein« der ersten de» Erzgebirge» ihren Betrieb eröffnete. Bürgermeister Dr. Richter begrüßte mit herzlichen Worten die Teil- nehm« und gab sodann im weiterem Verlaufe seiner Ansprache eine kur«, aber äußerst interessante Geschichte de» Sparkassenwcssns Deutsch land» im allgemeinen und eine solche von der Sparkasse zu Neustadt:! im besonderen. Die Anregung zur Gründung der letzteren ging vom damaligen Bürgermeister Müll« (später in Chemnitz) aus, der am 8. September 1845 den Antrag zur Errichtung einer städtischen Spar kasse in Verbindung mit einem Leihhaus« stellte; von diesem erwartete man «inen Reingewinn, der die Verluste bei der Sparkasse wieder aus- gleichen sollte. Aus dem Leihhaus« wurde nichts, auch später nicht, als Schneeberg am 27. Januar 1856 an Neustädtel mit dem Vorschlag« der Errichtung einer gemeinschaftlichen Leih- und Vorschußkasse herantrat. Er fand hier beifällige Ausnahme (stehe Verschmelzungsantrag); die Ausführung scheiterte aber an der Versagung der ministeriellen Ge nehmigung. Nachdem durch Verordnung vom 29. Januar 1847 die Satzungen der Sparkasse endgiltig genehmigt worden waren, wurde am 6. März 1847 nachmittag 2 Uhr die Kasse «öffnet. Schon am «sten Lage zeigte sich, daß diese nicht nur für die Stadt, sondern auch für di« Bewohner der Umgebung ein Bedürfnis war, denn unter den Gin- legem am Eröffnungstage waren solche von Schneeberg, Nirderschlema, Laut« usw., die ihr 345 Tlr. 9 ng. anvertrauten. Zu erwähnen ist, daß da» an diesem Tage für den Frauenverrtn zu Laut« ausgestellte Sparkassenbuch Nr. 3 noch heut« im Besitze diese» Vereine» und da» einzig« noch offen« der 30 am Eröffnungstage ausgefertigten Einlage bücher ist. Bei dem Vertrauen uns Interesse, welche» man der neuen Einrichtung allenthalben entgegenbrachte und welches auch bis heute trotz aller ungünstigen Zeiterscheinungen nicht erschüttert werden konnte, vollzog sich der Ausbau schnell und ungehindert unter Ober- leitung der nachfolgenden Bürgermeister Claus (1848—1862), Speck (1862—1900) und Dr. Dichter und der ersten Kassenb-amten Rendan ten Geißler (1847—1886), Hofmann (1886—1908) und Walter (bis 28- Februar 1922); hoffentlich bleibt ihr da» Vertrauen auch unter der jetzigen Leitung «halten. Die Hauptschwierigkeit der neugegründeten Sparkasse war die sicher« Unterbringung der Spargelder, da da» Hnpo- thckenw sen in damalig« Zeit noch nicht ausgebildet und auch der Ver- kehr in Wertapieren noch sehr beschränkt war. Da übernahm anfänq- lich der Bankier Valcrina Müll« in Schneeberg (Bahnhofstraße) die verfügbaren Geld« zur sofortigen Verzinsung, und der in der Ge schichte Neustädtel» rühmlichst bekannte Major v. Petrlkowsky.Lindenau leistet« für dies« Sicherheit. Mit Befriedigung der Verwaltung und Einwohnerschaft konnte man 1872 das 25jährige und 1897 da« 50jäh- rig« Bestehen feiern. Während das erste Vierbeljahrhundert in dem zeichen der Bildung einer vorschriftsmäßigen Rücklage stand, ist in der Geschichte des zweiten Vierteljahrhunderts besonders die au» den von Jahrzehnt zu Jahrzehnt gestiegenen Uebrrschüfsen der Sparkasse errich. tete städtische Sterbe- und Erbekasse zu erwähnen. Der erste Jahr gang dies« großzügig gedachten Versorgungsanstnlt wurde 1882, der letzte 1894 errichtet. Es war bei den stetig wachsenden Bedürfnissen siir die städtische Verwaltung leider nicht mehr