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Nr. 16. PAPIER-ZEITUNG. 493 Salomon-Brüngger’sche Kocher. Mit grossem Interesse las ich die in Lieferung 40 des »Prak tischen Handbuches der Papierfabrikation von Carl Hofmann« enthaltene Beschreibung der Salomon-Brüngger-Kocher und bin in der Lage, hierzu einige ergänzende Angaben zu machen. Wir hatten in der amerikanischen Fabrik, in welcher ich 10 Monate lang beschäftigt w ar, drei stehende Kocher, wie auf Seite 1561 d. I landbuchs abgebildet, in Betrieb. Sie arbeiteten zur vollsten Zufriedenheit. Es wurde gleichzeitig mit direktem und indirektem Dampf ge kocht. Es kam öfter vor, dass eine Kochung in 6 Stunden völlig beendet war, ja ich habe schon welche mit nur 51/3 Stunden Kochzeit gesehen. Das Abblasen nimmt nur 7 bis 8 Minuten in Anspruch; 20 bis 25 Minuten später ist der Kocher wieder gefüllt und kann sofort wieder in Betrieb gesetzt werden. Der Druck von 70 bis 75 Pfund (—5 Atmosphären) im Dampf mantel bleibt auch während des Abblasens und Füllens erhalten. Die Temperatur steigt ziemlich schnell und hat nach Verlauf von zwei Stunden 100° C. längst überschritten. Besonders gegen Schluss der Kochung muss man sich durch öfteres Probeziehen von dem Verlauf derselben genau überzeugen, da ein um 10 Minuten zu langes Kochen den ganzen Stoff verderben kann. Merkwürdig ist bei diesen Kochern die Krustenbildung. Man erhält nicht die hellgelbliche Kruste, die grösstentheils aus Calciummonosulfit besteht, und die man selbst in 3 Jahren nicht zu entfernen braucht, wie dies bei den deutschen rotirenden Kochern dieses Systems der Fall sein soll, (vergl. Handbuch Seite 1561). Bei den amerikanischen stehenden Kochern ist die Krustenbildung ungeheuer mächtig. Die Kruste hat nach dem Trocknen grauschwarze Farbe und besteht grösstentheils aus CaS0 4 (Calciumsulfat), etwas Ca SO 3 (Calciumsulfit) und organischer Substanz. Durch Säure wurde Schwefelwasserstoff in Freiheit gesetzt, was auf Schwefelverbindungen des Calciums oder Eisens, das ebenfalls zugegen ist, schliessen lässt, auch freier Schwefel ist in ziemlicher Menge darin enthalten. Er wurde sowohl durch Subli mation als auch durch Auslaugen mit Schwefelkohlenstoff rein dargestellt. Da die sehr starke Kruste viel Platz im Kocher einnimmt und auch die Kochung verlangsamt, weil sie die Uebertragung der Wärme an den Kocherinhalt hindert, so ist man gezwungen, den Kocher öfter zu reinigen, was eine ziemlich mühsame Arbeit ist, da die Kruste sehr hart und besonders im obersten Drittel sehr dick ist. In der Nähe des Dampfeinlasses und des Ausblase ventils (Handbuch Seite 1561, Fig. 1551, 4 und 5) lagert sich zumeist Calciumsulfit und Calciumsulfat ab, als eine harte Masse, die von Zeit zu Zeit mittels Meissels entfernt werden muss. Gekocht wurde mit einer Lauge, die bei 4 pCt. Gesammt- säure ungefähr 2’4 bis 2-5 pCt. freie Säure enthielt. Das Ende der Kochung wurde nach Geruch und Farbe festgestellt, doch habe ich seiner Zeit auch eine Reihe von Bestimmungen der vor handenen Säure ausgeführt und bin dabei auf eine bisher nicht beobachtete Thatsache gestossen. Es fiel mir auf, dass die Ablaugen solcher Kochungen, die einen sehr geringen Säuregehalt besassen, trübe waren. Ich liess sie in gut verschlossenen Probeflaschen stehen, bis sich der Niederschlag abgesetzt hatte, filtrirte, wusch aus und suchte zu bestimmen, woraus derselbe bestand. Es ergab sich, dass er aus schliesslich Schwefel enthielt. Calciumsulfit war auch in Spuren nicht nachweisbar. Die Proben wurden nicht nach dem im Handbuche Seite 1517 angegebenen Verfahren von Frank untersucht, sondern es wurden 5 ccm Ablauge mit Wasser verdünnt und mit 1/10 Normal-Jodlösung titrirt. Auf Grund längerer Beobachtungen stellte ich nun fest, dass regelmässig, wenn der Säuregehalt unter ein bestimmtes Maass (ungefär 0,12 pCt. SO 2 ) gefallen war, die Lauge trübe wurde und sich Schwefel ausschied. War der Gehalt an schwefliger Säure geringer, so mehrte sich dementsprechend die Trübung und die Ausscheidung des freien Schwefels. Ausscheidung von Schwefel wurde bisher nur bei Laugen aus dem Salomon-Brüngger’schen Kocher beobachtet, während bei den nach dem Ritter-Kellner- Verfahren in Cylinderkochern ausgeführten Kochungen nie etwas Aehnliches gesehen wurde. Selbst wenn bei diesen der Gehalt an schwefliger Säure unter 0,12 pCt herabging, blieb die Lauge klar. Woran dieses verschiedene Verhalten liegen mag, ist nicht recht klar, und es wäre voreilig, jetzt ein Urtheil darüber abzugeben. Jedenfalls liegt die Thatsache vor, dass die von mir unter suchte Schutzkruste der amerikanischen stehenden Salomon-Brüngger- Kocher