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Erzgebirgischer Volksfreund : 01.02.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-02-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192202011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19220201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19220201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-02
- Tag 1922-02-01
-
Monat
1922-02
-
Jahr
1922
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 01.02.1922
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tktz» damit dm verfass«»! unrecht. E* «st eine harmlos«, etwa» an» L«Le»ki» ftveifend» Vw-tativ« üb« da» alt« Thsmo von Ler nicht- «medosaomäßen Asb«. WM, d« «tn-i«e Dohn eine» etwa» pol- wlger^ im Grund, gutmütigen und im Gegensatz zur eigenen Ueber- teugung nicht gerade schlauen Rittergutsbesitzers, «tratet »ül Vchvechmaschinenirinrlein, «müht sich vergeblich al, Dankbemntrr «in« bescheiden» Eeldständ«gleit M gewinnen, sucht und findet fein« vrtlaufen« Ara« auf dem väterlichen Gut, wo diese in der Roll« »in« neuen Hausdom« di« Lied« de» Alten sich in dem Maß« er- wirbt, daß Willi nach dem Diktat de» Bat«» ebendie^« Hausdame heiraten soll^widrbaenfÄl» « fi« selb« nehmen «Erde. Da» «Ee» Mcht unter Mithülf« «ine» alten guten Onkel» vor sich, der unbe- vutzt, ab« gern, auch MM» Schwester M dem von ihr geliebten, und MM befreundeten Rechtsanwalt verhilft. Gespielt wurde, obwohl «och vor dem Ausgeben da» Vorhang» «in Nollemrvchsel mitgeteilt werd«« mutzte so flott und ausgeglichen, daß mich solche tzuschan«, di« nicht zu ausgelassener ArÄHIichkeit neigen, an der Vorstellung der anspruchslosen Dichtung wirklich« Fveud» haben Schneeberg, 81. Aan. Litevarksch zu wert«, ist da» Lustspiel «Da» Kon-.rt", da» moroa» <al» zweite Vorstellung der Reihe B) goakbm wird, schon durch die Persönlichkeit seines Verfass«», des Wiener» Hermann Bahr. Er ist ein» der interessantesten und eigen artigsten Erscheinungen der jüngeren Literatur, ein« wahre Proteus- «tnr, der, meist oberflächlich, aber stets amüsant, in allem, was er schrieb, mit der gleiche« Begeisterung alle WanLkamen der Literatur orttmachte. Kritiker, Aesthet, Essayist, Literat, StückeschrtiLer, Dichter wandelte er sich schillernd und blendend, vom Skeptiker zum Mystiker durch alle nur denkbaren Möglichkeiten hindurch, so völlig überzeugt einst Verfocht« des Impressionismus, Anhänger des Naturalismus, dann Prophet de» Expressionismus wie zum Predig« des religiösen Mystizismus. Durch seinen lkbertritt zum Katholizismus hat der jetzt »mmckgezogM in Salzburg lebende, einst ruhelos durch die Kulturzen- tven Europa» wandernd« Bahr, mied« alle verblüffend, das auch äu- ßerlich dokumentiert. Aum Theater bat er stet» in engster Bezichung gestanden; er war auch vorübergehend Dramaturg an den München« Hoftbvcrtern, Direktivnsmitgkied am Men« Duvgthcatzer, auch bei Reinhardt in Berlin tätig. Die Zahl sein« Stücke ist groß. Was er oft vergeblich versucht hat, da» ist ihm in seinem Lustspiel „Das Konzert" gelungen, «in Echt