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@ Buchgewerbe Buchdruck ® ® ® Buchbinderei ® e 8 ® e Steindruck e e e Buchhandel Eingesandte Werke finden Besprechung. / Nr. 8. - Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme. —- 229 Mitarbeiter und Berichterstattei erhalten angemessene Bezahlung. Berliner Typographische Gesellschaft. Zu der am Dienstag, 28. d. M., abends punkt 9 Uhr im Restaurant Zum Spaten (Sedlmayr), Friedrichstr. 172, 2 Tr., statt findenden Sitzung ladet mit der Bitte um zahlreiches und pünkt liches Erscheinen ergebens! ein der Vorstand. Tages - Ordnung : 1. Geschäftliches. 2. Beschluss des Vorstandes, das Gesellschafts-Organ betreffend. 3. Wahl der technischen Kommission. 4. Journal-Revue. 5. Fragekasten. Von 8 Uhr ab liegen die neuesten Fachzeitschriften im Vereins lokale aus. Gäste sind stets willkommen! Ausserordentliche General - Versammlung am Dienstag, 11. Februar, abends punkt 9 Uhr im Restaurant Zum Spaten (Sedlmayr), Friedrichstr. 172. Tages-Ordnung: Decharge-Ertheilung. Hieran schliesst sich die ordentliche Sitzung der Gesellschaft, deren Tages-Ordnung später noch bekannt gemacht wird. Die englischen Weihnachts-Nummern 1895. Von W. von Knoblauch. Unter den diesjährigen Festnummern der englischen illustrirten Zeitschriften nimmt die des »Lady’s Pictorial« den ersten Platz ein. Der Umschlag ist geschmackvoll ausgeführt, die Zeichnung der jungen Dame im Pelz ist flott und ansprechend und die Wiedergabe eine recht gute Chromotypographie. Vorzügliche Half-Tone- und Line-Blocks schmücken die Seiten. Auch der Inhalt ist in jeder Hinsicht zu loben. Die Kunstbeilage ist eine chromolithographische Wiedergabe des bekannten Gemäldes »Day Dreams« von dem deutschen Maler Sichel. Das Blatt ist in der bekannten Berliner Anstalt von 0. Troitzsch gedruckt und zeichnet sich vortheilhaft vor den anderen in England ge druckten Kunstbeilagen aus. Die »Queen« steht ihrem Nebenbuhler in Bilderschmuck und Inhalt nicht viel nach. Sehr eigenthümlich ist es, dass die Redaktion es für nothwendig hält, im Leitartikel eine Vertheidigung für die vielen mit photomechanischen Verfahren hergestellten Bilder zu bringen. Die farbige Beilage »His Lordship« von W. R. Symonds ist das Bildniss eines Sprösslings des englischen Adels. Der in farbiger Lithographie hergestellte Umschlag in allegorischer Umrahmung ist flott gezeichnet. Die junge Schlitt schuhläuferin in koketter Tracht hat Pariser Chic. Der Umschlag ist in dem bekannten Pariser Atelier von Steinmann hergestellt. Grossen Anklang fand die wahrhaft künstlerisch ausgestattete Sketch-Weihnachtsnummer. Ausgezeichnet in der Zeichnung und der chromolithographischen Wiedergabe war die Kunstbeilage »The Pro fessional and Amateur Skirt-Dancer«. Die Nummer wurde von den kunstverständigen Lesern mit grossem Beifall aufgenommen, war aber, was die grosse Masse an betrifft, Kaviar für das Volk. Die in demselben Verlage erscheinende »Illustrated London News« veröffentlichte eine Festnummer, die der des Vorjahres, die sehr mittelmässig war, noch nachstand. Anzeigen und wieder Anzeigen. Der Inhalt lässt äusser der Erzählung W. Besants viel zu wünschen übrig. Bei den Abbildungen lässt es sich nur bedauern, dass die Verleger sich genöthigt sehen, den Holzschnitt beinahe ganz zu verbannen. Wir zählen nur drei Holzschnitte. Caton Woodville und A. Forestier haben Original-Zeichnungen geliefert, die mit Half-Tone-Blocks in unbefriedigender Weise wiedergegeben sind. Schatten und Licht sind überhaupt nicht vorhanden, von feinem Abtönungen und Schattirungen garnicht zu sprechen. Die zwei farbigen Bilder des Heftes bei Robert Sauber »A Lovesick Maiden« und »On the Terrace« usw. sind in jeglicher Hinsicht misslungen. Es wird für Deutsche Kunstanstalten eine Genugthuung sein, dass alle diese schlechten Bilder in England gedruckt wurden. Der