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958 PAPIER-ZEITUNG. Nr. 30. wurde. Der Besteller hätte das Recht der Rückgabe verwirkt, wenn er die Waare nicht nach Empfang geprüft und darüber berichtet hätte. Dies, ist jedoch geschehen, und es ist wahr scheinlich, dass er sich damit das gesetzliche Recht der Rückgabe gewahrt hat. Diese Rückgabeist berechtigt, wenn nichtder Beweisgeführt wird, dass die Avise genau nach Manuskript gedruckt sind. Da das Manuskript beim Drucker vernichtet wurde, so kann derselbe diesen Beweis nur durch einen Eid führen, der ihm wahrscheinlich auferlegt würde. Wenn er diesen Eid leisten will, mag er es wagen die Forderung einzuklagen, andernfalls rathen wir davon ab. Dehnen des Papiers beim Bedrucken. . . . ., 9. März 1896. Ich erlaube mir die Frage, welches Papier (Streichstoff) für nasse und trockene Witterung mehr empfänglich ist, ein solches, das 30 Pf., oder ein solches, das 45 Pf. kostet. Ich fertige viel Chromopapier für 12 bis 13 farbigen Druck an und habe theilweise den Uebelstand, dass sich das Papier beim Drucken dehnt, d. h. länger wird. Ich färbe mein Chromo bei einer Temperatur von 22° R. an, lasse dasselbe dann schneiden, bringe es in ein Feuchtzimmer mit einer Luftfeuchtigkeit von 80 pCt., wo ich dasselbe je nach der Stärke etwa 3 bis 4 Stunden liegen lasse. Von hier kommt es in die hydraulische Presse, wo ich es zwischen starken Pressspänen etwa 6 bis 8 Stunden bei einem Druck von 300 bis 350 Athmosphären stehen lasse. Dann lasse ich es der Länge und Breite nach je einmal durch einen Kalander von 7 Walzen gehen. Ich habe mit diesem Verfahren Papiere angefertigt, welche tadellos waren, aber auch solche, die sich bei derselben Behandlung etwa 2 mm dehnten. Ich stehe hier vor einem Räthsel und kann mir nur denken, dass der Rohstoff zu empfänglich für Wasser und trockne Luft ist. Ich lege ein kleines Muster bei, welches zeigt, dass sich das Papier auf einer Seite um etwa 1 mm gestreckt hat, wodurch die Bildchen sehr unsauber wurden. Es wäre mir sehr angenehm, wenn sich Fach genossen über diese Angelegenheit weiter aussprechen wollten, und ich bin gern bereit, jede andere Auskunft über Chromo- und andere Papiere zu ertheilen. a Alle Faserstoffe, also auch Papier, dehnen sich, wenn sie feucht werden, und ziehen sich beim Trocknen zusammen. Die Ausdehnung und Zusammenziehung ist um so grösser, je mehr die Fasern vorher in unnatürlicher Weise gereckt oder eingeschrumpft wurden. Man hat deshalb bei Anfertigung von Streichpapier zum Chromodruck darauf zu achten, dass dasselbe auf der Papiermaschine möglichst wenig Zerrung, Pressung und allzu grosse Erhitzung erfährt, damit das Fasergewirre soweit als möglich die Gestaltung beibehält, welche ihm auf dem Siebe ertheilt wurde. Die Anfertigung von Papier in solcher Weise erfordert geeignete Maschinen und sehr viel Erfahrung, und zwei Sorten, die sich äusserlich kaum unterscheiden, mögen in Bezug auf Dehnung sehr verschiedene Eigenschaften besitzen. Diejenige, welche sich beim Drucken am wenigsten verändert, hat selbstverständlich für diesen Zweck den grössten Werth, und es ist deshalb möglich, dass die oben mitgetheilten Erscheinungen durch ungeeignetes, vielleicht billigeres Papier als das früher benutzte hervorgebracht sind. Hiermit ist die erste Frage betreffs der Preise soweit als thunlich beantwortet. Wenn das Papier in erwähnter Weise so hergestellt ist, dass es sich beim Feuchten nur wenig dehnt und beim Trocknen wieder auf die frühere Grösse zurückgeht, so wird die gleiche Behandlung beim Bedrucken das gleiche Ergebniss liefern. Man darf nur verlangen, dass es beim Rückgang zur früheren Temperatur und nach Aufhebung des Druckes und in Luft von normalem Feuchtigkeitsgehalt möglichst in den früheren Zustand zurückkehrt. Wenn jedoch beim Drucken allzu grosse Zerrung oder Pressung des Papiers stattfindet oder die Trocknung zu rasch und gewaltsam erfolgt, so kann es wohl vorkommen, dass auch gut gearbeitetes Rohpapier die oben erwähnten Verschiedenheiten aufweist. Es wird kaum möglich sein, ohne lang andauernde Versuche mit Sicherheit zu bestimmen, wo der Fehler liegt. Drucker und Papiermacher müssen alles aufbieten, um jede gewaltsame Veränderung, sei es durch Feuchtung, Pressung oder Trocknung, im Papiere zu vermeiden. Wir schliessen uns obiger Bitte um Aussprache seitens der Fachgenossen an. Die