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Wie man Welt-Ausstellungen macht. Die Franzosen haben bis jetzt die erfolgreichsten Welt-Aus stellungen zustande gebracht. Mit dervon 1889 begann einfinanzieller Aufschwung, der Frankreich wieder auf die alte Höhe führte. Diese letzte Pariser Ausstellung zeichnete sich nicht zum Wenigsten durch die äusserst geschickte Art der Kapital-Beschaffung aus. Es wurde eine Anleihe in der Weise aufgenommen, dass jeder Besitzer eines Antheils dafür den vollen Werth in Eintrittskarten und ausserdem ein Lotterieloos erhielt, welches bedeutenden Gewinn in Aussicht stellte. Die Eintrittskarten wurden während der Aus stellung überall zum halben Preise ausgeboten und dies hatte zur Folge, dass die Ausstellung ungeheuer besucht war. Zu den Vorbereitungen, die seit einem Jahre schon für die Ausstellung 1900 im Gange sind, kommen jetzt auch Pläne für die Geldbeschaffung, von denen der Moniteur de la Papeterie fran^aise folgenden von M. E. Thery entworfenen mittheilt: Vor Ende 1894 sollen 1 250 000 Gut-Scheine der Ausstellung 1900 zum Preise von 90 Franken ausgegeben werden. Von diesen 90 Franken sind 20 Franken bei der Zeichnung, 20 bei der Vertheilung und 50 Ende Dezember 1894 zu erlegen. Jeder dieser Scheine gewährt dem Inhaber folgende Rechte: 1. Reisen auf den französischen Eisenbahnen vom 1. März bis 15. November 1900 entweder 2000 km 3. Klasse, oder 1300 km 2. Klasse, oder 900 km 1. Klasse nach Wahl des Inhabers. Benutzung durch eine oder mehrere Personen gleichzeitig ist gestattet, nur muss ein Pariser Bahnhof Anfangs- oder Endpunkt sein. (Die hiermit gewährte Fahrt kostet nach jetzigen Fahrpreisen 100 Franken.) 2. Antheil an 24 Ziehungen von je 140 Loosen im Gesammtwerth von 500 000 Franken, dabei ein grosses Loos von 250 000 Franken und ein zweites von 100000 Franken. Die Ziehungen werden am ersten jeden Quartals der Jahre 1895 bis 1900 abgehalten. 3. 30 Eintrittskarten von 1 Franken zur Ausstellung 1900. 4. 2 Karten zur Besteigung des Eiffelthurms bis zur Spitze. 5. Unfall-Versicherung für 10 000 Franken. 6. Antheil an einer Schlussziehung am 1. Dezember 1900, deren grosses Loos 1 Million, deren zweiter Preis 500 000 Franken usw. giebt. 7. Antheil an der Ziehung einer grossen Tombola von in der Ausstellung gekauften Gegenständen imWerthe von 1250 000 Franken im Dezember 1900. Die Ausgabe dieser Scheine würde jetzt schon 1071/2 Millionen baares Geld liefern, von denen 1/2 Million für die erste Ziehung zurückgehalten würde; die andern 107 Millionen würden in französischer 3 1/2 prozentiger Rente angelegt und in der Bank von Frankreich niedergelegt, bis sie für folgende Zwecke zur Vertheilung kommen: Syndikat der französischen Eisenbahnen für die freie Fahrt der Gutschein-Inhaber 56 250 000 Franken Welt-Ausstellung 45 000 000 Eiffel-Thurm 4 500 000 Unfall-Versicherung 1 250 000 Zusammen . . 107 000 000 Franken Die zugesicherten Lotterie-Preise würden sich aus den Zinsen der 107 Millionen ergeben, sodass diese, wie oben erklärt, zur Verfügung bleiben. Zur Ausstellung würde dadurch jetzt schon ein Kapital von 45 Millionen Franken verfügbar, und es wäre überflüssig, irgend welche Garantiefonds zu sammeln, oder Gelder von irgend woher in Anspruch zu nehmen. Dass das Publikum eine solche Anleihe kaufen würde, scheint bei den gebotenen vielfachen Vortheilen zweifellos, es ist jedoch anzunehmen, dass noch andere und vielleicht noch bessere finanzielle Pläne zum Vorschein kommen, jedenfalls wird die Kapitalbeschaffung keinerlei Schwierig keiten verursachen. Markenschutz. Berichtigung unseres nach Stenogramm abgefassten Berichts über die Generalversammlung des Schutzvereins der Papier-Industrie in N. 74. Im Auftrage meines noch abwesenden Herrn Loubier theile ich Ihnen ergebenst mit, dass auf Seite 2351 der Nr. 74 der Papier-Zeitung sich ein bedenklicher Irrthum in der Wiedergabe seiner Ausführungen eingeschlichen