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Unsere geehrten Abonnenten wollen gütigst entschuldigen, wenn der Feiertage wegen die letzte Nr. dieser Zeitung ausnahmsweise in einem halben Bogen erscheint. Indem wir nun hierdurch gleichzeitig für das uns besonders in neuester Zeit so reichlich geschenkte Vertrauen herzlich dan ken, bitten wir, dasselbe auch im neuen Jahre auf uns übergehen zu lassen und cs durch eiu recht zahlreiches Abonnement zu betätigen, wohingegen wir uns bestreben werden, allen Anforderungen nach Kräften zu genügen. Die Expedition der Elb-Zeitung. W o ch en sch a u. Sachsen. Schandau. Am 1. Weihnächtsfcicrtag fand wiederum im Saale dcü ForsthauShotcls unter entsprechender Feierlichkeit die Christbcschcerung für 16 arme Schulkinder statt. Eine Anzahl der zweckmäßigsten Geschenke waren für die flei ßigsten und bedürftigsten Kinder armer Eltern unter einer freude strahlenden Pyramide von den Mitglieder» deö Vereins ausgc- brcitet worden, wodurch letztere wiederholt an den Tag legten, wie schön es ist, Nothleidenvc unterstützen zu können. Pirna. Nach dem „Pirn. Wochenbl." wurde in der am 17. d. stattgcfundenen Sitzung deö kön. Bezirksgerichts wieder holt gegen Joh. Christiane verehrt. Zimmermann ans Krietzsch witz verhandelt, welche bereits am 18. Aug, vor. Jahreü auf derselben Stelle wegen Diebstahls mit 4 Mon. Gefänguiß be straft, nachdem vorher eine ihr ebenfalls wegen Diebstahls zu- erkannte 14-monatliche Arbcüshauöstrafe im Gnavenwcgc auf 3 Monat Gefänguiß gemindert worden war. Dieselbe war am 23. Nov. d. I. in den Laden eines hiesigen Kaufmanns gekom men, hatte sich alö die Botenfrau der Festung Königstein — die sie schon seit 2 Jahren nicht mehr betreten darf — äusge- geben und gesagt, daß sic von der Gattin eines höheren Of fiziers auf der Festung, welche sich aber gar nicht mehr dort aufhält, beauftragt sei, von ihm Kaffee und Zucker zu entneh men, mit der Versicherung, nächstens das Geld dafür zu brin gen. Der Kaufmann übergab ihr daher eine Quantität Kaffee und Zucker im Werthbctrage von 14 Thlr. 13 Ngr. 3 Pf. nebst Rechnung für erwähnte Dame. Mit den erschwindelten Waa- ren war sie zu einem hiesigen Seifensieder gegangen, um die selben einzusetzen und ihm erzählt, daß sie von Dresden komme, woselbst sic ihr ganzes Geld verausgabt habe und bat schließ, lich denselben, welcher sie mit einer Kundin verwechselt, unter Hinweis auf den Werth der eingesetzten Waarcn, zu Gewähr- ung eines Darlchn von 10 Thlr., angeblich, um Gerichtskosten zu bezahlen, welche sie auch erhielt, unter dem Versprechen, daß sie daü Geld in einigen Tagen bei Abholung der Waarc zurnck- crstatte. Die Zimmermann, ihrer Vergehen geständig, wurde, da der Verletzte keinen Strafantrag stellte, wegen Betrugs an Waarcn in obenerwähntem Betrage zu 9 Monaten Arbeitshaus, mit ein Drittel Schärfung, vcrurthcilt. Dresden. Eine vom 6. d. datirte, von dem ncnen Justiz minister Behr unterzeichnete Gencralverorbnung ist insofern freudig begrüßt worden, alS sic einen guten Anfang zu der seit Jahren so oft gewünschten Verminderung der Diclschreiberei macht. Es kommen in Wegfall die sogenannten Prozcßtabellen, wie sie seither beim Justizministerium einzureichen waren; die Jahreötabcllcn, welche die Gerichtsämter an die Staatöanwältc einznsenden hatten, wenigstens thellweise, sowie die Tabellen über Justizstatistik. Ucber Einrichtung der letzteren sind jedoch weitere Vorschriften Vorbehalten. — Behufs der Errichtung eines Volksbadcs und eines da mit zu verbindenden eleganten Schwimmbasinö, ingleichen einer Wasch- und Trockenanstalt, haben die Schwimmmeister Gasse und Krüger im Verein mit Hrn. Adv. Teucher daS „Alberto bad" gelaust und beabsichtigen zu diesem Ende die Gründung einer Actiengcsellschaft. Noßwein. (C.Z.) Zu welchen Lächerlichkeiten mitunter der vielbesprochene und viclgcfürchtetc Schneider Veranlassung gicbt, zeigt folgende vor einigen Tagen im Dorfe K. bei Wald- 418 heim vorgefallene Anecdote: Eine liederliche vagirendc Weibs person aus Mittweida hatte sich vor einigen Tagen in einer Wirtschaft zu K. cingcschlicheir