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Wilsdruffer Tageblatt : 11.06.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-06-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193906116
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19390611
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19390611
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-06
- Tag 1939-06-11
-
Monat
1939-06
-
Jahr
1939
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 11.06.1939
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Täglich 26 Grenzschmuggelfätte Aufgaben und Bedeutung des Zollgrenzschutzes Der Staatssekretär im Reichsfinanzministerium Fritz Reinhardt, hielt auf der Fachwissenschaftlichen Ta gung des Zollgrenzschutzes einen Vortrag, in dem er über die Aufgaben und die Bedeutung des Zollgrenzschutzes sprach, die seit 1933 fortgesetzt gewachsen seien und höchste Anforderungen an die Kräfte der Zollgrenzbeamten stelle. Der Staatssekretär wies darauf hin, daß Deutschlands Grenzen heute 9500 Kilometer lang sind, und daß an allen Grenzübergangsstellen reger Verkehr herrsche, der höchsten Einsatz von Leib und Leben "der Grenzbeamten, Entschluß kraft und Mannesmut erfordere. 1938 sind in den Grenz gebieten 10 414 Schmuggelfälle vorgekommen, das find 28 täglich. In Hunderten von Schmuggelfällen mußten die Grenzbeamten von der Waffe Gebrauch machen. 100 000 Aufgriffe polizeilicher Art seien erfolgt, das bedeute für den Tag 300. Unmittelbar vor der Eingliede rung der Ostmark und in den sturmbewegten Oktobertagen des Vorjahres an der tschecho-slowakischen Grenze hätten die deutschen Zollgrenzmänner Außergewöhnliches leisten müssen. Ihrer Besonnenheit und Nervenstärke sei es zu danken, daß die Herausforderungen der Tschechen nicht ein Eingreifen deutscher Truppen erforderlich gemacht hätten. Die zahlenmäßige Unterlegenheit der Zollgrenz schutzmänner sei durch die Kühnheit ihrer Entschlüsse aus geglichen worden. Dafür überreichte ihnen der Staats sekretär die Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938. Die -euische Ausstellung in Lilie Hohe Anerkennung der deutschen Sozialpolitik aus fran zösischem Mund Im Rahmen der französischen Ausstellung „Sozialer Fortschritt- in Lille wurde die hervorragend beschickte deutsche Abteilung durch Botschaster Graf Welczek feier lich eröffnet. Der Präsident der Liller Ausstellung, Vize präsident des Senats Mahieu, begrüßte in herzlicher Weise die deutsche Teilnahme an der Ausstellung und fand herz liche Worte der Anerkennung für die großen sozialen Lei stungen des Dritten Reiches. Besonders dem Werk „Kraft durch Freude* zollte der Senator anerkennende Worte und bezeichnete es als Vorbild für andere Völker und Länder. Der deutsche Botschafter Graf Welczek dankte seinerseits allen französischen Stellen, die die deutsche Teil nahme ermöglicht haben. Er halte das Thema der Liller Ausstellung für ganz besonders geeignet, zur Verständi gung der Völker beizutragen. Im neuen Deutschland bilde die Frage des sozialen Fortschritts die brennendste Sorge der nationalsozialistischen Führung. Daß wir dank der Tatkraft des Führers die gigantische Aufgabe der Wieder eingliederung von 7 Millionen Erwerbslosen in den Ar beitsprozeß meistern konnten, erfülle uns mit großem Stolz, und Deutschland freue sich daher ganz besonders, hier zeigen zu können, was es auf dem Gebiete des so zialen Fortschritts in den letzten Jahren geleistet habe. Im Austrag des Führers erklärte der Botschafter dann die deutsche Abteilung für eröffnet. Verschärfung des Strafvollzugs Minister Gürtner über den künftigen Strafvollzug Das Amtsblatt des Neichsjustizministers gibt die Ausführungen wieder, die Minister Dr. Gürtner vor italienischen Juristen in Rom über den kommenden deut schen Strafvollzug gemacht hat. Durch ein soeben im Ent wurf fertiggestelltes Reichsgesetz wird der Strafvollzug in Großdeutschland endgültig normiert werden. Der Minister bezeichnete es als wünschenswert, den An fang der Freiheitsstrafen