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Nr. 21. PAPIER-ZEITUNG. 666 Maschinen und Apparate der amerikanischen Druck - Industrie. Von E. Wentscher, Ingenieur in Berlin. Fortsetzung zu Nr. 19. Ich bin in Nr. 19 der Papier-Zeitung auf die Frage des Anlegens in Amerika etwas ausführlicher eingegangen, weil immer nur von der »Fixigkeit« des amerikanischen Anlegers gesprochen wird, während man die Erklärung dieser allerdings unbestreitbaren Thatsache gewöhnlich schuldig bleibt. Hoffentlich werden meine dafür entwickelten Gründe, die meines Wissens erschöpfend sind, den Sachverhalt nunmehr begreiflich erscheinen lassen. Folgende Aufstellung giebt eine zahlenmässige Uebersicht über die verschiedenen Pressenarten nach Format und Leistung und zeigt die Ueberlegenheit der schnell laufenden Maschinen gegenüber der Stop Cylinder-Presse. Pressenait Formate CID Stündl. Höchst- Leistung Bogen Pressenart Formate cm Stündl. Höchst- Leistung Bogen Stop Cylinder 87 : 133 1200 Two Revolution 73 : 116 1400 gr. Format 107 : 163 1400 66: 97 1500 97 : 143 1650 Single Drum 83 : 127 1400 » 87 : 130 1850 66:97 1700 73 : 104 2200 54: 69 1900 Two Revolution 43:6] 2500 Pony (kl. Form.) 63 :97 2400 50: 69 2800 » 43:57 3000 Cylinder bei einer Maschine mit ständig rotirendem Cylinder umsoweniger in Betracht kommt, als, wie bereits erwähnt, die grossen Cylinder der amerikanischen Maschinen verhältnissmässig leicht sind. Nach diesen allgemeinen Erörterungen sollen nun in Folgendem einige Two Revolution-Maschinen beschrieben werden. Fig. 216 zeigt eine solche Maschine im Längsschnitt. Der früher beschriebene Mangelrechenmechanismus ist fortgelassen; seine Anordnung ist ebenso wie im vorigen Abschnitt mit Bezug auf die Single Drum-Presse ausführlich erläutert wurde. Mit AA sind die am Bett befestigten Luftverdichtungscylinder, mit B B und C C die zugehörigen Kolben und die hohlen Stangen bezeichnet, mit denen die Kolben mit dem Maschinengestell fest verbunden sind, während EE Ventilgehäuse an den Enden der Stangen CC dar stellen. Ein gemeinschaftliches Rohr F verbindet die hohlen Stangen CG miteinander. Am linken Maschinenende ist dieses Rohr mit zwei Manometern PP und einem Durchlassventil aus gestattet, das durch einen Regulator G geregelt wird. Die Luftbuffereinrichtung ist in vergrössertem Maassstabe in den Figg. 217 und 218 im Längsschnitt und im Querschnitt dargestellt, während Fig. 219 den Regulator mit den Manometern gleichfalls vergrössert in Ansicht veranschaulicht. Wie aus Fig. 217 hervorgeht, besteht der Kolben B aus zwei miteinander verschraubten Theilen mit dazwischen eingeklemmter Ledermanschette, die sich uni die Aussenwand des Kolbens Dass die Maschinen die in der vorstehenden Uebersicht angegebene stündliche Leistung that- sächlich entwickeln können, lässt sich nicht be streiten, dagegen ist nicht etwa anzunehmen, dass durchschnittlich mit diesen Geschwindigkeiten gearbeitet wird; es sind dies obere Grenzen, die praktisch allerdings erreichbar sind und in manchen Druckereien thatsächlich erreicht werden. Ich habe schnell laufende Maschinen mittleren For mats (70 : 100) mit 2000, 2200 und sogar mit 2500 Druck in der Stunde arbeiten sehen; doch dürfte nach meinen Erfahrungen die Zahl 2000, d. h. das 7/5- bis 8/5-fache der Stop Cylinder- Maschine die obere Grenze bilden, die als Norm für einen geübten Anleger zu Grunde zu legen ist. Was die in der Uebersicht angegebene höchste Leistung von 3000 Druck in der Stunde anbelangt, so habe ich auch für diese eine praktische Bestätigung gefunden, allerdings nicht bei Be dienung durch