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Nr. 49. PAPIER-ZEITUNG. 1579 Papierfabrikation in Russland. Wie wenig die Verhältnisse eines Landes für ein anderes passen, wird durch folgendes Vorkommniss beleuchtet. In einem östlichen Gouvernement Russlands, wo es vor wenigen Jahren noch keine Papierfabrik gab, werden Packpapiere gewöhnlichster Art sehr theuer bezahlt. Ein dortiger Gutsbesitzer wollte aus diesem Umstand Nutzen ziehen und errichtete mit alt gekauften Maschinen und in einfachster Weise eine Fabrik, deren Herstellung weniger als 50 000 Rubel kostete. Da Stroh in dortiger Gegend äusserst billig ist, so wurde einseitig glattes Papier daraus ange fertigt. Es zeigte sich aber, dass die Verbraucher dasselbe nicht wollten, obwohl es gut fabrizirt war. Die dortigen Abnehmer verlangen vielmehr sehr festes Papier, welches sich mit der Hand zerknittern lässt ohne zu brechen und überhaupt viel aushält; auf Farbe oder Aussehen kommt es dagegen nicht an. Da die Fabrik über weniger als 100 PS Dampf und nur über die noth- wendigste Zahl von Holländern verfügt, so konnte man nicht zur Verarbeitung von Lumpen übergehen, die viel mehr Kraft und Mahlung erfordern. Man suchte sich deshalb mit altem Papier zu helfen, konnte dasselbe aber, trotz angebotener hoher Preise, in der Gegend nicht beschaffen. Bezug aus den grossen Städten wie Moskau und Kiel erwies sich als unthunlich, weil dasselbe von näher liegenden Fabriken aufgekauft wird und die Ent fernung zu gross ist. So kommt es denn, dass die mit grossen Erwartungen unternommene Anlage, obwohl sie ganz gut arbeitet, kaum die Zinsen des darin angelegten Kapitals bringt. Auf Grund dieser Erfahrung wird von anderen Kapitalisten geplant, eine neue Fabrik zu errichten, welche zweiseitig glattes Papier aus Lumpen anfertigen soll. Zur Heizung der Kessel anlage von 250 PS sind Petroleumrückstände in Aussicht genommen, die mit der Bahn aus Baku kommen und im Innern Russlands zur Kesselheizung immer mehr Verwendung finden. Kessel-Einsatz von Dubiau. Ueber den von uns auf S. 2579, Jahrg. 1895, erwähnten Kesseleinsatz von Dubiau entnehmen wir Glasers Annalen folgende weitere Einzelheiten: Das Wesen dieses Einsatzes lässt sich am verständlichsten an der untenstehend dar gestellten Anwendung bei einem Einflammrohrkessel er klären. Um das Flammrohr ist ein dünner Blechmantel gelegt, der unten offen ist und nahezu an den Boden des Kesselmantels reicht. In dem oberen ebenen Theile ist eine Anzahl Rohre ein gesetzt, welche an ihren unteren Enden schräg abgeschnitten sind; die oberen Enden dieser Rohre reichen in den Dampfraum des Kessels. Bei der Inbetriebsetzung eines solchen Kessels bildet sich zuerst in der Höhe der unteren Mündung der erwähnten Rohre ein zweiter Wasserspiegel. Der darüber befindliche Dampfraum reicht bis zum Scheitel des Blech mantels. Die aus dem unteren Dampfraume beim weiteren Betriebe des Kessels durch die Rohre in den oberen Dampfraum entweichenden Dampfblasen nehmen das in den Rohren enthaltene Wasser mit und veranlassen dadurch ein lebhaftes Nachströmen des Kessel-Inhaltes. Durch zweckmässige Wahl der Rohrquerschnitte und der Anzahl der Rohre kann angeblich eine der artige Wassergeschwindigkeit erzielt werden, dass in einer Stunde das Sechzig- bis Hundertfache des gesammten Wasserinhaltes des Kessels an der wirksamsten Heizfläche vorübergeführt wird. Durch diesen Vorgang wird nicht nur ein rascher Ausgleich der Temperatur des Kesselwassers erzielt, sondern auch das Anhaften der Dampfblasen an den Heizflächen verhindert. Dubiau hat seit dem Jahre 1893 an verschiedenen Kesselsystemen mit seiner Vor richtung ausgedehnte Versuche angestellt und sehr günstige Erfolge erzielt. Er hat bei den meisten Versuchen, welche er an den mit seinem Einsätze versehenen Kesseln durchführte, durchschnittlich eine doppelt so grosse Verdampfung als ohne denselben erzielt, dabei wurde die Ausnutzung des Brennstoffes nicht vermindert. Bei gewöhnlichen Kesseln erhielt Dubiau mittlere