etwas ernster zu gestal ten als den weiteren Vollzug. Deshalb sieht das neue Gesetz vor, daß innerhalb der ersten drei Monate Gefängnis oder sechs Monate Zuchthaus gewisse Verschärfungen Platz greifen, wie Einzelhaft, Beschränkung der Arbeitsbelohnung und des Ver kehrs mit der Außenwelt. Im Urteil können besondere Ver schärfungen des Vollzugs angewendet werden, insbesondere wenn es sich um Straftaten handelt, die von besonderer Volks feindlichkeit, Roheit oder Verworfenheit zeugen. Diese Ver schärfungen, wie hartes Lager, verringerte Beleuchtung und geminderte Kost, treten in den ersten zwei bis drei Tagen des Strafvollzugs ein und wiederholen sich alle zwei bis drei Monate. Beim Strafvollzug wird zwischen jungen und er wachsenen Gefangenen, zwischen Verdorbenen und Unver dorbenen unterschieden. Der Vollzug an dieser Gruppe von Gefangenen erfolgt in besonderen Anstalten. Der Gedanke der Erziehung steht beherrschend an der Spitze. Auch gegen die Unverdorbenen wird der Strafvollzug in besonderen Anstalten nach den gleichen Regeln wie für die Jugendlichen durchgesührt werden. Trauerfeier in Kladno DE e Kameraden nahmen Abschied von Hauptwachtmeister Kniest Ja Kladno bei Prag sand eine eindrucksvolle solda- ilksche Abschiedsfeier der Polizei für den durch feige Mör- derhand gefallene« Hauptwachtmeister Wilhelm Kniest aus Leipzig statt. Der mit der Reichsdienftflagge und mit dem Helm des Ermordeten geschmückte Sarg war auf einem Polizei streifenwagen aufgebahrt. Aufmarschiert war die Hundert schaft, der der Ermordete angehört hatte, und ein Bataillon Artillerie. Auch alle Volksdeutschen aus Kladno waren erschienen. Der Befehlshaber der Polizei des Protektorats, Ge neralleutnant von Kamptz, verabschiedete sich in einer z« Herzen gehenden Ansprache von dem toten Kameraden. Er schilderte seinen Werdegang und überbrachte dem Toten die Grüße feines höchsten Vorgesetzten, des Neichs- führers -- und Chefs der Deutschen Polizei, weiter die Grüße des Chefs der Ordnungspolizei sowie die Grüße »Md den Dank aller seiner Kameraden. Kommandos erschallen, dumpfer Trommelwirbel setzt «in. Dann erklingt die Weise vom guten Kameraden. Unter Trommelwirbel setzt sich der Trauerzug in Be wegung. Vor dem Sarg trugen Angehörige der Hundert schaft einen Kranz des Führers. An der Stadt grenze entbot eine Ehrenhundertschaft den letzten Gruß der Kameraden. Das bisherige Ermittlung sergebnis, das Verhalten der tschechischen Bevölkerung sowie die Maß nahmen der Protektoratsregierung ermöglichen es dem Reichsprotektor, zur Zeit von den nach dem 10. Juni in Aussicht genommenen weiteren Maßnahmen im Mordfall Kladno Abstand zu nehmen. Mmenkömgin wurde MWast-faktor 5500 Kilogramm Rosenblätter liefern 1 Kilogramm Rosen öl — Ernte nur am frühen Morgen Der Juni ist bei uns der klassische Monat der Rosen, die wir als Schmuckpflanze in unserem Garten schätzen. Ueber ihre Schönheit haben Dichter schon ganze Bücher geschrieben, und viele Lieder Preisen die Blumenkönigin. Was wir aber meistens nicht von ihr hören und lesen, das ist die merkwürdige Tatsache, daß die Rose auch als Nutz pflanze eine große Rolle spielt und für manche Länder förmlich einen gewichtigen Wirtschaftsfaktor darstellt. Die Bedeutung der Rose liegt also nicht nur in ihrem Schmuck wert. Eine neugezüchtete Rosensorte von schöner Farbe stellt zwar auch eine Kostbarkeit dar; allein als Nutzpflanze im wahren Sinne des Wortes ist nur die Rose zu betrachten, die als „Rohprodukt* in den Handel kommt. Die Her stellung von Rosenerzeugnissen ist daher ein sehr lohnender Erwerbszweig. Schon die alten Perser sollen die Her stellung des Rosenöls gekannt und zu diesem Zweck die Rosen in weit ausgedehnten Anlagen gezüchtet haben. Schiras, die persische Rosenstadt, war lange der Mittel punkt dieser Rosenindustrie, wenn auch ihr Name nicht gerade auf ein so liebliches Handelsprodukt schließen läßt da das persische Wort Schiras oder Schiraz auf deutsch „Löwenbauch* bedeutet. Noch im Jahre 1655 berichtete