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PAPIER-ZEITUNG. 1741 Paul Franke, Arnstadt, stellt in reicher Auswahl nur Arbeiten in Lederschnitt aus. In acht Bildern wird dort die Kunst des Lederschnittes vorgeführt. Die Geschäftsbücher-Abtheilung ist durch E. L. Fuchs, Coburg, und Otto Eivald, Meiningen, vertreten. Erstere Firma hat eine Auswahl aller Sorten Geschäftsbücher ausgelegt. Man sieht dort Hauptbücher in ganz Schweinsleder mit eingelegtem Rücken- und Titelschild, sowie solche in halb Juchten mit schöner Carre'Vergoldung, Kassenbücher in gediegener Ausstattung, sowie alle andern Bücher bis herunter zum einfachen Kopirbuch. Otto Ewald, Meiningen, stellt nur einige Exemplare aus, diese aber sind dafür so vortrefflich, dass sie eine grössere Auswahl vollständig ersetzen. Ein Konto-Korrent mit Rohhaut-Sprungrücken, ein wahrer Riese von Format, hat einen prachtvollen, reichvergoldeten Rücken; das Geheimbuch in ganz Moleskin ist einfach gehalten, dagegen macht das Hauptbuch in marmorirt lohgarem Leder mit Linienvergoldung und rothem Schnitt einen eigenartigen, netten Eindruck. An sämmtlichen Büchern ist der Kantenschoner angebracht. Etuis haben ausgestellt: A. Eppelin, Ruhla (für Meerschaum spitzen und Musik-Instrumente), Gebr. Köchert, Ilmenau (für Uhren und Schmucksachen), Aug. Bessner, Hildburghausen (für Reisszeuge, mathematische, optische und physikalische Instrumente). Das Kartonnagenfach ist recht gut vertreten. Die Holz stoff- und Pappenfabrik Ziegenrück i. Th. erscheint mit einer reichen Auswahl ihrer Erzeugnisse. Tortenschachteln in allen Grössen, Faltschachteln zum Musterversandt, Attrapen in allerlei Formen, von der elegantesten bis herunter zur einfachsten Ausführung, Waaren-Etiketten usw. liegen zur Ansicht aus. Paul Dorsch, Kartonnagenfabrik, Erfurt, hat eine Pyramide aus Kartons auf gebaut. An den vier Seiten bilden Muffschachteln Säulen, während der dazwischen liegende Raum von Versandtschachteln ver schiedenster Arten ausgefüllt wird. Der Sockel besteht aus Lager- Kartons. Auch feinere Kartons für Brautkränze, duftende Grüsse, Visitenkarten und Briefmarken sind vertreten. Ein Karton aus brauner Lederpappe, mit Wasser gefüllt, in welchem ein kleinerer, Salz enthaltender schwimmt, veranschaulicht die Wasserdichtigkeit dieser Pappe. Die Papierwaarenfabrik von Adolf Knorr, Mühlhausen, hat Zuckerdüten riesigen Umfangs ausgestellt. Nebenbei liegt ein Musterbuch mit Druckproben von Beuteln und Düten für Konditoren, Bäcker, Material- und Kolonialwaaren-Handlungen. C. Münzel, Apolda, ist mit einer reichhaltigen Kollektion Musterkarten vertreten. Ein sehr bewundertes Bauwerk ist der Kotiliontempel der Firma Theodor Morich, vormals Osany & Co., Erfurt. Diese hier am Platze noch recht junge Industrie hat aber, wie der Augen schein lehrt, schon recht gute Fortschritte zu verzeichnen. Im Innern des Tempels befindet sich Freund »Amor«, der ja bekannt lich beim Kotillon eine grosse Rolle spielt; er ist eben im Begriff, einen Pfeil abzusenden. Humoristische Kopfbedeckungen, Bier mützen und Kotillon-Orden in ungezählten reizenden Mustern bedecken ringsumher Tisch und Wände. Ein selbstgefertigter Automat erinnert Interessenten