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Nr. 11 PAPIER-ZEITUNG. 323 Saughöhe weder in dem einen noch in dem andern Sinne beein flusst. Wohl aber ist bei fortschreitendem Aschengehalte die kapillare Saugkraft verringert worden. Ein besseres Papier als Nr. 1 würde vermuthlich nach Hinzufügung von Füllstoff eine Verminderung seiner Saugfähigkeit aufweisen. In vorstehender Tabelle befinden sich noch Versuchsergebnisse von Papieren, welche mit Nummern 5 bis 10 bezeichnet wurden. Diese stammen aus derselben Fabrik, sind unter den gleichen Fabrikations bedingungen wie Papier Nrn. 1 bis 4 hergestellt worden und können daher mit den oben behandelten verglichen werden. Auch diese Papiere sind ausschliesslich aus Baumwolle erzeugt, aber mit Ausnahme von Nr. 9, welches weiss ist, verschieden gefärbt. Diese Papiere besitzen einen sehr hohen Aschengehalt. Als Füllstoff ist gleichfalls Asbestine benutzt worden. Ein Blick auf die graphische Darstellung zeigt, dass auch hier im allgemeinen die Saugfähigkeit desto kleiner ist, je grösser der Aschengehalt ist. Kleine Schwankungen kommen allerdings zum Vorschein. Die Saughöhen sind als Ordinaten, die Aschen gehalte als Abscissen aufgetragen. Leider ist von dieser Anfertigung kein Löschpapier ohne Zusatz von Füllstoff gemacht worden, weshalb das Verhalten der Saughöhe des Papiers ohne Füllstoff nicht festgestellt werden konnte. Gefüge des Papiers. Abdruck a. Behrens Mikrochemisch. Analyse d. Fasern, s. Büchertisch. Besichtigung des Papiers in auffallendem Licht kann dazu dienen, eine Vorstellung von dem Gefüge auf der Oberfläche desselben zu gewinnen. Stark glänzendes Papier pflegt reichlich mit Kleb- und Füllstoffen versehen zu sein, welche die Fasern zum grossen Theil verdecken. Um eine richtige Vorstellung von dem Gefüge zu erhalten, muss man diese schönenden Stoffe entfernen, aber gewaltsames Kochen vermeiden, um die Fasern möglichst wenig aus ihrer Lage zu bringen. Man reisse von einem Streifen von 10 bis 15 mm Breite ein Stück von 15 bis 20 mm Länge ab, befeuchte dasselbe mit Ammoniakflüssigkeit und koche nach Zusatz eines grossen Tropfens Wasser eine halbe Minute lang. Hierbei ist zu beachten, ob das Wasser getrübt wird, was bei gutem Papier nicht der Fall sein soll, und ferner überzeuge man sich, nöthigenfalls unter schwacher Vergrösserung, ob sich Fasern in erheblicher Menge ablösen. Man wird dies bei vielen Schreib papieren (auch bei geschöpftem Lumpenpapier) wahrnehmen. Der Fabrikant hat sich dann zu sehr auf die starke Leimung verlassen und nicht bedacht, dass Feuchtigkeit die guten Eigenschaften eines solchen Papiers wesentlich beeinträchtigen wird. Nach dem Auf kochen wird das ammoniakalische Wasser abgezogen und ab gesaugt, das Papier mit einigen Tropfen Alkohol gewaschen und hiernach durch Absaugen mit Filtrirpapier und durch gelindes Er wärmen getrocknet. Die mikroskopische Besichtigung, welche 40- bis 60fache Vergrösserung und heiles Oberlicht erfordert, lehrt bei Vergleichung mit einem ungekochten Papierstückchen, dass die meisten Papiersorten durch Entfernung der Kleb- und Füllstoffe viel von der Gleichförmigkeit ihrer Oberfläche einbüssen. Sie zeigen zahlreiche Vertiefungen, ungleichmässig vertheilt und von ungleicher Weite und Tiefe, vereinzelt kommen sogar durchgehende Löcher vor. Einzelne Sorten, von welchen man verlangt, dass sie Flüssigkeiten aufnehmen sollen ohne dieselben zu verunreinigen, und welche zugleich geringe Durchlässigkeit besitzen müssen, machen eine Ausnahme. Hierher gehören photographische Papiere und Aquarellpapiere, welche sich durch verhältnissmässig dünne Fasern (am abgerissenen Rande freiliegend) und durch Kleinheit und gleichmässige Vertheilung der Grübchen auszeichnen. Ver einzelt wurde ähnliches Gefüge an hochfeinem Druckpapier an getroffen. Sehr verbreitet ist unvollkommener Parallelismus von einem Theil der Fasern nach einer Richtung. Er scheint dem Maschinenpapier eigen zu sein, und mit ihm dürfte das Vor kommen ungleich grosser und ungleichmässig vertheilter Lücken, sowie die ungleiche Festigkeit und Dehnbarkeit in der Längs- und Querrichtung in Zusammenhang stehen. Verfilzung im gewöhn lichen Sinne des Wortes ist gewiss nicht die Ursache des Zu sammenhaltens der Fasern, denn hierfür ist die Kräuselung bei den meisten derselben ganz ungenügend. Ob Verflechtung durch Zerfaserungserzeugnisse stattfand, ist an Flächenansichten nicht nachweisbar. Zollermässigung. Nach einem Berichte des österr-ungar. Konsulates in Melbourw sind folgende Zölle ermässigt