einen Anleger, sondern unter Anwendung eines selbstthätigen Bogenanlegers, der sich übrigens ausgezeichnet bewährte. Die Gründe, weshalb die Single Drum- und namentlich die Two Revolution-Maschine schneller laufen kann als die Stop Cylinder-Presse, erläutert folgende Uebersicht, in der unter Zugrundelegung einer grössten Bogenlänge von 50 cm die entsprechenden Cylinderumfänge, Durchmesser und Karrenwege berechnet sind. Pressenart Zahl der Auftrag walzen Grösste Bogen länge cm Cylinder- umfang cm Cylinder- Durch- messer om Einfacher Karren weg cm Stop Cylinder 2 oder 4 50 100 32 100 Single Drum 2 50 125 40 62 1 50 167 53 83 Two Revolution 2 50 62 20 62 » 4 50 83 27 83 Aus dieser Uebersicht geht hervor, dass die Karrenwege der Single Drum- und der Two Revolution-Maschine gleich und kleiner sind als derjenige der Stop Cylinder-Presse. Ganz bedeutend ist dieser Unterschied, wenn die ersteren Maschinen nur mit zwei Auftrag walzen arbeiten. Die Two Revolution-Maschine hat gleichzeitig einen kleineren bezw. wesentlich kleineren, die Single Drum-Presse dagegen einen wesentlich grösseren Cylinder als die Stop Cylinder- Maschine. Dass die Two Revolution, namentlich die mit zwei Auftrag walzen, wesentlich schneller laufen kann als die Stop Cylinder, ist somit aus zwei Gründen (kleinerer Cylinder und kürzere:' Karrenweg) erklärlich. Aber auch die Single Drum hat wegen des kürzeren Karrenweges einen schnelleren Gang, da ein grösserer Fig. 216. schmiegt. Diese Aussenwand, Fig. 218, besteht aus drei Ring theilen, die durch Federdruck nach aussen gepresst werden. Die Pressfedern sind an der Innenseite eines festen, mit dem oberen Kolbentheil aus einem Stück bestehenden Ringes angeschraubt und legen sich mit ihren freien Enden auf Bolzen, die in Bohrungen jenes Ringes geführt sind und mit ihren anderen Enden gegen die äusseren drei Ringtheile drücken. Auf den Bolzen sitzende Muttern begrenzen in regelbarer Weise den Hub der ersteren. Der luftdicht in den Cylinder A passende Kolben ist somit seitlich zusammendrückbar zu dem Zwecke, beim Eintritt in den Cylinder nachgeben zu können, wenn etwa ein Papierblatt oder ein sonstiger Fremdkörper sich auf den Kolben legen und von ihm mitgenommen werden sollte. Der Kolben ist behufs Regelung der Verdichtung bei verschiedenen Geschwindigkeiten auf der hohlen Stange C durch Schraubengewinde verstellbar. In Fig. 217 ist der Cylinder A in seiner Rechtslage dar gestellt, die Luft in demselben ist verdichtet, und der Luftdruck pflanzt sich durch die hohle Stange C und Rohr F fort, während das Ventil im Gehäuse E durch eben diesen Druck geschlossen gehalten wird. Ist nun gleichzeitig das Durchlassventil I, Fig. 219, geschlossen, so hat die in ACF ein geschlossene Luft die grösste Spannung, während diese Spannung mehr oder weniger abnimmt, wenn während der Verdichtung im Cylinder A das Durchlassventil mehr oder weniger geöffnet ist, indem dann ein Theil der Luft in den linken Zweig der Rohrleitung F übertritt und von da aus durch die linksseitige hohle Kolbenstange C, die dann vom zugehörigen Cylinder nicht gedeckt wird, ins Freie entweicht. Dabei giebt das mit dem jeweilig wirksamen Verdichtungscylinder durch das zugehörige Rohrstück F kommunizirende Manometer den in diesem Cylinder herrschenden Druck an. Das Durchlassventil I wird nun ganz nach Art der Drossel klappe einer Dampfmaschine durch den Kugelregulator L L geregelt, der durch Kegelräder mit einer Welle der Presse verbunden ist. In der Ruhestellung oder bei geringster Geschwindigkeit der Presse, wie beim Drehen mit Hand oder beim Anlassen, nehmen