möglich, die so fegens- reich« Einrichtug fortzuführen; im Jahr« 1909 wurde die Sterbe- und Erbekass« unter teilweisem Widerspruch der Mitglied« aufgelöst, von der Hälfte des 340000 Mark betragenden Gesamtvermögens ein städ tisch« gemeinnützig« Fonds errichtet und di« andere Hälfte an di: Mitglieder nach Maßgabe ihr« Guthaben ausgezahlt. Mit der An gab« der in dem letzten Jahrzehnt von der Sparkasse neu übernomme nen Aufgaben schloß der Redn«r seine mit Beifall aufgenommenen Ausführungen. Hierauf schildert« in Angehend« W«ise Rendant Hergert, der nruernannte erste Beamt« der Sparkasse, die Entwickelung dieser letz teren nach d« rein technischen Seite unter Streifung der persönlichen Verhältnisse und d« wiederholt geänderten Verfassung. Berührt wurden hierbei dir Höhe der Einlagen und Einlegerguthaben, deren Verzinsung, di« Unterbringung im alten und neuen Rathaus? usw., wo ran sich Mittrilungen üb« die Ergebnisse, der Sparkasse wahrend ihres 75jährigen Bestehens anschlossen, geschickt die Zahlenangabe in ver- gleichend« und deshalb nicht ermüdender Weise in drei Betriebsz itab- schnitten von je — -ru- !- —rr: Zahlen mögen fol 99 900000 und Nunmehr teilte BLrgermeistrr Dr- Richt«« di« von den stDti- schen Kollegien in Bezug auf die Jubelfeier gefaßten Beschlüsse mit; hiernach haben alle Almosenempfänger ans Anlaß des Gedenktages den dreifachen Wochenbetrag ihr« Unterstützung und 19 bedürftig« Kleinrentner eine Beihilfe von je 50 Mark erhalten. Weiter waren dem am 1. März in Ruhestand getretenen Rendant August Walt« in Anerkennung seiner 50jährigen im Dienste d« Stadt Neustädtel ver brachten treuen und gewissenhaften Amtstätigkeit 3000 Mark als Ehrenspende znerknnnt worden, die der Ratsvorstand dem verdienten Beamten unter herzlichsten Worten d«s Dankes und der besten Wünsche für einen langen gesegneten Ruhestand überreicht«, worauf dies« in b-wegkr Weise seinen Dank und seine Wünsche für da» Wohl der Stadt und ihre Sparkasse nussprach. Kanzleivorstand Bock richtete hierauf warme Abschiedsworte namens der Beamtenschaft an den schei denden Amtsgenossen, welchen sich Rendant Hergert im Auftrag« der Sparkassenbeamten anschloß; auch hierauf erwiderte Rendant i. R- Walt« mit dankenden Worten. Nachdem noch Bürgermeister - Dr. für das letzte ein günstiger Verkauf sich« zu erwarten ist. Die am 2. Januar 1909 «öffnet« und d« Sparkasse angegliederte Girokassr hat sich ebenfalls aut entwickelt; «ährend sie End« 1918 erst 104 Kun den hatte, zählt sie deren jetzt 875 und erreichte im Vorjahr einen Umsatz von rund 58 Mill. Mark. Im Jahr« 1914 wurde die Einrich- tung d« sogen, losen Konten getroffen und dadurch di« Ersparung einer Arbeitskraft erreicht. Der Personalbestand der Spar- und Dtro- kasse umfaßt zurzeit 5 Bcamte und 1 Anwärt«. Der Weltkrieg und ein« Folgen haben den Geschäftsbetrieb in ungeahnt« Weis« beein- * »« Gesetzentwurf üb« di» »e»« stichfisch, Ge»«t»tz» v«faffu»g findet über»» «blehnung. Nachdem schon A einer von der Regierung zu, Vorbesprechung dies«» Ent wurfes einberusenen «onfererw von Lrmetnd«Vertreter» von sozialistisch». Seit« an dem Entwurf ausgesetzt «urdch daß »r di» Kommunalisierung der Amtohauptmannschasteu nicht bringe, während von bürgerlich«. Seit» «Uä»t wurde, da- sich mit dar im Entwurf« vorges«Henv» Gemetnd» Verfassung ei« größer« Gemeinwesen überhaupt nicht