worden: Papierwaaren und Schreibgeräthe von 35 auf 20 pCt Panier- düten von 15 auf 10 sh das Cwt. P Bleistift-Fabrikation. Schluss zu Nr. 10. Johann Faber, der 1884 die alleinige Leitung der Fabrik, die inzwischen zu einem stattlichen Häuserkomplex heran gewachsen war seinen beiden Söhnen übergab, steht heute in seinem 77. Lebensjahr und hat das Emporblühen zweier grosser Bleistift-Fabriken erlebt. Er war, bevor er den Grundstein zur Johann Faber’schen Fabrik legte, 35 Jahre lang Theilhaber der Firma A. W. Faber. Als er im Jahre 1840 in die Industrie eintrat, bewegten sich die Umsätze noch in bescheidenen Grenzen, und erst nach und nach entwickelte sich eine grossartige Fabrikation. Auch die damals vorhandenen Kapitalien waren bescheiden; ich glaube kaum, dass das Baar-Vermögen meines Vaters zu jener Zeit mehr als 50 Gulden betragen hat! Auf eine Anfrage, ob man ausschliesslich auf Cedernholz Werth legt, oder ob man versucht hat, anderes Holz anzuwenden, erwiderte Herr Faber: Wir haben sehr viele Versuche gemacht und alle Cedernarten geprüft, nicht nur jene von holländisch Surinam, sondern auch die von Mexiko, Kalifornien, Australien, aber keine Ceder hat sich so gut bewährt, wie die floridanische. Florida besitzt bei einem ausserordentlich warmen Klima einen sumpfigen Boden, in dem die Ceder schnell und sehr porös wächst. Dadurch ist das Holz besonders weich und lässt sich leicht spitzen. Ausserdem ist bei weichem Holz die Gefahr nicht vorhanden, dass bei dem Zusammenpressen der geleimten Brettchen die Bleimine abgebrochen oder gequetscht wird. Für gewisse Bleistifte werden aber auch andere Holzarten verwendet, z. B. zu Schreiner- oder Tischlerstiften Tannen- und Fichtenholz, zu soge nannten Post-Stiften Linden und Aspe, auch aus Erlenholz werden Bleistifte hergestellt. In letzter Zeit wurde aus Texas und aus Kalifornien eine sehr weiche Cypressenart angeboten. Es waren prachtvolle Blöcke, wohl 1 Meter Durchmesser, kaum ein Ast — aber untauglich. Das Holz ähnelt der Cedernart, welche zu Cigarrenkisten verar beitet wird. Diese Hölzer lassen sich nicht gut hobeln und poliren. Das verbrauchende Publikum ist auch zu sehr an das von uns verwendete Cedernholz Juniperes virginiana gewöhnt und würde Bleistiften, welche aus anderem Holze hergestellt sind, schon von vorneherein mit Misstrauen begegnen. Auf die Frage, ob die Firma Faber die Anpflanzung von Cedern hier in Deutschland versucht habe, entgegnete Herr Faber: Freiherr von Faber hat vor vielen Jahren in der Nähe von Stein auf einem Grundstück von 6 bis 10 bayrischen Morgen Cedern anpflanzen lassen; die Bäumchen dieser kleinen Cedern- anpflanzung gedeihen keineswegs derart, dass man sie später zur Bleistift-Fabrikation gebrauchen könnte. Der Vorsitzende fragte, ob die rothen und blauen Farbstifte in derselben Weise hergestellt werden. Herr Faber: Die Farbstifte werden ganz anders hergestellt und bestehen aus anderem Roh stoff. Während bei den Bleistiften Thon das Bindemittel bildet, ist es bei Farbstiften das auch in der Porzellan-Industrie verwendete Kaolin. Die Farben werden nicht gebrannt, sondern vor dem Pressen mit Hausenblase, Gummi oder anderen Klebstoffen angefeuchtet. Sind die Farbminen nach dem Pressen trocken, so kommen sie in ein Bad, das alle möglichen Zusätze enthält. Erst nach diesem Bad ist die Farbmine schreibfähig. Vorsitzender^ berührt noch einen Punkt, den Herr Faber vielleicht aus Be cheidenheit gar nicht erwähnt hat, das ist die äussere Form der Bleistifte. Viele werden sich noch erinnern, dass wir viereckige, runde, ovale Bleistifte hatten. Die runden waren sehr unbequem, weil sie rollten und sehr leicht herunterfielen. Die ovalen lagen fest, liessen sich aber sehr schlecht spitzen, weil das Holz am Rand ganz ungleich vertheilt war, und die vierekigen gaben keine gute Spitze. Solange die englischen Bleistifte herüberkamen, waren dies die üblichen Formen. Die Firma Faber hat die sechseckigen Bleistifte erfunden, und diese Form hat die Welt erobert. Dies hat wahrscheinlich der Firma einen ungeheuren Aufschwung gegeben. Jetzt wird, es sei denn zu einem bestimmten Zweck, kaum ein anderer Bleistift hergestellt, als ein sechseckiger. Er liegt fest und das Holz ist zum Spitzen gleichmässig vertheilt. Leider werden aber auf Formen keine Patente ertheilt, jetzt würden sie unter das Musterschutzgesetz fallen. Das gab es damals noch nicht. So ist diese wirklich epochemachende Erfindung schutzlos vorüber gegangen, und allein die Tüchtigkeit der Firma hat die Erfolge erringen müssen.