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Eingesandte Werke finden Besprechung. 538 Sachliche Mitthellungen finden kostenfreie Aufnahme. Buchdruck ee e ® e Steindruck Nr. 18. Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. Buchgewerbe Buchbinderei € ® e e e Buchhandel Berliner Typographische Gesellschaft. Der Vorsitzende, Herr Messenzehl, eröffnete die nur mässig besuchte Sitzung vom 25. d. M. mit der geschäftlichen Mittheilung, dass Herr Kirsch, Geschäftsführer bei Büxenstein & Co., als Mit glied aufgenommen worden ist. Der von Herm Rektor Kalischer gehaltene Vortrag über Humoristisches aus unserer Muttersprache betonte zunächst den Bilderreichthum unserer Sprache, der nicht nur in der erhabenen Rede, sondern erst recht im gewöhnlichen Leben angewendet wird. Hier wimmelt es förmlich von Gleichnissen; sie sind so geläufig, dass Viele sich häufig garnicht bewusst werden, gleichnissweise zu reden. Man nennt z. B. einen Menschen steinreich, stocktaub, blutarm und könnte ebenso richtig sagen: sehr reich, völlig taub, ganz arm. In der Umgangssprache wird dieses Reden in Gleichnissen oft auch da angewendet, wo das Bild zu der bezeichneten Sache garnicht passt oder gar Unsinn enthält. Der Redner gab dazu eine Menge interessanter Beispiele, von denen nur eins angeführt werden mag. Der Hals des Menschen wird als ein Theil gedacht, der etwas zu tragen hat. Ein Kauf mann schickt mir einige Sorten Strümpfe zur Auswahl, ich ver gesse aber die Rücksendung, muss sie also behalten und klage: nun habe ich die Strümpfe auf dem Halse. Aehnlich heisst es im 2. Aufzug, 15. Auftritt des Fiesco: Meine Füsse haben alle Hände voll zu thun. Neben diesen Gleichnissen, bei denen der Vergleichungspunkt nahe liegt und der Ursprung leicht zu finden ist, giebt es sehr viele Redensarten, deren Sinn Jeder kennt, von denen aber nicht Jeder weiss, wie sie entstanden sind. An einer grossen Zahl von Beispielen, wie »die Leviten lesen, Fisematenten machen«, wies der Redner in fesselnder Weise die Entstehung solcher Redensarten nach. Daran schloss sich eine Erklärung vieler auf sonderbare Weise gebildeter Wörter, z. B. Marschall (franz, marechal) aus dem altdeutschen mar (Mähre, Pferd) und scalcus (Knecht), Armbrust aus arcubalista, Felleisen aus dem griechischen felonees, jour aus diumus usw. Auch die im Volke beliebte Art, die Fremdwörter mundgerecht zu machen, mit der besonders die Apotheker zu rechnen haben, wurde an vielen humoristischen Beispielen dargelegt. Die Neigung des Volkes, sich unverstandene Wörter mundgerecht zu machen, z. B. für unguentum aegyptiacum Gipsjacob oder für oleum petrae ole Peter, ist so stark, dass es oft sogar gute, deutsche Worte, die im Laufe der Zeiten veralteten, in ähnlich klingende um gewandelt hat, so ist Maulwurf aus Moltwurf (Molt = Erde oder Staub), Fastnacht aus Fasenacht (fasen = scherzen, spielen oder faseln) entstanden. Der Redner bewies dann an einer grossen Zahl von Sätzen, die sämmtlich mit dem Zeit wort »schlagen« gebildet sind, wie gern der Deutsche in Gleich nissen redet, und wie schlagfertig er dabei ist. Mit einem die Schönheit und den Reichthum unserer Muttersprache feiernden Schlusswort, worin zu eifrigem Forschen auf diesem Gebiete angeregt wird und dazu die Werke von Schrader, Dr. Braun (Metaphern), Andresen (Sprachgebrauch und Sprachrichtigkeit) und Dr.Wustmann (Sprachdummheiten) empfohlen wurde, verband der Redner einen Hinweis auf viele im Kunst- und Handwerksgebrauch noch übliche Redensarten, die nur von den Angehörigen des Berufes verstanden und erklärt werden können. In dem von Herrn Röhn erstatteten Bericht über den Inhalt der Fachzeitschriften gelangte das Wichtigste aus den Aufsätzen über farbige Plakate, verlaufende Töne, Herkomers Painter-Engraving und Dr. Selles farbige Photographien zum Vortrag. In dem sich anschliessenden Meinungsaustausch wurden zu jedem einzelnen dieser Gegenstände noch interessante Erläuterungen gegeben. Zum Schluss sprach Herr Jahn seine Freude darüber aus, dass der Auf satz in Nr. 14 der Papier-Zeitung eine so günstige Wirkung auf den Herausgeber der »Officiellen« Ausstellungs-Zeitung ausgeübt habe, denn die neueste Nummer habe ein ganz anderes Aussehen gehabt. Von anderer Seite wird