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2386 PAPIER-ZEITUNG. Mr. 75 dünken. Zwar können derart getroffene Gewerbetreibende ihre Gegen vorstellungen machen, doch werden diese fast nie berücksichtigt. Dies ist sicher ein unnatürlicher Zustand, und die Fabrikanten sollten gemeinsam zu verhindern suchen, dass dem industriellen Fortschritt neue Schranken gesetzt werden, da es deren schon zu viele giebt. Wir geben diesen Schmerzensschrei des leitenden englischen Blattes wieder, weil er bei uns vielfaches Echo finden wird. Die britischen Papierfabriken haben nicht nur den Wettbewerb der Papiere aller Länder zu ertragen, sondern werden seit Jahren wegen Verunreinigung der Wasserläufe, durch Aufsichtsbeamten der oben beschriebenen Art usw. derart drangsalirt, dass ihnen die Lust zum Fabriziren verleidet werden kann. Die Statistik zeigt auch auf beinahe allen Gebieten einen Rückgang der britischen Industrie. Die Engländer wissen dies sehr gut, trösten sich aber damit, dass sie den Welthandel in Händen haben und in ihren Schilfen mehr als 70 pCt. aller seewärts ver sandten Waaren befördern. Das britische Weltreich ist auch so kapitalkräftig und hat in seinen Kolonien solche Quellen des Reichthums, dass es sich eine Verminderung seiner gewerblichen Thätigkeit gefallen lassen kann. In Deutschland, wo Industrie und Kapital von 1820 bis 1860 wie Treibhauspflanzen ängstlich gefördert wurden, wo kein Ersatz in Kolonien und Welthandel vorhanden ist, erfahren Gewerbe und Kapital durch die neuere Gesetzgebung schon ähnliche Behandlung wie die im Engineer geschilderte. Der Gewerberath und die untern Vollziehungsbeamten gehen bei unsern Fabrikanten ein und aus, die Gesetze und Paragraphen, welche dieselben zu beobachten haben, füllen Bücher und erfordern stete Aufmerksam keit, Gewerbe-, Einkommen- und andere Steuern werden fortwährend erhöht, und der Absatz vermindert sich infolge der Zollmauern, welche andere Länder errichten. Das »Kapital muss bluten« ist der Grundgedanke der neuern Finanz-Gesetzgebung, während es früher zum Einwandern nach Deutschland ermuthigt und sorgsam behütet wurde. Man vergisst, dass es langsam wie es gekommen auch wieder auswandern, dass demselben allmälig die Lust zur Anlage in gewerblichen Unternehmungen benommen werden kann! Man sehe sich doch um in kapital- und industrie armen Ländern wie die Türkei, Spanien usw. und erwäge, ob die dortigen Zustände erwünscht wären. Die frühere einseitige Förderung der Industrie und der Kapital- Ansammlung hatte zur Folge, dass sich eine grosse Fabrik arbeiter-Bevölkerung bildete, deren Wohl und Wehe in der Entwickelungszeit nicht die erforderliche Fürsorge finden konnte. Nachdem dies aber erkannt ist, verfällt man in das andere Extrem und überstürzt die Hilfsmaassregeln, ohne der Industrie Zeit zu lassen, sich einzugewöhnen, ohne abzuwarten, ob die andern Staaten, unsere Wettbewerber auf dem Weltmarkt, dieselben Wege einschlagen. Bis jetzt ist dies von Frankreich, Belgien, Russland, Schweden- Norwegen usw. nicht geschehen, und einige dieser Staaten sind überdies in der glücklichen Lage, ihren Bürgern keine Heeres- Lasten aufbürden zu müssen. Papier-Prüfung. Berichtigung. In dem Bericht über die Generalversammlung des Schutz vereins der Papier-Industrie in Nr. 74, Seite 2253 Punkt 8 Papier- Prüfung, ist meine Aeusserung im 2, Absatz unrichtig und sinn entstellend wiedergegeben. Ich habe ungefähr Folgendes gesagt: Für die Normalien ist die Frage der Dauerhaftigkeit des Zellstoffes erheblich; da die Behörden angewiesen sind, zu sparen, werden meiner Erfahrung nach in der grossen Hauptsache Akten papiere Kl. 4a und 4b verbraucht und diese wieder nach den billigsten Angeboten gewählt. Diese billigen 4a und 4b Papiere sind aber fast nur aus Zellstoffsorten zweiter Güte hergestellt und genügen meiner Ansicht nach durchaus nicht als Akten papier. Wenn auch die vorgeschriebenen Eigenschaften für 4a und 4b nothdürftig erreicht werden mögen, so habe ich doch gerechten Zweifel an der Dauerhaftigkeit dieser Zellstoffpapiere usw. Von Kl. 3a habe ich überhaupt nicht gesprochen. Magdeburg, 16. Sept. 1894. Friedr. Wilh. Abel. In der Züricher Gewerbe-Ausstellung ist ein für die Wolga- Mündung bestimmter Naphta-Dampfer aus Aluminium von Escher Wyss & Co. zu sehen, welcher zehn Personen fasst und nur 430 kg wiegt. Holzstoffmarkt in Norwegen. Das norwegische Handelsblatt »Farmand« berichtet: Der Markt für Roizschliff ist fester