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Nr. 21. Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme. Buchdruck ® 8 ® © © e Steindruck • a-gGY@s,• 665 Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. Eingesandte Werke finden Besprechung. Buchbinderei © © © © © Buchhandel Das Feuchten des Papiers. Es ist eine jedem erfahrenen Drucker wohlbekannte That- sache, dass gefeuchtetes Papier die Farbe besser annimmt als trockenes, und dass die Schrift beim Verdrucken von feuchtem Papier weniger angegriffen wird als bei trockenem. Trotzdem findet man vielfach, dass das Verdrucken von trockenem Papier vorgezogen wird, und wenn man der Ursache nachforscht, so hört man in der Regel den Grund: »Das feuchte Papier zieht sich, sodass ein gutes Register nicht möglich ist«, oder »bei feuchtem Papier kommen die Anlegerinnen nicht so schnell vorwärts wie bei trockenem «. 'Zweifellos sind beide Gründe anzuerkennen, indessen reichen sie doch nicht aus, um das fast ausnahmslose Verwenden trockenen Papiers zu rechtfertigen. Auch wird sich das »Ziehen« feuchten Papiers nur dort zeigen, wo das Feuchten nicht ordnungsmässig besorgt wurde, und wenn die Einlegerin mit feuchtem Papier nicht so gut umzugehen versteht, so muss sie es eben lernen. Denn der leichteren Druckbarkeit des trockenen Papiers steht doch die unbestreitbare Thatsache gegenüber, dass die Farbe auf ihm viel schwerer trocknet, und dass das Abschmutzen der Bogen dabei sehr störend ist. Während feuchter Druck, zum Trocknen auf Hürden gehängt, in geeigneten Räumen schon nach 24 Stunden derart getrocknet ist, dass man an das Glätten, Falzen usw. gehen kann, zeigt trocken gedrucktes Papier, besonders wenn fette Schriften, Klichees usw. im Druck enthalten sind, oft noch nach drei Tagen eine Frische, die weitere Verarbeitung auch bei grösster Vorsicht unräthlich macht Der grösste Theil unserer Accidenzen und der jetzt vielfach vorkommende Kunstdruck verlangt ja trockene, satinirte oder Kunstdruckpapiere, bei denen vom Feuchten selbstredend nicht gesprochen werden darf. Aber zum Druck dieser Arbeiten wird auch durchgängig besonders gute, ausgiebige Farbe benutzt, die schon bei knapper Farbegebung genügend deckt und infolgedessen auch nur wenig Zeit zum Trocknen braucht. Zum Zeitungs- und Werk druck dagegen, besonders in den überwiegenden Fällen, wo es sich um Verarbeitung mehr oder weniger holzschliff haltigen Papiers handelt, ist man genöthigt, geringere, öligere Farbe zu nehmen, wenn man auf die Kosten kommen will. Es ergiebt sich daher die Nothwendigkeit, in allen Fällen, wo geringeres Papier zur Verwendung gelangt, dieses vorher zu feuchten. Dass das Feuchten selbst vielfach in ungenügender Weise ausgeführt wird, soll nicht bestritten werden, indess bildet das keinen Beweis gegen seine Nothwendigkeit. Gleichmässiges Durch ziehen des Papiers in nicht zu starken Lagen durch das Feucht wasser und nach je zwölf Stunden Umschlagen wird stets gute Ergebnisse liefern.. Hieraus folgt, dass das Papier wenigstens 36 Stunden vor dem Druck gefeuchtet werden muss; tritt danach eine Verzögerung des Druckes ein, so genügt ein Ueberwischen der Papierränder mit einem nassen Schwamme, um das Eintrocknen zu verhüten, denn stets trocknen die Ränder zuerst. Dieses Anfeuchten geschieht nach dem Schöndruck, um das Papier für den Wiederdruck in geeignetem Zustande zu erhalten. Selbst verständlich muss feuchtes Papier stets mit einem Feuchtbrett bedeckt bleiben. —ow. Schriftstellerische Vermittler. Ueber das Wesen dieser neuen Art von Geschäftsleuten, die von Manchen als nothwendiges Uebel bezeichnet werden, weil Schriftsteller selten gute Kaufleute sind, ertheilt »National Review« bemerkenswerthe Aufklärungen. Die geschäftliche Ausrüstung des schriftstellerischen Vermittlers besteht nur in einem kleinen Sprech zimmer im Innern der Stadt, in Federn, Tinte und einer Schreib- maschinendame. Kapital ist ganz unnöthig, denn wenn der Ver mittler nur etwas Mutterwitz hat, so fliegen ihm die Vögel von selbst zu. Nichts ist einfacher, als