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Oleinpapier. In neuerer Zeit kommt für bessere Oelfarbendruckbilder sogenanntes Oleinpapier in Aufnahme, das aus Papierzeug und Farbkörpern, vorwiegend Bleiweiss, besteht und fettes, trocknendes Oel, zumeist ungekochtes Leinöl, als Bindemittel enthält. Das neue Papier, oder besser gesagt die neue Druckunterlage, denn sie ähnelt weniger unseren gewöhnlichen Druckpapieren als einer linoleumartigen Masse oder einer getrockneten Oelfarbenlage, verleiht den Oelfarbendrucken ein Aussehen, als ob der Farben auftrag, nicht wie beim Druckverfahren nicht anders möglich, in dünnster Lage, sondern wie bei Oelgemälden in starker Lage erfolgt wäre. Dies beruht zweifellos darauf, dass bei dem Olein- papier der Farbenauftrag auf eine der Oelfirnissfarbe in chemischer Beziehung verwandte Druckfläche trifft, mit der er zu einer nicht mehr trennbaren Schicht verwächst. Die Leuchtkraft der auf dies neue Papier gedruckten Bilder ist weit grösser als bei Drucken auf Kupferdruck oder Chromopapier, weil die ölfarbenartige Papiermasse die durch die aufgedruckten Steindruckfarben dringenden Lichtstrahlen zurückwirft, was bei anderen Papieren, die den Firniss der Steindruckfarben einschlucken, nicht der Fall ist. Da die neuen Druckgründe nicht oder doch nur sehr schwach einsaugen, muss beim Drucken, ebenso wie beim Abziehbilder-, Diaphanien- und Blechdruck, jeder einzelnen Druckfarbe flüssiges Sikkativ zugesetzt werden. Es wird jedoch dadurch bei vielfarbigem Druck ein Auswachsen des Sikkativs nicht hervorgerufen, dies kommt, sofern nur das Sikkativ den einzelnen Farben nicht in übermässiger Menge zugesetzt wird, selbst bei dreizehn-, sechs zehn- und mehrfarbigen Drucken nicht vor. Die Oleinpapiere werden sowohl von Papier- als auch von Linoleumfabriken in der Stärke von Kartonpapier hergestellt. Sie geniessen keinen Patentschutz. Die feinsten und kräftigsten Sorten erhalten auf einer Cylinderfärbemaschine noch einen Aufstrich mit einer Oelfarbe von Butterkonsistenz, bestehend aus chemisch reinem Bleiweiss in ungekochtem Leinöl. Das ungekochte Leinöl darf nicht mit nichttrocknenden Oelen, wie Kottonöl, verfälscht sein. Oleinpapiere von minderer Güte und in der Stärke schwacher Pappen finden wegen ihrer Geschmeidigkeit und Elastizität auch bei der Verpackung von Spiegelglastafeln usw. als Hülle zuin Schutz gegen Zerbrechen Verwendung. Vor der Anwendung dieser Oleinplatten als Zwischenlage für mit lithographischer Zeichnung versehene Steine wird gewarnt, da hierdurch die Steine leicht einen Schmutzton annehmen. Oleinpapiere für Chromo druck dürfen kein fettiges Aeussere aufweisen und werden deshalb in der Fabrik auf Trockencylindern genügend ge trocknet, was besonders bei der Verwendung von gereinigtem Leinöl und chemisch reinem Bleiweiss sehr rasch von statten geht. In allen Fällen werden die Oleinpapiere vor dem ersten Drucke abgerieben.. Sie halten sich bei stoss weiser Lagerung auf Jahre hinaus geschmeidig. Bei sehr lange andauerndem Lichtabschluss nehmen sie einen gelblichen, bei Schwefelwasserstoffeinwirkung einen schwärzlichen Ton an. Als Firnisse für Drucke auf Oleinpapier taugen nur in Spiritus, ätherischem oder fettem Oel gelöste Harze. Gelatine-Ueberzug bewährt sich nicht. 1, Das Feuchten des Papiers. Zu Nr. 21. Das Feuchten des Papiers ist allerdings hauptsächlich infolge der vielfachen Verwendung von minderwerthigen, stark holzschliff haltigen Papieren verdrängt worden, denn diese Papiere gehen beim Feuchten sehrein, und es ist dann gutes Register nicht zu erzielen, zumal wenn die Papiere im gefeuchteten Zustande verschieden lange Zeit stehen bleiben müssen. Wenn das feucht verdruckte Papier nicht sobald als mit Rücksicht auf den Druck möglich ist, in die Glättpresse gebracht wird, so muss es sehr lange in der Presse bleiben, und doch erhält es seine ursprüngliche Glätte auch nicht annähernd wieder. Von dem Feuchten des Papiers ist man fast überall abge kommen, denn ein so reines klares Bild, wie die auf trockenem Papiere gedruckten Arbeiten zeigen, kann gefeuchtetes Papier nie aufweisen. Aber trockener Druck erfordert zweierlei, nämlich, wie in dem Aufsatz erwähnt, gute Farbe und scharfe Schrift, und ich möchte behaupten, dass gerade der zweite Punkt der Haupt grund des Feuchtens ist. Dass die Schrift sich bedeutend rascher beim Druck auf trockenem, als auf feuchtem Papier abnutzen soll, gehört zu den Ammenmärchen (?). Aber ich selbst weiss aus Erfahrung, dass Schriften, die 20 Jahre und noch älter