Red. Kleben von Sulfitstoffpapier. Zu Nr. 27, Seite 861. ,6. April 1896. Vor etwa 10 bis 12 Jahren, als ich zuerst Zellstoffpapier, System Mitscherlich, welches das härteste und am schwersten zu leimen ist, fertigte, hörte ich die gleichen Klagen von Dütenfabriken, und viele wollten nur noch . einseitig satinirte Zellstoff - Pergament - Imitation verwenden. Da ich mir Zellstoff und Holzschliff verarbeitete, verwandte ich zu meinen Papieren viel Collodin P. T., leimte, d. h. klebte nun damit die härtesten scharf satinirten Zellstoffpapiere, was so prächtig ausfiel, dass ich Collodin P. T. zum Leimen und Collodin B. zum Kleben und Kaschiren bestens empfehlen kann. Ich füge einen kaschirten Karton und ein Stückchen Pergament-Imitation bei. Alter Papierfabrilcant. Das scharfsatinirte Zellstoffpapier erwies sich als sehr gut geklebt, da es nicht an der Klebestelle nachgab, sondern beim Abtrennen das Papierblatt sich zerfaserte. Auch der Karton ist gut kaschirt. Die Bezugsquelle der erwähnten Leimsorten theilen wir unserem Grundsatz gemäss nicht mit, und überlassen es dem Fabrikanten, sein Erzeugniss bekannt zu machen. Färben von Papier. Zu Frage 1134. Dass sich das »grau Schrenz« nicht nach Wunsch färben lassen wollte, ja sich von den Farben nicht einmal anhauchen liess, kann auch noch andere Ursachen haben, als diejenigen, welche Herr Adolf Spitteier in Nr. 24 angiebt. Grau Schrenz besteht ja meist aus einem Gemisch von Haib und Ganzwolle in den verschiedensten Farben; namentlich sind dunkle Grün, Blau, Roth, Braun und Schwarz darin vertreten und geben in der Mischung dann das übliche Grau; die thierische Faser färbt sich ja, wie Herr Spitteier mit vollem Recht betont, am leichtesten, aber die Fasern im »grau Schrenz« sind meist derart mit Farbstoff gesättigt, dass sie neue Farbe nicht mehr aufnehmen wollen und können; vor allem wollen die dunklen Fasern sich nicht mehr hell färben lassen. Dazu kommt noch, dass man wollene Lumpen nicht mit Soda oder Kalk kochen kann, um sie zu entfetten, ebensowenig die halbwollenen, wenn man nicht die ganzen Wollfasern in Ammoniak verwandeln und so verlieren will, nfolgedessen zeigen sich diese Lumpenstoffe der neuen Farbe gegenüber schwer zugänglich, diese haftet nicht auf der Oberfläche und wird auch nicht aufgesaugt; die Hauptsache aber dürfte der Umstand sein, dass sich die dunklen Fasern in dem grauen Ge misch nicht heller färben lassen. Ich habe mehrmals versuchsweise wollene und halbwollene Lumpen derart behandelt, dass sie wesentlich heller und auch wieder fähig werden, andere Farben aufzunehmen. Ich habe die Versuche wiederholt vorgenommen und auch auf ganz verschiedene Weise, je nach dem Rohstoff, der zur Verfügung stand; ich bin dabei zu ganz befriedigenden, zum Theil sogar ganz über raschenden Ergebnissen gekommen. Die Frage ist nicht bloss für das Färben von Interesse, sondern nach meinem Dafürhalten auch für die Saugfähigkeit der aus solchen Lumpen dann herzustellen den Löschpapiere. Den grössten Erfolg erzielte ich bei einer schwarzen Militär hose, die noch lange Zeit in einer Schlosserwerkstatt gedient haben musste, denn sie war steif von Schmutz und hatte auf der Oberfläche eine dichte, glänzende Kruste. Mit ganz geringen Kosten und bei wider Erwarten niedrigem Verluste konnte ich die schwarze, steife Lumpe in eine völlig weiche von gelbbräunlicher Farbe verwandeln, die in dieser Weise sicher zu manchen Papieren ohne weiteres, namentlich ohne weiteres Färben, zu verarbeiten ist; ich lege für die Redaktion ein kleines Muster bei. Es giebt namentlich Lösch karton und -Papier von ähnlicher Färbung, welches aus solchem Rohstoff besonders saugfähig sein müsste. Wenn mir der Fragesteller von Frage 1134 Muster seines »grau Schrenz« und ebenso etwas von der Farbe sendet, die er auffärben will, bin ich gern bereit, auch damit Versuche anzustellen, um zu sehen, ob es nicht möglich ist, dem grau Schrenz die gewünschte Färbung doch zu geben; ich habe vor Jahren schon einmal dunkelgrau Schrenz so weit bekommen, dass es sich nachher schön mit Fuchsin färben liess; aber solche Anforderungen werden ja selten gestellt, denn dazu müsste die Masse vorher ganz hell gemacht werden, und das ist kostspielig. Neustadt, Westpr., 30. März 1896. Th. Knäuel. Das beigefügte Muster erweist sich als heller Wollstoff von rein gelbbrauner Farbe und ungschwächter Faser. D. Red.