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1422 PAPIER-ZEITUNG. Nr. 44. stark verkleinerter Bildchen enthält, die als Kopf- und Seiten leisten ganz reizend wirken. Auch die Kupferätzung aus St. Hubertus: »Hirsch aus dem Walde tretend«, wobei mit einer Tonplatte reiche Wirkung erzielt wird, und die Zink ätzung nach einem Pastellbilde von Hoeniger: »Ein Liebes paar«, für deren Druck drei Tonplatten angewendet wurden, werden ebenso die Aufmerksamkeit jedes Buchdruckers erregen, wie die beiden Dreifarbendrucke, die ein gutes Zeugniss bieten für die Weiterentwickelung dieses Verfahrens. Einige Strich ätzungen, darunter Chemigraphien nach umgedruckten Korn ätzungen und Phototypien, bilden den Schluss des sehr sorgfältig gedruckten Heftes, das in einen gelblichen Lederpapier-Umschlag geheftet worden ist. Der obere und untere etwas dunkler gefärbte Rand der Schauseite des Umschlags ist musselinartig genarbt, durch drei gleichlaufende starke Linien ist ein grosses Mittelfeld abgegrenzt. Ueber die oberen Linien ist ein flott gezeichnetes Ornament geführt, an dem ein längliches Schild für die Firma hängt, durch die unteren Linien sind die Buchstaben des Orts namens geflochten. Das Ganze hat ein eigenes, wirksames Aus sehen Aus dem darauffolgenden Vorwort ersehen wir, dass die Anstalt ihre Zinkographien stark vernickelt, um sie gegen das Oxydiren zu schützen. Zur Lohnbewegung. Der Vorstand der Korporation der Berliner Buchhändler hat sich am 25. d. M. veranlasst gesehen, zu der im Buchdruckgewerbe stattfindenden Lohnbewegung Stellung zu nehmen; die beiden nach stehenden, aus dieser Veranlassung von ihm abgesandten Schreiben lassen ersehen, zu welcher Anschauung der Vorstand in dieser, für den Buchhandel wichtigen Frage gelangt ist. An den Vorstand des Deutschen Buchdrucker-Vereins in Leipzig. Der unterzeichnete Vorstand der »Korporation der Berliner Buch händler« als berufener Vertreter der Interessen des Berliner Buch handels hat nach eingehender Berathung der im Buchdruckgewerbe z. Z. stattfindenden Lohnbewegung beschlossen, den Mitgliedern der »Kor poration« die Ablehnung einer etwa an sie herantretenden Forderung erhöhter Druckpreise zu empfehlen. Wir können nicht anerkennen, dass die auf eine wesentliche Lohn erhöhung gerichteten Bestrebungen der Buchdruck-Gehilfenschaft in den gegenwärtigen wirthschaftlichen Verhältnissen eine genügende Begründung finden, und darum müssen wir es ablehnen, die uns drohende Preis steigerung zuzugestehen, wenn etwa die Buchdruckereibesitzer sich zur Bewilligung der von den Arbeitnehmern gestellten Forderungen bereit finden lassen sollten. Mit der Bitte, hiervon gefälligst Kenntniss nehmen zu wollen, zeichnen wir hochachtungsvoll Der Vorstand der Korporation der Berliner Buchhändler. * * * An den Vorstand des Bundes der Berliner Buchdruckereibesitzer. zu Händen des Vorsitzenden Herrn Elsner. Der unterzeichnete Vorstand der »Korporation der Berliner Buch händler« als berufener Vertreter der Interessen des Berliner Buch handels hat das von dem Bunde der Berliner Buchdruckereibesitzer an den Berliner Buchhandel gerichtete Ersuchen, eine Erhöhung der Druck preise um ungefähr 7 pCt. zuzugestehen, in ernste Berathung gezogen und hat beschlossen, sich diesem beabsichtigten Preisaufschlage gegen über ablehnend zu verhalten. Da für das Vorgehen der Buchdrucker-Gehilfenschaft, das diese Preiserhöhung herbeigeführt hat, in den augenblicklichen wirthschaftlichen Verhältnissen keinerlei Berechtigung zu finden ist, so sehen wir uns nicht in der Lage, die auf eine willkürliche Preissteigerung gerichteten Bestrebungen zu unterstützen; wir halten es vielmehr für unsere Pflicht, den Mitgliedern der »Korporation« die Ablehnung der an uns gestellten Forderung zu empfehlen, und wir bitten Sie, von diesem unserem Vor haben Kenntniss zu nehmen. Hochachtungsvoll Der Vorstand der Korporation der Berliner Buchhändler. Auch die Schweizer Graphischen Mittheilungen besprechen in ihrer neuesten Nummer diese Erklärungen der Leipziger und anderer Verleger und kommen zu dem Schluss, dass die Buch druckereibesitzer über diese Einmischung der Buchhändler mit Recht nicht gerade erbaut sind. V er einsnachrichten. Leipziger Faktoren - Verein. Das Vorgehen des Berliner Faktorenvereins veranlasste eine abermalige Versammlung zur Stellungnahme des Leipziger Faktorenvereins zum Zentral-Verein deutscher