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jährliche Unterstützung von 500 ff. CM. ohne jede weitere Be dingung bewilligt und der PensionSanstalt für evangelische Pfarr- wiuwen 1000 fl. zugcwiescn. — Sv viel über die Berathungcn der hier tagenden Zoll- confcreiiz verlautet, haben die dort vereinigten Ccnimiffare auch in der letzten Zeit wiederholt Sitzungen gehalten, um nach Mög lichkeit eine Verständigung über div noch nicht erledigten Diffc- renzpunkic herbcizuführen. Man steht noch immer bei der Frage wegen Aufhebung der Durchgangszölle, und da bis jetzt eine Ausgleichung der hinsichtlich derselben zu Tage getretenen Mein ungsverschiedenheiten noch nicht zu Stande gikommen ist, so haben gutem Vernehmen nach die Bevollmächtigten von Preußen, Sachsen und Baiern von ihren Negierungen weitere Instruc tionen erbeten. — Nach dem Programm über das von der hiesigen Crc- ditanstalt unter Staatsgarantie auszugebence Anlehen von 42 Millionen Gulden österreichischer (neuer) Währung ist dasselbe in 420,000 Stück Antheilschcinc rr 100 fl. (neuer) Währung getheilt, und wird in 00 Jahren durch 105 Ziehungen getilgt. Die Ausgabe der Anthcilschcine erfolgt im April 1858. Zur Tilgung des Anlehenö sammt Zinsen bezahlen die Elisabeth-, die Theiß- und die Pardubitzer Eisenbahn, dann die Tamps- schifffahrtsgcscllschaft dcS österreichischen Lloyd bestimmte Annui täten in halbjährigen Nate» an die Ereduanstalt. Bis zum Jahre 1880 finden jährlich vier Vcrloosungcn, vom Jahre 1881 bis 1898 drei, dann bis zum Ablauf der Tilgungszeit jährlich zwei statt. — Aus der Bildcrgallcrie der Acadcmie der bildenden Künste ist hier im Verlaufe der Zeil vom 20. Fcbr. Nachmit tags bis 22. Mittags ein sehr werthvollcs Oelgcmälde von Adrian Ostaoe, zwei Bauern, von denen der eine eine Zeitung liest, darstellend, durch spurlose Eröffnung der Eingängsthüre entwendet worden. In GradiSca wurde am 21. Fcbr. früh gegen halb acht Uhr eine ziemlich heftige Erverschiulerung verspürt. Sie war wellenförmig und die Möbel in den Wohnungen gcricthcn m rüttelnde Bewegung. Baier». Wie man aus Miltelfranken schreibt, hat der „lutherische Pfarrer" Löhe in Neudettcloan in seiner Gemcinve allem Anscheine nach die Ohrenbelchte unv die letzte Oelung cm- gcführt. Ueber die Gründe dazu spricht er sich in dem „Blatt für innere Mission" aus. (D. V.-Z.) Holstein. Eine der zahlreichen Rechtsverletzungen, welche die sämmtlichen auf einander folgenden damschen Eavincue sich gegen den deutschen Bund erlaubt haben, ist ohne Zweifel die Entziehung der vertragsmäßig festgesetzten Pensionen derjenigen schleswig-'holsteinischen Offeriere, welche in dem BunoiSlnege gegen Dänemark invalide geworden waren. In der Eonfercnz zu Kiel am 20. März 1851 wurden jährlich 00,000 fl. zur Unterstützung der Invaliden vereinbart, am 14. April Vieser Beschluß ratificirt und diese Ratification am 22. April den Bundeöcommissarien mitgethcilt. Die Osficicre bezogen diese Pension nur ein halbes Jahr und blieben die beiden Jahre 1852 und 1853 ohne ^ilfe^ Diese Zeit wird em dauerndes Denk mal in der Geschichte des restaurirten Bundestages bleiben. Zwar forderte im Januar 1ü53 derselbe die Erklärung Preu ßens und Oesterreichs über die Sachlage, die Verpflichtung der Dänen lag vor; aber er beschloß, am'0. April 1854 die Pen sionen, deren Beitreibung er entweder von den Dänen »ver nehmen oder dafür selbst cinstehen mußte, nicht für die Jahre 1852 und 1853, sondern nur vom 1. Jan. 1854 an zu zahlen. In der Sitzung vom 7. Mai 1857 beantragte nun Olbcuburg die nachträgliche Zahlung der Pensionen für die beiden Jahre, der Ausschußbericht vom 20. Mai 1857 schlug die Genehmigung vor, Oesterreich verwarf sie; cö kam am 7. Januar 1858 kein Bundcöbeschluß zu Stande. Nun fordert Preußen zur Bild ung eines freiwilligen UntcrstützungSfvnds auf, es bicict seine Zahlungs-Quote der Bundeökasse an, sie wird aber vom öster reichischen Präsidium zurückgcwicsen. Frankreich. Paris, 25. Fcbo. Der Proccß gegen die wegen des Attentates gegen dcnKaiserNapolconAngeklagtcnwurde heute vor dem Afsiscnhofe hier eröffnet. Schon Morgens früh um 0 Uhr hatte sich eine zahlreiche Menschenmenge am Justiz- palastc cingefunden. Es war jedoch nur solchen Personen der Zutritt gestaltet, die mit Billet versehen waren. Gegen 10 Uhr war der ganze Sitzungssaal bereits angcfüllt. Unter den An wesenden waren viele Mitglieder des diplomatischen Corps, alle bekannten Advvcaten von Paris und eine große Anzahl der fashionablen Welt angehörigen Damen. Auf'der Vcrtheidiger- bank saßen die Advvcaten Jules Favre für Orsini, Nogent- St.