vrv- walten lass«, kommt setzt der Widerspruch «gen den kischen Entwurf besonder» scharf au» den Kreise» der saßt» listischen Semelndevertreter. So ist aus einer kürzlich in Schwarzenberg abgehaltenen Vezirksgemeindevertreterkonferenz der Mehrh,itsso-iald«mokrat«n folgende Ent schließung angenommen worden: »Di« versammelten G» meindeven ter de» Bezirk» der Amtshauptmannschast Schwarzenberg lehnen den von der Regierung vorgelegte» Entwurf zur Gemeindeordnung grundsätzlich ab, da er durchaus nicht den Forderungen de» sozialistischen Proarmmn» entspricht. Die Konferenz verlangt, daß der Fischersch« Ent wurf dem Landtag, zur Diskussion und Beschlußfassung vor gelegt wird/ Eine noch schärfere Entschließung nahm ein» in Zwickau abgehaltene Gemeindevertreterkonferrnz der Unad- hängigen an; sie lautet: »Die Gemeinoevertreterkonferentz der U. S. P. für da» Arbeitsgebiet Zwickau fordert von der Fraktion der U. S. P. D. d«s sächsischen Landtage», bet V* ratung der neuen Semeindeverfassung für den Freistaat Sachsen mit allen Mitteln de» neuen Entwurf der Swneind»- verfassung z« bekämpfen und dafür einzutreten, da- der vom Sächsischen Gemeindetage al» geeignet« Grundlage anerkannt» Entwurf Fischer Gesetz wird. Due Bürgermeisterriversassung darf nicht Gesetz werden/ * Einkommensteuer und Spekulationsgewinne, von zu ständiger Stelle wird eine Mitteilung über die Veranlagung zur Einkommensteuer veröffentlicht, in der es u. a. heißt: Um ein« steuerlich« Erfassung der Spekulationsgewinne durL di» Einkommensteuer wirksamer durchführen »u können, sind die Landesfinanzämter ermächtigt worden, dre Steuerpflichtigen aufzufordern, nicht nur die Höhe de« Spekulationsgewinnes, sondern auch die einzelnen veräußerten Papier«, Zeitpunkt und Preis des einzelnen An- und Verkaufe» anzugeben. In den beteiligt " Kreisen ist darüber Beunruhigung entstanden, daß Wertpci c-Verkäuf« im einzelnen auch dann angegeben werden müssen, wenn es sich unzweifelhaft nicht um Spekulationsgewinn» handelt, wenn also z. B. zwischen dem Tage de- D-äaus» und dem Datum des Ankauf» «ine größer« Zahl von Jahren U«gt. Di« Finanzämter sind bah« ange wiesen worden, Steuererklärungen nicht ohne wettere» zu be anstanden, wenn Steuerpflichtig« in ihrer Steuererklärung sich auf die Angabe beschränk«,», daß sie zwar Wertpapier« veräußert haben, aber die veräußerten Wertpapiere nicht zum Zwecke gewinnbringender Mederveräußerung erworben haben. * Erhöhung de, Getreideumlage? Da« Wirtschafts ministerium teilt mit, daß di« sächsisch« Regierung bei der Reichsregierung beantragt hab«, di» Getreidwimlag«, di« jetzt nur 2,5 Millionen Tonnen beträgt, für di» nächst« Ernt« auf 4,5 Millionen Tonnen zu erhöhen. Auch di» Einführung einer Kartoffelumlage sei von Sachsen gefordert worden. — Um der I Vergeudung von Getreide entgegenzutreten, hat da» sächsische Wirtschaftsministerium bereit» vor Monaten auf der Zu» sammenkunft der Ernährung-Minister in Oldenburg beantrag^ daß aus dem deutschen Getreide nur noch zwei Sorten Mehl hergestellt werden sollen, zu 8S ». H. und -u SO v. H. aus- gemahlenes Mehl. Das 85proz«ntige Mehl könnte zur Her stellung des Markenbrote- dienen, wahrend da, SOpro-entig» Gebrüder WestenWald. Roman von Lola Stein. (2. Forlsetzung.) Da- Destenwaldsche Haus am Harvestehuderweg war er reicht. Die Familie ging durch den großen