Faktore. Der vorgelegte Statuten-Entwurf kam zur Besprechung. Dabei wurde zunächst die Leistungsfähigkeit des Verbandes bei einem Mitglieder-Beitrag von 1 M. angezweifelt, ebenso hält man eine gedeihliche Entwickelung der Faktoren- Zeitung unter den gegebenen Verhältnissen für nicht gut möglich. Da auch ein oberflächlicher Ueberschlag über die Unkosten der Zeitung sehr ungünstig ausfiel und das Statut noch der Ver besserung bedürftig erschien, gab man den nach Weimar gehenden Vertretern die Weisung, eine abwartende Haltung einzunehmen. Zum Preisausschreiben des »Rathgeber« für die Leipziger Neueste Nachrichten wird mitgetheilt, dass im Ganzen 396 Arbeiten eingegangen sind, die zunächst dem Berliner, dem Wiener und zum Schluss dem Leipziger Faktorenverein zur Beurtheilung zugehen. Da so viele Arbeiten eingegangen sind, hat der Ver anstalter des Preisausschreibens äusser den drei ersten Preisen zu 150, 100 und 50 M. noch 15 weitere Preise zu je 10 M. bewilligt. Kleine Mittheilungen. Chicago-Medaille. Im Anschluss an unsere Mittheilung in Nr. 40 drucken wir nachstehend die uns von dem Institut für graphische Industrie von Oscar Sperling in Leipzig freundlichst überlassenen Klischees der Chicagoer Medaille ab. Büchertisch. Das alte Berliner Rathhaus mit der Gerichtslaube. Verlag von Keltz & Meiners in Berlin, Leipziger Strasse 10. Preis 1 M. 50 Pf. Das in Kupferätzung sehr schön und duftig hergestellte Kunstblatt wird jetzt, wo die Ausstellung Alt-Berlin Jeden auf die Vergangenheit der Reichshauptstadt hinweist, für alle Berliner und alle Ausstellungs besucher wichtig sein. Es zeigt uns die Gerichtslaube zwar nicht in den vom Architekten Hoffaker rekonstruirten ursprünglichen Formen als offene Halle, wie sie zur Zeit des Grossen Kurfürsten gestaltet war, sondern bietet nach einem Gemälde von Adolph Chevalier die ehrwürdige Richtstätte Berlins wie sie 1856 aussah; sie dürfte so älteren Berlinern noch in der Erinnerung sein. Es liegt über dem beschneiten Strassenbilde ein eigener Reiz, es zaubert ein Idyll aus einer noch nicht fernen Zeit hervor, wo das Berliner Strassenleben noch nicht das hastende Gepräge der Gegenwart hatte, sondern sich in dem beschaulichen Geleise einer Mittelstadt bewegte. Jetzt steht das geschichtlich denkwürdige Bauwerk im Park von Babelsberg. Das Sabinergut. Roman von Eduard Bertz, Berlin, Verein der Bücherfreunde, Schall & Grund. 2 Bde. 8°, Preis Dieser Roman behandelt die seit etwa 40 Jahren versuchten kommunistischen Bestrebungen, die angeblich das Heil der Menschheit herbeiführen sollen, aber schon von Anfang an den Todeskeim in sich tragen. Der Held des Romans, Sir Austin Bunting, ist ein Menschenfreund in guten Vermögensverhältnissen, der mit Betrübniss das Anwachsen des Gelehrtenproletariates in den alten Kulturländern wahrnimmt und die Sitte beklagt, dass die Söhne der wohlhabenden Familien zum Müssiggang verdammt seien, wenn sie gesellschaftsfähig bleiben wollen. Die Müssiggänger, die er nach, einer Romanfigur Wirnbles nennt, sollen durch einen Zusammenschluss, durch Gründung einer Kolonie, ohne jegliche Verbindung mit der zivilisirten Welt zur Arbeit erzogen werden. Durch die Bekanntschaft mit einem » smarten « Amerikaner, mit dem Sir Austin Bunting Ansichten über praktische Erziehung tauscht, wird dem Menschenfreund die Erwerbung eines Landstriches in Tennessee am Ohio fluss vermittelt. Nachdem die Kolonie durch das Geld Sir Austin Buntings erworben ist, wird die Werbetrommel kräftig gerührt und die Kolonie in einer fieberschwangeren Gegend gegründet; auch einige Deutsche, darunter ein Gymnasiallehrer, sind Mitglieder der aus allen möglichen Gesellschaftsgliedern bestehenden Niederlassung. Die Ent wickelung der Niederlassung und ihr kläglicher Untergang nehmen einen breiten Raum in dem Roman ein, der in logischer Weise den Beweis erbringt, dass nicht die Philantropie, sondern nur der persönliche Ehr geiz und das Schaffen für sich selbst die Grundlage jeden Erfolges sind. Die Hinweise auf die im praktischen Leben unverwendbare humanistische Bildung, die vielleicht nur für Gelehrte, Aerzte, Geistliche und Juristen Werth hat, sind sehr interessant, und es zeigt sich, dass man jedesmal eine klägliche Figur spielt wenn man mit dieser Bildung ausserhalb seines angelernten Berufes eine Gewerbethätigkeit ergreift, die besondere physische Kraft und praktischen Sinn erfordert.