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Nr. 8. PAPIER-ZEITUNG. 231 von einem braunen, polirtem Mahagoniholz ähnlich sehenden Untergrund wirksam abheben. Die aus dünnem Papier hergestellten Tagesblätter sind in zwei gut zu einander passenden Farben derartig gedruckt, dass die Datumziffer in Weiss auf dunklem Grunde erscheint; nur für den Monat Juni, bei dem die weisse Ziffer auf gelbem Grunde schwer erkenntlich ist, hätten wir eine andere Farben wähl gewünscht. Sechs verschiedene kräftig ge zeichnete Darstellungen bilden abwechselnd den Schmuck dieser Tagesblätter und bieten so eine Reihe von Farbenproben, die der Beachtung sicher ist. Am Schlüsse eines jeden Monats werden auf einem oder auf mehreren Blättern Preise und wich tige Mittheilungen über die Erzeugnisse der Fabrik gegeben. Seinen besonderen Werth verdankt dieser Kalender den am Fusse eines jeden Blattes stehenden von Herrn Theodor Goebel aus- gewählten und verfassten buchgewerblichen Mittheilungen. Wohl mag es schwer gewesen sein, für den nunmehr schon seit zehn Jahren erscheinenden Kalender stets den geeigneten Stoff zu finden, aber auch hierbei ist die Noth eine gute Lehrmeisterin gewesen; denn die diesmal dabei verwendeten für das Buch gewerbe wichtigen Reichsgerichtsentscheidungen müssen als eine schätzenswerthe Bereicherung des Kalenderinhalts bezeichnet werden- Neben den ernsten Worten finden sich viele humoristische und poetische Beiträge, die allen Buchdruckern Freude bereiten werden. Auch das Ueberreichungsanschreiben ist eine sehr saubere Buchdruckarbeit, bei der die als Kopfleiste verwendete auto- typische Wiedergabe einer Ansicht der Fabrikanlage beachtens- werth ist. Preisausschreiben für Plakate. Es wird oft und mit Recht beklagt, dass sich die deutschen Künstler mit Entwürfen für den Plakatdruck nur selten befassen und auch nur selten dazu aufgefordert werden, meist nur dann, wenn es sich um ein Plakat für eine Ausstellung handelt. Bei den Entwürfen für die vielen Plakate, die als Reklamemittel in der Industrie und im Gewerbe gebraucht werden, sind unsere Künstler jedoch nur wenig betheiligt. Ganz anders liegen die Dinge auf diesem Gebiete in Frankreich, England und in den Vereinigten Staaten. Dort haben sich die Künstler mit den Entwürfen für den Plakatdruck ein neues Gebiet für ihre Thätigkeit geschaffen, und ganz besonders in Frankreich sind dabei prächtige Kunst werke entstanden. Die Ausstellung von Erzeugnissen der ver schiedenen Druckverfahren, die anfangs des vorigen Jahres im Lichthofe des hiesigen Kunstgewerbemuseums von Dr. Graul ver anstaltet worden war, bot für solche Beobachtungen gute Ge legenheit. In der letzten Zeit scheint in dieser Beziehung eine Wendung zum Besseren eingetreten zu sein, denn wir haben mehrfach über Preisausschreiben für Reklame-Plakate berichten können. So hat vor wenigen Tagen die Direktion der Schultheiss-Brauerei-Aktien- Gesellschaft in Berlin die Berliner Künstlerschaft zur Betheiligung an einem Preisausschreiben eingeladen, bei dem es sich um die Gewinnung von Entwürfen für ein künstlerisch ausgestattetes Ge- schäftsplakat handelt. Das Plakat soll in einfachem, vornehmem Stil gehalten sein und zu Reklamezwecken dienen. Die Künstler sind in der Darstellung an keine bestimmten Vorschriften gebunden, es ist ihnen freigestellt, das Plakat ganz nach eigener Auffassung zu entwerfen. Bedingung ist nur, dass die Darstellung dem Zwecke, dem sie dienen soll, entspricht. Die Komposition soll nicht zu reich sein und möglichst ein eigenthümliches typisches Merkzeichen enthalten, das sich leicht dem Auge des Beschauers einprägt. Die Entwürfe sollen im Hochformat von 98:65 cm mit Anwendung von möglichst wenig Farben und zur Vervielfältigung durch Steindruck geeignet ausgeführt werden; sie müssen die Schutzmarke und die vorstehend genannte Firma enthalten. Es ist ein erster Preis von 2000 M., ein zweiter von 1000 M. und ein dritter von 500 M. festgesetzt worden, auch wurde in Aussicht ge nommen, ausserdem noch drei Entwürfe zum Preise von je 300 M. anzukaufen. Das Preisrichteramt haben die Herren Professor Ewald, Professor Koerner, Baurath Schwechten und Generaldirektor Roesicke übernommen. Die Entwürfe müssen bis zum 1. März, mit Namensunterschrift oder Motto versehen, an den Verein Berliner Künstler eingereicht werden und gelangen wahrscheinlich später dort zur öffentlichen Ausstellung. Kleine Mittheilungen. Eine neue Druckerei-Aktiengesellschaft soll in Russland unter dem Namen »Erste Donische Aktiengesellschaft für Druck und Verlag« gegründet werden. Das Gesellschaftskapital wird 400000 Rubel betragen. Die Buchdrucker-Lehranstalt