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534 PAPIER-ZEITUNG. Nr. 17. der hochinteressante Vortrag. IC. Projiziren. Neues Verfahren zur Herstellung die er bei seinen Versuchen zu überwinden gehabt habe, wie manchmal monatelang aus ganz unerklärlichen Ursachen nicht eine Platte gelang; das Ergebniss stellte sich überhaupt so, dass unter 25 Platten kaum eine brauchbar war. In dem folgenden Theile erklärte der Vortragende die indirekten, auf der Young -Helmholtzschen Theorie beruhenden Verfahren, wobei er am längsten bei dem neuerfundenen des Dr. Selle Der Redner wies auf die Schwierigkeiten hin, nicht recht gelungenen Druckes erklärte der Vortragende, der Dreifarbendruck sei ein minderwerthiges Verfahren, das bei grossen Auflagen nicht zu gebrauchen sei; der Dreifarben-Leimdruck habe sich garnicht bewährt. Man könne schon an dem langsamen Vor wärtskommen des Dreifarbendrucks sehen, dass die Sache nicht gehe. Nun. darin ist nach meiner Meinnng der Vortragende nicht gut unterrichtet gewesen. Das Pilzbuch von Förster & Borries, (vergl. S. 2421 des vorigen Jahrg.) und andere Erzeugnisse von Husnik & Häusler in Prag und von Büxenstein in Berlin, sowie die jüngst in der Papier-Zeitung erwähnten amerikanischen Drei farbendrucke zeigen, dass die Sache wohl vorwärts geht, und dass Beachtenswerthes geleistet wird. Es lässt sich jedoch mit einem durch Raster in farbige Punkte zerlegten Bilde nicht die gleiche Farbenwirkung erreichen, wie mit einer Seileschen Photographie. Dies erscheint leicht erklärlich, wenn man er wägt, dass der Buchdrucker auch bei Schwarzdruck mit einer Autotypie nicht eine der Photographie ähnliche Wirkung er zielen kann. Deswegen war die Beurtheilung des Dreifarben druck-Verfahrens nicht zutreffend; wichtig dagegen schien mir die Behauptung, dass schon 1870 Albert und 1871 Obernetter auf ähnliche, zwar unvollkommenere Weise wie Vogel, Dreifarben drucke hergestellt haben. Vogel hätte demnach nur das Verdienst, das Verfahren wesentlich verbessert zu haben. Mit der allgemeines Staunen erregenden Vorführung der bereits früher beschriebenen Selleschen farbigen Bilder und der nach dem direkten Verfahren von Neuhauss hergestellten schloss fahrungen über Kopirtinten und deren Herstellung. Erfahrungen über schwarze Stempelfarbe zum Wäsche-Zeichnen. Erkennung und Be- Kleine Mittheilungen. Die vorzeitige Veröffentlichung des kaiserlichen Gnadenerlasses vom 18. v. M. durch eine sozialdemokratische Zeitung ist nunmehr aufgeklärt. Die Entwendung des betreffenden Exemplars des Armee-Verordnungsblattes ist, wie der Berliner Lokal-Anzeiger berichtet, nicht aus der Buchdruckerei von Mittler & Sohn heraus verübt, sondern durch zwei Buchbinder und den Hausdiener der Buchbinderei von Kämmerer, bei der die Buchdruckerei Mittler & Sohn das Einbinden ihrer Drucksachen besorgen lässt. Die Verhafteten haben bereits ein Geständniss abgelegt. Danach hat der eine Buchbinder, der von dem Gnadenerlass Kenntniss erhalten, den anderen, der zu dem Armee-Verordnungsblatt gelangen konnte, am 16. v. M. ersucht, ihm dieses zu verschaffen; er werde, um jedes Aufsehen zu vermeiden, einen Hausdiener nach dem Arbeits saal schicken und das Blatt holen lassen. Der erste Buchbinder ist, nachdem er in der angegebenen Weise das Blatt erhalten, sofort in die Redaktion der sozialdemokratischen Zeitung gelaufen und hat den Erlass dem Redakteur Braun übergeben, den er am nächsten Tage unter der Mittheilung, dass in der Druckerei von Mittler & Sohn eine Untersuchung eingeleitet sei, bat ihn nicht zu verrathen. Dieser Buchbinder wurde wegen Anstiftung zum Diebstahl, der andere wegen des Diebstahls selbst und der Haus diener wegen Beihilfe verhaftet. Die Angelegenheit hat dem Besitzer und den Angehörigen der Mittlerschen Buchdruckerei sicherlich viel Sorge bereitet; ihr Ausgang lehrt von neuem, wie vor sichtig mit solchen behördlichen Arbeiten umgegangen werden muss. Die türkischen Briefmarken sollen nach Mittheilungen der Tageszeitungen geändert werden. Infolge dieser Nachricht ver suchten die Briefmarkensammler sich die jetzigen Marken zu sichern. Aehnlich war es, als jüngst die österreichische Post die beiden theuersten Levantemarken zu 10 und 20 Piaster in den Farben änderte. Die alten Marken, die sonst selten genug ver kauft wurden, kamen schnell an die Leute. Der bulgarische Post minister verstand diese Sammelwuth am besten auszunutzen, er liess durch auffallende Telegramme verkünden, dass zum Gedenken an die Umtaufe des Prinzen Boris neue bulgarische Marken und Postkarten ausgegeben werden. Benjamin Franklins 190. Geburtstag wurde am 17. Januar in Philadelphia, New York und Boston unter grosser Theilnahme der Buchdrucker dieser Städte festlich begangen. Büchertisch. Neuste Erfindungen und Erfahrungen. Herausgeber: Dr. Th. • Koller. A. Hartlebens Verlag. Wien. Pest. Leipzig. Jährlich 13 Hefte zu 36 Kr.