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1126 PAPIER-ZEITUNG. Nr. 35. denen Gutenberg gelangte. 2. Die Veröffentlichung einer Denk schrift, worin sämmtliche Dokumente, die auf das Leben Guten bergs Bezug haben, besprochen werden. Ferner empfiehlt Delisle Nachdrucke aus den von Gutenberg hergestellten Büchern. 3. Oertliche oder nationale Ausstellungen in allen den Ländern anzuregen, dieaus der Erfindung Gutensbergs Nutzen gezogen haben.« Wahrscheinlich wird nun das Jahr 1899 oder 1900 für die Feier in Aussicht genommen werden. Vielleicht rüstet man sich dafür bei Zeiten, denn der Zweck der Feier wird nur dann voll ständig erreicht, wenn sie die Völker wieder einander nahebringt; gehört doch Gutenberg — es kann nicht oft genug betont werden — der ganzen Welt. Cylinder-Aufzug. Die Maschinenfabrikanten Rockstroh & Schneider in Dresden- Löbtau theilen uns infolge des unter vorstehender Ueberschrift in Nr. 31 abgedruckten Aufsatzes mit, dass ihnen die darin ge gebenen Darlegungen sehr wichtig erscheinen, und dass sie bei ihren neuen Schnellpressen bereits eine Platte zum genauen Fest stellen des Aufzuges beifügen. Bei diesen neuen Maschinen ist dies umso nöthiger, als der Druckcylinder nicht mehr verstellbar ist, dafür aber das Fundament gestellt werden muss, was mit einem Handrade nach einer Skala sehr bequem und sehr genau geschehen kann. Herkomers Druckverfahren. In einer der letzten Sitzungen des Photographischen Vereins in Berlin wurden Drucke und Skizzen nach dem von uns bereits in Nr. 14 erwähnten Druckverfahren des Professors Herkomer vor gelegt. Bei diesem Verfahren wird nach dem Berichte der Photo graphischen Chronik auf einer versilberten Kupferplatte eine ent sprechend zubereitete Mischung aus Lampenruss, Ricinusöl und Mandelöl mit Pinseln, Holzstiften, Verreibern und mit dem Finger aufgetragen und so modellirt, wie es der Künstler für sein Bild gut befindet, sodass das Meisterwerk fertig aus der Hand des Künstlers kommt. Um hiervon die Druckplatten herzustellen, wird das plastische Bild mit einem leitenden, mehr oder weniger groben Pulver eingestäubt und durch Abklopfen und Abpinseln das Ueberflüssige entfernt, worauf auf galvanoplastischem Wege eine für die Kupferdruckplatte brauchbare Druckplatte gewonnen wird. In der Besprechung wies Herr Dr. Miethe auf die ausser ordentliche Schönheit der Drucke hin, die die grosse Kunstfertig keit Herkomers sehr deutlich zeigen. Das durchaus nothwendige künstlerische Können ist für die Ausübung dieses Verfahrens aber so unbedingt nöthig, dass hierin wohl allein die Ursache zu suchen ist, weshalb dieses schon längst bekannte, von Pretsch erfundene Verfahren, der Asphaltlack als pastose Unterlage benutzte und mit Graphit einstäubte (Photogalvanographie), solange unaus geführt blieb. Von anderer Seite wird übrigens behauptet, dass nicht Pretsch in Wien oder Dallas in London die Vor-Erfinder der Galvanographie sind, sondern Franz v. Kobell, der der Akademie in München am 14. März 1840 das Verfahren vorlegte. Vereinsnachrichten. Innung Dresdner Buchdruckereibesitzer. In der Sitzung am 21. d. M. wurden 25 Ausgelernte unter Aushändigung der Lehr zeugnisse losgesprochen. Der Vorsitzende berichtete über die Vor gänge im letzten Vierteljahre, Herr Reichel über die Vorarbeiten für die Dresdner Gewerbeausstellung und Herr Max Lehmann über die Fachschule. Herr Niescher erstattete Bericht über die am 15. v. M. erfolgte eingehende Prüfung der ausgelernten fünfzehn Setzer- und zehn Druckerlehrlinge, der Vorsitzende über den für die älteren Lehrlinge eingerichteten Stenographie-Unter richt und Herr Amm über die Bewegung im Arbeitsnachweis, sowie der Unterstützungskassen. Die neu aufgestellten Bestimmungen für das weibliche Personal an Maschinen gelangten zur Annahme. Hierauf wurde das Inn ungs-Krankenkassen-Statut mit einer unwesentlichen Aenderung angenommen. Zur Besprechung kam ferner der vom Tarif-Ausschuss in Leipzig angenommene Tarif, der eine erhöhte Entlohnung und eine Verkürzung der Arbeitszeit in sich schliesst. Ein an den Tarif-Ausschuss zu richtender Antrag, der die Giltigkeitsdauer des neuen Tarifs auf fünf Jahre, seine Einführung für den 1. Oktober d. J. und seine Erfüllung in der Provinz mit derselben Strenge