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Buchgewerbe Buchbinderei & ® Buchdruck ® ® ® ® ® ® Buchhandel ® e e Steindruck Eingeeandte Werke finden Besprechung. Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme. Berliner Typographische Gesellschaft. Zu der am Dienstag, 14. d. M., abends punkt 9 Uhr im Restaurant Zum Spaten (Sedlmayr), Friedrichstr. 172, 2 Tr., statt findenden ordentlichen General-Versammlung ladet mit der Bitte um zahlreiches und pünktliches Erscheinen ergebenst ein der Vorstand. Tages - Ordnung: 1. Geschäftliche Mittheilungen. 2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Bericht des Vorstandes über das abgelaufene Geschäftsjahr. 4. Neuwahl des Vorstandes. 5. Journal-Revue. 6. Fragekasten. Von 8 Uhr ab liegen die neuesten Fachzeitschriften im Vereins lokale aus. Gäste sind stets willkommen! Plakatschriften aus Hartglas. Die Plakatschriften bilden in der Regel den am wenigsten benutzten Theil des Schriftreichthums einer Buchdruckerei. Nur in den Druckereien, die den Plakatdruck besonders pflegen, und wo manchmal hundert und mehr verschiedene Plakate an einem Tage zu liefern sind, wird das in den Plakatschriften angelegte Geld voll ausgenutzt; in den andern Geschäften dagegen, wo diese Arbeiten nur selten vorkommen, liegen die Plakatschriften meist brach, und es ist deshalb nicht zu verwundern, wenn aus diesem Anlass bei wirklich erfolgenden Neuanschaffungen immer wieder auf Holzschriften zurückgegriffen wird, die den Vortheil grosser Leichtigkeit und verhältnissmässig guter Druckbarkeit mit billigem Preise verbinden. In der That liefern unsere modernen Holz schriftfabrikanten ein Material, wie wir es nicht besser wünschen können, die Imprägnirung der Holzes ist der Haltbarkeit der Lettern ungemein förderlich, und der durch Präzisionsmaschinen erzielte genau einheitliche Schnitt der Schriftbilder entspricht allen Anforderungen an Genauigkeit und Klarheit der Ausführung. Dennoch ist der längere Gebrauch von Holzbuchstaben mit Nach theilen mannigfacher Art verbunden; auch imprägnirte (in Del gekochte) Schriften werden den Einflüssen der Witterung und der unvermeidlichen Waschmittel mit der Zeit zugänglich, und die relative Weichheit des Holzes lässt die Haarstriche bei grösseren Auflagen nur zu leicht dem Druck der Presse nachgeben, wodurch selbstredend die Buchstaben für gute Arbeiten nicht mehr brauchbar sind. Deshalb schränken viele Druckereien ihr Holzschriften- Material mehr und mehr ein, indem sie es nur noch in den Graden von 8 Cicero aufwärts behalten; die kleineren Grade der Plakat schriften lassen sie dagegen fast durchgängig aus Schrittmetall oder Messing herstellen. Die vor 10 Jahren in Amerika Aunc erfundene Herstellung von Plakatschriften aus Celluloid ((*/(% scheint sich in Deutschland nicht eingebürgert zu haben. ‘3) Das Holz, sowie das bekannte Tonplatten-Material cQ$P bleiben aber immer noch ein stets bereiter Nothbehelf für etwa vorkommende besondere Gelegenheiten, wo ein Fig. a Initial, ein Wappen u. dergl. für ein Plakat gebraucht werden; und wohl dem Geschäfte, das über einen in solchen Arbeiten geübten Accidenzsetzer ver fügen kann. em. Die grosse Mehrheit unserer Druckereien ist in- AG dessen nicht so gestellt, dass sie sich Plakatschriften E 2 aus Messing halten kann, und daher bildet Holz %A immer noch das in deutschen Buchdruckereien vor- wiegende Material, der Plakatschriften. Man hilft sich Fig. b. auch dadurch, dass man selbst cicerostarke Abgüsse 1 von den Schriften herstellt und durch Aufnageln auf Holz gebrauchsfertig macht. Doch leiden diese Schriften eben falls an den bei Holzbuchstaben hervortretenden Uebelständen, indem durch das Wachsen oder Sichwerfen der Holzklötze die Befestigungsnägel sich lösen und häufig gerade während des Drucks den Bruch der Bleiplatte und daraus hervorgehende unangenehme Folgen zeitigen. Man hat daher schon lange auf eine Erfindung gehofft, die den kleineren Buchdruckereien einen Ersatz für Holztypen zu schaffen geeignet sei, und es scheint, als ob es W. Pilz in Gablonz in Böhmen gelungen sei, diese Lücke dadurch auszufüllen, dass er Buchstaben aus Hartglas herzustellen begonnen hat. Wir haben vorstehend zwei uns von Herrn Pilz zur Ver fügung gestellte Probebuchstaben abgedruckt und bemerken dazu, dass sie allerdings noch nicht allen Anforderungen entsprechen, die man an die Zartheit der Zeichnung und Sauberkeit der Ausführung stellen muss, indessen wenn man berücksichtigt, dass es sich hier Fig. 2. nur um einen auf primitivem Wege hergestellten Versuch handelt, so wird man demselben seine Anerkennung nicht versagen können. Bei der von Herrn Pilz bei genügender Nachfrage beabsichtigten fabrikmässigen Ausführung seiner Erfindung würden selbstredend zur Herstellung Apparate und Präzisionsmaschinen verwendet werden müssen. Um indess von -vornherein kein Missverständniss aufkommen zu lassen, sei betont, dass es sich um Glasbuchstaben auf Holzfuss handelt. Die Befestigung geschieht durch einen besonderen Kitt, der den Witterungs- und Feuchtigkeitseinflüssen widersteht; auch das zu den Füssen verwendete Holz wird durch Imprägnirung vor ähnlichen Einflüssen geschützt werden. Da das Glas durch seine Härte eine Abnutzung erst nach sehr langem Gebrauch erwarten lässt, auch die Farbe leichter annimmt und abgiebt als Holz, so würden Versuche mit Glasschriften schon um deswillen zu empfehlen sein, weil sie um 30 bis 50 vom Hundert billiger sein sollen als gewöhnliche Schriften. ow