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Nr. 14. PAPIER-ZEITUNG. 423 Papierstreichhölzer. Das Patentbureau von H. &. W. Pataky, Berlin, Louisenstr. 25, berichtet uns von einem neu patentirten Verfahren zur Herstellung von Papierstreichhölzern, System Alfred Seurot. Diese sollen bänder werden durch billiger und dauerhafter sein als Holz zündhölzchen und werden nach folgendem Verfahren her stellt: Das Papier zur Herstellung des Stieles muss ziemlich stark und porös sein, um das Einsaugen von Wachs, Stearin, Paraffin oder anderen Stoffen, die zugleich gut brennen und leicht kleben, zu erleichtern. Man schneidet daraus'Streifen von 1 cm Breite, die in einen der genannten leicht brennbaren Stoffe getaucht werden. Die Streifen werden aufgerollt und gedreht und dann durch eine erhitzte Röhre ge zogen, damit sie zusammenkleben. Hier auf lässt man sie durch eine zweite Röhre gehen, wodurch sie polirt werden. Die derartig hergestellten Stiele werden auf bestimmte Länge geschnitten und nach bekannter Art mit Zündköpfchen versehen. Mit der in Fig. 1 dargestellten Maschine kann man diese Streichhölzer mit mehre ren Adern herstellen. Sie ist stehend an geordnet und hat eine Höhe von 3 m 27 cm. Die Antriebswelle a, für die Fortbewegung der Papieradern, ist in der Mitte der Säule gelagert und kann von jedem Motor durch Riemenscheiben oder Kegelradüber setzungen b“ angetrieben werden. Ueber der oberen Plattform der Säule ist auf der Hauptwelle ein Reibungsrad l auf gekeilt, das sechs kleinere Reibungsräder m' in Bewegung setzt; diese tragen Ziehlehren C', die das Zusammendrehen des Papierbandes besorgen, nachdem das Papier die konischen Formen B“ durch laufen hat. Letztere sind mit Wickel nadeln B' versehen. Die gedrehten Papier- eine zweite feste Ziehbank D' geführt, wobei durch ein am Boden des mit flüssigem Stearin oder Paraffin ge füllten Behälters C“ eingeführtes Dampfrohr diese Stoffe stets auf dem Schmelzpunkt erhalten werden können. Die so gebildeten einzelnen Papieradern werden zu je zweien durch eine mittels Reibungsrades g“ von der Hauptwelle a aus in Umdrehung versetzte Ziehscheibe D“ geführt, wodurch sie zu einer einzigen Hauptader e“ verseilt werden; um vollständiges Zusammenkleben der einzelnen Adern e‘ zu erzielen, wird die drehbare Ziehscheibe D" schwach erwärmt, was am zweckmässigsten durch eine Wärmeschlange geschieht. Um den fertigen Papierstengeln die nöthige Festigkeit zu verleihen, wird der Boden des letzten Behälters G", der dem Papierstengel das Kaliber giebt, mit Stärkekleister oder Leim an- gefüllt. Auch ein Gemenge von Stearin und Carnaubawachs kann hierzu angewendet werden. Die Stengel überziehen sich so mit einer Schicht, die ihnen glänzende Politur, sowie erhöhte Festigkeit verleiht, die der guter Wachszünder nicht nach steht. Bei Vergrösserung des Umfanges der Maschine kann auch die Anzahl der einzelnen zu erzeugenden Papieradern ver mehrt werden. Fig. 2 stellt eine Maschine für Handbetrieb zur Herstellung einadriger Zündhölzchen dar. Sie besteht aus einer Wickelnadel B, die durch ihre Drehung den schmalen Papierstreifen zusammenrollt, sowie aus einer erhitzten Lehre G, durch die das zur Imprägnirung bestimmte Papier den gewünschten Durchmesser erhält, worauf es durch einen mit Wachs, Paraffin usw. gefüllten Behälter geführt wird. In dem Gestell ist die Hauptantriebswelle a gelagert, die mit einer Riemenscheibe b versehen ist; hinter der Riemenscheibe