-Laurent für Picrri, Mathieu für Rudi» unv Nicolet für Gomez. Die Angeklagten wurden um KU/, Uhr in den Ge- richtosaal geführt und nahmen auf der Anklagebank Platz. Or sini, 39 Jahr alt, ist von mittler Größe; seine Haare fangen an, grau zu werden; sein Blick ist durchbohrend, seine Nase ge bogen, sein Mund fein, mit sehr weißen Zähnen. Er trägt den Kopf sehr in die Höhe und läßt häufig seinen Blick mit größter Ruhe über die Versammlung hmgehen. Er trägt einen schwarzen Ueberrock, schwarze Handschuhe und eine Cravatte von der nehm- lichen Farbe, über die sein Hcmdckragcn herabgcschlagen ist. Sein Accent ist sehr italienisch, v. Rubio, 25 Jahre alt, har einen sehr energischen und dicken Kopf; sein Haarwuchs ist schi- stark, dic Farbe schwarz. Er trägt einen Schnurr- und Kinn bart. Der untere Theil deS Gesichtes ist sehr hervorstehcnd, seine Schultern sind sehr hoch, seine Gesichtsfarbe ist mali. Seine Haltung ist eine sehr ruhige, seine Sprache kurz und barsch. Er ist schwarz gekleidet. Gomez, 29 Jahre alt, hat ein ziemlich gutmüthigeS Gesicht; seine Gesichtsfarbe ist frisw; er trägt eine große Gcmüthöruhe zur Schau; er hat keinen Bart. Picrri, 50 Jahre alt, Hai Haare und Bart, den er ganz trägt unv der sehr grau zu werden anfängt, kurz geschnitten. Sem Gesicht, daß einen höchst energischen Ausdruck hat, ist schi- erregbar. Er trägt den Kops in die Höhe. Er ist schwarzge kleidet (er hat Paletot und Ucbcrrock an); seine Kleiber sind ganz neu. — Um 10 Uhr 40 Minuten erschien der Gerichts hof, worauf der Präsident Delangle die Sitzung eröffnete. 'Nach Vortrag des Anklageaktes folgte namentliche Aufrufung der Zeugen, deren Zahl 40 ist, und nachdem letztere entfernt worben, schritt der Präsident zum Verhör der Angeklagten, das bis gegen 4 Uhr dauerte. Nach einer kurzen Pause folgte das Verhör der Zeugen. Ein großer Theil derselben, meistens Stabt- scrgeantcn, statten Bericht über dic Ereignisse an der Oper ab, ganz in Ueberrcinstimmung mit dem iiiitgctheilten Anklageact. Die Sitzung wurde etwas nach 5 Uhr aufgehoben. Nachdem Tags darauf im Altenlatsproccsse die Vernehmung der Ange klagten unv der Zeugen beendet worden war, erfolgte die Ab- unheilung. Ueber Orsini, Picrri und Rudi» ist die Strafe der KönigSmördcr, über Gomez lebenslängliche Zwangsarbeit ver hängt worden. — Der „Constitionnel" veröffentlicht folgendes Mitgethcilt: „Das Publicum wird darauf aufmerksam gemacht, daß Reisende, die aus dem AuSlande kommen, auf dem Gebiete dcö Kaiser reichs nur Zutritt haben, wenn sie mit einem Passe versehen sind, der von der competenten Behörde des Heimathslandes ausgestellt unv mit dem Visa eines sranzösischcn diplomatischen Beamten oder Consuls versehen ist. Das französische Visa muß auf jeder Reise nach Frankreich erneuert werden." — Während dieser Tage, wo Alles tanzte, sand die Ver steigerung der Sammlungen des Sohnes des früheren Finanz- mimsterö Humann statt. Bekanntlich war derselbe längere Zeit erster Gesanblschaftosecretär in Berlin und steht dort in gutcin Andenken. Herr Humann war ein Curiositätcnliebhabcr und hatte alte Waffen, alteö Porcellain und interessante Dinge aller Art zusammengebracht. Er war so guter Kenner, daß keine noch so künstliche unv gelungene 'Nachahmung in diesem Gebiete ihn täuschen konnte. Seine Sammlung hatte ihn noch keine 40,000 Francs gekostet. Es sind gegen 220,000 dafür gelöst worden. Zwei kleine in Holz geschnittene Medaillons, auf welche Herr ThierS bis 4000 Frö. bot, bekam der Baron Rothschild für 4250 Frs. Einige alte Meißner Tassen, welche Herr Humann 50 Francs das Stück bezahlt halte, wurden für 200 Francs versteigert. Italien. Was man bisher für unmöglich hielt, wird im Kirchenstaate möglich gemacht. Es werden daselbst Eisen-