Vorderaarten, an dem wundervollen Rasenplatze, der mit alten Baumen be standen war, entlang, den schmalen Weg zwischen Büschen und Hecken auf die prachtvolle weiße Villa zu, die Manfred mit flohen Blicken grüßte. In der Halle stand das Personal zum Empfang des jungen Herrn bereit. Und da war auch der kleine Johann Christian, der in diesen drei Jahren ein ÜOjähriger Bube geworden war und sich dem erwachsenen Bruder jetzt jauchzend in die Arme warf. Die Schule hatte ihn verhindert, mit -um Dampfer zu gehen, worüber «sehr erbost gewesen war. Manfred begrüßte die Mädchen und die Mener; es waren alles erprobte und langjährige Angestellte seiner Eltern, nur der Chauffeur hatte inzwischen gewechselt. „Du wirst dich ein wenig frisch machen wollen, Manfred/ sagte Frau Karoline, „dein altes Zimmer erwartet dich. In 10 Minuten bitte ich dann zu Tisch/ „Könnte ich euch wohl jetzt sogleich »inen Augenblick sprechen?" Ich möchte euch etwa» sagen/ „Hat es denn nicht dis nachher Zeit, Manfred?" fragte der Senator. Aber Frau Karoline, in der sogleich die Neu- gierde erwacht war, nahm schon des Sohnes Arni. „Dannn komm nur, Manfred, gehen wir in Vaters Zimmer." Ein Blick in ihres Sohnes Antlitz, in seine glänzenden Augen hatte ihr gezeigt, daß es keine traurige Botschaft war, bi» er seinen Eltern künden wollte. Die jungen Mädchen stiegen allein die Treppe empor. Was mag er nur haben?" fragte Elisabeth. „Etwas, da, wir nicht hören sollen?" „Wir werden es auch noch erfahren, Elly." „Wie seltsam bedrückt du das sagst. Ahnst du denn, was e» ist, Thea?" Dorothea hatte Hut und Jacke achtlos aufs Bett geworfen und sich an» Fenster gestellt. Und hier stand sie nun, starrte mit blicklosen Augen hinaus, um der Freundin die Erregung nicht zu zeigen, in der sie ^ch befand. Nur sich nicht verrat nur ruhig bleiben und beherrscht, auch wenn da» Schwerste, oas Schrecklichste eintreten sollte, wenn es Wahrheit werden würde, was eine dunkle und gräß- liche Ahnung ihr sagte. Nur keinen hineinsehen lassen in ihr zuckendes Herz, nur reinen wissen lassen, daß sie, daß Doro thea Westenwald verschmäht worden war. Aber Elisabeth wußte schon zuviel von der Freundin Gefühl. Zu selbstverständlich hatte es ihr und allen hier im Hause geschienen, daß au» Thea und Manfred dereinst ein Paar werden sollte. Man hatte nicht ost darüber gesprochen, da» nicht. Aber wenn Manfred in seinen Kindertagen beim Spiele Dorothea ost seine kleine Braut genannt, so hatten die Großen dies ruhig mit angehört, und die beiden Mädchen ahnten, daß der Senator stets mit der Wahrscheinlichkeit dieser Ehe gerechnet hatte, daß auch Frau Karoline den Wunsch hegte, Thea, die seit ihrem 12. Jahre in» Hause erzogen ward, dereinst als die Frau ihres Aeltesten zu sehen. Denn sie alle wußten ja keine bessere Frau für den Sohn, keine lieber« Schwiegertochter für sich selbst. ss'.nd Elly ahnte in diesem Augenblicke, was in Dorotheas Seele vorging. Auch ihr war des Bruders Lon ausgefallen, als er sich den Eltern zuwandte, dieser Ton, der fast wie ein Iubelruf gewesen war. Und auch sie mußte plötzlich an das schöne exotische Mädchen denken und daran, daß Manfred sich überhaupt nicht um Thea gekümmert auf der Fahrt. Um der Freundin zu helfen, sagte , sie gegen ihre eigene Ueberzeugung: „Was du jetzt denkst, ist ganz verkehrt, Teha." Dorothea Westenwald aber erwiderte