Volltext Seite (XML)
Eingesandte Werke finden Besprechung. Buchgewerbe Buchdruck ® @ ® eee Steindruck 834 —= Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme. - Nr. 26. Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. Buchbinderei € ® ® ® ® Buchhandel Berliner Typographische Gesellschaft. In der Sitzung am 24. d. M. bedauerte der Vorsitzende Herr Messenzehl zunächst, dass durch Ausstellungs- und andere eilige Arbeiten die Zahl der zu den Sitzungen erscheinenden Mitglieder immer kleiner wird. Sollte darin keine Aenderung eintreten, so wird es nöthig werden, die Sitzungen auf einige Zeit ausfallen zu lassen. Herr Redakteur Ferenczi leitete seinen Vortrag über Papier prüfung mit einer interessanten Vergleichung der Papiererzeugung in heutiger und in der Zeit Gutenbergs ein. Er beschrieb die damals und heute benutzten Rohstoffe und die Herstellung und Verwendung des Holzschliffs und des Zellstoffs. Daran fügte sich die Besprechung der Normalpapiere und der Papier- Untersuchung, wobei des Verdienstes, das sich Carl Hofmann durch seine Vorschläge um die Schaffung der Normalpapiervor schriften erworben hat, gedacht wurde. Nachdem der Redner die wissenschaftliche Papierprüfung beschrieben hatte, wie sie in den Prüfungsanstalten und in Papierfabriken geübt wird und auch nur dort geübt werden kann, ging er auf die einfacheren Prüfungen ein, wie sie der Buchdrucker und jeder Papier Verbraucher anwenden kann. An Papierproben zeigte er die Wirkung einiger Holzschliffreagentien und erklärte, wie ohne grosse Mühe eine Aschenbestimmung und die Untersuchung der Leimungsart usw. durchgeführt werden kann. In dem sich anschliessenden Meinungsaustausch berichtete Herr Baumeister über schlechte Erfahrungen, die in verschiedenen Fällen mit der Druckfähigkeit von Normalpapier 2 a gemacht worden sind. Von anderer Seite wurde entgegnet, dass Normal papier 2 a dauernd in grossen Mengen ohne Schwierigkeiten ver- druckt wird; dass ein derartiges gutes, festes Papier beim Druck eine andere Behandlung erfordert, als geringwerthige Sorten, ist allerdings richtig. Es wurde bei dieser Gelegenheit auch darauf hingewiesen, dass es die Aufgabe eines jeden Buchdruckers sein müsse, soweit als möglich für die Verwendung von Normal- Papieren einzutreten. Der grosse Werth dieser Einrichtung wird am deutlichsten dadurch bewiesen, dass in den meisten Kultur staaten die deutschen Vorschriften ebenfalls eingeführt worden sind oder eingeführt werden sollen. Der Zweck dieser Ein richtung kann aber nicht durch die Staats-Behörden allein ver wirklicht werden, sondern dadurch, dass alle Verbraucher sich um die allgemeine Verwendung der Normalpapiere bemühen; und dazu haben die Buchdrucker ganz besonders günstige Gelegenheit. Zur Erinnerung. Am 23. April werden es 300 Jahre, dass ein Mann geboren wurde, dessen Nachkommen berufen waren, der Buchdruckkunst in Deutschland wichtige Dienste zu leisten, und deren Werk einen Baustein zu dem grössten graphischen Institut Deutschlands, der Reichsdruckerei, gebildet hat. Am 23. April 1596 wurde Georg Decker als einziger Sohn des Lehrers, späteren Pfarrers Kilian Decker in Eisfeld an der Werra geboren. Sein Vater war eifriger Anhänger der Reformation und Mitunterzeichner der Konkordienformel. Wo Georg Decker die Buchdruckkunst erlernt hat, ob in Bamberg oder in dem näheren Hildburghausen, ist ungewiss, hierüber sind keinerlei Nachrichten erhalten geblieben. Zweifellos dürfte aber der trostlose Zustand unseres Vaterlandes während des 30jährigen Krieges dazu beigetragen haben, den strebsamen Jüngling in die Ferne zu leiten, sodass er nach mancherlei Kreuz- und Querzügen nach Basel gelangte. Hier blühte ihm das lang ersehnte Glück; nachdem er 1635 Baseler Bürger geworden war, ernannte ihn die Baseler Univer sität unter ausdrücklicher Anerkennung seiner Fähigkeiten im folgenden Jahre zum Universitäts-Buchdrucker. Georg Deckers erste Druckarbeit stammt aus dem Jahre 1635 und trägt den Titel »Die zehen Alter«, ein Werkchen von Pamphilus Gengenbach. Die sorg fältige Ausstattung, die Decker allen seinen Arbeiten widmete, brachte ihn in gutes Ansehen, und sein Geschäft erlangte einen ziemlich bedeutenden Umfang; von