als vor einigen Wochen, und man glaubt allgemein, dass die Preise bald anziehen werden. Im Vergleich zu frühem Jahren haben noch sehr wenige Abschlüsse für Lieferung im nächsten Jahr stattgefunden, und ein regeres Geschäft steht daher in Bälde zu erwarten. Holz-Zellstoff ist flau, bei sinkenden Preisen. Schlechter kann das Geschäft kaum gehen, und den Verkäufern bleibt einzig der Trost, dass, wenn nicht bald bessere Preise erzielt werden, weniger Waare an den Markt kommen wird. Da zu den jetzigen Preisen die Verwendung von Zellstoff lohnend für die Papier-Fabrikanten sein muss, steht zu hoffen, dass regere Nachfrage eintreten wird. Obschon das Geschäft in Deutsch land besser gehen soll als hier, sind es doch gerade die deutschen Fabriken, welche stets bereit sind, niedrige Preise anzunehmen und den Markt hier zu ruiniren. Brutto für Netto. Zu der im Briefkasten von Nr. 73 beantworteten Frage 750 schreibt uns ein Papier-Fabrikant: Der Zellstoff-Fabrikant verkauft seinen Zellstoff stets, ob er in Papier aus Zellstoff oder in irgend ein anderes verpackt ist •Brutto für Netto•, ohne dass es von den Abnehmern, den Papier-Fabrikanten, beanstandet würde. Deshalb darf auch der Papier-Fabrikant verlangen, dass ihm die Umhüllung bezahlt wird. Er verwendet sie im Interesse des Empfängers und kommt wegen der Seile, die er dazu nöthig hat, selten auf die eigenen Kosten. Auch bei jedem andern Artikel, sei er in Kisten, Fässern oder Säcken verpackt, wird entweder Brutto für Netto oder die Packung extra berechnet. Ich halte es daher für ein Unrecht, wenn der Abnehmer von Papier die in seinem eigenen Interesse hierzu verwendete Packung nicht bezahlen will. y. Wir bitten um weitere Aussprache. D. Red. Anlage von Exhaustoren. Der Gewerberath Rube in Liegnitz hebt in seinem amtlichen Bericht hervor, dass man Exhaustoren in verschiedener Weise wirken lassen muss, je nachdem es sich um Erneuerung der Luft oder um die Beseitigung von Staub handelt. Im erstem Fall ist der Exhaustor am höchsten, im andern Fall am tiefsten Punkte des betreffenden Raumes anzubringen. In der Regel wird der Exhaustor im obern Theile des Raumes angebracht, gleichgiltig, ob er heisse, feuchte Luft oder Staub abzusaugen bestimmt ist. Im erstem Fall wird er seinen Zweck gut erfüllen, und besonders dann, wenn frische Luft als Ersatz für die oben ab gesaugte Luftmenge durch Oeffnungen am Boden des Raumes in geeigneter Vertheilung nachströmen kann. Im zweiten Fall jedoch wird der Exhaustor seinen Zweck vollständig verfehlen. Es wird zwar ein Luftwechsel und ein Luftzug nach oben zu dem Exhaustor stattfinden, aber gerade durch diesen künstlichen und oft recht kräftigen Luftzug werden ungezählte Millionen von Staubtheilchen in die Höhe gewirbelt, welche dem Gesetz der Schwerkraft folgend das Bestreben haben, zur Erde zu sinken. Es ist einleuchtend, dass das natürliche Bestreben der Staubtheilchen unterstützt und das Ansaugen derselben, bei zweck mässiger Vertheilung der Saugstellen, am Boden des Raumes bewirkt werden muss, während der Ersatz von frischer Luft in der Decke oder doch in den obersten Theilen der Wände zu erfolgen hat. Der Bericht fährt fort: In einer Schmirgelpapierfabrik ist nach diesem Prinzip eine Ent staubungs-Anlage auf diesseitige Anregung eingerichtet worden, durch welche der erzeugte Staub an den verschiedenen Entstehungsstellen nach Möglichkeit durch Kanäle, welche zum Exhaustor führen, nach unten abgezogen und in eine Staubkammer gefördert wird. Trotzdem fand ich bei Besichtigung dieser Fabrik bei starker Kälte und rauhem Ostwind sämmtliche Fenster und Thüren geöffnet, sodass der Wind grosse Staubwolken erzeugte und den Zweck der Absauge-Vorrichtung vereitelte. Zudem wurde das Sieben von Schmirgel in der Weise vorgenommen, dass ein Arbeiter mit einer Schaufel die zerkleinerten Steinarten durch ein in dem Arbeitsraume aufgestelltes Sieb hindurch warf. Diese Arbeit wurde untersagt und dann das Schliessen der Fenster und Thüren derart angeordnet, dass nur einige kleine Oeffnungen in den obersten Fensterflügeln verblieben. Die Wirkung dieser Maass- regel zeigte sich überraschend schnell. Naeh wenigen Minuten war der Kaum nahezu staubfrei, und es fand ein langsamer Luftstrom von oben nach unten hin statt, welcher den Staub, insoweit er nicht schon an der Erzeugungsstelle beseitigt wurde, stetig zu den Kanälen im Fussboden hinabzog, sodass eine Staubbelästigung der Arbeiter nicht mehr stattfand.