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72 PAPIER-ZEITUNG. Anfangslage zu erhalten. Ist dieser Ausschlag dagegen so gering, dass Rolle 14 sich nicht in die Ebene der Schiene 15 erhebt, so ist der Pendel nicht gehindert, nach der entgegengesetzten Seite zu pendeln. In seiner Normallage hängt der Pendel senk recht und hält dabei die Stange 10 in ihrer Mittellage. Beide Klappen 9 befinden sich dann in mittlerer Offenlage. Schwingt der Pendel nach links, so schliesst sich die rechtsseitige Klappe, während die linksseitige sich noch weiter öffnet, wie in der Figur dar gestellt, und umgekehrt, wenn der Pendel nach rechts schwingt. In Fig. 207 hat das Bett 5 seinen Rechtsgang soeben voll endet. Die rechtsseitige Klappe 9 befindet sich in der Schluss- läge, in die sie gelangte, nachdem beim Hinwege des Bettes die Rolle 14 des Pendels die linksseitige (nicht gezeichnete) Füh rung 15 verlassen hatte. Hierbei wurde nämlich der Pendel durch die Schwere und unter Beihilfe des gegen die Scheibe 13 beschleunigend wirkenden Luftwiderstandes aus der Rechtsschräg lage in die Linksschräglage (Fig. 207) übergeschwungen und die rechtsseitige Klappe 9 in die Schlusslage umgesteuert. Beyor der Pendel nun wieder in die Rechtsschräglage zurückschwingen konnte, wobei wiederum der Luftwiderstand, diesmal aber verzögernd, mitwirkte, war das Bett schon soweit nach rechts vorgegangen, dass Rolle 14 auf Schiene 15 aufsetzte, sodass der Pendel in der Linksschräglage verbleiben musste, während die annähernd ge schlossene Klappe des mittlerweile in den rechtsseitigen Cylinder eindringenden Kolbens durch die zunehmende Luftpressung vollends geschlossen wurde. Geht nun das Bett nach links, so verbleibt der Pendel in der Linksschräglage, bis Rolle 14 die Unterstützung der Schiene 15 verliert. Die rechtsseitige Klappe lüftet sich wegen des im Schlitz 11 gegen Pendelstange 12 vorhandenen Spiels schon ein wenig früher und zwar sobald die Spannung im Cylinder bis auf den äusseren Luftdruck zurückgegangen ist. Schlägt nun der Pendel entsprechend dem früher Gesagten in die Rechtsschräg lage, so wird die rechtsseitige Klappe 9 vollends geöffnet und die linksseitige in die Schlusslage umgesteuert, worauf sich die Vor gänge linksseitig in gleicher Weise wiederholen wie für die rechte Seite beschrieben. Die Schienen 15 sind der Länge nach verstellbar, wodurcii der Zeitpunkt der Umsteuerung der Klappen d. h. die zusammenzupressende Luftmenge veränderlich gemacht werden kann. Bei langsamer Bewegung des Fundaments sind die Schwin gungen des Pendels 12 13 so gering, dass Rolle 14 sich über haupt nicht in die Ebene der Schiene 15 erhebt. Die Luftbuffer kommen dann, wie erforderlich, nicht zur Wirkung. Der abgebrochene und verkürzt gezeichnete Längsschnitt, Fig. 208, zeigt eine Abweichung von der soeben beschriebenen Einrichtung. Der Pendel fehlt, und anstatt der Klappenventile sind zum Schliessen und Oeffnen der Kolbendurchbrechungen 7 Kugelventile 9 mit entsprechenden Ventilsitzen 8 angeordnet. Die Kugeln 9 haben in Stangengehäusen 10, die mit schwacher Neigung gegen den Horizont an dem Kolben sitzen, ihre Führung. Beim Hubwechsel werden die Kugeln infolge der Trägheit ihre Endlagen in den Stangengehäusen zu wechseln anfangen, und dieser Wechsel wird sich um so schneller vollziehen, je schneller das Fundament sich bewegt, während bei langsamem Gang der Maschine die Kugeln in der Tieflage verharren, d. h. die Durchbrechungen 7 geöffnet bleiben werden. Diese Andeutungen dürften mit Rück sicht auf die voraufgegangenen ausführlichen Erörterungen des Gegenstandes genügen und den Leser in den Stand setzen, sich den Vorgang in Fig. 208 im Einzelnen klar zu machen. Fortsetzung folgt. Kleine Mittheilungen. Der Berliner Faktoren-Verein feiert am 12. d. M. sein Stiftungs fest durch ein gemeinsames Mahl. Durch musikalische, gesangliche und deklamatorische Vorträge wird für die Unterhaltung der Theilnehmer gesorgt werden. Preisausschreiben. Der Verlag von Albert Langen in München setzt einen Preis von 600 M. aus für das beste Plakat, das