in Leipzig beging den Erinnerungs- Tag der Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches am 18. d. Mts. abends im Beisein sämmtlicher Setzer- und Druckerklassen, des Lehrer-Kollegiums, der erschienenen Innungsmitglieder und Gäste durch eine Schulfeier, bei der Herr Siegert die Festrede hielt. Deklamatorische und gesangliche Vorträge der Schüler trugen zur Verschönerung des Ganzen wesentlich bei. Im Verlauf des Abends fanden sich der Schulausschuss, die Lehrer und Gäste zu einer Feier im »Siebenmännerhaus« zusammen. Dr. Wustmann, der durch seine erfolgreichen Bemühungen um die Reinigung der deutschen Schriftsprache und durch seine geschichtlichen und journalistischen Arbeiten allgemein bekannt gewordene Oberbibliothekar an der Leipziger Stadt-Bibliothek, feierte am 7. d. M. sein fünfundzwanzigjähriges Dienst-Jubiläum an dieser Bibliothek. Aus Anlass des ehrenvollen Gedenktages wurden dem Jubilar Glückwünsche vom Rathe der Stadt Leipzig und aus weiten Kreisen seiner Freunde und zahlreichen Verehrer zutheil. In dem Preisausschreiben für Schriftsetzer, das der Verleger der Zeitschrift Reclame veranstaltet hatte, hat unser geschätzter Mitarbeiter Herr Albin Maria Watzulik in Altenburg den ersten Preis von 50 M. und Herr Hugo Sittl in Altenburg den zweiten Preis von 30 M. erhalten. Den dritten Preis von 20 M. erwarb sich Herr August Schütte in Halberstadt. Ausserdem sind für 17 gute Lösungen der Preisfrage Bücher vertheilt worden, von denen sich die Herren Watzulik und Sittl noch je eins erworben haben. Unter den übrigen 15 Namen treffen wir manchen guten Bekannten, merkwürdigerweise aber keinen Berliner. Zu diesem Preisausschreiben sind im ganzen 75 -Einsendungen eingegangen; es handelte sich darum, eine vorgeschriebene Anzeige aus Satzmaterial auf den Raum von 80:90 mm auffällig zu gestalten. ' Private Verdingung von Druckarbeiten. Ein Freund unseres Blattes übermittelte uns ein autographirtes Rundschreiben, welches die Buchdrucker zur Bewerbung um den Druck eines Werkes auffordert. Die Beschreibung der Arbeit füllt eine Quartseite in dichter, kaum lesbarer Schrift. Die Verlagsfirma nennt sich nicht; die Erbietungen sollen unter Chiffre an ein hiesiges Anzeigenbureau gesandt werden. Die Drucker sollen also die mühevolle und zeitraubende Berechnung ausführen und bindendes Angebot machen, ohne zu wissen, ob sie es mit einer ernst zu nehmenden, zahlungsfähigen Firma zu thun haben. Derartige Zumuthungen werden vermuthlich ihrem verdienten Schicksal, dem Papierkorb, nicht entgehen! Büchertisch. Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration: (Mein Heim, mein Stolz.) Redigirt und herausgegeben von Alexander Koch, Darmstadt. Preis eines Heftes 2 M. Vierteljährliches Abonnement .5 M. Das Januarheft des neuen (VJ1.) Jahrganges erscheint in neuem, von Kar] Gagel künstlerisch entworfenem Umschlag. Der Inhalt ist reichhaltig, die Bilder schön ausgeführt. Äusser vielen Textbildern sind zwei Kunstbeilagen beigefügt. Die Zeitschrift erfüllt ihre Aufgabe, gute Vorbilder für das Kunstgewerbe zu liefern und den Geschmack zu bilden. Joly’s Technisches Auskunftsbuch für 1896. 3. Jahrgang. 134 Textfiguren. 882 Seiten. Wittenberf/, Verlag des technischen Auskunftsbuches. Preis gebunden 8 M. Das vorliegende Werk ist in erster Linie ein Hilfsbuch für den praktischen Gebrauch der Architekten und Ingenieure; es beantwortet kurz die Fragen, die sich dem Techniker bei der Bureauarbeit, bei Bauten oder in gewerblichen Betrieben täglich darbieten. Es ist aber auch ein Nachschlagebuch für alle diejenigen, welche sich auf dem Gebiete des Bau- und Ingenieurwesens kurze Auskunft holen wollen. Es enthält die wichtigsten Notizen, Regeln, Maasszahlen, Formeln und Tabellen aus Theorie und Praxis des Bau- und Ingenieur wesens, ferner die bezüglichen Gesetze und Verordnungen und Preise und Bezugsquellen für technische Bedarfsartikel und Erzeugnisse. Die Ministerial- Verordnungen, welche die Bauthätigkeit regeln, bieten werthvolles Material zur Aufstellung von Projekten und Massen berechnungen. Von praktischem Werthe sind auch die Preis- und Bezugsquellen- Angaben. Wenngleich die angeführten Preise bei der Verschiedenartig- keit der örtlichen Verhältnisse und bei dem Wechsel der Geschäftslage nur auf annähernde Genauigkeit Anspruch machen können, so dürften sie doch in den meisten Fällen für die Aufstellung von Kostenanschlägen genügen. Dadurch, dass unmittelbar darunter Bezugsquellen vermerkt sind, ist dem Leser die Handhabe gegeben, sich durch Nachfragen bei den angeführten Firmen genaue Auskunft zu holen. Druck und Ausstattung des Werkes sind gediegen,