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sonderbaren Ergebniss, dass unsere besten französischen Schreib papiere von dieser Klasse ausgeschlossen wären, gewisse vorzüg liche Hadernpackpapiere aber mit Recht in dieselbe aufgenommen werden müssten. Die Normalpapiere werden nur nach ihrer Festigkeit und Zu sammensetzung beurtheilt. Ist es nun richtig, an einem Schreib- oder Druckpapier nur die Festigkeit zu prüfen? Wäre es nicht besser, anstatt der übertrieben hohen eine gute mittlere Festigkeit zu verlangen, die von anderen guten Eigenschaften begleitet wäre, deren in den »Normalien« keine Erwähnung geschieht? Die preussischen Papiernormalien wurden von der kgl. mecha nisch-technischen Versuchsanstalt in Charlottenburg ausgearbeitet. Die Herren dieser Anstalt, deren eigentliches Feld die Unter suchung von Metallen ist, sagten sich, vor die neue Aufgabe gestellt: Was thun? Zerreissen wir es. Und sie haben es zer rissen; für sie stand es fest: je grösser der Widerstand gegen das Zerreissen, umso mehr ist das Papier werth. Sie wandten die ihnen durch Gewohnheit lieb gewordene Formel Reuleaux’s, die sie täglich auf Stahlschienen usw. anwenden, auch auf das Papier an. Nun wird aber das Papier in den seltensten Fällen als Schiffstau oder Ankerkette verwendet; seine Festigkeit ist zwar eine wichtige, schätzenswerthe Eigenschaft, aber sie ist nicht die einzige, nicht einmal die maassgebende. Wenden wir uns nun zur Zusammensetzung. Das Mikroskop sagt ja, ob Zellstoff darin ist oder nicht; dessen Menge lässt sich aber schwierig feststellen. Genügt diese Angabe? Giebt es noch Leute, welche glauben, man brauche nur dieselben Rohstoffe zu verwenden, um dasselbe Papier zu erhalten? Jeder Fachmann weiss ja, dass der Rohstoff für sich nebensächlich, die Behandlung die Hauptsache ist. Freilich darf man diesen Satz nicht soweit ausdehnen, dass man in Widerspruch geräth mit dem amerikanischen Sprichworte, dass man aus einem Schweinsohr keine seidene Börse machen könne. Unzweifelhaft ist, dass aus denselben Rohstoffen je nach Geschicklichkeit und Einrichtungen des Fabrikanten vor zügliches oder elendes Papier gemacht wird. Die preussische Eintheilung nimmt ferner als feststehend an, dass Hadern dauerhafter seien als Zellstoff'. Dies ist jedoch durch aus nicht bewiesen. Freilich war der Zellstoff vor zwanzig Jahren, als er zuerst auf dem Markte erschien, unrein und schlecht; doch heute, bei den grossen Fortschritten der Zellstoffindustrie, kann man kühn behaupten, dass aus kräftig behandelten Hadern erzeugter Stoff weniger Gewähr für lange Dauer bietet, als die gegenwärtig so reinen Zellstoffe. Noch mehr gilt dies für die Zukunft; die Zellstoffe werden immer schöner, besser und reiner, während die Hadern sich immer mehr verschlechtern. Wo findet man noch die einst so schönen Saintonge-Hadern, wo das einst in England und Amerika so beliebte »Fanzösisch Leinen«? Die billigen Baumwollwaaren haben unsere Landbezirke erobert, Haus leinen gehört der Sage an und wird bald nur in Museen zu finden sein. Es fehlt uns an der nöthigen Beobachtungszeit, um die Aus dauerfähigkeit unserer gegenwärtigen Erzeugnisse zu beurtheilen. Die Hadernpapiere zehren an ihrem einstigen Rufe, den sie erwarben, als noch Papier gemacht wurde aus leinenen Tüchern, die man in offenen Gefässen in reinem Wasser kochte und kaum bleichte. Aber worin gleicht dieses Papier unserem heutigen Hadernpapier? Das Mikroskop kann leider nur sagen, es sind Hadem, aber nicht, wie sie behandelt wurden. Mit Rücksicht auf die nachgewiesene Unzulänglichkeit der preussischen Normalien, die doch mit einem so grossen Aufwand an Sachkenntniss und Gründlichkeit aufgestellt worden sind, ist es nicht wahrscheinlich, dass der französiche Ausschuss eine bessere Grundlage finden wird; und so wird der Sachver ständige in sein Recht treten, und die beim Einkauf des Papiers nöthigen Kenntnisse und Erfahrungen werden sich nicht durch ein paar Formeln ersetzen lassen.