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387 mcncr Verleumdungen zu drei Monaten Gefangniß veruetbeilt und daö hiesige Bezirksgericht bestätigte auch auf erhobenen Ein spruch dieses Erkenntniß. (D.A.Z.) In einem Gebüsch bei Frankenthal bei Bischofswerda wurde am 23. v. M. ein etwa 60 Jahr alter, ziemlich anstän. dig gclleideter unbekannter Mann erhängt aufgefundeu. Dem Anscheine nach soll er schon mehrere Wochen gedangen haben. Lobau. Dem hiesigen köuigl. VeziekSgericht ist in diesen Tagen eine Verordnung des königl. Ober-Appcllationogcrichiö zugegangen, laut welcher das Begnadigungsgesuch des wegen Ermordung seiner Ehefrau in beiden Instanzen zum Tode vcr- urthcilten Joh. Heinr. Ullrich aus Schönbrunn allerhöchsten Orts abschläglich beschicden worden ist. Das Urtheil wird näch sten Sonnabend, den 4. Dccember, früh 8 Uhr, im inner» Hof raume des hiesigen Arrcsthauseö mittels des Fallbeils vollzogen werden. — Bei der am 25. Nov. stattgefundenen dieöjähr. Haupt versammlung des hiesigen Dienstbotcn-Prämiirungö-Vcrcinö er hielten 8 Dienstboten Ehrendiplowe und Geldprämien. Bei dem in vor. Nr. gemeldeten Kirchendiebstahl in La walde bei Löbau, wurde ein solcher gleichzeitig auch in Schön bach verübt. Die Diebe fanden jedoch kein Geld vor, da man jetzt sofort alle Beträge aus der Sammelbüchse hcrausnimmt. Camcnz. Nach einer der „C.-Z." von hier zngegangncn Corrcspondenz wird eines nicht ungegründetcn Gerüchts gedacht, welches diese Stadt mit ziemlicher Unruhe erfüllt. Es steht der selben nämlich, sowie noch drei Städten der Erblande, die Auf- Hebung des königl. Bezirksgerichts bevor, und zwar aus Man gel an Beschäftigung. Preußen. Berlin. An den Prinz-Regenten haben über 300 israelitische Gemeinden Preußens eine von dem Vor stande der hiesigen jüdischen Gemeinde vollzogene Eingabe ge richtet, deren Antrag dahin lautet, auf dem Wege diplomatischer Vermittelung die Rückgabe des der Familie Mortara entzogenen Kindes zu erwirken. Oesterreich. Wien. Im gewöhnlichen Verkehre sind die mit der Einführung der neuen Währung unvermeidlich ge wesenen Schwierigkeiten bereits überwunden und die hierdurch entstandene Vcrthcucrung mancher Lebensbedürfnisse, sowie die sich ergebenden Verluste ziemlich verschmerzt. In der Lombardei stoßen die letzten Finanzmaßrcgcln auf sehr große Schwierig keiten. — Der Journalstcmpel ist für inländische sowie für aus ländische Zeitungen auf die Hälfte herabgesetzt worden, jedoch sind alle Zeitungen, mit Ausnahme inländischer Fachblättcr, durchaus stempclpflichtig. Aus Prag wird gemeldet, daß der vormalige Kaiser Fer dinand über den Besitz, der die große» ehemalige» toscanischen Herrschaften umfaßt, bereits testirt und denselben religiösen Ge nossenschaften und Körperschaften vermacht habe. Die Fürst- Erzbischöfe von Wien und Olmütz werden sich demnächst nach Nom begeben, woselbst um selbe Zeit auch der Erzherzog Karl Ludwig eintrcffen wird. Baden. Mannheim. Die bevorstehende Einführung des neuen Kirchenbuchs in der evangelisch-protestantischen Kirche ist, dem Vernehmen nach, suspcndirt und unter Belassung der seitherigen Agende höchsten Orts besohlen worden, diese so hoch wichtige Angelegenheit den Bcrathungcn der künftigen Synode nochmals zu unterbreiten. Frankfurt a/M. Als Beweisstück für die endliche Bei legung der rastatter Besatzungsfrage kann die interessante That- sache berichtet werden, daß demnächst ein preußisches Infanterie regiment auf dem Marsche nach Rastatt Frankfurt passircn wird, um einen Theil der dortige» Besatzung zu bilde». Daö Regi ment wird, um die Betretung des kurhessischen Gebiets so viel als möglich zu vermeiden, auf der Werra- und einem Theil der baicrschen Eisenbahn befördert werden. — In der BundeösitzlMg v. 25. Nov. wurde dem Vernehmen »ach vo» dem hannoversche» Gescmdten Namcuö seiner Negier ung der Vorschlag cingcbracht: die von Dänemark vor einigen Jahren geschleiften Festungswerke Rendsburgs wieder herzustel len und Rendsburg alö deutsche Bundesfestung zu etabliren. Der Antrag wurde der betreffenden Militär-Commission zur Begutachtung