=60 Pf. Heft 3 des 23. Jahrgangs bringt äusser einer grossen Zahl von technischen Nachrichten aus den verschiedensten Industriezweigen auch manches für die Papierindustrie. Hiervon seien folgende Mittheilungen angeführt: Mittel zum Vergolden in der Buchbinderei. Praktische Er- (vergl. Nr. 12) und bei dem des Dr. Joly (vergl. Nr. 13) verweilte. Am interessantesten für Buchdrucker war die Auseinandersetzung Stimmung des Ausschusses in Papier, über das Dreifarbendruck-Verfahren. Unter Vorlegung eines von Leder-Imitation. Blumen, Nelken usw. auf. Die zuletzt genannten Blumen nehmen sich auf einer Karte besonders hübsch aus, die ringsum in zier lichen Rokoko-Ornamenten in Silberdruck ausgestanzt ist, während ein Büschel Nelken oben nach rechts hinüberhängt und sich mit dem Worte »Menu« verflicht. Der Rokokogeschmack gilt augen blicklich für ausnehmend fashionable, und so spielt er natürlich auch in den Speisenkarten ein grosse Rolle. Wirkungsvoll machen sich stilgemäss mit Gold verzierte und ausgestanzte Karten, auf denen sehr zartfarbig gehaltene Schäferbildchen, tanzende Rokokopärchen, kleine Reitergruppen usw. erscheinen. Am be liebtesten aber sind Karten mit Damenbildnissen im Rokoko- oder häufiger auch Empire-Stil, die mit ausnehmendem Chic und grosser Feinheit ausgeführt werden. Eine grosse Rolle spielt gegenwärtig nachgeahmtes altes Pergamentpapier von rauher Oberfläche, und zwar werden solche Speisenkarten theils ganz einfach gehalten, nur mit einer verzierten gothischen Aufschrift in Roth oder Roth und Schwarz, theils aber werden sie auch mit kunstvollen Holzschnitten in Braun oder Schwarz bedruckt. Hübsch und modern sind auch Nachahmungen von Strohgeflecht, in der Art, dass die Aufschrift wie eingeflochten erscheint oder solche von einem Holzspahngeflecht von blassbrauner Farbe, was ebenfalls eine gute Wirkung hervorbringt. Es ist eine grose Mannigfaltigkeit im Schnitt und in der Falzung der Karten zu bemerken. Zu den neuesten Formen gehört eine, die der Länge nach in drei gleiche Theile gefaltet wird, sodass sich die Karte wie eine spanische Wand aufstellen lässt. Die Aussenseite des ersten Theils nimmt die mit Ornamenten umgebene Aufschrift in Golddruck ein, während die andere Seite in der Regel ein hübsches zartfarbiges Landschaftsbildchen, von Laub gewinden, Blumen, blühenden Zweigen oder Kornähren umgeben, zeigt. Diese Kartenform ist auch die beliebteste für mit der Hand gemalte Blumenverzierungen, die trotz des verhältnissmässig hohen Preises sehr begehrt sind. Die Malereien stellen in dunklen Tönen gehaltene Veilchen, Stiefmütterchen, dunkelrothe wilde Rosen oder in lichten Farben frühlingsduftige Maiblumen, Schneeglöckchen, Christrosen, Clematisranken usw. dar. Uebrigens sind die eigent lichen Blumen der Mode für auf dem Wege des Farbendrucks her gestellte Karten Geranien, Margueriteblumen und langblättrige Astern, die in allen möglichen Spielarten wiederkehren. Schluss folgt. Photographien in natürlichen Farben. An dem im Berliner Architektenhause am 22. d. M. statt gehabten Vortragsabend des deutschen Kunstvereins gab Dr. Neu hauss eine Vorführung der von uns in Nrn. 12 und 13 besprochenen Photographien in natürlichen Farben. In einer sehr interessanten geschichtlichen Einleitung erklärte der Vortragende alle auf diesem Gebiete bisher gemachten Versuche, wobei er mit den von Seebeck im Jahre 1810 angestellten begann und die wichtige Zenker- sehe Theorie von der Interferenz der Strahlen besonders her vorhob. Alle diese früheren Verfahren hatten grosse Uebelstände; es war eine sehr lange Expositionszeit nöthig, die Farben waren mangelhaft, die Bilder nicht haltbar. Der Redner wies nun nach, dass sich in der Geschichte der farbigen Photographie zwei ver schiedene Verfahrungsarten verfolgen lassen. Das ältere direkte Verfahren beruht auf der Zenkerschen Theorie, wobei der farbige Lichtstrahl auf dem lichtempfindlichen Papier oder auf der Platte farbige Bilder erzeugt. Der Strassburger Gelehrte Wiener hat zuerst die Richtigkeit der Zenkerschen Theorie bewiesen, und Lippmann in Frankreich hat dann auf Grund der Arbeiten von Zenker und Wiener die färbige Photographie vervollkommnet; ihm ist es gelungen, die Empfindlichkeit der Platten zu erhöhen und sie fixirbar herzustellen, leider hatte er bei der Veröffent lichung seiner Erfolge vergessen anzugeben, dass er die früher gemachten deutschen Erfindungen benutzt hatte. Es haben sich dann Viele mit der Sache beschäftigt, von denen Lumire, Valenta, Krone und der Vortragende gute Bilder erzielt haben. Ganz beson deres Aufsehen haben die färbigen Photographien des Vortragenden erregt, von denen 1894 die ersten gezeigt wurden, die übrigens im direkt auffallenden Licht sehr viel schöner wirken, als beim