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•oYex, e Buchgewerbe Buchbinderei ® e Buchdruck @ @ @ ® e e Buchhandel 6 Steindruck Eingesandte Werke finden Besprechung. Nr. 40. — Sachliche Mitthellungen finden kostenfreie Aufnahme. 1287 Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. Gefärbte, vergoldete und gemalte Buchschnitte. Neben den ciselirten Buchschnitten, die in Nrn. 20 und 23 beschrieben wurden, sind zu Kunsteinbänden besonders noch die gefärbten, vergoldeten und gemalten Buchschnitte beliebt. Während sich die ciselirten Goldschnitte ihrer massigen Wirkung wegen vorzüglich zu Kirchenbibeln, Missalen, Chroniken, ernsten Kunst werken u. dergl. eignen, sind die gefärbten, vergoldeten und ge malten Schnitte besser zu leichterer Literatur verwendbar. Der glatte wie der ciselirte Goldschnitt fügt sich satten Deckelfarben ziemlich zwanglos an, und ist besonders mit dunklen Ueberzugstoffen leicht in Einklang zu bringen. Dagegen sind helle Decken in den sogenannten Modefarben, die fast alle gebrochene, zarte und stumpf wirkende Färbungen darstellen, dem Gold schnitt wenig günstig. Dieser fordert, weil mehr glänzend als farbig, zur Ergänzung entweder eine dunkle oder doch satt und voll wirkende Deckelfarbe. Damit dürfte seine Grenze etwa be zeichnet sein. Ueber diese Grenze hinaus, also zu gebrochen gefärbten Ueberzugstoffen und leichter, hellfarbener Deckenorna mentik, dürften sich zu Kunsteinbänden vorzugsweise gefärbte, vergoldete oder gemalte Buchschnitte empfehlen. Während die Anwendung des Goldschnittes im Verhältniss zur Deckelfarbe ziemlich zwanglos stattfinden kann, erfordert die Anwendung farbiger Schnitte schon grössere Vorsicht und Ueber- legung. Hier tritt die Schnittfarbe zur Deckelfarbe; beide bilden eine Farbenzusammenstellung, die durch ihren Gleichklang ein schönes, durch ihren Missklang ein unschönes Farbenganzes ergeben kann. Der künstlerische Eindruck des Buches wird nicht nur durch die Wechselwirkung zwischen Deckel- und Schnittomament, sondern auch zwischen Deckel- und Schnitt-Färbung bedingt. Daher ist es nöthig, auf eine harmonische 'Farbenwirkung zwischen der Deckel- und Schnittverzierung hinzuwirken. Im allgemeinen kann als Regel aufgestellt werden, dass die Hauptfarben der Decke und des Schnittes in ein Ergänzungs- Verhältniss zu bringen sind. Das heisst, man soll zur Farbe der Decke eine Schnittfärbung in der Komplementär-Farbe wählen. Freilich sind diese Regeln der Farbengebung nicht stets über alle Zweifel erhaben. Die Praxis beweist oft, dass auch Ausnahmen zulässig sind. Auf jeden Fall ist es rathsam, dem Farbengefühl eine gewisse Freiheit zu gestatten und die bekannten Gesetze der ornamentalen Farbengebung als einen Führer zu betrachten, mit dem man sich verständigen kann, dem man aber nicht blind ergeben zu folgen braucht. Komplementärfarben nennt man bekanntlich diejenigen Farben, die sich natürlich ergänzen, sowohl bezüglich der Drei-Grundfarben- Theorie, als auch bezüglich der Augenthätigkeit. Die Kom plementärfarben entstehen stets durch das Vorhandensein aller drei Grundfarben, Roth, Gelb und Blau. Die Mischfarbe Grün ist z. B. die Ergänzungsfarbe von Roth, denn sie ensteht durch Mischen der zwei anderen Grundfarben Gelb und Blau. Die Ergänzungsfarbe zu Gelb ist die aus Roth und Blau entstehende Berliner Typographische Gesellschaft. Zu der am Dienstag, 19. d. M., abends punkt 9 Uhr im Restaurant Zum Spaten (Sedlmayr), Friedrichstr. 172, 2 Tr., statt findenden Sitzung ladet mit der Bitte um zahlreiches und pünkt liches Erscheinen ergebenst ein der Vorstand. Tages - Ordnung: 1. Geschäftliche Mittheilungen. 2. Besprechung des Internationalen Muster-Austausches des Deutschen Buchdrucker -V ereins. 3. Wahl einer Kommission zur Berichterstattung über unsere Gewerbe -Ausstellung. 4. Beschlussfassung über die Abhaltung eines Sommerfestes. 