herb: „Ich denk« nichts, Elly. Komm, gehen wir hinunter, um zu scheu, ob alle» im Speisezimmer in Ordnung ist." Und ohne den Blick der Freundin zu erwidern, ging sie beherrscht »nid aufrecht aus dem Raum. Elly folgte ihr zögernd. Manfred Westenwald stand indes im Herrenzimmer vor ! seinen Eltern. Er sah sie in heißer Glückseligkeit an und sagte strahlend: „Ich bin sicher, daß ihr froh sein werdet über die Nach richt, die ich euch bringen kann; ich habe mich am Tag« vor meiner Ausreise aus Rio mit Inez Gonzalvez verlobt!" Es war sekundenlang ganz still in dem großen, kostbar eingerichteten Raume. Und die freudigen Glückwünsche, die Manfred erwartet, blieben aus. -Ihr sagt gar nichts?" fragt« er grenzenlos enttäuscht. „Ja, freut ihr euch denn nicht? Ist Inez euch denn nicht Brecht als Schwiegertochter-" „Wir sind so unbeschreiblich überrascht, Manfred," mur- melte die Mutter, „nein, mein Junge, das haben wir nicht j erwartet. Du bist noch so jung." „Nicht zu jung, Mütterchen, mit meinen 26 Jahren. Da», was du sagst, ist auch nicht der wahr« Grund, ««halb dich meine Verlobung nicht freut." Unmutig und tief verstimmt warf « sich in eine» d«r schweren Ledersessel. „Und auch du sagst mir nicht», Vater? kein frohe« glück- wünschendes Wort?" Und er sah den gütigen und stets vev- ständnsivollen Vater traurig an. Johann Christian Westenwalb konnte sein« große Ent täuschung nicht verbergen, konnte in diesem Augenblicke dem Sohn die erbetenen frohen Worte nicht sagen, so sehr ihn auch die Verstimmung seines Aeltesten schmerzte. Aber ihm selbst war fern schönster gukunftstraum zertrümmert in dieser Stunde. „Du hast recht, Manfred," sagte er endlich, „nicht? deine Jugend ist der Grund für unsere Enttäuschung. Aber — lieber Junge, wir hatten uns dein» Zukunft so ganz, ganz anders ausgemalt." „Ich verstehe dich nicht, Daler?" „Wirklich nicht, Manfred? So wärst du der einzig« hier im Hause, du, die Hauptperson, der nicht mit einer Verbmdung zwischen dir und Dorothea gerechnet hätte!" „Thea," sagte er verwirrt und von einer plötzlichen dumpfen Unruhe erfaßt. „Thea? Ja, ich habe sie immer gern gehabt, sie war meine erste Schwärmerei, man nennt so etwas ja wohl „Jugendliebe". Aber versprochen habe ich ihr niemals etwas, wir haben uns lein« Treu» gelobt und kein« Liebe geschworen/ „Du selbst nanntest sie früher ost dein« Braut." „Im Scherz, Mütterchen, ich war ja selbst noch ein halbes Kinb damals. Was sagt man nicht alles so hin. Nein, später hab« ich niemals daran gedacht, mich mit Thea -u verlobe»»." „Wirklich nicht, Manfred?" fragt» der Senator ernst. „Täuschest du dich nicht selbst?" Er wurde ein wenig verwirrt durch den eindringliche» Ton dieser Stimme. „Vielleicht habe ich währen» »er Mtlitärzelt doch noch zuweilen daran gedacht," meinte er zweifelnd, „aber nie al» unumstößlichen Entschluß dies« Heirat in» Auge gefaßt. Nein, das tat ich nie! Damals korrespondierte ich ja mich noch mit Thea. Später schlief der Briefwechsel ein, später, al» ich draußen war und so viele neu« Eindrücke' auf mich «in» stürmten. Und Thta hat nicht» dazu getan, ihn jernol« wied«» zu beleben." „Dazu mag sie zu stol- gewesen sein, Manfred." „Ein junges Mädchen aus gutem Hause zeigt eine« Manne ihr Gefühl nicht so offen," sagte Frau Karoline. Voris,»uiW folgtztz
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