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Nr. 54. 1739 Buchgewerbe Buchdruck ege Buchbinderei ® ® eee Buchhandel 8 ® © Steindruck Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. Sachliche Mitthellungen finden kostenfreie Aufnahme. Eingesandte Werke finden Besprechung. Berliner Typographische Gesellschaft. Sonntag^ 8. Juli 1894. Familien-Ausflug nach Klein-Machnow. Die Fahrt dorthin kann vom Anhalter oder Wannsee-Bahn hof aus unternommen werden, und zwar: Vom Anhalter Bahnhof bis Gr.-Lichterfelde, von dort bis Stahns- dorf-Kl.-Machnow mit der Dampfstrassenbahn. Folgende Züge haben Anschluss an die Dampfstrassenbahn: Berlin Abfahrt 11.46, Ankunft in Klein-Machnow 12.48 » » 12.40, „ » „ 1.42 » " 1.57, , „ » „ 3.01 Fahrpreis: Bis Gr .-Lichterfelde III. Klasse 20 Pf., II. Klasse 30 Pf., von Gr.-Lichterfelde bis Klein-Machnow 40 Pf. Vom Potsdamer (Wannsee-) Bahnhof bis Zehlendorf. Von Zehlendorf bis Kl.-Machnow 1 Stunde zu Fuss. Der Weg führt grösstentheils durch herrlichen Laubwald. Berlin Abfahrt 11.30, Ankunft in Zehlendorf 11.57 „ „ 11-50, „ » » 12.17 „ „ 12.10, „ „ » 12.37 usw. alle 20 Minuten. Fahrpreis: Bis Zehlendorf III. Klasse 20 Pf. II. Klasse 30 Pf. Treffpunkt: Kl.-Machnow, Restaurant Türck, um 21/2 Uhr nachmittags. Dortselbst Kaffeekochen, Preiskegeln, Tanz usw. Ausserdem finden bei günstigem Wetter Spiele und Belustigungen für Erwachsene und Kinder im Walde statt. Rückfahrt: Mit der Dampfstrassenbahn um 8.35, 9.09 und 10 Uhr abends. Von Zehlendorf alle 20 Minuten bis 11.16, dann 11.26, 11.36, 12.16, 12.52 nachts. Verbesserungen an Schnellpressen. Breite Greifer. Ein Punkt, der bei Buchdruck-Schnellpressen am meisten zu Klagen Veranlassung giebt, ist das Greifer-System. Die Greifer stossen den Bogen von den Marken ab, sodass ungenaues Register entsteht, sie halten ihn dann nicht genügend fest, machen aber trotzdem Eindrücke im Papier, und schliesslich kommen sie noch auf die Schrift und verursachen schweren Schaden. An Steindruck-Schnellpressen hat man ähnlichen Verdruss nicht, weil dort die Greifer drei- bis viermal so breit sind als bei Buchdruckpressen, und weil sie, einmal eingestellt, in der Höhe nicht mehr gerückt werden. Breite Greifer können, ohne Eindrücke in den Bogen zu hinterlassen, viel kräftiger gegen das Papier gedrückt werden, sie halten also fester als schmale. Wäre bei Buchdruckpressen nicht Rücksicht auf das Oberband zu nehmen und darauf, dass der Punktirer bei seiner Arbeit in der Mitte Platz für die Finger braucht, so könnte man sich über die sonstigen Gründe, die für schmale Greifer sprechen, hinwegsetzen. Die Vordermarken können zwischen den Lücken der Greifer an geordnet werden, und zwar so viele, als Lücken vorhanden sind; alle müssten gleichzeitig herauf und hinunter verstellbar sein. Die Mittelmarke kann man des Oberbandes wegen aus lassen. Sollten auch seitlich Oberbänder nöthig werden, so würde man die Greifer oder die Marken, die an den betreffenden Stellen stehen, herausnehmen. Dadurch, dass viele Vorder-Marken angebracht werden, erhöht sich die Genauigkeit der Anlage, das Anlegen wird dann auch erleichert, weil der Bogen nicht auf zwei schmalen Zacken ruht, sondern auf seiner ganzen Linie gestützt wird. Breite Greifer aber fassen fester, sind betriebssicherer, und wenn sie nicht in der Höhe verstellt werden können, so weiss der Drucker stets, wie er seine Form schliessen muss, und zerquetschte Schrift giebts nicht mehr. Wenn man nun sagen sollte, die Marken müssten seitlich verstellbar sein, weil kleine Drucksachen nicht immer so geschlossen werden können, dass die Vordermarken passen und Raum für das Band bleibt, so erwidere ich: Gut, verstellt seitlich, aber nicht in der Höhe, und nehmt in jedem Falle breite Greifer. Zwei davon wirken besser, als sechs schmale, und auch bei einer Cicero Greiferraum halten sie absolut fest. H. H. Amerikanische Reklamedrucke. Dass man päpstlicher als