« Wir lassen uns in den Streit unserer Nachbarn von jenseits der Vogesen nicht ein, erwähnen jedoch, dass Herr R. den Wider stand gegen Zerknittern, dessen Prüfung für die Entscheidung der Güte von grösster Wichtigkeit ist, ganz unerwähnt lässt; ferner, dass Festigkeit und Stoffklasse nicht jede für sich, sondern beide unter sich verglichen, über die Art des Papieres entscheiden. Freilich wäre nach Anführung dieser Umstände die Haltlosigkeit der R.’schen Behauptungen Jedem sofort klar geworden. — D. R. OeL und Schmutzflecken auf Maschinentheilen werden, wie »The World’s Paper Trade Review« mittheilt, in England gewöhnlich durch Behandlung mit einer heissen Lösung von 10 pCt. Soda und 1 bis 11/2 pCt. Aetznatron, welcher etwa 33 pCt. Petroleum zugesetzt wird, entfernt. Berichte unserer Korrespondenten. Aus Amerika. New York, Dezember 1895. Wenn auch die Berichte über die allgemeine Lage des ameri kanischen Papiergeschäftes ziemlich ungleichmässig lauten, so unterliegt es doch keinem Zweifel, dass dasselbe einen wesent lichen Aufschwung genommen hat. Viele Klagen, die man hört, mögen auf die gegenwärtig recht lebhafte Bewegung zurück zuführen sein, die eine abermalige Zolltarifänderung zum Zweck hat. Am liebsten sähen die hiesigen Papierfabrikanten den Mc. Kinley-Tarif wieder in Kraft gesetzt, aber da hierfür keine Aussicht ist, verlangen sie die Abschaffung der jetzigen Werth- Verzollung oder wenigstens Feststellung des Werthes durch Sach verständige der Zollbehörden. Hiesige Fabrikanten behaupten, dass die Fakturen, welche die europäischen Papiersendungen be gleiten, und auf Grund deren die Verzollung stattfindet, systematisch zu niedrig ausgestellt würden. Infolgedessen soll sich z. B. die Herstellung der besseren Sorten Seidenpapier nicht mehr lohnen, und das geknitterte Seidenpapier oder Crpe, auch Crinkled Paper genannt, nur aus Europa bezogen werden können. Der Verbrauch dieses Papiers ist hier sehr bedeutend, und obgleich es zuerst in der alten Welt, wahrscheinlich England, aufkam, ist seine Anwendung in Amerika doch viel verbreiteter und vielfältiger als in Europa. Unsere leitenden Firmen verstehen es aber auch, der Kund schaft Neuheiten auf ungemein ansprechende Weise vor Augen zu führen. So sah ich z. B. in dem Musterzimmer der Dennison Manufacturing Company, welche die gesammte Erzeugung der Crpe-Papier herstellenden Firma Jas. R. Crompton & Bros, in Bury, England, bezieht, nicht nur die geschmackvollsten Phan tasieblumen, Lampenschirme, Deckenschoner, Blumentopfbekleidun- gen, Ofenschirme und dergleichen, sondern geradezu künstlerisch vollendete Fenster- und Thürdraperien. Das Papier lässt sich mit derselben Leichtigkeit wie Stoff verwenden und zu Schnüren jeder Stärke drehen, die in graziösen Bogen über den Gardinen herabhängen. Ferner lassen sich darauf auch mancherlei Ver zierungen , Bordüren usw. malen. Es ist zu verwundern, dass letztere Art der Ausschmückung nicht von vornherein auf dem Papier angebracht wird; die Ursache wird wohl an dessen verhältnissmässig beschränkter Verwendung in Europa liegen. Gutem Vernehmen nach wird in dem sogenannten Asbestinc Pulp ein beständig wachsendes Geschäft von hier nach Europa gemacht, und für grundirte Papiere, deren Herstellung jetzt aus nehmend billig ist, beabsichtigt man in Bälde in England ein Absatzgebiet zu suchen. Von den amerikanischen Holzschleifern wird Alles auf geboten. um die Regierung auf die Gefahr aufmerksam zu machen, welche dem gesammten Lande, besonders der ein heimischen Papier-Industrie, durch die Ausrottung der Wälder droht. Die American Forestry Association wurde s. Zt. zu diesem Zwecke in’s Leben gerufen Das Interesse für die Forstwirth- schaft nimmt auch allmälig zu, aber ehe das Verständniss all gemein geworden, lässt sich in einem demokratischen Lande wie die Vereinigten Staaten die Einführung eines zweckentsprechenden Gesetzes nicht erwarten. Allerdings ist es nun schon soweit gekommen, dass man nach Weihnachten im Kongress den Antrag stellen wird, geeignete Maassregeln zum Schutze der Wälder vor Axt und Feuer zu treffen. Es besteht zwar bereits ein Forst schutzgesetz, dem es zu danken ist, dass 17 500 000 Acres syste matisch bewirthschaftet werden, doch ist das natürlich durchaus un genügend. Gegenwärtig schätzt man die mit Wald bewachsene Fläche in den Vereinigten Staaten auf 375000000 Acres, aber noch vor zwanzig Jahren betrug sie das Doppelte. Täglich werden durchschnittlich 27500 Acres abgeholzt, und fast nirgends pflanzt man nach. Der Staat Indiana, wo innerhalb der letzten 30 Jahre 3 1/2 Millionen Acres entwaldet wurden, ist im letzten Sommer von einer Dürre heimgesucht worden, welche für viele Millionen Dollars Schaden anrichtete. Die Aussichten für die Zukunft der ameri kanische Holzschliffindustrie sind also nicht rosig. w Lichtpause-Quittung. Aus Amerika erhielten wir vor kurzem Lichtpause (weiss in blau) einer Quittung anstelle des Originals. Letzteres war jeden falls auf Leinen- oder Hanfpapier geschrieben, durch welches das Licht an den nicht mit Tinte bedeckten Theilen dringen und auf dem Lichtpauspapier die Blaufärbung hervorrufen konnte. ' Diese Art von Wiedergabe älterer Schriftstücke könnte häufig zweckmässige Anwendung finden.