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PAPIER-ZEITUNG. Nr. 54. Dachpappen-Fabrikation. Nachstehende Abbildung zeigt eine Einrichtung von Wilhelm Lüchau, in Hamburg zur Herstellung von Dachpappen, welche durch Gebrauchsmuster Nr. 26118 geschützt ist. In dem Behälter b wird Theer durch Dampfschlangen c erhitzt, welche an den innern Seitenwänden angebracht sind. Eine unten offene Scheidewand e dient als Wasserscheider und ermöglicht, die vordere kleine Abtheilung d des Behälters, in welche die Pappe eingeführt wird, frei von Wasser zu halten, das sich aus dem gewöhnlich benutzten Rohtheer ausscheidet. Die Rollpappe a tritt bei Leitwalze g in den Behälter und wird in aus der Zeichnung ersichtlicher Weise mit Hilfe von Leit- und Trag walzen in dem Theer der zweiten grössern Abtheilung f hin- und hergeführt und dann in die Presswalzen h1 und h 2 geleitet. Durch Schraubenspindel i lässt sich der Druck der Presswalzen regeln. In der Sache selbst sind wir, wie schon oft erklärt, der Meinung, dass von gesetzlichen Beschränkungen der Fabrikation möglichst abgesehen werden sollte, wenn sie auch vom ethischen Standpunkt berechtigt erscheinen. Die Regierenden sehen anscheinend auch ein, dass der Industrie schon zu viel zugemuthet ist, und sie bemühen sich, das Gesetz möglichst unschädlich zu gestalten. Falls infolgedessen durch Verordnung des Bundesrathes auf Grund des Reichs - Gesetzes bestimmt wird, dass die Papierfabriken Sonntags nur 12 Stunden feiern müssen, so kann dies auch den Rheinländern in künftigen Jahren einmal sehr willkommen sein. Dieselben haben jetzt 24-stündige Ruhe, fühlen sich benachtheiligt dadurch, dass die Fabriken in andern Theilen des Reiches Sonntags arbeiten, und treten begreiflicherweise dafür ein, dass in dieser Beziehung gleiches Recht in Deutschland hergestellt werde. Sie hoffen, dass durch strenge Sonntagsruhe die augen blickliche Ueber-Erzeugung vermindert und dem Markt aufgeholfen wird. Es ist jedoch sehr zu bezweifeln, ob dieser Erfolg ein treten wird, weil diejenigen Fabrikanten, welche lohnenden Absatz für das Erzeugniss des siebenten Tages haben oder dasselbe nicht entbehren zu können glauben, durch Auf stellung von Maschinen oder auf andere Art dieses Mehr beschaffen werden. Papier ist eine Waare, die voraussichtlich von keinem andern Verbrauchs-Gegenstände in Zukunft ver drängt wird, der Bedarf wird im Gegentheil mit zunehmender Bildung fortwährend wachsen, und es kann wohl die Zeit kommen, wo die Fabrikanten sehr gern ihre Erzeugung nach Möglichkeit vermehren würden, wenn sie nicht durch gesetzliche Beschränkungen daran verhindert wären. Wir wünschen es allen Fachgenossen, und auch den Rheinländern, dass sie recht bald in diese Lage kommen mögen, und würden es ihnen garnicht verdenken, wenn sie dann davon Gebrauch machten. Die Fabrikation spitzt sich auf allen Gebieten zu einem sogenannten Konjunkturen-Geschäft zu, d. h. sie geht eine Zeit lang sehr schlecht, um dann wieder, wie das Waarengeschäft um Weihnachten, guter Nachfrage zu begegnen. Der stetige und gleichmässige Absatz früherer Jahre ist verloren gegangen, die Fabrikanten müssen sich deshalb nothgedrungen so einrichten, dass sie in der Zeit der Fluth das Höchste leisten, um sich damit auf die darauf folgende der Ebbe vorzu bereiten. Wenn auf England hingewiesen wird, wo die Sonntagsruhe streng gehandhabt wird, so vergisst man, dass die britische Papier- Erzeugung sehr darniederliegt, dass wenig neue Maschinen auf gestellt werden, und viele Fabriken eingegangen sind. Als empfehlenswerthes Vorbild kann England uns daher in Bezug auf geschäftlichen Erfolg nicht dienen. Amerika