Umschlag führt uns in ansprechender Weise das bekannte englische Mädchen mit Mistletoe und Holly (Stechpalme) vor. Die beiden grossen Kunstbeilagen »A Young Briton« von A. J. Eisley und »Playfellows« von L. Fildes sind farbige Lithographien. Sie sind in England gedruckt. Die Wiedergabe des ersten Bildes macht dem englischen »Printerdom« keine Ehre. Die Fleischfarbe der Hände des jungen Knaben und der des alten Grossvaters haben fast denselben Farbenton — »Playfellows« dagegen ist ein in jeder Hinsicht gut ausgeführtes Monochrom, das des Einrahmens würdig ist. Besser dem Inhalt und der Ausstattung nach ist die Graphic- Weihnachtsnummer. Auch sind die Anzeigen nicht so aufdringlich in den Vordergrund gestellt, wie bei den vorher besprochenen Fest nummern der »Illustrated News«. Der Umschlag ist in Gold, Schwarz und Weiss gehalten und äusserst ansprechend. Die Vorderseite des Umschlags zeigt eine junge Dame, die ihre Trut hähne füttert, die Wiedergabe ist gut gelungen. Die vier in Chromolithographie hergestellten farbigen Bilder des Heftes sind recht mittelmässig gedruckt. Kilburnes Bild »Nimrods Daughter« ist das einzige gute Blatt. Die zwei Beilagen behandeln patriotische Vorwürfe, nämlich Sir Joshua Reynolds’bekanntes Bild »The Duchess of Devonshire« und ein besonders für die Graphic gemaltes Bild »Her Majesty« von Mary L. Gow. Patriotische Bilder sind zur Zeit sehr beliebt. Die Redaktion von »Black and White« ersah ihren Vortheil und giebt als Kunstbeilage ein Bild, das alle englische Herzen höher schlagen macht. Ein sterbender schottischer Soldat giebt seinem Waffenbruder den letzten Gruss an die Heimath. Hinter ihnen steht schussbereit ein anderer Kamerad. Leider ist dies ansprechende Bild auf dünnem Papier in mangelhafter Weise gedruckt und sieht aus, als wenn man einige Farbenplatten ver gessen hätte. Die Bilder »Snowdrop« und »Lux in Tenebris« sind wahre Kunstwerke des Holzschnitts. Noch zu erwähnen ist die Festnummer des St. James Budget. Die Beilage nach einem Gemälde von F. Morgan ist eine entsetz liche farbige Lithographie, die das Auge des Lesers beleidigt. Der Umschlag hat durchaus nichts Ligenthümliches. Y ule Tide, das beliebte Christmas Annual, bringt eine Menge schlecht ausgeführter Autotypien, die aller feineren Abstufung ent behren. Die achtfarbigen Platten beleidigen dasAuge durch diegrelle, unharmonische Farbengebung und nachlässige Art und Weise des Druckens. Je weniger man über die Beilage sagt, desto besser ist es. A. & F. Pears, die grossen Seifenfabrikanten, deren Anzeigen nicht nur die Häusermassen Londons und Felder und Wiesen des Landes bedecken, sondern auch die Spalten aller englischen Zeitungen und Zeitschriften verunzieren, haben sich in ihrem Christmas Annual ein vorzügliches Reklamemittel geschaffen. Diese jährlich sechs Wochen vor Weihnachten erscheinende Festschrift war schon in der zweiten Woche des Dezembers ausverkauft. Die Ausstattung und Kunstbeilagen sind denen der besten Zeit schriften nicht nur ebenbürtig, sondern übertreffen dieselben in der sorgfältigen typographischen Herstellung. Natürlich zahlt die Firma kein Honorar für die Erzählung. Dickens »Haunted House« wurde von C. Green für das Annual illustrirt. Die drei grossen Chromolithographien »Flowers of the East«, »The longBill« und »Suspense« sind in England hergestellt und ausnahmsweise wirk lich gut und mit Sorgfalt auf kräftigem Papier gedruckt, ein Beweis, dass man auch in England gute farbige Lithographien zu liefern vermag. Zum Schluss ist noch festzustellen, dass auch die kleinste Zeitschrift ihre Weihnachtsnummer hat. Hierdurch ist der Markt so überfüllt, dass die grösseren Zeitschriften Mühe genug haben, ihre Festnummern zu verkaufen. Trotz der vielen Anzeigen sollen einige der grösseren Zeitschriften nur mit knapper Noth die Herstellungskosten gedeckt haben.