und in einer Kammer in cincn Haufen Flachs versteckt. Das Gerücht, daß Schneider sich jetzt verkleidet herumlreibe und in den Hanf versteckt habe, verbreitete Angst und Schrecken im ganzen Dorfe. Mil Spießen, Stangen, scharf und blind geladenen Gewehren rückte die ganze mannbare Bewohnerschaft unter Anführung ihres DorfoberhaupteS heran, besetzte die Wirtschaft dicht und fest, stellte sich vor der drohen den Kammcrlhüre auf, wagte aber nicht, den Angriff gegen den gefürchteten Flachshaufen zu beginnen. Nach langem Kriegö- rathe endlich wurde eine vierbeinige Avantgarde auf den FlachS- haufen zum Augriff geschickt, nämlich ein kleiner Wachtelhund, und dieser fürchterlichen Macht wich der Feind ans dem Flachse in Gestalt deö allen bekannten liederlichen Weibeö. Leipzig. Eine am 21. Dec. hier verlorene Summe von 1000 Thlrn. ist von einem armen Laufburschen, Gustav W"ik- ler in der Kramcr'schcn Buchdruckern, gefunden und an die Po lizei abgelicsen worden, die ihm sofort die — inmittelst vom Eigentümer ausgesetzte — Belohnung von 100 Thlrn. auSge- zahlt hat. Bau Yen. Mit Spannung sieht man hier dem Tage ent gegen, an welchem zwei Dienstmädchen eines hiesigen angese henen HandwerlSmanncS vor Gericht erscheinen werden. Die selben hatten nämlich vor einigen Monaten den Tod eines klei nen Kindes dadurch verschuldet, daß sie demselben eine bedeutende Masse von Mohnabkochung cingegebcn. Nach einem Zwist der beiden Mädchen und als das jüngere auö dem Dienst entlassen wurde, offenbarte sie es der Herrschaft, daß die Köchin den Mohn gekocht und dein,,Kinde cingegeben, damit es sie nicht störe, wenn sie sich während der Abwesenheit der Herrschaft „einen guten Tag machten." Oesterreich. Wien. Seit einigen Wochen sind zwi- scheu sammtlichcn Ministerien.lebhafte Verhandlungen im Zuge, um den engsten Anschluß Oesterreichs, und zwar aller seiner Kronländcr mit Inbegriff der Militärgrenze, an den Paßkarten- Verein vorzubcrettcn, so daß also für die nächste Zukunft wie der ein neuer wichtiger Schritt auf der Bahn der Verkehrs- crlcichlcrungen bevorstcht. Baiern. Am 22. Dec. hat am königl. Hofe in Mün chen die feierliche Brautwerbung für den Kronprinzen von Nea pel stattgcfunden. Die Vermählung durch Procuration wird am 9. Januar stattfindcn und dann die Neuvermählte die Reise nach Italien antreten. Die Prinzessin ist 17, der Bräutigam 22 Jahre alt. Baden. Vor wenigen Wochen wurde in dem Orte Zie- gclhausen bei Heidelberg von dem katholischen und evangeli schen OnSgeistlichen unter sehr lebhafter Bethciligung der bei den Kirchengemcinden die Einweihung deS neuen Kirchhofes in sehr feierlicher Weise vorgenommen und unter andcrm dabei auch daS Lied „Wir glauben all' an Einen Gott!" gesungen. V e rm i s ch t e s. — Ein merkwürdiges Testament ist dieser Tage in Wien eröffnet worden. Am >2. Dee. starb in der Singcrstrasic der Baron B. mit Hinterlassung eines Vermögens von einigen Millionen Gulden, das auf die Kinder seiner Schwester, der grau Baronin P., alö Haupt- erben übergeht. DaS Interessanteste aber sind die mit seltener Genc- rofftät festgesetzten Legate für die Dienerschaft. Die Haushälterin be kommt ein Legat von 150,000 Fl. (binnen l4 Tagen baar auszuzahlen), der Kammerdiener A. Schr. 30,000 Fl., der HanSinspcetor tO.OOO Fl., der Jäger Ant!'B. 5000 Fl., die Köchin 3500 Fl. und daö Küchcnmäd- chcn 2000 Fl. — In Aubcnas in Frankreich stürzte am 15. Dec. Abends daö HanS deö Klempners Armand ein und begrub die sechs Kinder deö Besitzers unter den Trümmern, fahrend Armand auögegangcn war, um seine Fran, die bei Verwandten zum Besuch war, abzuholen. Um 10 Uhr wurden die Miethöleute, eine Frau und drei Kinder, alle noch am Leben befindlich, auSgcgrabe», um 12 Ubr die Magd, die gleich falls nur geringe Verletzungen erlitten, und zwei Kinder, die kein Le- bcnözeichen mehr von sich gaben. Auch die vier andern Kinder wur den erstickt gefunden. Von sieben Kindern behielt Armand nur das älteste, daS sich in Lpon befindet. — Die 25 Omnibuslinien in Paris haben im Jahre 1857 mit 410 Wagen nicht weniger als 55,474,154 Passagiere befördert.