bloß geistreiches, sondern mich Inhalt» veiches Lustspiel zu schaffen mit originellen Gedanken und einem Über- sprudelnden Humor, hinter dessen heiterem Spiel sich doch des Lebens Ernst verbirgt. In der am Mittwoch abend 8 Uhr statt findenden Auf führung dieses Merkes sind neben Franziska Rene-Hftper' und Mari- mus Rene beschäftigt Charlotte Friedrich, Wernicke, Max Jähnig, Otto OtGert. A SkUssrea aus Lem Lsssrkreis. vlWMule o-er MaulEen in Schneeberg? Sobald im Kultusministerium die Abschaffung der Lehrerseminare kn dm Kreis dar Erwägung gezogen worden war, mußten die kleine ren Städte mit mehr«an höheren Schulen wichtige wirtschaftliche Und kulturell« Interessen gefährdet sehen. Es standen- theoretisch drei Möglichkeiten für ihre Zukunft als Schulstädts offen. Entweder das Seminar «losch, ohne eine Spur seines Daseins zu hinterlassen, oder e» bestand als s-Mständbge Schule mit veränderten Lehrplänen weiter, oder es wurde mit einer anderen höheren Schule des Ortes verschmol zen. Dai der Menge der Nachteile kam für die Stadt Schneeberg die erste der drei Möglichkeiten nicht in Frage. Daher trat im Februar ISA) Las Kultusministerium an das Seminar- und Gymnastalkollc- jium zu Schneeberg mit dem Plane heran, beide Anstalten zu ver- chmelzen. Während Lie Lehrerschaft des Gymnastrrm» unter Zurück- kllunq schwerer Bedenken Len Vorschlag des Ministeriums annahm, etzte ihm Las Seminarkolleaium so schroffen Widerstand entgegen, baß M» für die Verwirklichung des Plarres al» unumgänglich notwendig vorausgesetzte Einverständnis beider Lehrkörper nicht zustaudekam und Las Ministerium den Plan vorläufig von der Tagesordw.ma absetzte. Obgleich in der Folgezeit ein großer Teil des Seminarlsllcgmrms zur Vereinigung beider Anstalten neigte, wunde trotzdem die Errichtung einer selbständigen Oberschule betrieben. Dann hätte Schneeberg zwei aeunklassige Lehranstalten bekommen, «in Reformgymnasium uns eine neu Massiger! Doppel mit gymnasialen fahrung v zustellen." rocal-Lrfin-ung5-Schcm Fa. E. Herm. Groß, Griinhain: Kuchmgaririvrspritz« (Gm.); Karl Mich. Karg, Doierfeld: Vorrichtung zum Mrfhcbm und Auflegen von Schallplatte für Sprrchmaschintzn all« Art mittels ein« Hand (Gm.); .Karl Hartmann, Schwarzenberg: Wertzeugkofseo für Fahrzeug« (Gm.). anstalbm mit denselben Lehrzielen tragen können, mit anderen Wor ten, ob diese auf Li« Dauer lebensfähig sein würden. Diese Frage mutz mit all«, SntWeducheit verneint «erd«». Schneeber» ist von Ober- schul« und den ihnen nab« verwandt«! Real- und Oberrealschllen so umlagert. Laß ihm für svm« höheren Schalen da» Hinterland so gut wie abgeschnitten ist. Dies« mußten vielmehr ihren Schülerbeüarf Lurch die Stadt und Leven nächste Umgebung Leck«!. Außerdem werden sich Ms der Rat ver Stadt SchnoeLorg za ter vinfttzgen Gestaltung des höheren Schulwesen» Ler Stadt Stellung nahm, forderte er in fei nen Eingaben an La» Kultusministerium au» wirtschaftlichen^ sozialen »nL schulgeographischen Gründen die Verschmelzung Les Seminars und und pealgymnasialen Lehrzielen, einem Roalschnlzsige