hervorragender Schönheit sind die hebräischen Werke, die er für den berühmten Orientalisten Johann Buxtorf hergestellt hat. Von den zahlreichen Werken, die aus der Druckerei während Georgs Lebzeiten hervorgingen, sind noch sechzehn erhalten. Er starb 1661 im Alter von 65 Jahren, worauf die Druckerei auf seinen 26jährigen Sohn Johann Jacob überging. Es würde zu weit führen, wollte ich auf die Geschichte der Buchdruckerfamilie Decker hier näher eingehen; ich will nur die wichtigsten Zeitpunkte ihrer Weiterentwickelung angeben. Johann Jacob (I) Decker hatte nicht das Glück seines Vaters Georg; er wurde mehrfach wegen unberechtigten Nachdruckes in Strafe genommen; auch von seinemSohneJohannJacob(II) weiss man nichts Besonderes zu berichten. Nach dessen 1726 erfolgtem Tode ging die Druckerei auf seinen Neffen Johann Heinrich Decker über, dessen Vater vorher bereits eine eigene Druckerei in Kolmar begründet hatte. Der junge Prinzipal liess sich unbedachterweise in eine unglückliche Verbindung mit seinem Schwager Schöpflin ein, die ihn an den Rand des Verderbens brachte, auch wohl die Ursache seines frühen Todes war. Dagegen war seinen Söhnen ein besseres Loos beschieden. Während der eine das väterliche Geschäft mit Geschicklichkeit und Fleiss zu neuer Blüthe brachte, gelangte der andere Sohn, Georg Jacob, nach mehrjähriger Wanderschaft endlich nach Berlin, woer in dieGrynäussche Druckerei eintrat, die ihm durch Heirath der Tochter nach dem Tode des bisherigen Besitzers zufiel. Infolge seiner sorgfältig und musterhaft ausgeführten Arbeiten wuchs sein Geschäft fortwährend, am 26. Oktober 1763 wurde er zum Höfbuchdrucker und am 19. September 1787 zum geheimen Ober-Hofbuchdrucker ernannt. Er blieb während seines Lebens in steter Fühlung mit seinem in Basel gebliebenen Bruder, der das väterliche Geschäft weiterführte. Durch Ankauf einer Druckerei in Potsdam, sowie durch Gründung einer Buchdruckerei in Posen und Herausgabe der Posener Zeitung vergrösserte er seine geschäftlichen Unternehmungen. Letzteres Zweiggeschäft ist später von A. von Rosenstiel, einem Verwandten des Deckerschen Hauses, weitergeführt und fernerhin durch Carl Roestel, dessen Wittwe es noch heute mit Erfolg und Umsicht leitet, zu ganz besonderem Ansehen gebracht worden. Es trägt noch heute den Namen: Hof buchdruckereiW. Decker&Co. Als Georg Jacob (I) Decker am 17. November 1799 starb, hinterliess er seinem Sohne Georg Jacob (II) Decker in der Wilhelmstrasse 75 in Berlin ein grosses blühendes Geschäft, das während der traurigen Jahre 1806 bis 1813 in seiner Bedeutung zu erhalten ganze Mannes kraft erforderte. Die schweren Prüfungen dieser Jahre, sowie die grossen Verluste nagten schwer an ihm, sodass er schon am 26. August 1819 starb, als seine Kinder noch minderjährig waren; die Druckerei wurde nun bis zum Jahre 1828 von der Vormund schaft verwaltet. Mit dem darauf erfolgenden Eintritt Rudolph Deckers begann eine neue Glanzzeit für das Geschäft, aus dem viele hervorragende Werke hervorgingen, ganz abgesehen von den zahlreichen an Umfang stetig zunehmenden Arbeiten für die Staatsbehörden. Die Errichtung einer eigenen Papierfabrik, die unter dem Namen Eichberger Papierfabrik (R. v. Decker) und unter der Leitung des Direktors Krieg auch heute noch erfolgreich betrieben wird, gehört in diese Zeit rüstiger geschäftlicher Weiterentwickelung. Am 26. Oktober 1863, hundert Jahre nach Ertheilung des Hofbuchdruckertitels, wurde die Familie Decker in den erblichen Adelsstand erhoben. Der im Jahre 1877 erfolgte Tod Rudolph von Deckers brachte eine gänz liche Wendung für die Druckerei, indem die Söhne des Verstor benen, deren Bestrebungen die Buchdruckerei ferner lag, sie sammt dem Grundstücke an das Reich verkauften. Es ist bekannt, dass alsdann eine Vereinigung dieses Geschäftes mit der bisherigen Preussischen Staatsdruckerei stattfand, wodurch die Reichsdruckerei entstanden ist, die heute nicht nur durch ihre bedeutende Ausdehnung, sondern auch durch ihre vielseitige Leistungsfähigkeit den bekannten graphischen Weltinstituten anderer Länder ebenbürtig an die Seite getreten ist. Das Porträt in Hochrelief des um die Entwickelung der Buchdruckkunst verdienten letzten