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1688 PAPIER-ZEITUNG. Nr. 62. Derartige Schnitte machen einen sehr massiven Eindruck und eignen sich daher zu schweren Büchern ernsten Inhalts. Es empfiehlt sich, dazu stets streng stilisirte Motive zu benutzen, da naturalistische Formen als Goldornamente auf farbigem Grunde unschön wirken. Als Beispiele dienen Figg. 5 und 6. Die Aus führung hat man sich so zu denken, dass die Ornamente als Gold aus dem blau, roth, braun oder grünlich gefärbten Grunde hervor sehen. Die Zeichnung in den Goldornamenten wird mit Tusche eingezeichnet, die Umrisse mit kräftigen, vollen Strichen, die schattenartig wirken. Auf den Zeichnungen Figg. 5 und 6 sind die Goldornamente weiss, der farbige Grund ist schraffirt und punktirt. Die Anwendung naturalistischer Zierformen muss vorsichtig geschehen. In Naturfarben gemalte Brustbilder, menschliche Gestalten und dergleichen Motive sollte man möglichst vermeiden, da sie im Gegensatz zum Wesen des Schnittes stehen. Das Buch ist bestimmt, aufgeschlagen zu werden. Dabei wird die Zeichnung des Schnittes getheilt, man hat auf der einen Seite die erste Hälfte der Zierformen, auf der anderen Seite die zweite Hälfte. Menschliche Köpfe und Leiber werden dabei auseinander gespalten, beim Aufblättern des Schnittes auch in die Breite verzerrt, und das gewährt keinen schönen Anblick. Streng stilisirte Formen vertragen diese Behandlung, denn man sieht in ihnen nur schöne Formen, die auch getheilt noch formenschön wirken. Bei Natur nachahmungen aber denkt man unwillkürlich an die Vorbilder, und der Eindruck, den ein derartig zerrissenes Bild macht, ist oft widerlich. Will man naturalistische Formen anwenden, so empfiehlt es sich, diese möglichst klein zu wählen und auf Goldgrund zu malen. Die Kleinheit der Formen, z. B. der Blätter, Blüthen, kleiner Vögel, Schmetterlinge und dergl., lässt die beim Buchaufschlagen ent stehende Verzerrung und Spaltung minder auffallend erscheinen. Der Goldgrund aber erinnert stets an einen Buchschnitt und ver hütet, dass der Schnitt den Eindruck eines Aquarell- oder Chromobildes macht. Aus demselben Grunde empfiehlt es sich auch, die goldene Grundfläche die naturalistischen Zierformen räumlich überwiegen zu lassen und sie in möglichst zarter Zeichnung zu verwenden. Die Vorlagen Figg. 7 und 8 zeigen zwei Zierformen, die sich zu farbiger Darstellung auf dunklen Goldschnitten eignen. Die Fig. 7. Formen Fig. 7 sind stilisirt, die Ausmalung kann dementsprechend als Ornamentfärbung mit beliebiger Freiheit geschehen. Die Ranken können braun oder grünlich-braun gemalt werden, die Blätter sattgrün, die Blüthen rosa mit dunkelrothem Mittelpunkte. Die Färbung streng stilisirter Formen ist stets mehr in Hinsicht auf schöne Farbenwirkung als auf strenge Naturtreue zu wählen. Anders muss das Schnittmuster Fig. 8 behandelt werden. Es ist in leicht stilisirten, nahezu naturalistischen Formen entworfen, und diesen muss auch eine annähernde Naturfärbung gegeben werden. Da hierbei die stete Anwendung lebhafter Farben beschränkt ist, so muss ein Ausgleich geschaffen werden, indem man durch Ciseliren mit einer Mattirpunze den Einfluss des Goldgrundes unwirksamer macht. Man kann noch Schnitte ohne Goldgrund einzig durch Malen erzeugen. Man spannt das beschnittene Buch in die Presse, schabt den Schnitt leicht und bürstet ihn rein ab, worauf das Bemalen erfolgt. Die Motive müssen hier noch vorsichtiger gewählt werden und die Farbengebung muss noch feinfühliger erfolgen, als bei den Schnitten mit Goldgrund. Denn die Gefahr, aus den Schnitten Aquarellbilder zumachen, liegt hier, wo man auf weissen Grund malt, ungleich näher, als bei den vorher beschriebenen Zierschnitten. K.EEs empfiehlt sich, zu derartigen Schnitten