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2496 PAPIER-ZEITUNG. Nr. 78. Beschreibung neuer in Deutschland patentirter Erfindungen. Sämmtliche Original - Patentschriften werden, Loweit sie noch vorhanden sind, zum Preise von 1 M. für jede Patentschrift von der Kaiserlichen Reichsdruckerei zu Berlin SW., Oranien- Strasse 91, an Jedermann abgegeben. Man sende den betreffenden Betrag an die genannte Verkaufsstelle durch Postanweisung und bezeichne auf derselben deutlich die Nummer der gewünschten Patentschrift. Dieselben können auch durch jede Beichspostanstalt bezogen werden. Apparat zur Darstellung von Bleichflüssigkeit durch Elektro lyse von Alkalichloriden von Dr. Carl Kellner in Wien. D. R. P. 76115 (Kl. 75). Der Grund, weshalb die elektrolytische Darstellung von Bleichmitteln bis heute in der Praxis so wenig Eingang gefunden hat, liegt darin, dass sowohl die der Industrie für diesen Zweck zur Verfügung stehenden Apparate, als die ganze zur Einrichtung einer elektrolytischen Anlage erforderliche Anordnung zu theuer und komplizirt sind oder wenigstens den mit solchen Arbeiten nicht Vertrauten so zu sein scheinen. Zweck der vorliegenden Erfindung ist es nun, der Industrie einen ebenso billigen als einfachen Apparat zu liefern, der so angeordnet ist, dass er mit jeder vorhandenen Dynamomaschine betrieben werden kann, und dessen Anschaffungskosten so gering sind, dass auch jede kleinere Fabrik die Vortheile der elektro lytischen Darstellung von Bleichmitteln sich zu Nutze machen kann, ohne grössere Kapitalien anlegen und eigens geschultes Personal zum Betriebe engagiren zu müssen. Fig. 1. Fig. 1 ist ein senkrechter Längsschnitt, Fig. 2 eine Draufsicht. Der Apparat besteht aus einem Trog A, welcher durch einen Deckel B geschlossen und an zwei gegenüberliegenden Seiten wandungen mit wechselständig angeordneten vorstehenden und Nuthen besitzenden Leisten a al a2 . . . a n , bb1 b2 . . . b n versehen ist. In diese Nuthen werden die vortheilhaft aus Kohle oder einseitig platinirten Metallplatten gebildeten Elektrodenplatten 1, 2, 3 . .. n derart eingesetzt, dass ihre freien Enden in den Fig. 2. zwischen zwei gegenüberstehenden Leisten liegenden Raum hinein reichen. Die erste und die letzte Elektrodenplatte ragen durch den Deckel B aus dem Tröge A heraus und tragen die Strom kontakte C und C l . Die zu zersetzende Flüssigkeit wird durch 'das Rohr D in den Trog A geleitet und fliesst, nachdem sie den selben durchströmt hat, durch das Rohr E ab. Die Wirkungsweise des Apparates ist beispielsweise bei Anwendung von Kochsalz lösung als Elektrolyt folgende. Die Kochsalzlösung wird aus dem das Bleichgut enthaltenden Gefässe bei D in den Apparat eingeführt und muss ihren Weg zwischen den wechselständigen Elektroden in der Richtung der Pfeile (Fig. 2) nehmen. Die wechselständigen Elektroden theilen den ganzen Apparat in eine Anzahl von Zellen und wirken beider seitig, so zwar, dass stets eine Seite jeder Elektrodenplatte als Anode, die andere Seite als Kathode fungirt. Tritt der Strom bei C in die Elektrodenplatte 1 ein und bei C1 aus der Platte n aus, so ist die Platte 1 Anode, die Platte 2 auf ihrer der Platte 1 zugekehrten Seite Kathode, auf der andern Seite Anode u. s. f. Es verhält sich daher der ganze Apparat wie eine Reihe von auf Spannung hinter einander geschalteten Elementen. Man braucht daher auch nur zwei Stromkontakte, und zwar für die erste und letzte Elektrode. Würden die Leisten aal a J ... a und bb l b 2 ... b n nicht vorhanden sein und die Elektrodenplatten z. B. wechselständig in die Wände des Gefässes A eingesetzt sein, so müsste ein Theil des elektrischen Stromes an dem dann freistehenden Ende der Elektrode