Schwefel enthielt, und dass aus deren Kochlaugen unter bestimmten Umständen Schwefelausscheidung stattfindet. — Ver- muthen lässt sich, dass ein Theil der vorhandenen schwefligen Säure den Sauerstoff abgielt und zu Schwefel reduzirt wird. Ander seits scheint aber der grosse Gehalt der Schutzkruste an CaSO, (Calciumsulfat) wieder für die von Dr. Frank vertretene Ansicht zu sprechen, dass eine Oxydation der schwefligen Säure zu Schwefel säure gleichzeitig vor sich geht. Man kann sich jedoch das Entstehen von Calciumsulfat auch so erklären, dass durch die grosse Hitze der inneren Kesselwand eine Zersetzung von Calciummonosulfit zu Calciumsulfat und Schwefelcalcium stattfindet. Wie eingangs schon erwähnt, wurde thatsächlich beim Ansäuren Schwefelwasserstoff erhalten und da durch die Gegenwart von Sulfiden nachgewiesen. Es wäre sehr zu wünschen, wenn diese Ergebnisse weiter ver folgt würden; mir fehlt dazu leider Zeit und Gelegenheit. Man kann vielleicht zu Ergebnissen gelangen, die den noch immer dunkeln chemischen Vorgang beim Kochen etwas erhellen. H. D. Papierfabrikation in Russland. In Ergänzung des Berichtes unseres Korrespondenten aus Russland in Nr. 8 d. J. wird uns aus Petersburg geschrieben, dass Herr C. Strobach, der gegenwärtige technische Direktor der Nebe’sehen Fabriken, bereits im Mai 1893 von den Herren C. und Chr. Nebe zur Errichtung einer Neuanlage für die Herstellung von feinsten Cigarettenpapieren berufen wurde, und noch in dem selben Jahre wurden die erforderlichen Bauten begonnen. Noth wendigerweise fiel die Betriebseröffnung erst in das Jahr 1894, da sämmtliche Maschinen, vom Tauenschneider an bis zur Bobinen-Polirmaschine, im Preise von nahezu 1/4 Million Rubel erst beschafft werden mussten, und nur die namhaftesten deut schen und französischen Maschinenfabriken, welche meist überaus beansprucht sind, zur Lieferung herangezogen wurden. Die ersten Cigarettenpapiere verliessen daher erst November 1894 die Fabrik, eroberten sich aber binnen eines Jahres ein derartiges Absatzgebiet, dass bereits zur Aufstellung einer neuen Papier maschine, (nunmehr der fünften) geschritten werden muss, und dieselbe voraussichtlich noch dieses Jahr in Betrieb kommt. Die Verhältnisse zur Beschaffung der Rohstoffe sind in Russland keineswegs glänzend, denn beinahe alle Rohstoffe zur Papier-, besonders aber zur Cigarettenpapierfabrikation müssen vom Auslande bezogen werden, was mit grossen Zollschwierig keiten verbunden ist. — Die oft gerühmten russischen Landhadern sind ihrer äusseren Beschaffenheit wegen zu einem Genussartikel — wie es Cigarettenpapier doch ist — kaum verwendbar. Ausser dem bemüht sich die Nebe'sche Fabrik, alle Stoffe, welche mit dem Menschen in innige, nicht immer saubere Berührung gekommen sind, wie Hemden- und Hosenlumpen usw. zu meiden und nur Flachs- oder Hanfabfälle aus den Spinnereien zu verwenden. Diese Maassregel wird um so begreiflicher, wenn man erwägt, dass das Papier mit den Lippen des Rauchers in Be rührung kommt, in Russland aber gerade in den letzten Jahren epidemische Krankheiten herrschten, wie Cholera, Typhus usw., welche die Zufuhr von Lumpen erheblich erschwerten. Mit der Herstellung von 10 g das Quadratmeter schweren Cigarettenpapieren hat sich Russland nunmehr vollkommen von der ausländischen Einfuhr dieses Artikels befreit, und die Zollstatistik zeigt eine erhebliche Abnahme der meist französischen Einfuhr, was gewiss hoch angeschlagen werden muss. Deutschland hat durch diese Verhältnisse wenig verloren, da die Einfuhr fertiger Waare von dort ohnehin nicht gross war, Rohstoffe und Maschinen aber zumeist von dorther kommen werden, vielleicht umsomehr, je höher sich die hiesige Industrie entwickelt. Holzverfrachtung. Zwei englische Meilen von der Bahnstation Harrisville im Staate New York wird seit mehreren Jahren eine dem Herrn C. H. Remington gehörige Holzputz-Anlage betrieben, die das gereinigte Holz an Schleifereien und Zellstofffabriken liefert. Trotzdem die Fabrik mitten im Sprucewald liegt und durch Wasser kraft betrieben wird, ist sie nur dadurch konkurrenzfähig, dass ihr Besitzer das Holz auf folgende billige Weise zur Bahn station verfrachtet: Die geschälten Blöcke werden durch mecha nische Fördervorrichtung in einen Kanal abgeladen, welcher vom Fluss abzweigt und mit mässigem Gefälle das Holz zur Station schwemmt. Der Boden des Kanals endet mit 13 m freier Höhe über der Station und ist dort mit einer Entwässerungsvor richtung versehen, sodass das aufgehäufte Holz trocken liegen bleibt und sofort in Waggons verladen werden kann. Diese Ver frachtung kostet nur 7 Pf. auf das Raummeter.