und Aufbauklas- sen. Der B«irksausschuß, der an der gad-ihlichen Entwicklung Les Höheven Schulwesen» in der Älmtshauptmannschast Schwarzenberg na» tiwgvmäß da« größt» Inievesse hat, erklärte in seiner Sitzung am 2«. Oktober 1V21, Laß er ein besonder?» Interesse des D»irks an der Er richtung einer selbständigen Aufbauschuls mit den Fielen einer deut schen Oberschule in Schneeberg nicht für gor n erachten könne. Stadt und Bezirk Haban sich somit gegen eine selbständige Mssbauschule in Schneeberg «klärt. Inzwischen hatte nämlich das Seminarkollsginm di? deutsche Oberschule für Schneeberg al» «ndurchflibebar fallen ge lassen und dm Gedanken aufgcgriffen, ein» frchsklassigs Aufbauschule zu fordern, obwohl dadurch der Umfang der eigenen Anstalt von 12 (7 Seminar- und v Uebungsschulklaffeu) «uff 8 Klaffen herabgesetzt wüxde. Trotzdem hat die Lehrerschaft des Seminars bis zu der Dor- tveiersitzung am 28. Oktober 19S1 an der Forderung einer selbständigen neuen Schule festgchaltvn. Sie hat sie aulgegeben Lurch Len in dar ge meinsamen Sitzmig beider Lehrkörper am 10. Januar 1922 im Rat haufe gefaßten Beschluß, im Sinne der Ministeriakverordnung vom 4. Januar 1922 gemeinsam an der Verschmelzung beider Anstalten zu ar beiten und gemeinsam Li« Errichtung von Äufimuklassen für Ostern 1922 zu fordern. Nachdem Ler Loitzer der Sitzung dis Einmütigkeit der Versammlung festgestellt Hatto, winde aus jedem Kollegium je ein Herr von der Versammlung bestimmt, Len Beschluß zu formulieren imd zu unterzeichnen. Daß der vom Seminarkolleglum beauftragte Herr seine Unterschrift erst an Bedingungen knüpfte mH sie kurz darauf ganz vcr- weigerte, ändert natürlich nichts an Lem Beschlusse. Ebensowenig wie die persönliche Bemerkung zu dem kurzen Bericht Wer Liefe Sitzung in Rr. 18 des E. D. Wenn Las Sarmnarkollogftnn seilten Jahve lang mit ModiffkaKo- non behaupteten Standpunkt aufgegeben hat, so hat es im Sinne Ler MinistenialVerordnung vom 30. September 1921 in Ler Verschmel zungsfrage alle persönlichen Wünsche zurückgestellt und lediglich darairf Rücksicht genommen, welch« Art der höheren Schule für die Stadt und ihr Umland ein unabweisbaves Bedürfnis ist. Für die Notwendigkeit einer zweiten höheren Schul« in Eibner- bevo ist bisher kein Grund angeführt worden, Ler einer sachlichen Prüfung standh'elie. Die Lehrerschaft L s Gymnasiums Schneeberg. I. A>: Dr. phil. Richard Winter. di« Folgen Le» Lurch tbn Krieg verursacht«, Geburtenrückganges schon in Len nächst«! Jahr« für LI« Schulen bemerkbar machen. Natürlich muß auch für Lie Doppelonstalt auf Gchülerzuzug von auswärts gerech- net werden. Der braucht aber Pir ein» schul« nicht so groß zu fein wie für zwei selbständige Schul«. Wenn «ine neue Schulart in» Le ben gernAn werden soll, dann muß e» dort geschehen, wo wirklich Aus- sicht auf Gedeih« besticht. Da» ist für Schneeberg nicht der Fall. Hieran ändert auch Ler Htnwei« darauf nicht», Laß Li« Amtehcmpt- mannschaft Schwarzenberg kein« Oberschule haben! würde. E» liegt vielmehr auf der Hand, Laß, wen» Schneeberg von Gymnasien