dazu dienen soll, die in diesem Verlage vom 1. April erscheinende künstlerisch illustrirte Wochenschrift, den »Simplicissimus«, anzu kündigen; Redakteur der Zeitung wird O. E. Hartleben sein. Es wird kein Witzblatt im engem Sinne sein, sondern es soll in seinem literarischen wie in seinem illustrativen Theil haupt sächlich humoristische und satirische Erzeugnisse bringen und dabei stets auf der Höhe wirklicher Kunst stehen. Unter Bevor zugung der heitern Art soll der »Simplicissimus« ein Boden für das Beste werden, was heute in der deutschen Litteratur und bildenden Kunst geleistet wird. Das Plakat, in der Grösse von 100:75 cm, soll keine Skizze, sondern ein in höchstens vier Farben fertig ausgeführter Entwurf sein und soll den Titel »Simplicissimus«, sowie den Preis »10 Pf.« in auffälligster Weise tragen. Das Anbringen des Sinnspruchs und der Verlagsfirma (Albert Langens Verlag) ist dem Künstler überlassen. Der 1. Februar ist der letzte Einlieferungstermin. Dr. Julius Schnauss, Direktor des photographisch-chemischen Instituts in Jena, ist am 7. Dezember v. J. im Alter von 68 Jahren in Jena gestorben. Verschiedene seiner Arbeiten als Fachschrift steller, z. B. Photographie bei Nacht, Farbenempfindlichkeit der photographischen Schicht, Photographische Gelatine-Emulsion, sind viel beachtet worden. Die Buchdruekerei des Dr. H. Haas in Mannheim, in der der »General-Anzeiger« gedruckt wird, ist am 30. v. Mts. durch Feuer zerstört worden. Wir entnehmen den Tageszeitungen darüber folgende Einzelheiten: Der Brand ist vermuthlich in der Buch binderei ausgebrochen, wo er reiche Nahrung fand. Das Feuer ergriff sodann die auf beiden Seiten anstossenden Flügel, wo sich dieAccidenz- und Anzeigensetzerei befanden, sowie den dar unter befindlichen Maschinensaal. In diesen vier Räumen wurde Alles, theils vom Feuer, theils vom Wasser, zerstört. Zwei Rota tionsmaschinen , acht Schnellpressen und mehrere kleinere Maschinen sind vollständig unbrauchbar geworden. Der ganze Schriftvorrath zerschmolz, Setzerregale und Setzbretter sind ver brannt. Von dem ganzen umfangreichen Anwesen sind nur ein kleiner Setzersaal, Redaktion und Expedition, sowie das vordere Wohnhaus vom Feuer verschont geblieben. Auch das bedeutende Papierwaarenlager wurde ein Raub der Flammen. Die Feuer wehr, die rasch zur Stelle war, musste sich in der Hauptsache auf den Schutz der angrenzenden Gebäude beschränken. Die Ent stehungsursache des Feuers ist vollständig unbekannt. Der Material- und Gebäudeschaden wird auf etwa 300 000 M. geschätzt. Folgende sonderbare Anzeige hat der Allgemeine Anzeiger für Druckereien einem Offertenblatt entnommen: »Buchdruckarbeiten aller Art fertigt sauber, geschmackvoll und sehr billig an die Buch druckerei von in R ch in Schlesien. — In Zahlung werden ff. Hühner, Tauben, Kaninchen usw. genommen.« Büchertisch. Die Anlage von Zinkätzungen. Praktische Rathschläge und Berechnungen aller Art für angehende Chemigraphen. Zugleich Preisliste chemigraphischer Hilfsmaschinen. Von Carl Kempe in Nürnberg. 48 Seiten 8°. Preis 2 M. Verlag des »Graphischen Anzeiger« in Nürnberg; in Kommission bei G. Hedeler in Leipzig. Das kleine Heftchen mit dem länglichen Titel entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als eine mit Abbildungen versehene Preisliste der »Chemigraph. Werkzeug-Maschinenfabrik von Carl Kempe in Nürn berg «, zu der Axel Carlson in Stockholm eine Einleitung geschrieben hat, die sich mit der Einrichtung von Kleinwerkstätten für Photo chemigraphie befasst. Darin erscheint uns besonders die Erklärung der Herstellung von Autotypienegativen etwas sonderbar. Wenn die Sache so einfach wäre, würden die Levyschen Raster schwerlich Käufer finden. Ob sich bei der Einrichtung von Kleinwerkstätten für Photochemigraphie als Nebenbetrieb die hier herausgerechneten Vor theile ergeben werden, erscheint uns zweifelhaft. Wir glauben viel mehr, dass vollkommene Leistungen auf dem Gebiete der Photochemi graphie nm- in guten Anstalten erreicht werden können, die sich aus schliesslich mit diesen Verfahren befassen.