waren, nur deshalb noch mitgehen konnten, weil das Papier gefeuchtet wurde. Es ist die liebe falsche Sparsamkeit des Buchdruckers, der sich eher allerlei Unannehmlichkeiten aussetzt, als dass er alle 6 bis 10 Jahre neue Schrift anschafft. Allerdings sorgen heute schon die Buchhändler dafür, dass nachgeschafft wird, und so werden auch wir es noch erleben, dass das Feuchten des Papiers nach und nach ganz aufgegeben wird. Dass durch das Trockendrucken infolge langsameren Trocknens der Farbe Zeitversäumniss entstehen soll, ist mir nicht klar. Auch gefeuchtetes Papier muss hängen, ehe man nach dem Druck weiter damit hantiren kann. M p Buchdrucker-Fachklasse. Die Buchdrucker-Fachklasse der I. Handwerkerschule in Berlin, die am 24. d. M. ihr erstes Halbjahr beendete, versammelte sich nach Schluss des letzten Unterrichts bei Rothacker zu einem Abschiedsfest, wozu auch die Herren Lehrer eingeladen waren. Mit Ausnahme des Direktors, Herrn Dr. Jessen, der durch eine Reise verhindert war, nahmen sämmtliche Lehrer daran Theil. Mit einer Ansprache eröffnete der Festleiter die Feier; er gab einen kurzen Rückblick auf die Thätigkeit der Schule und dankte den Lehrern für ihre liebenswürdige und aufopfernde Thätigkeit während des abgelaufenen ersten Halbjahres. Ein hübsches zu dieser Feier gedichtetes Festlied, in dem hauptsächlich der Lehrer in anerkennender Weise gedacht wurde, wirkte als Ueberraschung und fand vielen Beifall. Von den Lehrern dankte zuerst Herr Eggers im Namen seiner übrigen Kollegen den Schülern für ihre freundliche Einladung zu diesem Feste. An- schliessend daran gedachte Herr Kulbe der »Typographischen Gesellschaft«, die in Verbindung mit dem Direktor der I. Handwerker schule diese Fachklasse ins Leben gerufen und dankte besonders der Schulkommission für das rege Interesse an dieser Sache. Die Stimmung und Gemüthlichkeit wurde ganz besonders durch abwechselungsvolle Vorträge gehoben. Bemerkt sei noch zum Schluss, dass sowohl die Lehrer als auch die Schüler mit dem ersten Schulhalbjahr sehr zufrieden sein können. Von etwa 110 Buchdruckern besuchten etwa 50 die. Schule regelmässig. Es wäre im Interesse der Buchdruckkunst zu wünschen, dass sich diese Zahl recht bald verdoppeln möge. k. Büchertisch. Papyrus-Walzer, komponirt und dem Kränzchen-Komitee des Vereines der Beamten österreichisch-ungarischer Papierfabriken gewidmet von dem Vereins-Mitgliede Otto Hauswirth. Die Leitung des Vereins der Beamten Oesterreichisch-Ungarischer Papierfabriken empfiehlt den Fachgenossen die Anschaffung des hübschen »Papyrus«-Walzers, welcher beim Kränzchen des Vereins am 1. Februar d. J. im Ronacher-Saal in Wien und seither bei Militär- Konzerten wiederholt beifälligst aufgenommen wurde. Der Walzer ist bei der Vereins-Leitung in Wien, 1. Getreidemarkt Nr. 16, oder bei Josef Blaha. Wien, 1. Weihburggasse Nr. 7, zum Preise von 2 M. zu be ziehen. Das Reinerträgniss aus dem Verkaufe fliesst humanitären Vereinszwecken zu. Für alle Welt. Illustrirte Familien-Zeitschrift. Deutsches Ver lagshaus Bong & Co., Wien, Berlin und Leipzig. Jährlich 28 Hefte zu 40 Pf. Das 18. Heft des Jahrgangs 1896 ist zum grossen Theil der Feier des 25jährigen Bestehens des Deutschen Reiches gewidmet, das durch Ab bildungen verschiedener Szenen dieser Festlichkeit, deren Mittelpunkt Kaiser Wilhelm 11. bildet, verherrlicht wird. Das eine Doppelseite ein nehmende Bild »Kaiser Wilhelm erneuert das Gelübde« giebt die porträt- getreuen Bilder der bei diesem bedeutsamen Akt anwesenden Persönlich keiten. Viele andere Holzschnitte, darunter ein grosses färbiges Bild: Am Brunnen, von Armenise. zieren das inhaltreiche Heft. Moderne Kunst. Verlag von Richard. Bong, Wien, Berlin und Leipzig. Alle 14 Tage erscheint ein Heft. Preis des Heftes 60 Pf. Das 13. Heft des zehnten Jahrgangs führt den Titel: Faschings nummer. Das färbige Titelbild zeigt eine hübsche Ballerine, umgeben von kleinen Clowns, die Narrenschellen schwingen. Die Farbendrucke: »Cousin, bist Du da« von Scharlach, einen weiblichen Clown darstellend. Wiener Wäschermadl von A. v. Stein, Demaskirt, ein reizendes Frauen bild aus dem italienischen Karnevalsleben von Gamba, und Fasching der Liebe, eine impressionistische Studie von Caspari sind vorzüglich aus geführt, ebenso wie die Schwarzdrucke, unter denen N. Sichel’s Odaliske und Sena’s Kriegsbeute hervorragen. Auch die kleineren im Text ver streuten Holzschnitte geben Zeugniss von der künstlerischen Leistungs fähigkeit der Bongschen Werkstätte. Der Text ist durchweg von I iterarisch em Werth.