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-sGY@. Buchgewerbe Buchdruck ee Buchbinderei ® e @ e e Buchhandel eee Steindruck Eingesandte Werke finden Besprechung. \ Nr. 50. — Sachliche Mitthellungen finden kostenfreie Aufnahme. 1653 Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. Schriftgiesserei-Neuheiten. Nebenstehend drucken wir im Anschluss an unsere Vorführung der kleineren Grade der Regina-Kursiv auch die vier grösseren Grade dieser zweckmässigen Schrift ab. Eine Empfehlung braucht man dieser Leistung der Schriftgiesserei und Messinglinien-Fabrik von H. Berthold A.-G. in Berlin nicht mit auf den Weg zu geben, sie empfiehlt sich selbst. Es giebt im weiten Gebiet der heutigen Accidenz- und Reklame-Drucksachen nur wenige Arbeiten, zu denen diese ge schickt gezeichneten, deutlichen und fesselnd wirkenden Schriften nicht mit Vortheil verwendet werden könnten. Wie prächtig die Regina - Kursiv in Gold- und Farbendruck wirkt, zeigen die uns vorliegenden, in H. Bertholds Hausdruckerei meister haft ausgeführten Anwendungen, bei denen wir nur bedauern, dass die kurze Herstellungszeit der grossen Auflage unserer Zeitung es verbietet, einige dieser farbenprächtigen und doch mit geringen Mitteln erzielten hübschen Druckleistungen wiederzugeben. Ganz besonders wirksam sind beim Farbendruck die Anwendungen dieser Schrift mit einem andersfarbigen Schattenstrich. Aber die Regina- Kursiv sieht nicht nur gut aus, sondern sie ist auch eine haltbare Schrift, denn diese Schriftgiesserei ist unausgesetzt bemüht gewesen, ihren Schrägschriften einen vollständig bruchsicheren Kegel zu geben. Die Triumph-Schreibschrift sowohl als auch die Hansa- und Regina-Kursiv sind in dieser Beziehung tadellos. Wir weisen bei dieser Gelegenheit nochmals auf die in Nr. 45 beschriebene Vorführung dieses Hauses auf der Berliner Gewerbe- Ausstellung hin, denn dort sind neben vielen anderen hübschen Leistungen auch zahlreiche gute Anwendungen der Regina-Kursiv zu sehen. Neue Schön- und Wiederdruck-Schnellpresse für sogenanntes endloses Papier. Schön- und Wiederdruck-Schnellpressen mit zwei hinterein- ander angeordneten, festliegenden Fundamenten und zwei darüber hinrollenden Druckcylindern von W. Müller in Heidelberg, Eppel heimer Gasse 3—5. Ueber die mit den Gestellen verbundenen zwei Fundamente bewegen sich die Druckcylinder und drucken sowohl beim Vor- wie beim Rücklauf. Die Cylinder liegen in Führungslagern, die in den hierfür vorgesehenen Führungen der Gestelle gleiten. An die Führungslager greifen Zugstangen, die mit dem Hauptantriebrad einerseits und einer Kurbelscheibe anderseits in Verbindung stehen. Durch zwei andere Zugstangen sind die beiden Druckcylinder miteinander verbunden und werden so mittelbar durch Hauptantriebrad und Kurbelscheibe hin- und herbewegt. Sie sind mit je zwei Zahnrädern versehen, die je in einer Zahnstange laufen, wodurch den Cylindern auch eine zwang läufige abrollende Bewegung ertheilt wird, während sie hin- und herbewegt werden. Das Aufträgen der Farbe auf den Schriftsatz geschieht durch sechs in Schlitzen der erwähnten Führungslager liegende Walzen, wovon drei beim Vorgang, drei beim Rückgang des Cylinders schwärzen. Die Farbe erhalten die Walzen von zwei Cylinderfarbwerken. Die Papierzuführung erfolgt von einer sogenannten endlosen Papierrolle in der bekannten Weise. Ist das Papier in die Maschine eingeführt, so wird es beim Vorgang des ersten Cylinders auf der einen Seite bedruckt. Ist dieser Cylinder am Ende seiner Vorwärtsbewegung angelangt, so werden vor der Bewegungs-Umkehr durch Zahnsegmente die Abzugswalzen in Bewegung gesetzt, und diese ziehen je nach der Länge des Segmentes eine bestimmte Menge Papier ab. Das auf einer Seite mit Schöndruck vom ersten Cylinder bedruckte Papier läuft dann über den zweiten Cylinder, empfängt hier auf der andern Seite den Wiederdruck und wird durch die Abzugswalzen abgezogen. Eigenthümlich ist also der Abzug des Papieres in der Mitte und am Ende der Papierleitung und sein Antrieb durch das zeitweise Eingreifen von Segmenten verschiedener Längen, die auch eine Aenderung des Formates in leichter Weise ermöglichen. Der Erfinder ist seit Ende 1895 Inhaber der alten Schnell pressen-Fabrik A. Hamm in Frankenthal. Die