arbeitet infolge seiner Naturkräfte und Rohstoffe, sowie Freiheit von allen Lasten und Einschränkungen so vortheil- haft und hat so hohe Schutzzölle, dass es noch weniger maass- gebend für unsere Verhältnisse ist. Ausserdem wird dort trotz Gesetz bei Bedarf auch Sonntags gearbeitet. Norwegen, welches die Sonntagsruhe hat, ist von der Natur, durch seine Lage und Abwesenheit anderer Lasten und Be schränkungen so begünstigt, dass es diese eine Beschränkung wohl ohne Schaden ertragen kann. Wir würden uns mit den meisten Fabrikanten freuen, wenn alle deutschen Arbeiter für 6 oder auch 51/2 Tag denselben und höhern Lohn erhalten könnten, als jetzt für 61/2 oder 7, dass sie überhaupt mehr an den Genüssen theilnehmen, welche das menschliche Leben bietet. In Deutschland sind jedoch der Industrie in den letzten zehn Jahren so viele Lasten und Beschränkungen auferlegt worden, dass man ihr eine Reihe von Jahren Ruhe zur Eingewöhnung lassen sollte. Vor allem sollte man die Fabrikanten nicht nöthigen, den gesetzlichen Vorschriften noch mehr Auf merksamkeit zu widmen, da sie all ihre Zeit und Fähigkeit zur Aufrechthaltung ihres Betriebes und Beschäftigung der Arbeiter brauchen. Man kann von keinem unserer Sozial- und Steuergesetze sagen, dass es an sich unerträglich sei, und doch bildet deren Gesammtheit eine Erschwerung, die nicht unterschätzt werden darf. Man hüte sich, die mühsam geschaffene Industrie zu erdrücken, d. h., die schon erkrankte Gans, welche die goldenen Eier legt, zu tödten! In grosses Unglück lernt ein edles Herz Sich endlich finden; aber wehe thut’s, Des Lebens kleine Zierden zu entbehren. Zwischen der Presse und der Aufroll-Vorrichtung t ist über der Pappbahn ein Sandkasten m an Kreuzhölzern k und l auf gehängt. Der sich verengende Theil n des Kastens ist unten durch eine Vertheilungswalze o abgeschlossen, welche durch einen Riemen von der untern Presswalze aus in Umdrehung gesetzt wird und den Sand gleichmässig auf das schräg aufgehängte Brett p auslaufen lässt. Das Brett ist um Scharnier q drehbar und wird an seinem untern Ende durch das mit Schlitzloch versehene und mittels Flügelschraube s verstellbare Flach-Eisen r getragen. Auf dem Brett sind zahlreiche Stifte angebracht, welche den ablaufenden Sand gleichmässig vertheilen und auf die sich auf rollende Pappe fallen lassen. Durch Hebel u wird das Messer in Bewegung gesetzt, durch welches die fertige Pappe ab geschnitten wird. Papierfabrikation in Frankreich. Auf das Ansuchen des Deputirten Laroche-Joubert als Präsidenten des Vereins der französischen Papier-Fabrikanten (Syndicat professionnel de l’Union des Fabricants de papier)ant- wertete der Präsident des Senat-Ausschusses, dass das dem Senat von der Deputirtenkammer zugegangene neue Gesetz betreffs Beschlagnahme der Gehälter »Saisi des salaires» demnächst auf die Tagesordnung gesetzt werde. Durch das gegenwärtige äusserst kostspielige Verfahren werden die Arbeiter, gegen welche Pfändung verfügt ist, schwer geschädigt, und es ist schon vor gekommen, dass auf eine Schuld von fünf Franken die Kosten hundert Franken betrugen. Wenn das von der Deputirtenkammer ausgearbeitete Gesetz in Kraft tritt, so genügt für Beschlagnahme ein eingeschriebener Brief des Friedensrichters. In den Verhandlungen des Vereins am 2. Juni, deren Er gebniss wir in Nr. 49 mittheilten, wurde erwähnt, dass von den beiläufig 400 Fabrikanten Frankreichs nur 150 von Bedeutung seien. Die andern 250 seien kleinere Fabrikanten, welche meist nur theure Papiere anfertigen und den allgemeinen Papiermarkt nicht beeinflussen. Die Zahl der Arbeiter in den Papierfabriken beträgt über 40000.