ein deutscher Reisender, daß in Schiras „aufs dem rosen wasser auch ein schiff fahren könne*, solche Mengen von Rosenwasser würden dort erzeugt. Diese Angaben sind zwar reichlich übertrieben, aber die Oelrosenzucht be schränkte sich tatsächlich viele Jahrhunderte hindurch auf den Orient, weil man glaubte, daß nur das orientalische Klima der Rose den zur technischen Verwendung not wendigen starken Duft verleihen könne. Das ist aber keines wegs der Fall, zumal große Hitze die Oelausbeute sehr herabmindert und die im nördlichen Klima wachsenden Rosen sogar einen feineren Duft aufweisen als die süd lichen Formen; aber wenn auch nicht mehr Persien, so ist doch der Orient bis heute das Gebiet geblieben, von dem aus der Weltmarkt hauptsächlich mit Rosenöl versorgt wird. Besonders berühmt durch ihre Rosenfelder sind die Südabhänge des bulgarischen Balkans, wo Quadrat meilen Landes nur mit Rosen bepflanzt sind. Millionen von Blüten bringen diese duftenden und rosig leuchtenden Felder hervor, doch ist dieser Massenanbau durchaus not wendig, da nicht weniger als 3500 Kilogramm Rosen blätter dazu gehören, um nur ein einziges Kilogramm des kostbaren Rosenöls zu liefern. Das Rosenöl selbst, türkisch Attar genannt, das in den Blütenblättern enthalten ist und im frischen Zustande eine hellgelbliche Flüssigkeit dar stellt, wird durch Destillation der Blätter mit Wasser ge wonnen. Unerläßlich ist es für die Gewinnung des Rosen öls, daß die Blüten immer vor 10 Uhr vormittags ge pflückt und sogleich verwendet werden. Man braucht daher nicht nur zahlreiche Arbeitskräfte, auch die Fabrikanlagen müssen immer in unmittelbarer Nähe der Rosenfelder gelegen sein. Ungeachtet dieser Schwierigkeiten hat man aber auch in Deutschland Oelrosenkulturen in größerem Maßstab angelegt, in Baden in der Umgebung von Karls ruhe schon im Jahre 1887 und etwas später auch in der Magdeburger Gegend. Es konnten in den Badener Rosen feldern sogar bis zu 450 000 Blüten am Tag gepflückt werden, was angesichts des Umstandes, daß die Ernte doch immer drei bis vier Wochen dauert, schließlich eine ansehnliche Rosenmenge ergibt. Mit den bulgarischen Riesenbetrieben freilich sind diese Zahlen nicht zu vergleichen. In den Handel gelangt das bulgarische Rosenöl in sogenannten „Estagnons", ähnlich wie Feldflaschen geformten, verzinnten Kupfergefäßen, die in Weißen Filzhüllen und versiegelt ausgeführt werden. Für das Gewicht des orientalischen Rosenöls ist das Metrikel üblich, das, etwa 4 Gramm schwer, in der Türkei, in Persien und Nordafrika ausschließlich zum Wiegen kost barster Dinge — auch von Perlen und Juwelen — ge braucht wird. Auch für den Feinschmecker ist die Rose eine wertvolle Nutzpflanze, denn den Blütenblättern kann man durch längeres Kochen im Wasser auch einen aromatisch schmeckenden Saft entziehen, der sich gezuckert vorzüglich zum Süßen von Limonaden verwenden läßt. Aus den zurückbleibenden Blütenblättern kann man, wenn man sie vollends weich kocht, fein siebt und zuckert, noch eine gute Marmelade bereiten. Wahre Künstler in der Herstellung wundervoll schmeckender Rosenkonfitüren sind die Türken; auch die Chinesen pflegen süße Speisen, ja selbst den Tee mit dem Duft ihrer sehr stark riechenden Rosen zu parfü mieren. Frische Rosenblätter, mit Zucker verrieben, erhitzt und schnell getrocknet, geben ein in Osteuropa sehr be liebtes Konfekt. In Kochbüchern aus der guten alten Zeit findet man endlich noch eine Rosenspeife, nämlich die in — Schmalz gebackenen Rosen, deren Geschmack aber Wohl kaum die Mühe der Herstellung gelohnt haben dürfte. Als Heil- mitt-l dient die Roke heute nur mehr in der Verarbeitung zu Rosenhonkg, als „zusammenziehende* Arznei. Früher gab es dagegen eine ganze Fülle von Rosenmedikamenten, so die sehr geschätzten Zuckerrosate und Rosentinkturen, den Rosensirup, besonders aber den Rosenessig, aus der französischen oder Essigrose hergestellt, der schon im zwölften Jahrhundert angewandt wurde. Königs-esuch in Rew 8ork Juden versuchen Kapital