übergeben. An der Stelle des Prinzregcnten von Preußen übernimmt Prinz Friedrich Carl daö Gouvernement der Bundesfestung Mainz. — Hiiisichtlich deö mehrerwähnten letzten Ankers der deut sche» Flotte (der von einem bremcr Zimmermcistcr inhibirt war, welcher aber zur Wiederklage verwiesen worden ist) beschloß die Vcrsammluiig, de» Erlös für de» inzwischen veräußerten Anker in die Bundeöcasse cinbezahlen zu lassen und den Senat der freien Stadt Bremen um Uebcrnahme der Vertretung des Bun des in dem bevorstehenden weiteren Rechtsstreite zu ersuche». Hamburg. Aus der soeben veröffentlichten Ansprache der Diremon der Hamburg-amerikanischen Packetfahrt-Actie»- Gcsellschaft über daö Geschick der „Austria" ergeben sich fol gende Haupiresultate: Die hier veranlaßte Untersuchung ist ge- schlossen unv die Resolution des Senats dahin ausgefallen, die Sache für jetzt auf sich beruhen zu lassen. Irgend eine Ver schuldung von Seiten der Noederei oder der Mannschaft und der Offieicre Hal also nicht constcuirt werden können. Die E»t- stehung des Ünglücköfalleo rührt von einem Versehen her, das dem vierten Officiere oder dem Boolömann zur Last fällt; je doch die eigentliche Verbreitung deö Feucrö und der Untergang deö Schiffes ist lediglich unglücklichen Umständen zuzuschreibcn. Die NettungSmittel waren in hinlänglicher Anzahl vorhanden und in gutem Stande; ihre Anwendung wurde nur durch die rasche Ausdehnung deö Feucrö unmöglich gemacht. Daö Be- nchmen des Capitä»S Hcydtmann trifft kein Vorwurf, indem die unter ihm handelnden Officiere seine Dispositionen als rich. tig und wohlgeordnet anerkennen und nichts von der ihm vor- geworfencn Kopflosigkeit bemerkt haben wollen, lieber seinen Tod ist nichts bestätigt. Die frühere Dienstihätigkcit desselben ist nach allen Zeugnissen tadellos, ja, ausgezeichnet gewesen und läßt die Annahme nicht zu, daß ihm Besonnenheit, Muth und Pflichttreue dieses Mal gefehlt habe», so lange es nicht bestimmt erwiesen wird. Damit muß mm die Sache als abgeschlossen angesehen werden, und Jeder wird sich eben nach seiner Auf fassung ein Uriheil bilden. Neue Thatsachcn enthält die auf den Acten beruhende Ansprache nicht. Schweiz. Die kirchliche Neaction erhebt jetzt auch in den reformirten Kantonen ihr Haupt. Auf der jüngst abgehal tenen Züricher Kl'rchcnsynodc versuchte nämlich die reacuouäie Partei eine Art Ketzergericht gegen die Anhänger von Gewissens freiheit auszuüben, wurde aber von letzteren in der dctcrmimr- tcstcn Weise zurückgcwicscn. Frankreich. Paris. In der Mortara-Angelegenheit wird jetzt höchstwahrscheinlich eine lange Pause eintrete». Es heißt, man wolle von oben herab die Polemik beide» Parteien untersagen. Italien. In Nom sind mehrere Corrcspondenzcn auf- gefangen worden, welche von Agenten der französischen Negier ung ausgehe» und den Zweck haben, die Agitation in Italien zu schüren. Der Papst hat die aufgcfangem» Briefe dem Herrn von Grammont gezeigt, und die Klagen des heiligen VaterS fin den im ganzen diplomatischen Corps Wicderhall. — Die amtliche Zeitung Nvmö hat nun endlich auch in Sachen der Mortara-Angelegenheit gesprochen; und zwar wird darin daö Verfahren dabei nicht etwa beschönigt, sonder» ganz »»geschminkt und recht geflissentlich zur Schau getragen. Die Inquisition verfuhr in der ganzen Angelegenheit mit Grausam keit. Alö man sich über den Raub des Knaben geeinigt hatte, überfiel eine Bande Genöd'armen daS Haus deö Mortara, wel ches sic volle 24 Stunden besetzt hielt. Niemand durfte hinaus, und der Knabe Edgar wurde unter beständiger Aufsicht gehalten. Vergebens suchten Vater und Mutter, die Thräncn des Schreckens und der Verzweiflung in den Augen, die Ursachen zu erforschcn, die zu solchem Verschrecke» der Gewalt gegen ein Kind von 6 Jahren Veranlassung geben konnten. Nach 24stündigcr Angst wurde der Knabe mit Gewalt aus den Umarmungen der Mutter gerissen, die ihn nicht lassen wollte. Vergeblich eilte der Vater zum Cardinal-Erzbischof, um wenigstens eine Erklärung über däs Unerklärliche zu erhalte». England. Aus London wird gemeldet: Die österrci-