die Art, wie er sein Geschäft beginnt. Er verschafft einigen kleinen Nachrichten über sich, seine Herkunft und Talente Eingang in geschickt ausgewählte Zeitungen. Dann theilt er freiwillig das Schicksal der Tages- Berühmtheiten und lässt sich interviewen. Im Verlaufe des Interviews kommen die Herren Schriftsteller zur Sprache. Diese kommen nach Versicherung des Vermittlers unaufgefordert und schaarenweise zu ihm. » Sie würden staunen, wenn ich Ihnen dieNamen nennen würde«, und so geht es fort bis zum Ueberdruss. Zum Schluss wird dem Interviewer eine Banknote übergeben. Der Artikel erscheint, und nach einigen Tagen kommen auch die Vögel angetlogen, ihre Manuskripte in der einen, einen Vorschuss in der anderen Hand. Es finden sich darunter auch einige, die schon seit Jahren thätig sind und ihre Geschäfte bisher anscheinend mit gutem Erfolg selbst besorgten. Die Ursache, warum ein solcher Schriftsteller zum Vermittler geht, ist leicht zu errathen. Er hört, dass ein Kollege 25 Lstr. für 1000 Worte erhält, während ihm sein Verleger nur 20 Lstr. zahlt. Er vergisst die freund lichen Beziehungen zu seinem Verleger, der ihm oft in schlechten Zeiten mit Darlehn ausgeholfen hat, und läuft zum Vermittler. »Wenn Sie für mich den höheren Satz erzielen, versorge ich Sie mit Stoff für die nächsten zehn Jahre,« sagt er zu ihm. Traumbilder von lebenslänglichem, zehnprozentigem Nutzen erscheinen vor dem Vermittler, er stürmt zum Verleger und sagt ihm, seines Kunden Arbeit sei weit mehr werth, als er von ihm erhalte, und wenn der erhöhte Satz nicht bewilligt werde, müsse er ihm rathen, einen anderen Verleger zu nehmen. Ist der Schrift steller beim Publikum beliebt, so gewinnt zumeist der Vermittler die Schlacht. Der Schriftsteller plündert dann seine Rumpelkammer und wohl auch den Papierkorb, um Geschichten, die er angefangen und nicht beendigt, oder um Sachen, die er in alten Tagen, ehe er als Verfasser der »Verwachsenen Jungfrau« oder von »Unter dem brennenden Dornbusch« berühmt geworden war, erfolglos den Verlegern angeboten hatte. Mit diesem Zeug geht der Ver mittler hausiren und verkauft es dem ersten besten Verleger, dem es daran liegt, den berühmten Namen in seiner Liste zu haben, und steckt dabei 10 bis 15 v. H. Nutzen ein. Der Schriftsteller aber freut sich, baares Geld für Dinge zu erhalten, die er jahrelang als werthlos betrachtet hatte. Graphische Lehranstalt in Wien. Ueber den Unterrichtsplan dieser im Anschluss an die Lehr und Versuchsanstalt für Photographie und Reproduktionsverfahren einzurichtenden graphischen Lehranstalt machte Hofrath Ottomar Volkmar im Jahresbericht der Photographischen Gesellschaft in Wien folgende Mittheilungen: Der Unterricht wird drei Jahre dauern, wovon das erste Satz, Druck, Manuskript- und Korrekturlesen, Materialkenntniss auf Grundlage der Physik und Chemie und die Geschichte der Buchdruckkunst umfassen wird. Der zweite Jahrgang dient äusser der weitern Ausbildung in Satz und Druck für die Erklärung der Stereotypie, Galvanoplastik und der sonstigen Wiedergabe verfahren. Weitere Lehrgegenstände in den beiden Jahren bilden Schriftguss, Farben- und Papierprüfung, sowie Beschreibung der verschiedenen Kraftmaschinen. Eine besondere Sorgfalt wird auch der Lithographie, dem Stein- und Zinkdruck, der Photo graphie und der Aesthetik der Buchausstattung gewidmet sein und auch die Organisation des Betriebes von Druckereien gelehrt werden. Diese beiden Jahre hindurch muss die Anstalt besucht werden, während der Besuch im dritten Jahre, worin Photographie in weiterer Ausdehnung, die Photolithographie, der Lichtdruck, die Zinkhochätzung mit allen ihren Zweigen, die Photogravüre und sonstige photomechanische Druckverfahren Lehrgegenstände bilden, freiwillig ist. Die Besucherzahl eines jeden Kursus ist auf etwa 15 Hörer bemessen, um durch diese geringe Zahl eine voll kommene Ausbildung zu ermöglichen. Neben diesen ordentlichen Hörern wird, soweit es der Raum zulässt, der Besuch der Anstalt auch Volontären freistehen, die besondere Fächer erlernen wollen.