fo um geben wäre, rote «» von Okuschulen umlagert sein wlrd, Liefe Tatsache allein dm Gegnern Les Gymnasium» genügen würde, dem Gymnasium zu Schneeberg Li» Daseinsberechtigung abzusprechen. Es fei aber mit aller Deutlichkeit darauf htngewiesen, daß Los Gymnasium Schneeberg bi» jetzt Las erste und einzige R«formgymnasium in einer sächsischen Kleinstadt ist. In Licfem Zusammenhänge ist es übrigens nicht ohne Reiz, da» Urteil de« SeipAi«« Lehrerverems Über da» Gymnasium M- zustellen. Da heißt «s (L. N. N., Nr. 20. 2. Beil): „Was Gymnasium , ist aus stchrhundert'lrmyer Tr- mau nickst erst neu« Versuch« au- DSPPGLt. ist ciie «chte.grita tz pksiktspL fAillsps kstfsa-Lss«nL ckenn fi« ist so ergiebig, <1ad ntzs» aut vt«r ckaftee-tvrf«! von volüurn Malr o^er Oersta nur einen Lonet dnaueyi»un<! autzertleni Merclen, Voynen u.Lisrste «irxlurch tn ihren tprunol stossen grunelitchanausgenutzi Httsmalilc^rn uncl ÄlbsiPsksla ru ksbsn in clon Qclcftäffsn! !l«iker Liefe Frag«, Li« Lei Ler 1. Lesung Le« kirchlich« Beachise fung in der Synode «Handelt mieden, wird La» Doll «infettia untew pichtet, wenn nicht irpegesiihrt. Di« SynoL« wird al» rückstärwtg hin« gestellt, die sich d«n neuzeitlichen Fortschritt «ntgegonstennne, ein» kurzsichtig« Machtpolittk toftbe und Grund habe, sich vor ü«o» Boll« wilkn zu fürchten. Aur Emh, selbst ist folgen«» DÄflchlich, schtz» stellen: 1. Uebe« da» «ml den „Bischof»* tst U» gekamti» Synob, ^ata, « handelt sich bei dm Erörterungen nur um dm Titel. Einen solche» muß der Mann haben, einen besseren hat niemand vovgefchlagen. Da» Voll d.mkt darüber, wenn es sich überhaupt dafür intevessisrt, verschie den. Der volkskirchliche LaierwunL, der all« Strömungen in Ler Kirch» umfaßt, hat sich mit S2 Ortsgmppm für Len Bischof, mit öS dagegen ausgefpvoä-en. Wie kann man da behmrpden: „Das Holl hat ksinerlei, Sympathie für dm Dischofsnomm." Die bei der SynoL, «ingelaufe- nen Pettttonm aus Lom Volk sprechen sich flir und gsam t»n Name» in gleichem Maße au». Der sächsisch« Pfarrerverein hat sich nah«-» einmütig für dm Dsschof misgcsprochcn. In de« SynoL« hüben nur 10 dagegen gestimmt, 89 für üm Bischof; Laß Liest sich von einer klot- nm Grupp« hätten ins Schlepptau nehmen lass«, ist «in» unwahr» Behauptung. Eh« hat es Len Anschein, als ob Lrautzen im Lande Li» Vertreter «nor gewissen Richtung den aussichtslosen versuch mache» wolltm, Lio große MühHstt ins Schlepptau zu nehmen» 2. Ur wähl. Will das kirchlich intevessicetze Volk da» poktttsch» Urwahlrecht in Lie Kirche übertragen haben? Die Kirche hat La» Ur» wchlvecht bereit» bei Len Wahlen zur Kirchgemelndeoertretung- Dst Ablchmmg Le» Urwahl mr Synode ist deshalb «Äsnsowenig ein dm« ver Widerspruch wie z. D. der Aufbau Ler Betvtebsrätv, Ler auch nur auf der untersten Stufe das Urwahlrecht kennt. Don 148 Ortsgww- pen Les Volkskirchlichm Laknbuube» habm mir 49 für die Urwahl, zwei Drittel gegen die Urwahl gestimnrt. Liegt also, wt, man gesagt Hatz, Angst vor dem Dollswillm vor, wenn Lie Synode mit 66 Mgen 23 Stimmen die Urwahl abaelehnt hat? Der