Volltext Seite (XML)
Nr. 9. PAPIER-ZEITUNG. 259 Wichtigkeit ihres Standes durchdrungen, die in umgekehrtem Ver- hältniss zu ihrer wirklichen Leistung stand. Bei der strengen Ordnung und Abgrenzung der Handwerke in Nürnberg waren die Bleistiftmacher dem Handwerk der Schreiner eingeordnet, da der für besonders wichtig gehaltene Theil des Bleistifts, die Holz hülse, Schreinerarbeit war. Es berührt eigenthümlich, zu lesen, wie die Bleistiftmacher beim Rathe der Stadt Nürnberg durch Jahrhunderte ihre Lostrennung von den Schreinern und ihre An erkennung als besonderes Handwerk betrieben. Fabrikation mit Dampf- und Wasserkraft setzten sich an dessen Stelle. Es vergingen von der Conte’schen Erfindung an noch viele Jahre, ehe es gelang, Bleistifte in der heutigen Vollkommenheit herzustellen. Mancherlei Schwierigkeiten traten einer raschen Entwicklung entgegen und mussten überwunden werden. Vor allem standen damals, als man die ersten Bleistifte aus Thon und Graphit verfertigte, unserer Fabrikation nicht die vielerlei Maschinen, wie jetzt, zu Gebote. Hild 2. Zu Beginn unseres Jahrhunderts standen die Nürnberger Bleistiftmacher in Bezug auf ihre Organisation auf dem Höhe punkt, aber ihre Erzeugnisse waren den Anforderungen durchaus nicht entsprechend. Während nun unsere Bleistiftmacher in nutz losen Organisations- und Ordnungsplänen sich abmühten, traten neben den grossen Umwälzungen auf politischem Gebiete auch Durch diegrosseZ Errungenschaft des neuen Verfahrens war auch der Weg zu einer von den Verbrauchern längst herbeigesehnten Verbesserung der Qualität gezeigt. Je öfter man schlemmte, pulverisirte und mahlte, desto feiner wurde die Mischung. Dass eine Bleistiftmasse, welche viele Wochen lang nicht von der Mühle herunterkommt, bedeutend theurer kam, als einfach mit Schwefel zusammengeschmolzener und zersägter allgemeinen Schluss folgt. liehe Hand in Hand. kation wurde vereinfacht; dadurch, dass man bei Mischung der Masse mehr oder weniger Thon zusetzte und die Bleistänglein solche wirthschaftlicher und technischer Natur auf, und die folgen reichste war für uns die Erfindung Contes, die darin bestand, den gemahlenen Graphit mit Thon zu vermischen. Und zwar mischte Conte den Thon mit Graphit auf kaltem Wege; er benutzte zur Auflösung Beider gewöhnliches Brunnenwasser. Die Mischung war eine bildsame, leicht zu formende Masse und wies der mo dernen Bleistiftindustrie neue Bahnen. Infolge dieser Erfindung gab es für die Bleiweissschneider keinen Platz mehr; die Fabri der Zunahme der Ausfuhr. Das grösste Auf blühen brachte unserer Industrie das Jahr 1870; mit dem politischen Aufschwung Deutschlands ging der wirthschaft- Graphit, ist klar. Durch das Poliren der Bleistifte wurde eine äusserliche Verbesserung geschaffen, und man betrachtete die ersten mit Gold und Silber gestempelten Stifte als etwas Ausserordentliches. Derartige innerliche und äusserliche Verfeinerungen der Waare bedingten. einen nicht unwesentlichen Preisunterschied gegen frühere Waare. Von ver schiedenen Sorten und höheren Preisen wollten aber die Kaufleute, in deren Händen bis Anfang der 50er Jahre der Bleistifthandel lag, nichts wissen. Folgendes Beispiel möge die Stimmung, welche damals gegen das Neue herrschte, kenn zeichnen. Als dem Besitzer eines der bedeutendsten Nürnberger Ausfuhrhäuser das erste Gross Faber- Polygrades-Bleistifte vorgelegt und der Preis von 7 Gulden dafür genannt wurde, nahm derselbe das Paket und warf es dem Anbietenden vor die Füsse! Man war es eben nicht gewohnt, in Deutschland gute Industrie-Erzeugnisse zu erhalten. Trotzdem der heimische Boden einer raschen Entwickelung hinderlich war, die politische Zer klüftung Deutschlands lähmend auf die Entfaltung unserer bayerischen Bleistift-Industrie wirkte, wuchs die Erzeugung mit der Anerkennung der Qualität, stieg der Verbrauch mit der Ausdehnung des Schulunterrichts und mit der Verbreitung der Bildung, und die Fabriken vergrösserten sich mit Das Jahr 1896 wird den Vereinigten Staaten ausserordentliche Nachfrage für Druckpapier bringen. In den Jahren der Präsidenten wahl vergrössern fast alle Tagesblätter ihren Umfang, es ent stehen Rundschreiben, Aufrufe in Menge. Jede der streitenden L ' PANFABEB Masse mehr oder weniger Thon zusetzte und die Bleistänglein Parteien überfluthet das Land mit Werbungen um Anhänger. Die glühte, hatte man es in der Hand, den Bleistiften verschiedene,! Papier- und -Stofffabrikation wird also aus dem politischen Kampfe im voraus bestimmte Härtegrade zu geben. Das Handwerk der I Nutzen ziehen, und der europäische Markt von dem Wettbewerbe Bleistiftmacher hörte nach und nach auf, der Grosssbetrieb, die I des amerikanischen Druckpapieres für einige Zeit entlastet.