aus dem Staats besuch zu schlagen. Das britische Königspaar verbrachte den Sonntag als Gast des Präsidenten Roosevelt im Hydeparl am Hudson, wohin es sich von New York aus begeben hatte. Bei seinem Einzug in New Nork vollführten Tausende von Sirenen einen ohrenbetäubenden Lärm. Salutschüsse donnerten, die Menge brach in lärmende Begeisterung aus. Konfetti wurde gestreut, Papierschlangen geworfen. In kugelsicheren Kraftwagen durchfuhren der britische König und die Königin die Siebenmillionenstadt, die einst mals das Hauptquartier des Generals Washington wäh rend des Freiheitskampfes gegen die britische Herrschaft war. Die jüdische Geschäftswelt suchte durch entsprechende Schaufensterausstattung möglichst viel Kapital für sich aus dem Königsbesuch zu schlagen. Das Königspaar besah sich die New-Yorker Ausstellung, wo zuerst die Amerikanische und die Irische Abteilung besucht wurden. Ob eS Wester den Engländern gerade sehr angenehm ist, wenn sie hören, daß von den Senatoren eine Reihe in weißen und leichten Sommeranzügen, einer sogar mit einem Cowbohhut, zum Empfang erschienen sei, «nb"baß Ser Senator Borah bei der Begrüßung dem Königspaar er klärt hätte, sie feien „reizende Leute*? Ein Senator verzeichnete es als besonders bemerkenswert, daß der König lächle und ihm die Hand schüttle „wie ein Kongreß mitglied", und ein anderer demokratischer Abgeordneter flüsterte der Königin begeistert zu: „Kommen Sie wieder, Sie sind ein großer Erfolg!" Der Vizepräsident des Kongresses, Garner, klopfte leutselig dem König auf die Schultern, und ein Abgeordneter aus Texas trat König Georg mit der herzlichen Frage entgegen: „Wiegehtesdir.VetterGeorg?* Der Königin hingegen, die er als Base ansprach, machte er das Kompli ment: „Ei, ei, du bist viel hübscher als deine Bilder. Du bist fast so hübsch wie die hübscheste Texanerin." Präsident Roosevelt bezeichnete in einer Pressekonfe renz das Königspaar als „reizende Leute" und erwiderte auf die Frage, ob er denn auch politische Fragen mit dem englischen König besprechen werde, er werde sicherlich Ge legenheit haben, mit dem Gast über die internationale Lage „zu plaudern*. Ein peinlicher Zwischenfall hat sich trotz aller Sorgfalt und der schon geradezu hysteri schen Angst, nur keine Taktlosigkeit in Anwesenheit der englischen Gäste zu begehen, doch ereignet: Während das britische Königspaar noch im Weißen Haus weilte, gab im Hause nebenan das Auswärtige Amt eine Mitteilung an die Presse, daß die finnische Regierung sich bereit erklärt habe, pünktlich wie immer die am 15. Juni fällige Schul denrate zu zahlen (!). Bekanntlich ist die Tatsache, daß das große britische Empire schon seit Jahren seine Kriegs schulden an Amerika nicht zahlt, das ständige Gespräch in USA. Trotzdem hatte man während der Anwesenheit des Königspaares die Aussprache üher Neutralitätsfragen und das damit zusammenhängende Kriegsschuldenproblem im Parlament zartfühlend ausgesetzt. Nems «ms Mee Wett. Die Folgen einer falschen Verlobungsanzeige. Viel Aerger und Hänseleien löste eine falsche Verlobungsanzeige aus, die ein junges Mädchen aus Calw in die Zeliung halte setzen lassen, um sich für Neckereien ihrer eigenen Schwester schadlos zu halten. Diese hatte ihr immer wieder „unter die Nase ge rieben", daß ein bestimmter Verehrer nicht „anbeiße*. Die sitzengebliebene „Braut" fühlte sich durch die ständigen Vor haltungen so gekränkt, daß sie aus Wut durch die Zeitungs anzeige ihre eigene Schwester mit dem betreffenden Verehrer „Verlobte". Das Paar, das sein innges Glück erst durch die Zeitung erfuhr, soll recht ungehalten gewesen sein. — Die rachsüchtige Schwester erhielt als Denkzettel für ihre „Ehe stiftung* wegen erschwerter Privaturkundenfälfchung von der Tübinger Strafkammer eine Woche Gefängnis zudiktiert. Mit dem Kanaltunnel Frankreich—England soll es ernst werden. Das französische Komitee für den Bau eines Tunnels, durch den Aermelkanal beschloß, mit Hochdruck für die beschleu nigte Inangriffnahme des Tunnelbaues zu