Ausfall Lor Synodol- wahlen In Landeskirchen, in Lenen man Lt» Urwahl hat (Dadm, Würt temberg, Neuß), beweist, LUß man sich vor Lem UrwMveA durchaus wicht zu „fürchten" braucht, auch w nn man zu dm Positiven gehört. Aber La unsere KirchgemeinLoordnung auf vor Kirchgemsindevertve- tmm fußt «nL somit auch Lor Oberbau der DerfassenM, so ist Lie Ur wahl unlogisch, auch wenn sie nur ausgoübt merdm soll von Len tn di« Kirchgemeindevertretunas-Mahlliste Eingotvaaenen. Odor handelt es sich um „Machtpolitik"? Man kann dann schließlich bei jeder Ueber- stimmumg von „Machtpolittk" reden. Wäre es nicht richtiger, Lie klein« Minorität im Lande diente dem kirchlichen Frieden, inL«n sie sich Len großen Majoritäten fügte, anstatt, nachdem Lis Würfel gefallen sind, künstliche Unruhe zu schüren? DI« «vanyclffche Kirchs braucht dringende« als st Einhell und Entwicklung in vubigom Frotschritt, Lem sich — wte L-» übrigen Dek- handllmgm über die Verfassung gezeigt Hatzen —> ntemand wrdgrsetzt. Wer sich an Lieser positiven Arbeit tatkräftig beteilig«! will, der schließe sich Ler großen Wer ganz Sachsen verbreiteten „Positiven Volkskirchlichm Derainigung" (Geschäftsstelle Chemnitz, Schloßplatz 7) an. Gottlob Friedrich Päßler.' Schneeberg, Dszbr. 1772. Kind das Schreckliche; seine Eltern und Geschwister waren — bis Das Legatsche Hans in Schneeberg, Markt 10, wird seit der gro Zeitgenossen, die sich ebenfalls ans Schneeberg beziehen und die der Verfasser in einem alten Gebctbuche vorfand, mögen wortgetreu Jahren 1771 und 1772 sich alibier zugetragen: Massenlttrtzm elnsetzte, wurden je vier Leichen in ein Grab gp ausgekühlet ohne Wißen und Willen der Hr. Geistlichen von den Schuh Knechten ohne Gesang und Klang auf den Gottes Acker ge schleppt und allda eingcgraben. Johann Friedrich Hempel, V. und Schlößer allhicr, hatte lange schon nichts als Abfall gcßen und konnte sich vor Schwachheit nicht mehr aus den Bett heben worinnen er den 29. Martius verhungert und abgezehret aufgefunden worden. Joh. Georg Bochmann, wurde den 3. Aprilts, weil er ein Böse wicht und Gottes Lästerer, binnen 5 Jahren die heil. Sacra nicht ge noßen, mit Dnß Liedern und ohne Creuz durch 4 Tage Löhner hin- gc.ragen und wurde auf den Gottes Acker in den Ärmen-Sünder- winkel gclcget. Johann Heß ein Derghaner ist auf dem Kchnorrschen Gut noch mit einigen in Diebstahl ergriffen worden und ist allhicr auf das Rathhnuiz gesetzet worden, aber wegen Krankheit herausgelaßen und selbige Nacht auf der Gaffen gestorben. Johanne Christiane Nretschncider, eine Tochter im 72. Jahr ist den 24. May auf dem Fahrweg nach Ncustädtelein vor Hungers zu- sammenbrochsn und todt gefunden worden. Johann Andreas Sartorius, ein Jweckcnschmiedsgesell ans Schei benberg. 