Buch-Illustration in England. Von W. von Knoblauch, London. Das Publikum ist heutzutage sehr anspruchsvoll, es verlangt von dem gedruckten Buch nicht bloss Leserlichkeit, sondern auch eine schöne Ausstattung. Das Format des Buches wird meist kleiner gewählt und dadurch etwas handlicher. Die Schrift wird klarer, leserlicher, und das Papier ist von besserer, feinerer Beschaffenheit. Der Einband, entweder in Leinen oder Leder, ist mit hübschen konventionellen oder naturalistisch entworfenen Mustern geschmückt. Das ganze Aeussere und Innere des fertigen Buches soll ein kleines Kunstwerk vorstellen. Neuerdings legt man auch wieder mehrWerth auf die Buch-Illustration; diese Kunst blühte in der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts der Buchdruck kunst, sie wurde aber allmälig aus Nützlichkeitsrücksichten gänzlich bei Seite geschoben. Durch die grosse Verbreitung und Beliebtheit der seit den fünfziger Jahren entstandenen illustrirten Zeitschriften wurde eine Renaissance des illustrirten Buches in allen Ländern vorbereitet. Aller Anfang ist schwer, und die ersten von den Verlegern zwar gutgemeinten Bemühungen waren wenig geschmack voll. Man sehe sich die sogenannten älteren illustrirten Pracht werke, Klassiker-Ausgaben, Heiligenlegenden an. Oft enthalten sie ganzseitige Zeichnungen, schlecht entworfene Darstellungen, die gerade so gut etwas Anderes als das von der Unterschrift Bezeichnete vorstellen könnten. Allegorisches Rankenwerk, aus den verschiedensten Stilarten zusammengestückelt, oder wohl gar klebrige Farbdruck-Bilder, die auf den Deckel einer Bonbon schachtel passen würden, finden sich als Titelblatt. Dann und wann wurden auch Stahlstiche verwendet, in denen z. B. eine mohnbekränzte, bleichsüchtige, weibliche Gestalt in nachthemd- artigem Gewand als Ophelia bezeichnet wird! Dass der Dichter von dem Zeichner des Bildes beachtet oder verstanden worden sei, davon findet sich keine Spur. Dr. Lippmann und andere Gelehrte behaupten, dass es zwei Grundarten der Buch-Illustration gegeben habe. Die erste Art, die deutsche, sei aus dem Bestreben hervorgegangen, dem Lesenden eine graphische Erläuterung des Textes, eine Art Anschauungs unterricht zu geben. Die zweite Art sei italienischen Ursprungs und ohne Nützlichkeitsgrund einfach auf die Verschönerung des einzelnen Buches bedacht. Nach meiner bescheidenen Ansicht ist diese Unterscheidung durchaus künstlich und keineswegs gerechtfertigt. Die ersten italienischen Drucker waren Deutsche, wie die Namen Sweynheym, Pannartz u. a. leicht erkennen lassen. Sie machten dem klassisch geläuterten Geschmack der Italiener wohl Zugeständnisse, hielten aber trotzdem an ihrer Eigenart fest. Ihre italienischen Nachfolger folgten natürlicherweise ihrem Kunstsinn bei der Herstellung ihrer Druckwerke. Dagegen lässt sich im Anfang der Buchdruckkunst ein Unterschied zwischen Buch- Illustration und Buchverzierung nachweisen, doch sehr bald wurde das Ornament und das Bild im und äusser dem Inhalte von den verschiedensten Druckern verwendet, und es dürfte schwer sein, einem Volke die eine oder andere Art als eigenthümlich zuzu schreiben. Die Buchverzierung war eine Nachahmung der von Mönchen besonders ausgeübten Kunst, Manuskripte zu illuminiren. Das gedruckte Buch musste lange Zeit um die Gunst der Gelehrten und kunstverständigen Laien, die das geschriebene Manuskript vorzogen, kämpfen. Sehr natürlich war es daher, dass der Käufer eines werthvollen Buches dieses einem gewerbsmässigen Bücher maler übergab, der es dann nach altem Vorbild und Muster, dem Manuskript ähnlich, verzierte. Bis spät in das 16. Jahr hundert hinein finden sich noch Drucke, in denen der Raum für die Initialen leer gelassen ist, um sie später in Handmalerei bei zufügen. Sehr beliebt waren einfache in Goldschrift ausgeführte Initialen und farbige Randverzierungen. Späterhin verfiel man darauf, dem Illuminator und Rubrikator seine Arbeit zu erleichtern. Die Grundrisse der Verzierungen wurden in Holzschnitt gedruckt und dann mit Farben ausgemalt. Es ist beinahe sicher, dass um 1469 ein Geschäft dieser Art in Venedig bestand, das auf mechanische Weise die Buchverzierung betrieb. Eine Menge der Drucke Jensons und De Spiras wurden in dieser Weise mit