wirken. Nicht nur in Frankreich, sondern auch in Belgien, Luxemburg und der Schweiz sollen zu diesem Zweck Organisationen gebildet wer den. Ans Reiseverkehrs-, wirtschaftlichen und strategischen Gründen sei es notwendig, das englische Eisenbahnnetz mit dem der drei Kontinente Europa, Afrika und Asien zu verbin den. Der in der Sitzung anwesende frühere Präsident der fran« zösischen Handelskammer in London, M. Guerilla, wurde be auftragt, in England eine Organisation für den Tunnelbau zu gründen. SMre Zuchthaus für einen VoiksverrSter Die erste Verhandlung des Volksgerichtshofes in der O st mark fand in Wien statt. Es hatte sich der 29jährige Heinz Kamps aus Essen wegen Verbrechens des Volksver- rates durch Lügenhetze zu verantworten. Der Angeklagte, der aus einer evangelischen Familie stammt, kam im Jahre 1924 mit katholischen Kreisen in Verbindung. Zwischen zwei Lagern stehend — auf der einen Seite die „Freunde", auf der anderen Seite die Eltern — erlitt er einen Nervenzusammenbruch, der ihn für längere Zeit ins Krankenhaus brachte. Später fand er im Alexianer-Kloster in Köln Unterkunft. Er selbst bezeichnet die dort herrschenden Zustände als „sittlich chaotisch". Im Jahre 1934 entschloß er sich, nach. Verbüßung einer Strafe aus Grund des § 175 „alle Brücken hinter sich abzu brechen" und ins Ausland zu gehen. Er begab sich zunächst nach Holland, wohin er Empfehlungen an einen katholischen Geist lichen erhalten hatte. Mit dem Auftreten des Kampf in Hol land begmnt eine ganze Serie volksverräterischer Verbrechen, die der Angeklagte in nahezu allen Grenzlandern des deutschen Reiches ausgeführt hat. Im Sommer 1937 taucht er in Salz burg auf, wo er als „Augen- und Ohrenzeuge" für Greuel- berichte auftritt. Der Hauptpunkt der volksverräterischen Lügen hetze war dis Erzählung über eine „Meuterei der Leibstan darte* (!), eine Schauermär, die damals zahlreichen auslän dischen Hetzblättern Schlagzeilen lieferte. In der Hauptverhandlung gab der Angeklagte zu, daß er wüßte, daß die unwahren Schilderungen, die er lieferte, eine schwere Gefahr für das Ansehen des deutschen Volkes herbei« führen konnten. Die Schuld des Kampf wurde durch mehrere Zeugen voll erwiesen. Der Gerichtshof, der dem Strafantrag des Staatsanwalts nicht voll entsprach, verurteilte ihn zu 5 Jahren Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverlust. Von der Unter suchungshaft wurden 6 Monate auf die Strafe angerechnet. In der Urteilsbegründung wies der Vorsitzende darauf hin, daß das Schickf.il des Angeklagten angesichts der Verführung, der er erlegen ist, gewiß bedauerlich sei, daß es aber nicht um das Schicksal des einzelnen, sondern um das Schicksal des ge samten deutschen Volkes gehe. MKerMrm. Eine angenehme Ferienbekanntschaft zu machen, die zur Freundfchast und womöglich zu einer Liede für das ganze Le ben wird, das ist wohl der Höhepunkt einer Lrlaubsreife. Es braucht sich nicht immer um die Liede zu einem Vertreter oder einer Vertreterin des anderen Geschlechts zu handeln, es kann auch die Bekanntschaft mit einer schönen Landschaft, mit irgend einem traulichen Erdenwinkel, die Freundschaft zu — einer Zeitschrift sein, die man in den Mußestunden kennenlernte und der man sich dann für immer verbunden Mit. Wir empfeh len eine Bekanntschaft mit den „Fliegenden Blät tern", der bewährten Münchner Zeitschrift für Humor und Kunst, die niemanden enttäuschen wird. Die Fliegenden Blät ter haben es stets verstanden, hervorragende Kräfte der Feder und des Zcichenstistes in ihren Dienst zu stellen und so Woche für Woche ihre Freunde immer wieder von neuem zu er freuen. Man ist überrascht über die Fülle der dargeboteuen humoristischen Erzählungen, Vers« und Glossen zum ZeiM' schehen, die auch nach Jahren nichts von ihrer Frische un Wirksamkeit einbüßten. Die vorzüglichen Zeichnungen und d gekonnten Karikaturen tragen dazu wesentlich bei, Namen Bauer, Hciligcnistacdt, Mauder, Traub und viele andere du gen dafür.
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