2> Jabre alt, ist den 24. May beim Suchen nach Abfall auf einem Misthaufen bei den Siangsn-Derg den Hunger Todt gestor ben und ehrlich auf hiesigen Gottes Acker begraben worden. j seinen Logenbrüdern eine großzügige Hilfsaktion in die Wege lcitcte, , wovon noch heute ein Denkmal auf dem Schneeberger Gottesacker ! Zeugnis ablcgt. Die leider etwas verblichene Inschrift lautet: „Herr j Christian Gotthelf Baumgärtner, Post Comißarins und Bürgermei ¬ ster in Schneeberg. Er war ein Vater der Stadt und entriß 1772 > . den Huugsrtodt durch Hülfe der von ihm in die Wege geleiteten Hilfs- Die große Kungersnot im Erzgebirge im Jahre 1772. Von Kivchenlnrchführer Richard Hauck, Schneeberg. (Schluß.) Ein für ein« arme Dergmannsfamilie besonders betrübender Vorfall hat sich 1772 auch in Schneeberg ereignet. Ilm diese Zeit besaß der Bergmann Joh. Adam Anger das an der Ziegenschleppe ge legene Häuschen Nr. 314 — der jetzige Besitzer ist Hr. Schuhmacher meister Huster — in welchem er mit seiner zahlreichen Familie ein ärmliches, aber glückliches Leben führte. In der schweren Hungers- not reichte sein Verdienst nicht aus, um die Seinigsn sättigen zu können und so mußten die größeren Kinder mit dazu helfen, indem sie auf den Wiesen allerlei Kräuter suchten, die ihnen der Schneeberger Apotheker für einige Pfennige dann abkaufte. Eines Tages batte sich der kleine vierjährige Gottlob") zu weit von seinen Geschwistern «ntfernt und so lange sie ihn auch suchten, sie fanden ihn nicht. Er war in seinem kindlichen Unverstände einem Postboten — die damals noch gelbe Röcke trugen — nachgelaufen in der Meinung, dieser werde ihn schon zu seinen Eltern bringen, merkte aber in der inzwischen cin- getretcnon Dunkelheit nicht, daß dieser seinen Weg nach Zwickau einschsug. So irrte er lange, von gnten Menschen immer mit Speise und Trank erquickt, in Zwickau umher und kam endlich nach 2?4 Monaten wieder im Elternbause an. Doch es öffnete ihm niemand, alles war verriegelt, nur in der Hintcrseite fand er einen offenen! Diese sieben Fälle stimmen fast wörtlich mit den Einträgen im koden, kroch hinein und legte sich, des langen Wanderns müde, in eine ! Kircbcnbnche überein, sodaß an der Echtheit dieser Aufzeichnungen Mit alten Kleidern gefüllte Kiste und schlief darin den Schlaf des ! nicht zu zweifeln ist. Gerechten. Am frühen Morgen findet er das ganze Haus leer, Möbel j Der damals amtierende Schneeberger Bürgermeister Baumgärt.! -rnd Betten waren längst verkauft. Ein Nachbar überzeugt sich, wer I „er hatte sich ein ganz besonderes Verdienst erworben, indem er unter ' tn dem verlassenen Hanse sein Wesen treibe und gewahrt zu sei-'- - - - — - . . > Nom Erstaunen den kleinen Ausreißer. Nun erst erfuhr das arme Johann Heinrich Engel, Mäurer, starb den 16. Augnsty Sun- legt. Tcödclweiber gingcn von Laus zu Haus, die den balbver- »ers halber elendiglich im Sieg Hanß, und wurde den 18. dito durch schmachteten Menschen für einen Spottpreis ibre letzten Habssliokciten Vie Sieg Hauß Leute auf einen Schub Karn Lurchs Pfördgen aufn , nbprcßten, ja um einen Biffen Brot fast geschenkt bekamen. Am 8 Juli i Gottes Acker gebracht. j 1772 war der Drotpreis am höchsten, nämlich auf 9 Gr. 3 Pfg., ge- i Joh. Christoph Titzschkonens, D. und Schuh Machers htntcrl. ! stiegen. Ein furchtbarer Preis für die damalige Zeit und für Men- ! Sohn wurde den 12. Sept. Nachmittags