vorbei durch den Elektrolyten direkt zur zweitnächsten Elektrode gehen, und es würde dadurch ein Stromverlust ent stehen. Dieser Uebelstand wird durch die Anordnung der erwähnten Leisten vermieden, da sich der Strom stets den kürzesten Weg sucht und daher direkt von Elektrode zu Elektrode geht, ohne den Umweg des Elektrolyten zwischen den Leisten hindurch mit zumachen. Angenommen, man hätte eine Dynamo-Maschine von 99 Volt und 32 Ampöre zur Verfügung, so wird zur Zersetzung von Kochsalz der Apparat 23 Elektroden platten haben, die zusammen 22 Zellen bilden; in jeder Zelle wird eine Spannung von 4,5 Volt herrschen und ein Strom von 32 Ampöre hindurchgehen, man wird daher die Wirkung eines Stromes von 4,5 Volt und 704 Ampöre erreichen. Strömt nur Kochsalzlösung bei D ein, so wird an allen Anodenseiten der Elektroden Chlor entwickelt und an allen Kathodenseiten Aetznatron gebildet. Die rasch durch den Apparat strömende Flüssigkeit bringt nun das Chlor sofort mit dem Natriumhydroxyd zusammen, es wird unterchlorigsaures Natron gebildet und der an den Kathoden freiwerdende Wasserstoff infolge der raschen Strömung unschädlich gemacht. Diese bleichende Lösung wird aus E mittels einer Pumpe oder einer anderen geeigneten Fördervorrichtung wieder dem das Bleichgut enthaltenden Gefässe zugeführt, sodass ein steter Kreis lauf der Flüssigkeit vom Bleichgefässe durch den Zersetzungs apparat ins Bleichgefäss stattfindet. Falls als Elektroden Kohlenplatten verwendet werden, so wird in diesen erwähnten Kreislauf zwischen dem Zersetzungs- Apparat und dem Bleichgefässe ein Filter eingeschaltet, welches aus Glaswolle besteht, die zwischen zwei perforirten Platten oder Metallgeweben ruht. Die Entfernung der Elektroden voneinander kann in dem beschriebenen Zersetzungs-Apparat, da keine Diaphragmen vor handen sind, sehr gering sein; der innere Widerstand eines solchen Apparates ist daher ebenfalls sehr klein. Patent-Anspruch: Ein Apparat zur Herstellung von Bleichflüssigkeit durch Elektolyse von Alkalichloriden, bestehend aus in einem geschlossenen Tröge A wechselständig angeordneten Elektroden (1, 2, 3 ... m), welche von an den Trogwandungen angebrachten Leisten a a l a 2 ... a n und b b l b 2 . . . b n derart gehalten werden, dass die freien Enden der Elektroden in den Raum zwischen je zwei benachbarte Leisten hineinreichen, sodass der Apparat in eine Anzahl von Zellen getheilt ist, welche alle auf Spannung hintereinander geschaltet sind. Verfahren, bedrucktes Papier (Makulatur) von der Drucker schwärze zu befreien von Louis Horst in Linz a. Rh. D. R. P. 76017 (Kl. 55). Zehn Theile Wasserglas werden mit einem Theil Schwefel kohlenstoff innig gemischt und dieser Mischung hundert Theile Wasser zugesetzt. Die zerkleinerte Makulatur wird in einem passenden Rühr-Apparate mit dieser Mischung innig in Verbindung gebracht, wobei die Druckerschwärze sich von dem Papier ablöst und in der Flüssigkeit schwimmt. Durch Auswaschen mit Wasser kann die Schwärze vollständig ausgespült werden, sodass man reinen, zu neuem Papier verwendbaren Papierbrei erhält. Statt Schwefelkohlenstoff kann man auch Paraffinöl anwenden, muss aber dann statt eines Theiles drei Theile nehmen. Durch bekannte Bleichmittel, wie doppeltschwefligsaures Natron, Chlor u. a. kann die erhaltene Masse vollständig gebleicht werden. Patent-Anspruch: Entfernung der Druckerschwärze aus Makulatur durch Behandeln der letztem mit einer Mischung von Wasserglas und Schwefel kohlenstoff oder Paraffinöl. Verfahren zur Herstellung photographieähnlicher Bilder durch Druck von Charles B. Woodward in St. Louis (V. St. A.). D. R. P. 75281 (Kl. 15). Das Verfahren ist in Nr. 63, S. 2013 beschrieben worden.