5. Fragekasten. ——* Gäste sind stets willkommen. +— — Mischfarbe Violett. Die Ergänzungsfarbe zu Blau ist die aus Roth und Gelb entstehende Mischfarbe Orange. So setzt sich das Verhältniss fort bis zu den verwickelteren Mischungen, wodurch aber auch die Einfachheit des Unterscheidens verloren geht und das Aufsuchen der Ergänzungsfarbe zu einer gegebenen Mischfarbe erschwert wird. Die Wirkung der Ergänzungsfarben macht sich auch an unseren Augen auffallend geltend. Ihre Farbenempfindung ist so abgestimmt, dass dem lange einwirkenden Reize einer Farbe der ergänzende Nachklang der Komplementärfarbe folgt, sobald der erste Reiz aufgehoben wird. Legt man z. B. ein Stück rothes Papier auf einen weissen Bogen und blickt unverwandt etwa 20 bis 25 Sekunden darauf, so sieht das Auge, wenn man das rothe Blatt schnell hinwegzieht und dabei unverwandt auf die weisse Unterlage weiter blickt, an derjenigen Stelle, wo vorher das rothe Papier lag, einen grünen Schein, d. h. die Ergänzungsfarbe von Roth. Legt man auf die weisse Unterlage ein grünes Papierstück, so erblickt man bei derselben Behandlung einen rothen Schein, von einem gelben Papier einen violetten, von einem blauen einen orange farbenen usw. Dieselbe Farbenempfindung macht sich auch geltend, wenn man zwei Farben nebeneinander längere Zeit ansieht. Klebt man z. B. einen rothen und einen grünen Papierbogen zusammen und deckt die Verbindungsstelle beider mit einem schmalen Streifen hell grauen Papieres, so bemerkt man nach 20 bis 30 Sekunden an haltenden Sehens, dass sich der graue Zwischenstreifen an der rothen Seite grünlich, an der grünen röthlich zu färben scheint. Noch deutlicher ist diese Farbenerscheinung wahrzunehmen, wenn man auf das zusammengeklebte rothe, grüne und graue Papier einen Bogen reines, durchsichtiges Seidenpapier deckt. Dann tritt so wohl die röthliche als auch die grünliche Farbenerscheinung auf dem grauen Streifen ziemlich kräftig auf. Beseitigt man den trennenden grauen Streifen, so fällt der Schein von der grünen Farbe unmittelbar auf die rothe, der Schein von der rothen auf die grüne. Da nun Roth einen grünen, Grün einen rothen Schein auf die Nachbarfarbe wirft, so erhält das Roth durch die röthliche Ergänzungsfarbe des Grün eine Kräftigung und umgekehrt auch Grün dieselbe Kräftigung durch die Ergänzungsfarbe des Roth. Jede der beiden Farben wird dadurch kräftiger und gesättigter erscheinen; die Farben ergänzen sich gegenseitig. Dasselbe ist nun auch bei den gefärbten Buchschnitten der Fall. Hier stossen die zwei Farben der Decke und des Schnittes zusammen, von denen die Schnittfarbe weniger Einfluss auf die Deckelfarbe ausübt, weil sie nicht die äusseren, sondern nur die inneren Deckelkanten bestrahlt. Umsomehr Einfluss üben die vor stehenden Deckelkanten auf den Schnitt, und wer aufmerksame Vergleiche anstellt, findet bald, dass besonders bei dünnen Büchern der gefärbte, gemalte oder vergoldete Schnitt geradezu von der Deckelfärbung in seiner Wirkung bestimmt wird, denn die Er gänzungsfarbe der Deckelkanten wirkt dadurch, dass diese bedeutend über den Schnitt vorstehen, äusserst kräftig auf dessen Farbe ein, und ein Buchschnitt kann dadurch ebenso in seiner Wirkung ge hoben wie auch niedergedrückt werden. Bringt man Decke und Schnitt in ein Ergänzungsverhältniss, so wird hierdurch die Wirkung der Schnittfarbe wesentlich gehoben. Demgegenüber giebt es aber auch Farbenzusammenstellungen, die sich gegenseitig schädlich und störend beeinflussen. Stellt man z. B. Roth und Gelb zusammen, so wirft Roth einen grünen Schein auf Gelb und dieses erhält da, wo es mit Roth zusammenstösst, einen störenden Stich ins Grüne, der die Wirkung der prächtigsten Gelbfärbung beeinträchtigen kann. Anderseits wirft Gelb einen violetten Schein auf Roth, und dieses wird dadurch ins Dunkle, Bläuliche getrübt. Orange mit Roth zusammengestellt beeinflusst sich gleichfalls un günstig, indem Orange einen bläulichen Schein auf Roth, Roth da gegen einen grünlichen auf Orange wirft. Blau mit Roth zusammen gestellt giebt Blau einen Stich ins Grünliche, Roth einen Stich ins Orangefarbene. So setzt sich das nach dem Gesetz der Farben ergänzung durch alle Farbenzusammenstellungen fort. Jedem