um 4 Uhr, da er noch nicht sben, die keinen Verdienst hatten. Die meisten hatten fick' daher schon seit > Monaten d' scs Nahrungsmittels entwöhnen und zu schlechten Kleien, *) Mütterlicherseits der Urgroßvater des Verfasser». I Wurzeln, Gra» und Kräutern ihre Zuflucht nehmen müssen. Ob-1 »») Da» Geburtshaus Les Verfasser». l Klei» viel getan wurd», um Lu» geplagten Volk» Linderung zu ver-1 auf seine älteste 12jährige Schwester — alle an der Hungerseuche ge storben. Der Mutter war das Sterben besonders schwer geworden, denn der große Kummer über das Schicksal Ihres verschwundenen „ Kindes halte ihr das Herz gebrochen. Der kleine Gottlob wurde : ^tion 290 Familien und Kinder. Ans Dankbarkeit von seinem Sobn ! nebst seiner Schwester, die unvcrmählt blieb, von fremden Leuten j F. E. Baumgärtner." Dieser Wohltäter starb am 17. Ang. 1793 im j erzogen. Er wählte sich nach damaliger Sitte den Beruf seines Da- ! gg, Leben-jabre. b«ut° sN ! Das Legore Han» in Schneeberg, Markt 10, wird seit der gro- tn ginnen ' ßen Hungersnot init einer bekannten und wunderlichen Geschichte nm- i ! woben. Das im Ecktürmchen stehende, sogenannte Nrotmünnel. soll i y-n ?s?in?n ein stummer Zeuge daran erinnern, daß dieses Saus i. I. 1772 für ! WH s » AH. i zwei Brote verkauft wo-den ist. Es ist jedoch artenmäßig festgestellt miokeil nAyöa -st-, ' worden, daß man es hier nur mit einer schönen Legende zu tun hat. rmgreir uno zum Veoncytnts an all Vas Gcywcre, was inm umtt jmon in seiner Jugend auf die Schultern legte, seine Lebenlang an das ' In Neustödtel starben in demselben Jahre 415 Personen, wovon! Bibelwort Joh. 13,7: „Was ich tue, das weißt du jetzt nicht; du wirst , die meisten ebenfalls vom Hunger aufgeri-den wurden. Die Tischler j es aber hernach erfahren!" Handschriftliche Aufzeichnungen eines i mußten die Särge aus rohen Brettern unfertigen, das Holz dazu lie- ! Zeitgenossen, die sich ebenfalls auf Schneeberg beziehen und die der ferte die Kämmerei. In solchen Särgen wurden die Verstorbenen in ! Verfasser in einem alten Gebctbuche vorfand, mögen wortgetreu der Zeit uon 2 bis 5 Uhr früh non den Sieghanolcntcn auf Schub-; hier folgen: „Einige Nor Falle, so in traurigen und bösen Hunger karren zum Gottesacker gebracht. Als dann im Hochsommer das! schaffen, so fehlte es doch an durchgreifenden Maßregeln. In vielen Orten wurden auch Suppenanstalten errichtet, doch sollen Wasser und Salz die Hauptbestandteile dieser Suppen gewesen sein, und die da durch zwar zum Appetit gereizten, aber nicht gesättigten Empfänger rupften sich weinend wieder Gras, um es zu lauen. Knochen, die sie auf der Straße fanden, wurden nochmals ausgekocht, Krautstrüme und unreife Erdapfel wurden als Leckerbissen ost roh verschlungen; die im Vorjahre abgeerntcten Felder wuroen nochmals nach etwas Eßbarem durchwühlt. An die Bergleute wurde ein kleines Quan tum Getreide um denselben Preis abgegeben, allerdings erst dann, als die größte Not fast vorüber war und wo ein 6-Pfund-Drot be reits wieder 5 Gr. kostete. Bei der Verteilung, die unter