Leistungen der Heizfläche auf 1 qm und Stunde vou 30 bis 50 kg Dampf, ohne dass der Dampf zu viel Wasser mitgerissen hätte. Mit gleichem Ergebniss hatte er seine Vorrichtung bei Wasser röhrenkesseln versucht, wobei ein in den Elektrizitätswerken zu Dieppe durchgeführter Versuch folgende Ergebnisse aufwies: mit ohne Einsatz Einsatz Heizfläche . qm 40 74 Rostfläche „ 2 1,85 Versuchsdauer in Stunden 8,20 8,50 Mittlere Dampfspannung in kg auf 1 qm 9 8,26 Temperatur des Speisewassers, C° 9 9 Kohle i.d. Stunde und auf 1 qmHeizfläche 74,8 82,6 Wasser i. d. Stunde u. auf 1 qmHeizfläche 26,13 13,07 Verdampftes Wasser auf 1 kg Kohle . 7,78 6,86 Temperatur der abziehenden Gase C° 314 368 Kilowatt von den Dynamos geliefert . 241 220 Wasser pro Kilowatt und Stunde kg 36,33 39,24 Kohle „„„„ „ 4,68 5,72 Eine Reihe von Versuchen wurde auch mit der Dubiauschen Vorrichtung an einem Wasserröhrenkessel bei De Naeyer in Willebroeck durchgeführt, wobei sich trotz übermässiger Inanspruch- nahme der Heizfläche eine sparsame Ausnutzung des Brennstoffes ergeben hat. Bei fünfzehn Versuchen betrug die Beanspruchung der Heizfläche für die Stunde und 1 qm zwischen 27,5 und 43 kg Dampf bei günstigen Verdampfungswerthen auf 1 kg ver brannter Kohle. Dubiau hebt bei seiner Vorrichtung besonders deren Ein fachheit in der Ausführung und Anwendung und die Sicher heit im Betriebe hervor, da Ablagerungen von Schlamm und Kesselstein infolge der lebhaften Strömung des Wassers an den Heizflächen nicht stattfinden können. Auch örtliche Ueberhitzungen von Blechstellen oberhalb des Feuers werden vermieden. Dubiau fasst den Nutzen der Vorrichtung folgendermaassen zusammen: »Gegenüber gewöhnlichen regelrecht betriebenen Kesseln gestattet die Vorrichtung eine mindestens doppelt so grosse Verdampfung bei gleichem Nutzwerth, ohne dass mehr Wasser aus dem Kessel mitgerissen wird. Es wird somit bei neuen Anlagen wesentlich an Gewicht, Platz und Mauerwerk der Kessel erspart«. Vor einigen Monaten wurde in Wien ein kleiner Kessel mit einer Dubiauschen Vorrichtung ausgerüstet und zu Verdampfungs proben verwendet. Da das Feuerrohr dieses Kessels zu eng war, konnte derselbe nicht auf die doppelte Leistung seiner normalen Beanspruchung gebracht werden. Der Versuchskessel war ein Einflammrohrkessel mit seitlich angeordneten engen Feuerrohren von 20 qm Heizfläche und 0,42 qm Rostfläche, der Wasserinhalt betrug 2,4 cbm, der Dampfinhalt 0,98 cbm und die Wasserspiegel fläche 2,88 qm. Die Versuche hatten folgende Betriebsergebnisse: Heizfläche in ... qm Dauer des Versuches in Stunden Verdampfte Wassermenge in der Stunde und auf 1 qm Heizfläche kg Verbrannte Kohlenmenge in der Stunde und auf 1 qm Rostfläche kg 1 kg Kohle verdampfte Wasser von 5° C. bezw. 9° C. in Dampf von 5,2 Atm. bezw. von 5,1 Atm Mittlere Temperatur der abziehenden Essen gase C°. Heizwerth der Kohle in Kalorien Nutzwirkung des Kessels in Prozenten . . . ohne mit Vorrichtung 20 20 5 5 11,3 17,8 80,9 112,4 6,7 7,55 194 225 6378 6515 68,5 74,9 Verhalten von Schmiede- und Gussstücken bei Erschütterungen. Merkwürdig ist bekanntlich die Veränderung, welche das Gefüge des Schmiedeeisens erfährt, wenn dieses lange Zeit einem Torsionsstreben oder immer wiederholten Erschütterungen aus gesetzt ist. Vollkommen fadiges (sehniges) Eisen wird durch an haltendes Hämmern im kalten oder nur schwach erwärmten Zustande krystallinisch körnig und leidet dabei so sehr in seiner Bruchfestig keit, dass es oft schon bei leichten Schlägen bricht. So erklärt sich öfters das plötzliche Zerbrechen der aus gutem Eisen verfertigten Achsen an Fuhrwerken, der Ketten von Krähnen usw. Die Achsen oder Ketten zeigen dann immer eine krystallinisch körnige Bruchfläche. Schutz gegen solche Gefahr gewährt ein zeitweiliges Ausglühen in matter Rothglühhitze, da bei demselben die alte sehnige Textur zurückkehrt. Die Ansicht, auch das Gefüge des Gusseisens werde durch Erschütterungen derart beeinflusst, dass seine Festigkeit sich vermindert, ist längst als irrig erwiesen;