b ist auf der Welle a ein Stirnrad c festgekeilt, das in den Trieb d eingreift und der auf der Achse des F‘iq.3. Fiu.5 . letzteren befestigten Wickelnadel B seine K 7 ’ Bewegung mittheilt. Auf diese Nadel 6a Q rollt sich der imprägnirte Papierstreifen W I A auf, wobei er gegen eine Kautschukrolle e | gepresst wird; die Kraft der Pressung kann durch eine Feder verändert werden. Von der Welle a wird ferner eine Zieh scheibe g‘ mittels des Stirnrades t und I des Triebes g in Umdrehung versetzt; durch die doppelte Uebersetzung erhält ; die Ziehscheibe g' eine der Wickel- • nadel B entgegengesetzte Bewegung, um / das Papier A abzurollen und von der 3 Nadel B abzuziehen. In der Ziehscheibe g' wird der spiralförmig aufgerollte Papier- E‘ig.#. streifen durch ein kleines Dampfrohr h / { — erwärmt. Das Papier wird hierauf N 5 noch durch eine zweite feste Zieh- j \ scheibe geschickt, wobei die einzelnen ! K Papierspiralen durch das allmälig wieder erkaltende Fett zusammenkleben und der ganze Papierzug geglättet wird. Mit Hilfe zweier Rollen, von denen die eine ihre Bewegung mittels Reibungs kegelräderübersetzung kk‘ von der Hauptwelle a aus erhält, wird der nunmehr fertige Papierstengel von der Maschine abgegeben. Die Geschwindigkeit, mit der dies geschieht, ist durch passendes Uebersetzungsverhältniss der Reibungskegelräder k k' so bemessen, dass diese der Schnelligkeit, mit der das Papier auf die Nadel B aufgewickelt wird, angemessen ist. Damit die Zugbewegung, die dem fertigen Papierstengel durch die Rollen E ertheilt wird, dieselbe bleibt, und keine Aenderung der Gestalt des Papierstengels auftritt, sind die Berührungsflächen der aus Metall hergestellten Rollen mit Kautschuk belegt; die Rollen Ebesitzen ausserdem Rillen, in die sich der Kautschukbelag einlegt, wodurch die Form des Papiers unverändert bleibt, und ein Gleiten vermieden wird. Fig. 3 stellt ein Streichholz mit theilweise abgerolltem Stiel dar, Fig. 4 ist ein Schnitt nach Linie x-y der Fig. 3, und Fig. 5 veranschaulicht ein Streichholz in natürlicher Grösse. * * * Da Papier grösstentheils aus Holz gemacht wird, das Holz aber im Naturzustand sich zur Herstellung von Streichhölzern vorzüglich eignet, ist nicht anzunehmen, dass Papierstreich hölzer billiger sein können als Holzstreichhölzer. D. Red. Zellstoffseide. Der Chemiker Dr. Stockmeier hielt am 12. November v. J. im Gewerbeverein zu Regensburg einen Vortrag über künstliche Seide. Unsere Leser kennen die Herstellung und die Eigenschaften dieser aus Zellstoff erhaltenen Faser aus der in Nrn. 50 und 51, J. 1895, veröffentlichten preisgekrönten Arbeit von Oskar Schlesinger. Nach Stockmeier’s Angaben ist es der nach Dr. Lehner’s Ver fahren arbeitenden Züricher Fabrik gelungen, dem neuen Erzeugniss in zwei bedeutenden Industriezweigen Absatz zu verschaffen. Die Aargauer Strohhutfabriken fertigen aus künstlicher Seide schmale Bändchen, die mit später unlöslich gemachter Gelatine überzogen werden und dadurch ein dem Stroh ähnliches, dasselbe aber an Glanz übertreffendes Aussehen erhalten. Sie werden zu Borten geflochten, aus denen die Sommerhüte genäht werden, die durch ihr prächtiges Aussehen und ihre Leichtigkeit die Lieblinge der Damenwelt werden dürften. Die Posamentier- Industrie fertigt daraus Fransen, Kordeln und Quasten, die durch ihren Glanz und eine gewisse Steifheit des Fadens die gleich artigen Erzeugnisse aus echter Seide weit in den Schatten stellen sollen.