nur stilisirte Formen zu wählen und diese nicht in der Naturfarbe, sondern in freier Ornamentfärbung auszumalen. Man könnte so ziemlich als Regel aufstellen, dass naturalistische und leicht stilisirte Formen zur Wahrung des Schnittcharakters Goldgrund bedingen, dass hingegen Schnitte, bei denen der Goldgrund fehlt, streng stilisirte Formen in gebrochener, mehr grau abgetönter als lebhafter Farbengebung erfordern. Verlangt die Deckenomamentik eine lebhafte Farben wahl, so empfiehlt es sich, den Grund voll ständig gemalter Schnitte dunkel, unter Um ständen tiefschwarz, zu färben und daraus die gemalten Ornamente hervorsehen zu lassen. Ein schwarzer oder auch nur dunkler Grund nimmt dem Schnitt das gemäldeartige Aus sehen und giebt ihm einen mehr ornamentalen Charakter. Zudem verhält sich ein schwarzer oder grauer Grund neutral zur Deckelfarbe. Schwarz und Grau sind keine wirklichen Farben, sie werden von der Deckelfärbe nicht beeinflusst, wie sie auch ihrerseits diese nicht beein flussen. Grau und Schwarz können daher neben jede Farbe gestellt werden, und benutzt man sie als Schnittgrund, so hat man nur nöthig, die Formen der Malerei in Harmonie zur Deckenornamentik zu bringen. Schluss folgt. Kleine Mittheilungen. Die Buchdruckerei von Otto Elsner in Berlin S., Oranien-Strasse 58, besteht am 1. Juli 25 Jahre. Mit zwei König & Bauerschen Schnell pressen und mit einer Handpresse eröffnete der strebsame Kunstgenosse damals seine Buch druckerei, die heute mit Buchbinderei verbunden ist und äusser vielen Hilfsmaschinen 18 Schnell pressen und eine Zweifarbenmaschine enthält und etwa 120 Personen beschäftigt. Durch ihre hervorragenden Arbeiten, die haupt sächlich aus Prachtkatalogen, Accidenzen und Werken bestehen, hat sie sich einen sehr guten Ruf erworben. Das älteste Buch der Welt soll der Papyrus Preiss sein, der einen der kostbarsten Schätze der Pariser Nationalbibliothek bildet. Er wurde von Preiss in einem thebanischen Grabe entdeckt, das auch die Mumie eines Mitgliedes der ersten Dynastie enthielt, was beweisen würde, dass dieses Buch mindestens vor dem 25. Jahrhundert v. Chr., zur Zeit der Regierung König Assas ent standen ist, der ungefähr 3350 Jahre v. Chr. lebte. Das in vier undvierzig Kapitel eingetheilte Buch enthält Grundsätze und Gesetze. Büchertisch. Berliner Verkehrs-Lexikon, Sommer 189G. D.R.G.M. Nr. 43601. Ein alphabetischer Wegweiser mit Fahrplänen der elektrischen Strassenbahnen, Pferdebahnen, Omnibusse, Dampfschiffe und Eisen bahnen. Verlag von Max Schildberger in Berlin^ Schillstrasse 3. Preis 40 Pf., geb. 70 Pf. Seit etwa 11 Jahren erscheint dieses kleine handliche Büchlein, dem diesmal ein Führer zur und durch die Gewerbe-Ausstellung vorgeheftet ist. Nicht nur für den Fremden, sondern auch für den Berliner ist der wohlgeordnete, übersichtliche und durch Pläne unterstützte Inhalt des Buches sehr werthvoll, denn er ist von erstaunlicher Reichhaltigkeit und belehrt über die fast nicht mehr zu entwirrenden Verkehrslinien in Berlin in vorzüglicher Weise. Von Wichtigkeit ist die klare Zusammen stellung der Eisenbahn-Fahrpläne für den Vorort- und Fern-Verkehr und der Dampfschifffahrt in und um Berlin. Anleitung zur ersten Hilfeleistung bei plötzlichen Unfällen von Dr. med. L. Mehler und J. Hess. 26 Abbildungen, gebunden Preis 1 M. Verlag von H. Bechhold^ Frankfurt a. M. Die Grösse des Büchleins gestattet, dasselbe in der Tasche zu tragen, um es nöthigenfalls jederzeit zu Rathe ziehen zu können. Der erste Theil ist anatomischen Inhalts und giebt eine Beschreibung des menschlichen Körpers, sowie der Verrichtungen seiner Organe; der zweite Theil enthält leicht ausführbare und leicht verständliche An weisungen zur ersten Hilfeleistung bei allen möglichen Unglücksfällen. Fig. 8.