zwar die Verbesserung auch anerkannt, jedoch behauptet, dass dabei noch nicht alle berechtigten Wünsche erfüllt seien. Kalender. Von Theodor Goebel. Schloss zu Nr. 11. Neben den zahlreichen, bereits besprochenen Kalendern ver dienen noch einige andere, dass sich ihnen die Aufmerksamkeit der graphischen Welt zuwende; es sei da zuerst genannt der Wochen-Abreiss-Kalender von Greiner & Pfeiffer, Hofbuchdruckerei in Stuttgart, da er sich als eine bedeutende Leistung im typo- graphischen Dreifarbendruck erweist. Das Kalendarium ist blau ge druckt, mit Aufdruck der Firma in ganz mattem Wasserblau auf jedem Blättchen, die Rückwand aber zeigt in bewundernswerther Farbenstimmung oben das neue und das alte Druckereigebäude, sowie das Wohnhaus der Besitzer; darunter das Württem berger Wappen mit den Wappenthieren, und unter diesem die Firmen täfel; den übrigen Raum füllt reicher ornamentaler Schmuck, sowie der Doppeladler des Buchdruckerwappens und das Wappen der Buchhändler. Flotte Zeichnung des Ganzen, hübsche Zusammen stellung und kräftige Farben, vereint mit gutem, reinem Druck, machen den Kalender zu einer graphisch werthvollen Erscheinung. Besonders niedlich ist das Kaienderchen der Buchdruckerei A. Bonz Erben in Stuttgart, und dies gilt namentlich von der sehr glücklich zusammengestellten Rückseite des Umschlags, während auf der Vorderseite der obere Querbalken mit seinem Anhängsel etwas schwer erscheint. Die innere, nur aus vier Seiten bestehende Ausstattung ist zierlich, gut gewählt sind auch die Farben: Dunkelgrün für Schrift und Linien, Chamois für die Tonflächen und Roth für die Monatsnamen. Das Heftchen ist, wie alle Bonzschen Arbeiten, höchst sauber gedruckt. Niedlich und eigenartig zugleich ist der Kalender, womit die Buchdruckerei von Strecker & Moser in Stuttgart ihre Geschäfts- und sonstigen Freunde erfreut hat. Er hat die Form einer Palette, misst in der Höhe 11, in der Breite 8 cm, und ein Deckel aus Kalblederpapier mit farbigem Aufdruck schützt »das mit viel Fleiss und technischer Sorgfalt zusammengestellte Werk- chen«, das durch eine originelle Inschrift hinter dem Titel »dem Schutze des freundlichen Lesers empfohlen« wird. Dasselbe ist übrigens durch Inhalt und Ausstattung solches Schutzes wohl werth; der Druck ist sauber iu drei Farben, braun, graublau und schwarz, ausgeführt; dem gefälligen Titel folgt eine Ansicht eines Theiles des Schlossplatzes mit dem alten Schloss in Stuttgart; ihm gegenüber steht ein Widmungsblatt, geziert mit Streublumen in zarten Farben; der Inhalt aber ist für solche kleinen Luxus- Kalender ungewöhnlich reich, da neben den üblichen Post- und Telegraphen-Gebühren und Wechselstempeln auch eine ganz an sehnliche Zahl gemeinnütziger Belehrungen und Tabellen, ja sogar die Messen und Märkte in Württemberg gegeben werden und auch ein Fahrplan der Württembergischen Staatsbahnen angehängt ist. Wenn also »der freundliche Leser« diesen zierlichen Kalender in Schutz nimmt, dient er sich selbst am besten. In strengen typographischen Formen hat die Hofbuchdruckerei von Ernst Koelblin (früher A. v. Hagen) in Baden-Baden ihren Tafelkalender hergestellt und damit eine sehr achtungswerthe Leistung geschaffen. Ein Grecque-Mäander in Schwarzdruck auf Goldgrund läuft zwischen zwei blauen, schwarz gerandeten Linien um das Blatt in Grossquart : nach aussen schliesst es eine rothe Spitzeneinfassung ab, nach innen umgiebt ein Chamoiston mit mattröthlicher Epheuranke das noch durch eine Linie in Gold und Schwarz umschlossene Kalendarium, dessen Nonpareilschrift es allerdings nur für den Gebrauch in nächster Nähe geeignet er scheinen lässt. Den Kopf bildet die Firma mit altgothischen Initialen in Schwarz, Roth und Gold, während der übrige Theil in Blau schwarz auf einen Grund von Goldlinien gedruckt ist. Unten ist die Glückwunschkarte des Firmeninhabers scheinbar auf die Um rahmung aufgelegt und mit einer der jetzt so ziemlich aus der Mode gekommenen Stecknadeln aufgesteckt, die Jahreszahl aber ist, gleich den Theilungslinien der Monate, in Blau gedruckt zwischen Kopf und Kalendarium, wo man ihr durch Unterbrechung der einen Kopflinie leicht eine etwas freiere Stellung hätte geben können. Der Gesammteindruck des Kalenders aber ist günstig.