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9 1387 Buchgewerbe Buchdruck ee Buchbinderei © ® ee Buchhandel eee Steindruck Eingesandte Werke finden Besprechung. Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. Nr. 43. •— Sachliche Mitthellungen finden kostenfreie Aufnahme. Kontrastwirkung. Aufräumen und Schriftmagazin. Reklame-Drucksachen wünscht der Besteller oft so ausgestattet, dass ein Schlagwort recht augenfällig hervortritt, zumal wenn es sich um Einführung eines neuen Artikels handelt. Zwei Wege sind geeignet, den gewünschten Eindruck hervorzurufen. Man kann ein Wort durch abweichenden Schnitt oder besondere Sorgfalt und Ordnung sind beim Aufräumen und im Schrift- Magazin in jeder Buchdruckerei von unberechenbarem Vortheil; es kann dadurch viel Geld gespart werden. In grossen Geschäften weiss man dies wohl zu schätzen, während es in manchem mittleren und kleineren Betriebe damit schlecht bestellt ist. Gediegenheit der Schrift zum Mittelpunkte des Ganzen erheben, oder einfache Schrift durch Helligkeitskontraste vom übrigen Text absondern. Das Letztere wird, weil leichter zu erreichen, in Aufräumen wird meist als ein nothwendiges Uebel be trachtet, und viele Geschäftsleiter geben nur ungern dafür eine beschränkte Zeit. Aber schon die nothwendige Ordnung im vielen Fällen vorzuziehen sein. Das einfachste Mittel, ein Wort kräftig hervorzuheben, besteht darin, es weiss auf Schwarz zur Erscheinung zu bringen. So sieht man vielfach die Ueber- schriften der Anzeigen-Abthei- langen in Zeitungen, wie Stellen-Angebote, Kaufgesuche usw., in dieser Weise ausgeführt. Auf besseren Reklamedruck- Sachen ist es jedoch gerathen, die Kontraste feiner anzuordnen. Um einen angenehmen Ueber- gang von der grössten Hellig keit zur tiefsten Dunkelheit zu schaffen, nimmt man einen grauen Mittelton zu Hilfe oder eine Farbe, die ihrem Licht- werthe nach die Mitte hält zwischen Weiss und Schwarz. Dieser gemilderte Kontrast ist z. B. auf einer Reklametafel an gewendet, deren Kopf in Bei spiel 1 nachgebildet ist. Als vermittelnde Farbe zwischen Weiss und Schwarz wurde kräf tiges Roth benutzt, das im Bei spiel durch Schraffur ersetzt ist. Mit gleichem Erfolge hätte man die mittleren Streifen roth und die Begleitbänder schwarz nehmen können. Beide Ausführungen erinnern übrigens stark an die Beispiele des Kapitels: »Kontraste im Farbenreiche« in Hoffmanns Farbenlehre, wo an dem Worte Eis (Beispiel 2 und 3) die verschiedensten Kontrastwirkungen eingehend erläutert sind. Beispiel II. Beispiel III. Der Vorwurf des Beispiels 1 lässt eine vielseitige Abänderung zu. Man könnte z. B. die Leuchtkraft der Zeile Sunlight noch dadurch verstärken, dass man dem Raume über und unter dem breiten Bande einen Ton giebt, der zwischen den beiden des Bandes liegt. Statt dessen kann die Zeile ganz bronzirt werden oder nur der Kern der Schrift, während nach den Seiten noch eine weisse Kante stehen bleibt. Ferner kann man die Schrift schwarz drucken, den schwarzen Streifen weiss lassen und die schraffirten Bänder roth nehmen oder umgekehrt die schraffirten Bänder schwarz und die Schrift roth. Im letzten Falle muss die Schrift unbedingt eine breite neutrale Begrenzung erhalten. Schliesslich wird das Aussehen bedeutend verändert, wenn statt des Schwarz die Ergänzungsfarbe zu Roth, das ist Grün, gewählt wird. Dabei ist zu vermeiden, dass beide Farben ohne schwarze Zwischenzone gebraucht werden, dies würde eine schreiende, unangenehme Zusammenstellung ergeben. st Geschäft verlangt, dass aufgeräumt wird. Ich will ein Beispiel anführen: Eine Werkdruckerei, die viel leicht über einen Brodschriften - Vorrath von etwa 5000 kg verfügt, womit die verschiedenartigsten Werke hergestellt werden, lässt nur selten aufräumen. Dadurch geht viel werthvolles Material verloren. Denn wie kommt der Setzer dazu, Schriften, die er für seine Arbeiten garnicht brauchen kann und später viel leicht auch nicht brauchen wird, abzulegen, und meist wird ihm gar keine Zeit zum »Aufräumen« gewährt. Wird aber nicht auf geräumt, so ist die Folge, dass aus dem stehenden Satze (ob guten oder abzulegenden, das ist dann häufig gleichgiltig) herausgezogen und eine Form nach der andern ausgeschlachtet wird — der Rest sind Fische. Und wenn nun die Noth am höchsten ist, dann muss ein Lehrling heran, womöglich der jüngsten einer, der dann das Fischbrett aufräumen soll. Dass durch dieUnkenntnissdes Lehrlings neue Fehler entstehen, ist leicht er klärlich. In vielen mittleren Buchdruckereien spielt sich die Sache so ab. Das Uebel hat aber damit noch nicht sein Ende erreicht. Das Heraus ziehen hört auch einmal auf; es soll zwar von dieser oder jener Sache noch mehr vorhanden sein — wer weiss wo! Die Arbeit darf aber nicht liegen bleiben, und da ist denn der Geschäftsinhaber gezwungen. Nachbestellungen zu machen, die meistens theurer sind als Neuanschaffungen. Aehnlich steht es häufig mit dem Schriftmagazin. Darin sollten alle augenblicklich nicht zur Verwendung kommenden Schriften, Durchschuss, Ausschluss, Klischees usw. aufbewahrt werden, theils in Schränken, theils, wo der Platz es erlaubt, in kleinen Räumen, an deren Wänden Regale angebracht sind. Aber wie oft ist auch in diesen Stapelplätzen des einstweilen äusser Betrieb gesetzten Materials heillose Unordnung anzutreffen. Da liegen die verschiedenen Schriften, in Päckchen wohlverwahrt, durch einander, und wenn irgend ein Defekt gesucht wird, ist er nicht zu finden. Da wird das ganze Magazin umgedreht — das Ende ist wieder eine Bestellkarte an die Schriftgiesserei. So geringschätzig oftmals die Stellung des Aufräumers beurtheilt wird, so wichtig ist sie. Hat der Betreffende nicht täglich mit Auf räumen zu thun, so finden sich noch andere Gelegenheiten, ihn zu beschäftigen. Ich leitete einmal eine Druckerei, wo der Aufräumer das Abziehen der Korrekturen mit besorgte, eine sehr zweckmässige Einrichtung, während dies früher dem Maschinenpersonal oblag. Vor allen Dingen aber unterstelle man ihm in mittleren Betrieben das Magazin. Wo es der Raum zulässt, also ein eigenes Zimmer vorhanden ist, da ist es am vortheilhaftesten, Aufräumerei und Magazin zu vereinigen. Der Aufräumer ist dann stets in der Lage, die Menge des vorhandenen Materials festzustellen, kann beim Ausgeben viel besser eintheilen und den Bereicherungsgelüsten einzelner Setzer ein Ziel setzen. Der Aufräumer kann viel leichter vertheilen und weiss auch genau, was am nothwendigsten