an unentgeltliche Entnahme von Geschäftskarten. In Drucksachen haben Hervorragendesgeleistet: Gustav Leutzsch, Gera, Otto Böttner, Arnstadt, Friedr. .Kirchner, Erfurt, und A. Jügelt, Auma. Die Lichtdruckerei von Karl Becker, Naumburg, hat vor zügliche Arbeiten ausgestellt; namentlich in Porträts, welche der Photographie überraschend ähnlich sind, scheint diese Firma sehr leistungsfähig zu sein. Mit Maschinen ist vertreten Karl Krause, Leipzig-, man sieht dort Beschneidemaschinen in Rad- und Hebelsystem, Pappscheeren, Vergoldepressen, Walzen, Ritzmaschinen, Abpressmaschinen, Stanzen usw. Gebr. Brehmer, Leipzig, haben Drahtheftmaschinen ausgestellt, ebenso K. Gebler, Leipzig. Die Heidelberger Maschinenfabrik Molitor & Co. bringt eine Falz- und Heftmaschine zur Schau. Förste & Tromm, Leipzig, zeigen eine grosse Liniirmaschine mit selbstthätigem Einleger. Diese Maschine wird auf Verlangen in Betrieb gesetzt, sie arbeitet sauber, genau und hat eine bedeutende Leistungsfähigkeit. Raab & Grossmann, München, schickten eine vollständige Buch binderei-Einrichtung. Neu ist hierbei die Heftlade mit zurück gesetzter Spindel, welche freies, ungenirtes Heften gestattet und gewiss von jedem Buchbinder gern benutzt werden wird. Sämmtliche Werkzeuge und Geräthe haben saubere und gute Ausführung. Unter den Musterwerkstätten aus alter und neuer Zeit befindet sich auch eine alte Buchbinderwerkstätte. Hier haben fleissige Hände bereitwilligst zur Verfügung gestellte Werkzeuge aus Grossvaters Zeiten gesammelt und zusammengestellt. Man sieht hier den Hobel nicht nur mit Zunge, sondern auch den mit der Scheibe. Ebenso Schlagstein und Hammer, alte Fileten und Stempel; sogar die Gölde mit dem Planirwasser ist vertreten, auch zum Trocknen aufgehängte planirte Bogen kann man betrachten, kurz alles, womit man früher arbeitete und wovon manches Stück dem modernen Buchbinder kaum dem Namen nach bekannt sein mag. Fromme und zünftige Sprüche an den Wänden belehren uns, dass man ehemals streng auf gute Sitten hielt. Alte dicke, staubige Folianten, deren Deckel vom Bücherwurm durchbohrt wurden, sind an der einen Seitenwand aufgestellt, während an der andern Seite neuere Buch-Einbände ausliegen. Ein grosser Fleck auf dem Fussboden beweist, dass dort ungeschickte Hände den Leimtopf umgeworfen haben. Was der Meister nach Feier abend thut, wird uns durch die auf einem Eckbrett stehende lange Pfeife nebst Tabaksbeutel verrathen. Erwähnenswerth ist noch die alte Buchdruckerei » Zum Guten berg«. Auf der Handpresse wird eine alte Erfurter Zeitung vom Jahre 1750 hergestellt und für 10 Pf. verkauft. Bezügliche Sprüche zieren auch hier im Verein mit der Gutenberg-Büste die Wände. Büchertisch. Lexikon der gesammten Technik und ihrer Hilfswissen schaften. Herausgegeben von Otto Lueger, im Verein mit Fach genossen. Mit zahlreichen Abbildungen. Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart. In 25 Abtheilungen, je 5 M. , Das Lexikon stellt sich die Aufgabe, jedwedem Techniker auf jede technische Frage Auskunft zu geben. Die grosse Zahl seiner Mitarbeiter, unter denen neben Fachleuten viele Professoren und Ingenieure sich befinden, bürgt dafür, dass es das gesteckte Ziel erreichen wird. Das Werk ist gut ausgestattet, d. h. es wurde gutes Papier verwendet, und der Druck ist scharf und klar. Viele Ab bildungen sind in den Text eingestreut, theilweise sind allerdings alte, abgenutzte Druckstöcke verwendet. Wir rathen sehr, bei einem solchen Werke den illustrativen Theil nicht zu vernachlässigen, sondern ihn so auszustatten, wie man es bei den grossen Konversations-Lexika gewohnt ist. Soviel sich aus der ersten Hälfte der ersten Lieferung ersehen lässt, die bis zu »Absperr-Vorrichtungen« reicht, sind die einzelnen Artikel mit grosser Gründlichkeit bearbeitet, die beigesetzten Namen der Verfasser machen diese für den Inhalt verantwortlich. Ausführliche Quellen-Nach weise und bei patentirten Sachen die Angabe der Patent- Nummer sind eine angenehme Beigabe für Den, der sich noch gründ licher unterrichten will. Moderne Kunst. Illustrirte Zeitschrift. Verlag von Rich. Bong in Berlin. Alle 14 Tage ein Heft. Preis je 60 Pf. Im 21. Heft dieser illustrirten Zeitschrift äussert sich Fritz Stahl in bemerkenswerther Weise über die Verkehrtheit des heutigen Zeichen- Unterrichts in der Schule. Er stellt die Forderung auf: »Es soll nur nach der Natur gezeichnet werden.« Stahl schreibt: »Wenn heute der begabte Schüler viel im Zeichen-Unterricht erreicht, so ist es die ziemlich mechanische Fertigkeit, eine Vorlage zu kopiren. In dem Beiworte liegt das Urtheil. Das ganze Treiben steht ungefähr auf derselben Stufe — und ich weiss nicht, ob es eine schärfere Verurtheilung giebt — wie die landläufige Klaviersimpelei. Und wenn Jemand seine Sache ungeschickt macht, so heisst es eben: er kann nicht zeichnen, und weder der betreffende Lehrer, noch der betroffene Schüler regen sich sonderlich darüber auf. Der Zeichenlehrer, hier ein entgleister Maler, dort ein „talentvoller“ Elementarlehrer, hat ebensowenig wie ein Schüler eine Ahnung davon, dass das Zeichnen mehr sein könnte als ein blosser Sport und angenehmer Zeitvertreib. Und wenn nachher der Mediziner ein Präparat, der Archäologe ein interessantes Detail in einer Skizze notiren will und es nicht vermag, so kommt er noch nicht einmal auf die Idee, etwas anderes anzuklagen als das eigene Ungeschick. Es giebt kaum einen Beruf, in dem es nicht hier und da von Nutzen wäre, einfache Dinge nach der Natur zeichnen zu können. Wohl aber giebt es Berufe, in denen eine viel grössere Fähigkeit nothwendig ist, die Fähigkeit der Erfindung. Und diese wird durch die Art des Zeichnens in den Schulen, durch das geistlose Nachziehen unverstandener Linien geradezu gehemmt. Wo ist die Zeit geblieben, da in jedem Handwerker ein Stück von einem Künstler steckte, da das kleinste Geräth auch dem Schönheits sinn etwas gab? Heute macht der Handwerker seinem Namen nur allzu sehr Ehre, und wenn das abscheuliche Zeug, das in den elenden Fünfzigpfennigläden und Ramschbazaren feilgeboten wird, unsere Augen nicht beleidigt, so sind wahrhaftig nur unsere Augen daran schuld, die verlernt haben, zu unterscheiden zwischen Gut und Böse.« Stahl erwartet von einer Verbesserung des Zeichen-Unterrichts ein Wieder aufleben des Handwerks, das der Maschinen- und Fabrik - Arbeit gegenüber sonst keine Rettung habe.