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386 Hrn. Franke, der in früherer Zeit alS Oberkellner in hiesigen Hotelö fungirtc (Hotel de france und Hotel royal), zuletzt als Gastwirlh in Königstein sich einen guten Ruf erwart'. Waö die n uen Biere betrifft, so haben dieselben auö verschiedenen Grün den wohl alte ihre Liebhaber. Wenn nicht alle Zeichen trügen, wird jevoch in dem dresdner Wctikampf der Kinder des Gam- brinuS daö Feldschlößchen für diesmal den Sieg davonlragen, daS in der That ganz ausgezeichnet ist, waö nicht allein von den kompetenten Stimmen der dasigen Stammgäste, sondern auch schon in weiteren Kreisen dcö Publikums einstimmig anerkannt wird. Während daö frühere Feldschlößchen fast immer einen undurchdringlichen Anblick darbot, indem selbst daö schärfste und geübteste Auge keinen Lichtstrahl zu entdecken vermochte, ist daö fetzige nicht allein goldhell, sondern auch von ebenso kräftigem, alö angenehmen und unverfälschtem Geschmack, ein Beweis, daß die Direktion der Brauerei in tüchtigen Händen ist. Wald und Feld werden demnach bald miteinander um die Krone streiten. Gegenwärtig wird auf dem Feldschlößchen sehr flott gebaut und zwar zunächst zur Vergrößerung der Brauereilocaliiäten und der Kellerräume. Die neue Restauration, die später nach den beim Preisausschreiben gekrönten Plänen dcö hier lebenden Ar chitekten Giese ausgeführt wird, dürfte in der Zukunft für die Bevölkerung von Altstadt-Dresden ein Haupiversammlungöort zu gesellschaftlichen Vergnügungen werden, da sie, einen großen, mehrere kleine Säle und untergeordnete Räume zu freundlichem Aufenthalt bietend, ein nach Innen wie Außen künstlerisch voll endetes, reich auögcschmückteö Ganzes darstellen wird, und die Gesellschaft wie der neue Wirth, Alles aufbieten werden, dem größere Ansprüche machenden Publikum auch diesseit der Brücke ein Local für bessere Vergnügungen zu schaffen und zu erhalten. Wir wünschen, daß dieses das Seine lhut, die gute Absicht an- zuerkenncn und zu fördern. ** Dresden. Seit Kurzem haben die Herren Friedrich Robert und Ehr. Friedr. Hermann Köhler in Dresden (Ostra- Allce 21) eine neue Pianofortefabrik nebst Magazin unter der Firma „Gebrüder Köhler" begründet. Der löfährigc Aufent halt des Herrn Hermann Köhler in Frankreich und England, wo derselbe in den berühmten Etablissements der Herren S. und P. Erard in Paris und Z. Broadwood und Sons in London Gelegenheit hatte, sämmtliche Branchen der Fabrikation gründ lich kennen zu lernen und ausznüben, worüber er die ehrendsten Zeugnisse besitzt, macht cs der ncucn Fabrik möglich, die hohe Vollkommenheit der Bauart und Conslruction jener beiden vor züglichsten Pianofortefabriken der Welt zu erreichen, unter An wendung aller derjenigen Vortheile, die selbige über die andern derartigen Geschäfte erhoben haben, während man auch in Be zug auf Billigkeit in den Stand gesetzt ist, bei ebenso niedrigen Löhnen und Negiespesen jeder inländischen Concurrenz zu begegnen. Wir empfehlen daö neue Unternehmen der Aufmerksamkeit des musikalischen Publikums. — Am 1. Dec. ist die nunmehr vollendete großartige Re stauration von Felßner, nach dem Schilde: „Bairisch Bier- und Frühstückölocal" genannt, eröffnet worden. Sie besteht auö dem ersten Socke des geräumigen Hauses Nr. 14 am Altmarkte und dem Hintern Theile des Erdgeschosses desselben Grundstückes, wozu später ein großer Saal durch Ucbcrglasung des Hofes gewonnen werden soll. Bei der Eröffnung war die Hausflur in einen Garten, der Hof in einen Wald verwandelt. — Vor einigen Tagen kam gegen Abend eine Dame in ei nen Flcischladcn und kaufte einige Pfund Schinken, worauf sic dcr Frau dcö Fleischers einen weimarischen Zchnthalerschein zur Bezahlung übergah und sich das übrige Geld herausgeben ließ und fortgmg. In der Eile hatte die Fleischerin den Schein statt in den Kasten auf einen seitwärts stehenden Ladentisch gelegt und war eben im Begriff, das Gaslicht anzuzündcn, alö eiligst ein Schustcrlehrling eintrat, für einen Sechser Wurst verlangte, dieselbe auch sofort in den in der Dunkelheit ergriffenen Zchn- thaleescheiu eingewickelt erhielt und sich emfcrute. Der Knabe hatte kaum die Straße betreten, alö er beim Laternenschein die richtige Größe seines Wurststuckchens prüfte, dabei aber auch einen flüchtigen Blick auf die Emballage