der Papst sein kann, beweisen die jenigen Fach-Theoretiker, die in der vermeintlichen Entartung der Antiqua eine Gefahr für die Buchdruckerkunst erblicken. Wenn wirkliche Künstler die Schriftzeichen dekorativ behandeln, indem sie flotte Pinselschriften hinwerfen, wenn diese Leute an der ameri kanischen Art der Schriftbildung für Titelzeilen nichts auszusetzen finden, so kann sich auch das typographische Gewissen darüber beruhigen. In der trefflichen Zeitschrift' der Deutschen Kunstgewerbe- Vereine (Verlag von E. A. Seemann in Leipzig) veröffentlicht der Maler Max Seliger eine Betrachtung über »Amerikanische Reklame- Papiere«, die wir mit freundlicher Genehmigung des Verlegers hier zum Abdruck bringen. Was in diesem Aufsatze über Faaden- Malerei gesagt ist, passt auch auf den Plakatdruck, sodass wir keine Erklärung dazu zu geben brauchen. Man kann es sogar auf den modernen Accidenzdruck beziehen, denn die meisten in Freimanier hergestellten Arbeiten wirken »ähnlich wie ein fleckiger Teppich, unentwirrbar und unverständlich für einen schnellen, kurzen Blick«. Herr Seliger schreibt: Die amerikanischen Reklamepapiere haben eine ausserordent liche Entwickelung erfahren, entsprechend dem Charakter unserer Zeit des Verkehrs, der Schnelligkeit, der Allgegenwärtigkeit. Der abgelegenste Produzent will auch im Vordergründe an der Heer strasse sich zeigen und seine flüchtigen Zeitgenossen an seine Leistung erinnern. Er erreicht dies am besten durch die Reklame- mittel, unter denen die Reklamepapiere mit ihren Schriften und Bildern wohl die ausgebildetsten und mächtigsten sind. Es versteht sich von selbst, dass die für diesen Zweck gearbeiteten Druckschriften und Bilder so beschaffen sein müssen, dass sie eine möglichst unvergessliche Wirkung in der kürzesten Zeit, nur für einen flüchtigen Blick, auf die Vorübereilenden üben können. Mit diesem Verständniss haben die Amerikaner ihre Bild motive und Schriften in der denkbarsten Einfachheit und Klarheit gebildet. Ihre Reklameschriften sind von der Art der lateinischen Lettern, wenige sind deutsche Muster. Allen eigen ist die freie, schön bewegte Konturenlinie, die flüssige, glatte Pinselkurve, die durch Zeichnen mit dem ganzen vollen Arm sich gestaltet. Fern also liegt diesen Schriften der Charakter der Konstruktion, der geometrischen Eintheilung mit Zirkel und Lineal und Centimeter- maass. Darum haben diese mit der freien Hand geschaffenen Werke ein angenehmes künstlerisches, freies Aussehen. Ihre Dar steller bilden eine sehr geschickte Künstlerzunft, die ohne Vor bilder ausübt und fortwährend neue Muster erfindet, welche die vorhandenen an Schönheit und Klarheit übertreffen. Der Amerikaner ist im Maassstab sehr verwegen. Der Kauf mann, welcher eine Seitenwand eines hohen Gebäudes für seine Reklame gemiethet hat, befiehlt dem Schriftmaler, jene mit zwei Reihen Schrift zu bemalen, seinem Namen und seinem Artikel. So muss der Maler von seinem Hängegerüst Riesenkurven schwingen, wozu ihm weder Zirkel noch Lineal nützt. Klug ist die Beschränkung in der Fülle des Textes. Nur das Nöthigste, um den Zweck auszudrücken., wird genommen. Die wenigen Worte gestatten natürlich eine sehr viel grössere und wirkungsvollere Darstellung, welche auf ungeheuere Entfernung schon lesbar ist. In diesem Punkte wird bei uns viel gesündigt. Es wird zu viel Text gegeben und derselbe daher auch nicht gelesen, weil keiner Zeit dazu hat. Bei bildlichen Darstellungen soll alles mög liche darauf sein und angebracht werden, was nachher wie ein reiches kleines Staffelbild, aber auch, wie ein fleckiger Teppich, natürlich unentwirrbar und unverständlich für einen schnellen, kurzen Blick wirkt. Eigenthümlich ist, dass die amerikanischen Schriftmaler meist negativ arbeiten. Man wählt kräftige, reine Urfarben, vielfach Ultramarin und Englisch Roth auf Weiss, d. h. also die Landes farben. Ueberhaupt ist die Absicht immer: weithin sichtbar und