ungeheuerem Andrange am 22. Juli 1772 im Malzhausc am Hartensteiner Tor« stattfand, brach der Fußboden durch, wobei eine große Anzahl Per sonen „hart beschädigt" wurde. In vielen Orten des Erzgebirge» wurden Armcnschnlen errichtet, wo die ärmsten und elternlosen Kin der außer dem Unterricht, auch Kleidung und Essen erhielten. In. Ncustädtel konnten 75 solcher unglücklichen Kinder mit dieser Wohl tat bedacht werden. Das Amt eines Schulmeisters über diese er hielt Christian Friedrich Flemming, ein — Fleischcrmcistor, unter der Aufsicht des Pfarrers Forstel und des Kantors Seyffert. Außer Schneeberg, Aue, Zwickau und Geyer, wo die Zahl der also vcrvflc-' -1 Kinder nicht zu erfahren war, wurden verpflegt 203 Kinder in Breitenbrunn, 358 in Crottendorf, 118 in Unternnesenthal, 48 in Hammerunterwicscntbal, 182 in Nittersgrün, 90 in Bermsgrün, 128 in Bockau, 35 in Jugcl, 140 in Groß-Pöhla, 50 in Carlsfeld, 59 in Hundohübel, und aus einer besonderen Sammlung 200 tn Ehren- sriedsrsdorf, 100 in Bernsbach, 100 in Cranzahl und 100 in Jöh stadt. In Grünhain wurden zur Erinnerung an diese Leidsnszeit zin nerne Huugerdenkmünzen geprägt, auf denen neben Sinnsprüchen auch die Getreidep -eise von 1771/72 zu lesen sind. Im hiesigen Totenregister steht am Ecblusse des Jahrganges 1772 folgende Nachschrift: „In diesem 1772sten Jahr sind in allem ge wesen 789 Leicken, cs sind deren aber 20 mehr gerechnet als hier stehen, weil anfangs viele ungcmeldet sind nausgcschasft worden. Doch ist dabcy zu merken, daß die allermeisten am Hunger und durch den Hunger an einer fieberhaften Scucbe gestorben sind, denn die Theue- rung und der Mangel an Vrodt ist in diesem Jahr am höchsten als sicb fast Niemand zu gedenken weiß, gestiegen. Wir wollen Gott de- mütbig flehen, daß wir und unsere Nachkommen, dergleichen trauriges und böscs Johr mcbt wieder erleben mögen. Schneeberg, den 81. Dezbr. gestwicben 1772." Nach Lotzmanns Angaben sind im ganzen Gebirge während de» Hungersnot 1'0600 Menschen ums Leben gekommen. Als das Jnbr 1772 zu Ende ging, war die größte Not überstan den, denn ein K-Psuud-Vrot kostete nur noch 4 Gr. und 3 Pfg. Die meisten der in den Armensck'nlen unteraebrachtcn Kinder konnten ihren Verwandten wieder übergeben we-den. Diejenigen aber, denen alle Angehörige gestorben waren, genosten diese Wohltat noch bis zu ihrer Konfirmation, bis sicb dann gute Menschen ihrer annahmcn. Die vor treffliche Ernte van 1773 batte den meisten wieder Arbeit und Nah rung aebracbt, sodaß ein Brot für 1 Gr. 9 Pfg., ein Schock Pflau men für 2 Pfg. und ein Mülel Birnen für 3 Vsg. wieder zu haben war. Auch die Sterbeziffer (117) aus diesem Jahre legt für die ge ordneten Verhältnisse Zeugnis ab. Der Schneeberger Kirchenzertcl vom Jahr« 1778 schließt mit fol gendem Gruß zum neuen Jahr: „Auf, Schneeberg! freue Dich, auf! jauchze, fnbilirel Denn Hunger, Lcucben, Tod ruhn nicht mehr vor der Thür» Des Höchsten starke Hand bat solches Leid gebannt Ilnb feiner Gaben Füll' dir wieder Angewandt! l
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