fallen ließ und — vor Schreck fast erstarrt — das bereits mit einigen Fettflecken de- corirtc Wcrthpapier erkannte. Sogleich lief dcr ehrliche Junge mit demselben zurück und übergab eü zittcrnv der Eigemhüme- rin, die bis dahin den Verlust nicht einmal bemerkt halte, und erhielt alö Belohnung — zwei frische Knackwürstchen. Döbeln, 30. Nov. Heule Morgen halb 4 Uhr ertönten Feuersignale durch unsere Stadt. ES brannte nämlich daö Hrn. Tuchfabrikant Römer gehörige Fabrikgebäude, mit Stühlen, Spinnerei und Nauhmaschine, sowie Mahlmühle. Daö Fabrik gebäude ist völlig abgebrannt, daö daran gebaute Wohnhaus ist unbeschädigt geblieben. Die Turner, sowie die Leute des Fabrikanten Beck leisteten dabei wie gewöhnlich Tüchtigeö in ausgezeichnetster Ordnung, unter zweckentsprechender Anordnung. In dcr Umgcgend von Falkenau haben durch die letzen kalten Tage die dortigen Feldbcsitzer erheblichen Schaven erlitten, indem sämmtlicheö Kraut, alle Runkelrüben und Tausenve von Scheffeln Karioffeln unter dem Schnee vergraben liegen. So hat z. B. ein einziger Oeconom in Falkenau allein gegen 2^ Tausend Scheffel K'artoffeln noch im Acker. In Nied er lichten au bei Ehcmnitz beging dcr dortige Auszügler Löffler die Thorheit, daö Ofenrohr mit einem großen Pfropf zu verschließen, um seine Stube warm zu erhalten. Daö hierdurch natürlicher Weise hcrbeigeführte Eindringen deö Kohlcn- gaseö in die Stube hatte für Leffler tödtliche Folgen, während sich die Haushälterin und die Dunstmagd von ihrem betäubten Zustande wieder erholten. Glauchau. Am 25. v. M., Abends gegen 7 Uhr, ereig nete sich auf dcr chcmnitz-zwickauer Bahn ein neueö Unglück, in dem dcr nach Gößnitz fahrcndc Pcrsoncnzug bei Schönbörnchen, etwa 300 Schritte von demjenigen Orte, an welchem dcr lctzte Unfall stattfand, auf den unmittelbar vor ihm hcrfahrendcn, nach Zwickau bestimmten Gütcrzug gestoßen ist. Von dem letzter» sind 4 oder 5 Wagen aus den Schienen geworfen worden. Menschenleben sind nicht zu beklagen; jedoch soll ein Bremser eine Nippe gebrochen haben. Dcr Vcrkehr wurde indcß bald wieder hcrgestellt. Nach dem „Dr. I." soll daö Dienstpersonal mehrere leichte Beschädigungen erhalten haben und cö heißt, daß hier jedenfalls eine Dic'nstwidrigkeit vorliege, die, wenn sie sich bestätigt, streng geahndet werden wird. Vor Kurzem feierte in Kolm ns K bei Freiberg dcr 77jähr. Zimmerobcrmelstcr Wenzcl-Prackatzsch und seine Frau das goldne Ehejubiläum. Derselbe hat während seines langen Lebens 394 Baue, darunter 2 Kirchen und 7 Schulen, geleitet und voll endet. Annaberg. Der dortige Bürger und Rentier Zürcher hat verschiedenen gemeinnützigen und frommen Anstalten und Stiftungen die Summe von 3400 Thlrn. geschenkt. Leipzig. In der Umgegend von Brandis und Rötha trieb seit einiger Zeit ein Wunderdoktor sein Unwesen. Es war dies dcr 72jährigc Handarbeiter Gottlieb Steinbach in Rötha, dcr, seinen eigenen Geständnissen zufolge, seit längerer Zeit nur von seinen Euren sich ernährte. Bald hatte er mit Sympathie curirt, bald seinen Patienten wirkliche Medikamente verabreicht. Leuten, die das Gliederreißen, Magendrücken u. drgl. hatten, pflegte er zuvörderst zu erklären, sie müßten sich bis zum ab nehmenden Mond gedulden, dann werde er plötzlich bei ihnen erscheinen; sie dürften ihn weder anredcn noch ftagen, sondern müßten sich, sobald er cintrctc, mit dem Gesicht nach dem Monde wenden und die kranke Körperstellc entblößen. Dann fuhr Stein bach mit seinen Fingern an derselben hin und murmelte dabei geheimnißvollc Worte. Von dem Gericht nach dem Inhalt die ser Worte gefragt, welche keiner dcr Patienten je zu verstehen vermocht, erklärte Steinbach: „DaS dürfe er nicht sagen," und versicherte, daß ihm einst im Traume drei weiße Männer er schienen seien, welche ihm die heilbringende Formel offenbart hätten. Außer diesen Sympathiekuren verabreichte aber Stein bach auch Arzneien reellerer Art, bald Pulver, bald Pillen, Sal ben und Flaschen, je nach den Umständen, bei denen dann Rha barber, Ingwer, Terpentinöl rc. die Hauptrolle spielten. Al e diese Mcdicamente ließ er sich anständig bezahlen, setzte auch sonst dcr Mildthätigkcit scincr Paticnten durchaus keine Schrankcn. Das Gcrichtsamt Brandis hatte Steinbach wegen dieser Medi- casterei, sowie wegen gleichzeitig gegen ihn zur Anzeige gekom-