wie in den Grossstädten fordert, wurde angenommen und sechs Mitglieder mit der Ausarbeitung sicherer Grundlagen für die durch den erhöhten Lohntarif bedingte neue Berechnung der Druckarbeiten beauftragt. Im Verein für Deutsches Kunstgewerbe hielt am 22. d. M. Herr Direktor P. Jessen einen Vortrag über die Knaben-Handarbeit als Erziehungsmittel für Kunst und Handwerk. Unser Kunstgewerbe, sagte er, klage darüber, dass ihm künstlerisch und technisch einsichtige Leute fehlen. Um den Geschmack unseres Volkes zu fördern, müssten wir die künstlerische Erziehung früher beginnen und alle Mittel aufwenden, durch die Auge und Hand der J ugend geübt werden könnten. Hier helfe die erziehliche Knaben-Hand arbeit, für die seit etwa 20 Jahren, von Skandinavien ausgehend, bei uns und im Auslande eine lebhafte Bewegung entstanden sei. Der Unterricht, der bei uns meist in gesonderten Schülerwerk stätten ertheilt werde, der aber bei unseren Mitbewerbern auf dem Weltmarkt, in Frankreich und Amerika zielbewusst an die Schule angegliedert sei, biete ein Gegengewicht gegen die ein seitige geistige Bildung unserer Jugend, schärfe ihren Blick und ihr Verständniss für die Aufgaben des Handwerks, übe ihre Hand und mache sie für die praktischen Anforderungen des Lebens ge schickter. Die Schülerwerkstätten, in denen besonders die Tischlerei, der Kerbschnitt und die Papparbeit gepflegt werde, wollten nicht auf ein bestimmtes Handwerk vorbereiten, noch gar Wett bewerb treiben, aber die Handwerker, die Techniker und die Künstler müssten dankbar sein, wenn ihnen auf diesem Wege ein praktisch besser geschultes Geschlecht zuwüchse. In Berlin unter hält der Verein für Knaben-Handarbeit fünf Werkstätten, von deren tüchtigem Wirken die ausgestellten Arbeiten Kenntniss gaben. Kleine Mittheilungen. Buchdrucker in Argentinien. Der Lohn der Buchdrucker in Buenos-Ayres nimmt fortwährend ab, denn es fehlt ihnen jeder Zusammenschluss, und die vielen politischen Ereignisse lassen den Führern des Landes keine Zeit, sich um die Hebung der Gewerbe zu kümmern. 1887 betrug der durchschnittliche Verdienst eines Buchdruckers etwa 240 M. monatlich, zahlbar in Papier, das damals ziemlich guten Kurs hatte. Heute ist er auf 150 M. gesunken, wobei noch der tiefe Kurs des Papiers in Betracht zu ziehen ist. Kost und Wohnung sind so theuer, dass man mit 2000 M. jährlich nur schwer auskommen kann. Das Gesetz von 1882 hat den ein gewanderten Arbeitern viele Vorrechte und ausserdem einen Ruhe tag in der Woche gewährt, ist aber schon lange zum todten Buch staben geworden, und die Polizei der Republik löst jede Ver sammlung auf, die von Arbeitern zur Besprechung ihrer misslichen Lage veranstaltet wird. Buchdrucker für Transvaal. Die Regierungsdruckerei in Prätoria hat vor kurzem in Holland sieben Buchdrucker angenommen, die auch schon nach Südafrika abgereist sind. Ihr Jahresgehalt beträgt 3600 M., und ausserdem sind ihnen Nebenverdienste zu gesichert. Für diese sieben Stellen hatten sich 170 Bewerber ge meldet. Für Ausstattung des Festprogiamms zu den Krönungsfeier lichkeiten in Moskau sind 12000 Rubel bestimmt worden. Die 22 Seiten des in russischer und französischer Sprache verfassten Bändchens werden mit Zeichnungen von Künstlern der Peters burger Akademie versehen. Büchertisch. Häuslicher Rathgeber. Praktisches Wochenblatt für alle deutschen Hausfrauen. Mit den Gratisbeilagen »Mode und Hand arbeit« und »Für unsere Kleinen«. Verlag von R. Schneeweiss, Berlin W. 30. Postbezugspreis 1 M. 40 Pf. vierteljährlich. Dieses schon 10 Jahre bestehende Familienblatt bringt reich haltigen Lesestoff besserer Art und äusser Schnittmusterbeilagen sehr viele Modebilder in gut ausgeführten Holzschnitten, die nach dem Urtheil von Damen die neueste Mode wiedergeben. Berliner Illustrirte Zeitung. Verlag von Ullstein & Go. in Berlin S.W., Charlottenstrasse 10. Vierteljährlicher Preis für Berlin beim Verleger 1 M. 30 Pf., ausserhalb bei allen Postanstalten 1 M. 50 Pf. Nr. IG vom 19. April 1896 enthält u. a. folgende Bilder: Die Gebäude der• Berliner Gewerbe-Ausstellung, die Bildnisse der Freiherren von Schrader und von Kotze, ein Gruppenbild der deutschen Turner in Athen, eine Aufnahme mit Röntgenschen Strahlen nach vereinfachtem Verfahren.