hat, insofern als dort angegeben ist, dass bei der Erneuerung einer Marke keine Gebühr zu zahlen ist. Dies ist nicht richtig, vielmehr sind vor Ablauf der Schutzfrist 10 M. Gebühren zu entrichten. Nur die Anmeldung bereits geschützter Marken auf Grund des neuen Gesetzes ist gebührenfrei. C. Kesseler. Blaupauspapier. Jedes gut geleimte Papier eignet sich zur Herstellung von lichtempfindlichem Papier. Die nöthigen Chemikalien sind rothes Blutlaugensalz und Eisencitrat-Ammon. Da Letzteres sehr hygroskopisch ist, muss es in einem luftdicht schliessenden Fläschchen aufbewahrt werden. Zur Darstellung der licht empfindlichen Flüssigkeit löst man 2 Theile Blutlaugensalz und 3 Theile Citrat in 12 Theilen Wasser. Die Mischung ist nicht haltbar und muss daher jedesmal frisch bereitet werden. Wenn man nur zwei oder drei lichtempfindliche Bogen herstellen will, so genügt es, von jedem der beiden Chemikalien eine kleine Messerspitze voll in eine Tasse zu werfen und in ein paar Thee- löffel Wasser zu lösen. Das Papier wird mit einer Bürste, die zu keinem andern Zweck benutzt werden darf, einseitig mit der Lösung bestrichen und sofort unter Licht-Abschluss zum Trocknen aufgehängt. Man kann durch künstliche Wärme das Trocknen beschleunigen, darf jedoch die Temperatur nicht zu hoch nehmen, da sonst gerade wie durch Licht Zersetzung eintritt. Man verwendet zum Kopiren am besten Rahmen, wie sie die Photographen benutzen. Unter das Glas wird die zu kopirende Zeichnung gelegt, und zwar so, dass die Seite, auf welcher die Tinte ist, das Glas berührt; sonst erhält man eine Kopie, auf welcher das Bild umgekehrt erscheint. Unter die Zeichnung legt man das präparirte Papier, die bestrichene Seite nach oben und belichtet nun in üblicher Weise. Das durch das durchsichtige Papier der Zeichnung dringende Licht zersetzt den lichtempfind lichen Anstrich des darunter liegenden Papiers an allen Stellen, welche nicht durch die schwarzen Striche der Zeichnung geschützt sind. Wird nach hinreichend langer Belichtung das präparirte Papier in reines Wasser gelegt, so werden alle vom Licht getroffenen, zersetzten Stellen blau gefärbt, während die durch die Striche der Zeichnung vor dem Einflüsse des Lichtes geschützten Stellen löslich geblieben sind und den lichtempfind lichen Anstrich wieder an das Wasser abgeben. Die Zeichnung erscheint daher weiss auf blauem Grund. Wie lange zu belichten ist, erkennt man an der Farbe der belichteten Stellen; sie müssen schmutzig grau erscheinen. Im Zweifelsfalle belichte man lieber etwas zu lange als zu kurz. Wenn grosse Zeichnungen zu kopiren sind, für die man keine passenden Rahmen hat, legt man dieselben einfach unter kräftige Glasplatten. Da in diesem Fall die fortschreitende Zer setzung nicht wie bei Rahmen direkt beobachtet werden kann, so legt man zu gleicher Zeit mit dem lichtempfindlichen Blatt Streifen von präparirtem Papier unter die Zeichnung nahe am Rande, an Stellen, welche für die Kopie nicht gebraucht werden. Man lässt diese Streifen etwas vorstehen und zieht während der Belichtung von Zeit zu Zeit einen derselben heraus; die Farben veränderung zeigt, wie weit die Zersetzung vorgeschritten ist. Tapezierer-Rolle. Für eine Rolle, welche anstelle der Bürste zum Anlegen der Tapeten bestimmt ist, hat William Jones das amerikanische Patent Nr. 525217 vom 28. August 1894 erhalten. Die Walze selbst ist innen hohl und besteht nach der Patent schrift aus Holz; die Enden derselben werden durch einen Block aus mehreren zusammengeleimten Hartholz-Scheiben geschützt. In die an der Walze liegenden Seite der beiden Blöcke ist eine ringförmige Nuth geschnitten, welche in einen entsprechenden Vorsprung der Walze getrieben wird. Ein Keil aus Hartholz in der Mitte der seitlichen Scheiben dient der durchgehenden Stahlwelle, um welche sich die Walze dreht, als Lager. Der Bügel besteht aus Aluminium oder Stahl, der auf einer Stahl angel sitzende Griff aus Holz.